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Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg 1852 ist ein Roman von Berthold Auerbach Diethelm von Buchenberg wurde 1852 erstmals im dritten Teil der Schwarzwalder Dorfgeschichten zusammen mit Brosi und Moni veroffentlicht Inhalt BearbeitenDie Geschichte beschreibt den Werdegang Diethelms der aus einer armen Familie stammt lauter Krattenmacher und Bettelleut 6 durch Heirat aber vom Knecht zum Bauern reussiert standig eingespannt zwischen den ausseren Erwartungen der Dorfler und der inneren Abhangigkeit von Ansehen Stolz und Ehre Auf der anderen Seite findet sich aber auch ein wohltatiges Verhalten gegenuber seinen armeren Verwandten wenngleich auch dies nicht zuletzt auf den Ruhm 35 hin ausgeubt wird Schon zu Beginn charakterisiert ein Brezelverkaufer die bescheidene Grosstuerei 43 des Diethelms indem er feststellt wenn der Bauer auf den Gaul kame der mache es arger als die Herren 7 Die innere Dramaturgie des Diethelm beschreibt sich aber erst dadurch dass er um diese Abhangigkeit stets ein ahnendes Wissen in sich aufleuchten sieht wie weit zuruck lag ihm jetzt die Zeit wo auch er stolz sein konnte statt dass er jetzt um sich nicht zu verraten stolz tun musste 17 das noch befordert wird durch das Beispiel des ehemaligen Bauern Reppenberger der mit seinen Unternehmungen unterging und sich nun als eine Art Zwischenmakler auf dem Markt verdingen muss Auf ebendiesem Markt spitzt sich dann auch fur den Diethelm die Situation zu Nach mehreren bauerlich geschaftlichen Fehlversuchen nun finanziell schon angeschlagen sich der Schafzucht widmend gerat Diethelm durch seine Ehrbegierde 50 wie das Drangen der Nachbarn zum Aufkaufer aller Wolle statt seine eigene loszuschlagen denn es ist ja gleich was man besitzen mag wenn nur die Menschen daran glauben der Glaube macht selig und der Glaube macht reich 43 Die Posaune des Jungsten Gerichts 19 als die die Stadtzinkenisten dem ehemaligen Knecht erscheinen kundet erstmals den drauenden Untergang an Fur die uberteuert und in zu grosser Menge gekaufte Ware wurden Wechsel gezeichnet die Kaufangebote bleiben aus die vollen Lager mussen versichert werden Gerade in der Assekuranz zu der er sich auch um der Ehre willen sich so etwas leisten zu konnen drangen liess sieht Diethelm nun aber seine Chance dem Untergang zu entgehen Der Bauer der seiner Umgebung nun zunehmend als zweierlei Mensch 27 erscheint beschaftigt sich zunehmend mit dem Plan sein Gut in einem selbst gelegten Feuer untergehen zu lassen und von der Erstattung neu zu beginnen Die mit diesem Gedanken auszutragenden Konflikte beginnen sich nun zu verscharfen Einerseits treibt es ihn fort immer weiter 62 weg vom Ort seiner geplanten Tat durch die es ihm uberall besser sonniger und luftiger ibd erscheinen will bekommt diese zentrifugale Tendenz erzahlerisch nahezu philobate Zuge wenn man den Diethelm kurz darauf frei in der Luft ibd hangen sieht andererseits erwacht kurz darauf dann wieder die Liebe zu seiner Frau Martha die ihm Friede und Gluckseligkeit 63 allein als zuhause erreichbar erscheinen lasst Dies verscharft sich allmahlich zu einem gewaltigen Ringen 91 des Bauern Schwort er noch in dem einen Moment vor sich hin in stiller verborgener Nacht jede Versuchung von sich abzutun 80 ist er im nachsten schon bereit ein Verbrechen an der ganzen Welt zu begehen 82 findet er sich einmal ohne zu wissen wie in betender Haltung auf den Knien vgl 91 auch 93 kann er schon kurz darauf als hartgefrorener Missetater 92 heimkehren Schliesslich uberkommt ihn ein Schwindel weiss er nicht mehr vor und nicht mehr ruckwarts sieht sich uber einem Abgrund zwischen Leben und Tod 93 Aber schon als die um der Ehre willen sich dies leisten zu konnen abgeschlossene Versicherung zu einem Reputationsverlust Brand legen zu wollen beizutragen beginnt sieht