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Die Differenzhypothese ist eine in der interkulturellen Padagogik in den 1970er Jahren entwickelte Annahme dass kulturelle Differenzen als anders aber nicht defizitar zu werten sind und dass der Unterricht die unterschiedlichen Kulturen und Sprachen einbeziehen soll Diese Annahme hat in der Erziehung von Kindern in der Erwachsenenpadagogik und in der Sozialen Arbeit Anwendung gefunden Die Differenzhypothese grenzt sich ab von der Haltung vor allem in den 1960er Jahren uberwiegend eingenommenen Ausgangspunkt dass soziokulturelle Differenzen einen Storfaktor darstellten und dass Mehrsprachigkeit negativ zu bewerten sei Diese Betrachtungsweise wird heute als Defizithypothese bezeichnet Sie stand in Deutschland in der Schweiz Frankreich den Benelux Staaten und teils auch in England in engem Zusammenhang mit der Zuwanderung siehe hierzu auch Anwerbepolitik der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderte Kinder erhielten Sonderunterricht in der lokalen Unterrichtssprache die fur sie eine Zweitsprache war In Deutschland wurde in diesem Zusammenhang von Auslanderpadagogik gesprochen in anderen Staaten eigens hierfur eine Sondersonderpadagogik erstellt 1 Die Defizithypothese wurde weitgehend von der Differenzhypothese abgelost Cristina Allemann Ghionda reiht die Differenzhypothese in eine Entwicklung in vier Phasen ein 2 3 Defizithypothese im Rahmen einer Auslanderpadagogik soziokulturelle Differenzen werden als Storfaktor bewertet Mehrsprachigkeit ist negativ besetzt Differenzhypothese im Rahmen einer interkulturellen Padagogik Kulturelle Differenzen sind als anders aber nicht defizitar zu werten und der Unterricht soll die unterschiedlichen Kulturen und Sprachen einbeziehen Mehrsprachigkeit wird positiv bewertet Egalitatshypothese im Rahmen einer Kritik an der interkulturellen Padagogik Kulturelle Differenz wird ausgeblendet Mehrsprachigkeit wird weder positiv noch negativ bewertet Diversitatshypothese im Rahmen einer Padagogik der soziokulturellen und sprachlichen Vielfalt Welches eine Minderheit ist wird je nach Perspektive neu definiert Mehrsprachigkeit wird positiv bewertet Die Phasen werden von Allemann Ghionda nicht als eine zeitliche Zuordnung aufgefasst beispielsweise kann die Egalitatshypothese sich mit einer anderen Hypothese uberlagern Die aus der Padagogik einschliesslich der Erwachsenenbildung bekannte Differenzhypothese ist von Tilly Miller in der Sozialarbeit angewendet worden 4 Literatur BearbeitenCristina Allemann Ghionda Mut zur Pluralitat Interkulturelles Lernen als Handlungsfeld der allgemeinen Padagogik In Erwachsenenbildung Band 48 2002 Nummer 1 S 14 18 Cristina Allemann Ghionda Bildung fur alle Diversitat und Inklusion Internationale Perspektiven Ferdinand Schoningh Verlag 2013 ISBN 978 3 506 77308 1 Einzelnachweise Bearbeiten Cristina Allemann Ghionda Fur die Welt Diversitat feiern im heimischen Garten Ungleichheit kultivieren In Zeitschrift fur Padagogik Band 54 2008 Nummer 1 S 18 33 Seite 20 Marianne Kruger Potratz Interkulturelle Bildung Eine Einfuhrung Waxmann Verlag ISBN 978 3 8309 6484 1 S 118 Christina Allemann Ghionda Schule Bildung und Pluralitat Sechs Fallstudien im europaischen Vergleich Zweite Auflage 2002 S 484 495 Zitiert nach Cristina Allemann Ghionda Fur die Welt Diversitat feiern im heimischen Garten Ungleichheit kultivieren In Zeitschrift fur Padagogik Band 54 2008 Nummer 1 S 18 33 Seite 22 Bernd Dewe Jens Winterling Tilly Miller Sozialarbeitsorientierte Erwachsenenbildung In socialnet de socialnet GmbH 2 Dezember 2003 abgerufen am 8 November 2020 Rezension Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Differenzhypothese Padagogik amp oldid 231950089