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Als Diskriminierung Arbeitsloser wird eine Form der Diskriminierung betrachtet die Menschen nach ihrer vermeintlichen okonomischen Nutzlichkeit abstuft 1 Inhaltsverzeichnis 1 Diskurse um Arbeitslose 1 1 Forschungen zur gesellschaftlichen Einschatzung von Langzeitarbeitslosen 1 2 Faulheitsdebatten 1 3 Diskriminierende Begriffe 2 Behandlung durch Amter 3 Einstellungspraxis von Betrieben 4 Siehe auch 5 Literatur 5 1 Sachbucher 5 2 Romane 6 EinzelnachweiseDiskurse um Arbeitslose BearbeitenTeilweise diskriminierende Diskurse um Arbeitslose gruppieren sich haufig um Schlagworte oder Aussagen die eine abwertende Zuschreibung verdichten Man kann unterscheiden zwischen latenter Abwertung von Langzeit Arbeitslosen Debatten die vor allem in Vorwahlzeiten zu Lasten von Arbeitslosen aber auch anderen gesellschaftlichen Gruppen initiiert werden und politischen Kampfbegriffen bzw Unwortern die eine Abwertung transportieren Forschungen zur gesellschaftlichen Einschatzung von Langzeitarbeitslosen Bearbeiten Das Forschungsprojekt Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit hat erstmals 2007 das Phanomen der Langzeitarbeitslosenabwertung untersucht Der Aussage dass die meisten Arbeitslosen kaum daran interessiert seien einen Job zu finden schlossen sich 49 3 der Befragten an 60 8 fanden es emporend wenn Langzeitarbeitslose sich auf Kosten der Gesellschaft ein bequemes Leben machten Auch im Jahr 2008 stieg der Studie gemass die Abwertung Wilhelm Heitmeyer sieht die Ursachen der Zunahme der Langzeitarbeitslosenabwertung in einer Okonomisierung des Sozialen die nach seinem Verstandnis mit dem Ubergang der Marktwirtschaft zur Marktgesellschaft einhergehe wobei Menschen zunehmend unter dem Kriterium ihrer okonomischen Nutzlichkeit betrachtet wurden Diese Betrachtung von Menschen unter dem Kriterium wurde vor allem zu einer Abwertung von Langzeitarbeitslosen fuhren 2 In einem Artikel in der Zeitung Die Zeit in der Wilhelm Heitmeyer jahrlich den aktuellen Forschungsstand zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit darstellt aussert er sich zu den Verantwortlichkeiten der Langzeitarbeitslosenabwertung folgendermassen Betrachtet man die Abwertung von Langzeitarbeitslosen muss man auch uber den Zusammenhang zwischen den von gesellschaftlichen Eliten uber die Medien immer wieder reproduzierten Bildern von Hartz IV Empfangern sowie Langzeitarbeitslosen und den Einstellungen in den unterschiedlichen Bevolkerungsgruppen diskutieren Dabei ergeben sich wie berichtet Muster der Abwertung die auch jene Gruppen von Menschen betreffen die im Sinne der kalten Kalkulationen als Nutzlose oder Uberflussige gelten 3 Ein weiteres Ergebnis der Studie ist dass eine erhohte Abwertung von Arbeitslosen mit einem geringeren Bildungsgrad korreliert Anlass fur die Untersuchung war die Zunahme von Abwertungen die sich in den Medien fanden so zum Beispiel die Bezeichnung von Bierdosen als Hartz IV Stelzen mit der der ZDF Entertainer Thomas Gottschalk in die offentliche Kritik geriet 4 2007 untersuchte das Projekt YUSEDER Youth Unemployment and Social Exclusion Dimensions Subjective Experiences and Institutional Responses in Six Countries of the EU das von der Europaischen Union in Auftrag gegeben wurde 5 Grunde fur die soziale Exklusion jugendlicher Langzeitarbeitsloser in sechs Landern der EU Schweden Belgien Deutschland Griechenland Italien Spanien die Bedeutung der Langzeitarbeitslosigkeit fur die betroffenen Jugendlichen und die Moglichkeiten zu ihrer Inklusion Faulheitsdebatten Bearbeiten Zu einem regelmassig einen Wahlkampf in Zeiten einer Wirtschaftskrise begleitenden Diskurs 6 die Arbeitslose pauschalisierend abwerten gehort nach Frank Oschmiansky Silke Kull und Gunther Schmidt vom Wissenschaftszentrum Berlin fur Sozialforschung die sogenannte Faulheitsdebatte Sie setzte mit dem Beginn der Massenarbeitslosigkeit Mitte der 1970er ein Im Verlaufe der 1970er Jahre wurden Arbeitslose