Diethelm in logischer Umkehrung seinen Plan darin bestatigt Er stand gerechtfertigt vor sich da das Schlechteste zu tun traute man ihm ja das Schlechteste zu 89 Die Ausfuhrung die durch mehrere Zufalligkeiten behindert zu werden droht konfrontiert Diethelm schliesslich mit seinem Schafer Medard der den Plan des Bauern erahnt vgl 68 und zu nutzen versucht seinen geliebten und schon in Kindertagen als Schaferprinz 33 phantasierten jungeren Bruder Munde Raimund mit der Bauerntochter Franzi Franziska zu verheiraten Die jedoch hatte nicht nur das hoffartige Wesen ihres Vaters geerbt 51 war im langen kindlichen Beobachten der elterlichen Ehe zu einem Nuckel ein Wesen voll Tucken und Nucken 66 zu einem flatterhaften und wankelmutigen Wesen geworden vgl 77 sondern konnte auch den Sinn der Eheschliessung langst nur noch in der Instrumentalisierung des Partners erkennen vgl 9 Kap 64 67 so dass sie den Schafer Munde der sich bereits in sie verliebt hatte eher als Objekt ganglerischer Experimente denn als angemessenen Gatten erachtet Der die Bauerntochter fur den eigenen Bruder erwahlende Medard der den Diethelm bei den Vorbereitungen uberrascht vgl 94 zwingt sich nun als Komplize auf wird zum verraterischen Genossen den es aus dem Wege zu schaffen 97 gilt Die Brandstiftung gelingt vg 109 bevor jedoch Diethelm die Altarkerze entzundet die das Feuer auslosen und ihm die Abwesenheit zur Tatzeit ermoglichen soll uberwaltigt er noch den ihm nicht unahnlichen Schafer und legt ihn gefesselt auf den Speicher dass er mit verbrenne Der Tat die vor das Gericht gelangt zwar verklagt aber freigesprochen bleibt Diethelm jedoch im Argwohn nicht nur der Dorfgemeinschaft sondern auch der Frau wie der Tochter ein Brandstifter was ihn umso mehr nun antreibt seine Reputation wiederherzustellen Allmahlich gelangt so der durch die Versicherungssumme im Reichtum gemehrt Dastehende wieder und zu grosserem Ruhm wird zuletzt gar zum Dorfschulten erwahlt kann aber einer inneren Kalte nicht mehr entfliehen mit der unter der Oberflache die Tat seine Seele anzunagen scheint in Erfullung eines Schwurs den er einst seiner ebenfalls nicht von Verdacht gegen den Gatten freien Frau gab Musst du anzunden fragte Martha ohne aufzuschauen und wild auffahrend erwiderte Diethelm Weib dass du mich fur so schlecht haltst hatt ich doch nie geglaubt Guck aber nein du traust mir ja nicht aufs Wort Guck mich soll die Sonn wie sie jetzt am Himmel steht nie mehr bescheinen nie mehr warm machen wenn ich nur einen Gedanken an so was hab 70 Doch schon kurz darauf findet sich Diethelm wieder verstrickt in einen inneren Dialog der die Rechtfertigung der eben doch schon langer erwogenen Tat in der Ausweglosigkeit erbringen soll Und wenn man sich nicht anders zu helfen weiss und alles verbrennen muss dann druckt man die Augen zu und tut s 72 Auch seine Frau ebenfalls nicht frei von Verdacht gegen den Gatten vgl 70 die vor Gericht einen falschen Eid ablegte den Gatten zu schutzen leidet anfanglich an einer Verkummerung ihrer Schwurhand erhalt aber Hilfe vom alten Schaferle dem Vater des ermordeten Medard der als einziger bis zu seinem Tod an der Schuld des Diethelm festhalt Die anfangliche Vorsicht des Diethelm wandelt sich uber die Versuche seinen guten Ruf zu erneuern schnell in die Verachtung derer die nicht hinter seine Fassade zu blicken vermogen Neun Zehntel der Menschen sind nichts als Hunde und Papageien sie reden und tun wie man s sie anlernt und schworen dann Stein und Bein dass das aus ihnen selber kam 149 erkennt aber auch die durch die Tat herbeigefuhrte innere Zwangssituation Diethelm fuhlte wie das Verbrechen keinen reinen Fleck an dem Menschen lasst 151 Der weiterhin von Diethelm betriebene Versuch Franz mit Munde zu verehelichen fuhrt zur Verlobung beider scheitert dann schliesslich aber nicht nur an dem Hochmut der Tochter sondern auch deren Uberzeugung von der Schuld des Vaters vgl 156 die diese gegen Diethelm auch auszuspielen bereit ist So wird Munde mit dem die Verlobung kurz darauf wieder gelost wird zum Mitwisser zumindest des tochterlichen Argwohns Diethelm selbst aber gerat zunehmend in den Strudel nicht nur der Tat sondern auch seines eigenen zwiespaltigen Wesens das ihm die nach dem Freispruch erlangte Ehre schnell sauer werden lasst Diethelm sass in der oberen Stube und hielt beide Hande vors Gesicht die Augen brannten ihm aber weinen konnte er nicht Er konnte den Gedanken nicht loswerden dass das ein Leichenbegrabnis ware sein eigenes er war scheintot und er konnte nicht aufschreien ihr begrabt einen Mann der lebt nein ihr begrusst unter den Lebenden einen Toten Hirnverwirrend drang es auf ihn ein und er meinte er sei wahnsinnig er hatte gerne gesprochen 167f Aber auch wenn zur Kalte noch ein unruhiger Schlaf sich gesellt vgl 172 soll es noch dauern bis Diethelm sprechen wird Noch sind eine Kurreise und weitere hohere Ehren wie die Beachtung durch eine Furstin wie auch das Freien eines Assessors um die Tochter zu bestehen Zuletzt dann wird der einstige Knecht und Mordbrenner sogar zum Schoffen des neu eingerichteten Schwurgerichtes ernannt Erst jetzt zeigt sich auch dass der erstickte Argwohn in den Gemutern der Flamme in einem niedergebrannten Hause glich die immer wieder aufschlagt sobald man einen Balken weghebt 222 und die Leute sehr wohl seiner Tat eingedenk blieben Auch wenn Diethelm nun auf der Schoffenbank wieder zu beten beginnt vgl 227 ist ihm die Pflicht in jenem Gericht anwesend zu sein in dem er einst einer Tat beklagt wurde der er auch schuldig war zunehmende Pein Nur gewaltsam noch vermag er seinen alten Stolz 233 wieder hervorzuholen Schliesslich ist kurz nach dem Tod der Martha die bis zuletzt dem Diethelm auch darin die Treue gehalten zu haben scheint seine Unschuld fest anzunehmen ein Prozess anhangig gegen ebenjenen Reppenberger der schon eingangs der Geschichte als gefallene Gestalt vorgestellt wurde Reppenberger angeklagt nun gerade als Brandstifter treibt dem Diethelm die Erinnerungen an seine Tat wieder in das Gedachtnis Als zuletzt noch Munde im Gerichtssaal erscheint dessen Stimme schon zuvor den Klang der Bruderstimme 173 zu Diethelms Entsetzen zeigte der nun aber auch seines Bruders Kleider tragt wird Diethelm von dieser Erscheinung uberwaltigt und legt noch von der Schoffenbank aus sein Gestandnis ab Diethelm von Buchenberg wird zu lebenslanger Haft abgeurteilt und findet so wieder zu einem einfachen Leben wie er es als Knecht fuhrte zuruck Dunkel und Hochmut aber leben in der Tochter Franz die aber dann doch ihr Erbe das sie noch gegen die Anspruche der Versicherung sich erhielt dem Schweizer Kloster Einsiedeln stiftet indem sie in Buchenberg einen Jungfrauenbund grundet Das Werk das Karl Gutzkow Ein Meisterstuck musterhaft in Anlage und Ausfuhrung 254 nannte ist eines der schwarzesten und in der psychologischen Darbietung der Pathologie des Diethelm auch ungewohnlichsten des heimatverbundenen Genres Auerbach selbst schrieb an Gottfried Keller er sei mit dem Grundsatze einverstanden dass wir die Dinge des Lebens zu einer logischen u psychologischen Consequenz fuhren die sie in der baren Wirklichkeit nicht haben Das ist unser Idealismus und wie ich glaube der rechte 28 Juni 1860 zitiert nach Berthold Auerbach Diethelm von Buchenberg Eine Schwarzwalder Dorfgeschichte hg v Gerhard Rostin Berlin 1964Ausgaben BearbeitenAuerbach Berthold Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg In Deutscher Novellenschatz Hrsg von Paul Heyse und Hermann Kurz Bd 7 2 Aufl Berlin 1910 S 45 268 In Weitin Thomas Hrsg Volldigitalisiertes Korpus Der Deutsche Novellenschatz Darmstadt Konstanz 2016 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Diethelm von Buchenberg amp oldid 204390268