in verschiedenen Medien aber auch von politisch verantwortlichen unter anderem als Druckeberger Mussigganger und Langzeit Urlauber bezeichnet und ihnen Arbeitsscheu und Leistungsmissbrauch vorgeworfen 7 Es folgte eine zweite Faulheitsdebatte die zu Beginn der 1980er Jahre von allen im Parlament vertretenen Parteien gefuhrt wurde Die dritte dieser Debatten wurde von Bundeskanzler Helmut Kohl mit seiner Kritik am kollektiven Freizeitpark Deutschland angestossen die vierte vom Bundeskanzler Gerhard Schroder der davon sprach es gabe kein Recht auf Faulheit Oschmiansky Kull und Schmidt sehen in ihrer Studie ein Beschimpfen der Opfer Tater Opfer Umkehr Es durfte aus dem Ruckblick jedoch auch deutlich geworden sein dass die Faulheits und Druckebergerdebatten nicht nur mit dem moglichen oder vermeintlichen Fehlverhalten von Arbeitslosen zu tun haben sondern zu einem guten Teil auch politischen Kalkulen folgen Der auffallige Zusammenfall der Debatten mit dem schlechten Bild der Arbeitslosen in der offentlichen Meinung mit bevorstehenden Wahlen und einer unzufriedenen Entwicklung der Arbeitslosigkeit geben dem Verdacht Nahrung dass die Arbeitslosen als Sundenbocke fur eine zum Teil verfehlte oder zu zogerliche Arbeitsmarkt und Beschaftigungspolitik herhalten mussen 8 Auch das Papier Vorrang fur die Anstandigen Gegen Missbrauch Abzocke und Selbstbedienung im Sozialstaat welches in Verantwortung des seinerzeitigen Bundeswirtschaft und Arbeitsministers Wolfgang Clement herausgegeben wurde das Arbeitslose in die Nahe parasitarer Organismen ruckt 9 wird vom Anti Diskriminierungsburo Berlin als Diskriminierung von Arbeitslosen bezeichnet 10 Im Vorfeld einer Landtagswahl in Nordrhein Westfalen wird Anfang 2010 von Vizekanzler Guido Westerwelle eine offentliche Debatte uber Hartz IV und anstrengungslosen Wohlstand angestossen 11 Diskriminierende Begriffe Bearbeiten Fur Kritik sorgte auch die Bezeichnung von Langzeitarbeitslosen als Sozialhilfeadel die auf Rolf Peter Lohr den ehemaligen stellvertretenden Leiter 12 des Deutschen Instituts fur Urbanistik zuruckgeht Ihnen wurde von Lohr Faulheit Passivitat und mangelnde Lebensplanung vorgeworfen Er beschreibt den Sozialhilfeadel folgendermassen In den Problemgebieten spurt man welche Kultur der Abhangigkeit der Sozialstaat geschaffen hat Dort leben manche Leute schon in der dritten Generation von Sozialhilfe dort herrscht Sozialhilfeadel die wissen gar nicht mehr wie das ist morgens aufstehen sich rasieren vernunftig anziehen und zur Arbeit fahren 13 Der Bielefelder Padagoge Fabian Kessl bemerkt dazu kritisch dass der Sozialhilfeadel ein Konstrukt sei Er sieht in der Verwendung dieses Begriffes die Gefahr einer Abwertung armer Menschen d h es gebe keinen Sozialhilfeadel 14 Behandlung durch Amter BearbeitenHauptartikel VerfolgungsbetreuungGegenuber den Institutionen der kommunalen Arbeitsvermittlung und der Bundesagentur fur Arbeit gibt es Kritik die deren Praxis als diskriminierend bezeichneten So wandten sich Mitarbeiter eines Arbeitsamtes mit dem Schlagwort Verfolgungsbetreuung gegen die vielfach belegte und zum Teil gesetzlich geforderte Praxis Arbeitslosen nicht nur Arbeit zu vermitteln sondern sie auch bis in ihre Privatsphare hinein verfolgen zu mussen Joachim Zelter kritisiert mit seinem dystopischen Roman Schule der Arbeitslosen ebenfalls die von der Bundesagentur fur Arbeit vorgegebene Praxis als diskriminierend Die Behandlung von Arbeitslosen durch die Arbeitsamter sei unmenschlich 15 Einstellungspraxis von Betrieben BearbeitenArbeitslose erhalten abhangig von der Dauer ihrer Arbeitslosigkeit generell seltener Einladungen zu Bewerbungsgesprachen In einigen Landern ist diese Tendenz verstarkt festzustellen Eine Untersuchung kam zu dem Ergebnis dass in der Schweiz ein Arbeitsloser der zweieinhalb Jahre arbeitslos gewesen ist um 45 Prozentpunkte seltener zu einem Einstellungsgesprach eingeladen wird als ein Beschaftigter Weiter heisst es in dieser Studie dass die Wahrscheinlichkeit fur ein Einstellungsgesprach bei Langzeitarbeitslosen die uber 30 Monate ohne Arbeit waren so gering ist dass es kaum noch Sinn hat sich zu bewerben In den Vereinigten Staaten sei diese Form der Diskriminierung hingegen nicht zu finden 16 Siehe auch BearbeitenWeitere Informationen zu Schlagworten die mit diskriminierenden Zuschreibungen gegen Langzeit Arbeitslose arbeiten finden sich in den Artikeln Sozialschmarotzer Florida Rolf Welfare QueenLiteratur BearbeitenSachbucher Bearbeiten Christian Baron Britta Steinwachs Faul Frech Dreist Die Diskriminierung von Erwerbslosigkeit durch BILD Leser innen Munster 2012 ISBN 978 3 942885 18 8 Wilhelm Heitmeyer Hrsg Deutsche Zustande Band 6 Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 518 12525 0 Frank Oschmiansky Silke Kull Gunther Schmid Faule Arbeitslose Politische Konjunkturen einer Debatte August 2001 ISSN 1011 9523 PDF Hans Uske Das Fest der Faulenzer Die offentliche Entsorgung der Arbeitslosigkeit Munster 2004 ISBN 3 927388 47 5 Anna Mayr Die Elenden Warum unsere Gesellschaft Arbeitslose verachtet und sie dennoch braucht Berlin 2020 ISBN 978 3 446 26840 1Romane Bearbeiten John Steinbeck Fruchte des Zorns Munchen 1985 ISBN 978 3423104746 Joachim Zelter Schule der Arbeitslosen Tubingen 2006 ISBN 978 3937667713Einzelnachweise Bearbeiten Heitmeyer Moralisch abwarts in den Aufschwung Nutzlichkeit und Effizienz dieses Denken ist weit verbreitet und bedroht den Zusammenhalt der Gesellschaft Ein Forschungsbericht in Die Zeit Nr 51 vom 13 Dezember 2007 Wilhelm Heitmeyer Kirsten Edrikat Die Okonomisierung des Sozialen Folgen fur Uberflussige und Nutzlose in Wilhelm Heitmeyer Hrsg 2008 Deutsche Zustande Band 6 S 55ff Wilhelm Heitmeyer Moralisch abwarts in den Aufschwung Nutzlichkeit und Effizienz dieses Denken ist weit verbreitet und bedroht den Zusammenhalt der Gesellschaft Ein Forschungsbericht in Die Zeit Nr 51 vom 13 Dezember 2007 Archivlink Bruno Schrep Die neue Verhohnung Bierdosen sind Hartz IV Stelzen in Wilhelm Heitmeyer Hrsg 2008 Deutsche Zustande Band 6 S 218ff Archivlink Memento vom 25 Juni 2007 im Internet Archive Doris Marszk Debatte um faule Arbeitslose immer vor der Wahl und in der Flaute Memento vom 29 April 2010 im Internet Archive Bild der Wissenschaft Klaus Neumann Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik Offentlicher Umgang mit einem Dauerproblem Tectum Verlag Marburg 2013 ISBN 9783828831865 S 123 130 Frank Oschmiansky Silke Kull Gunther Schmid Faule Arbeitslose Politische Konjunkturen einer Debatte August 2001 S 8 PDF Memento vom 8 November 2005 im Internet Archive Aus dem Papier Biologen verwenden fur Organismen die zeitweise oder dauerhaft zur Befriedigung ihrer Nahrungsbedingungen auf Kosten anderer Lebewesen ihren Wirten leben ubereinstimmend die Bezeichnung Parasiten Naturlich ist es vollig unstatthaft Begriffe aus dem Tierreich auf Menschen zu ubertragen zitiert nach www stern de Anti Diskriminierungsburo Berlin e V Diskriminierung von Arbeitslosen durch Bundesministerium 19 Januar 2006 Archivlink Memento vom 20 Oktober 2007 im Internet Archive Rudolf Stumberger Der ewige Florida Rolf Kampagnen gegen vermeintlich faule Arbeitslose haben Tradition Dabei erganzen sich Politik und Medien perfekt Neues Deutschland 25 Februar 2010 Difu Intern 4 2006 Zitiert nach Fabian Kessl Sozialer Raum als Fall 1 2 Vorlage Toter Link www uni bielefeld de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis In Werner Thole Michael Galuske Hrsg Vom Fall zum Management Wiesbaden 2006 pdf Vgl auch Fabian Kessl Sozialraum Eine Einfuhrung Wiesbaden VS Verlag 2007 ISBN 3531149466 Joachim Zelter Interview im Programmheft des Theaters Krefeld Monchengladbach zur Buhnenfassung der Schule der Arbeitslosen Februar 2008 1 Felix Oberholzer Gee Do Firms Discriminate Against the Unemployed A Field Experiment University of Pennsylvania January 2001 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Diskriminierung Arbeitsloser amp oldid 239052887