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Die Passion ist ein Roman der deutschen Schriftstellerin Clara Viebig aus dem Jahr 1925 Thema des Geschehens ist der Leidensweg dreier Menschen die an Syphilis erkrankt sind Im Mittelpunkt stehen die Probleme der Protagonisten die mit Angst Ausgrenzung und Einsamkeit kampfen mussen sobald ihre Krankheit offenbar wird Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Interpretationsansatze 3 Ausgaben 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDie Geschichte tragt sich hauptsachlich in Berlin zu Neben den zentralen Figuren des Romans Eva Wilkowski ihrer Mutter Olga und dem Vater Manfred Berndorff spielen Evas Onkel Stefan Wilkowski und dessen Ehefrau Ella sowie die Dirne Lene Bumke eine bedeutende Rolle Eva kommt mit einer angeborenen Syphilis auf die Welt Diese Erkrankung hat sie von ihrem Vater Manfred Berndorff ererbt Manfred Berndorff wird als ein saumiger Schuler vorgestellt der es nach mehreren Anlaufen nicht geschafft hat sein Abitur abzulegen Hierfur ist seine wenig zielstrebige Haltung verantwortlich andererseits tragen nachtliche Eskapaden nicht zu seiner Gelehrsamkeit bei Bei einem Bordellbesuch infiziert er sich mit der seinerzeit noch nicht heilbaren Syphilis Ohne von der Ansteckung zu wissen macht er Olga Wilkowski der Tochter seines Zimmerwirtes den Hof Diese erhort ihn teils aus Mitleid teils aus Zuneigung nach dem plotzlichen Tod seines Vaters den uber die Eskapaden seines Sohnes der Schlag trifft Um sein Abitur abzulegen zieht Manfred nach Berlin Dort entdeckt er die ersten Symptome seiner Krankheit Er versucht alles um Heilung zu finden und sucht neben regularen Arzten auch Quacksalber auf Die medizinischen Fortschritte der Zeit sind erst so weit dass an Symptomen nicht aber an der Ursache kuriert werden kann Die Angst uber die Krankheit lasst den sowieso antriebschwachen jungen Mann in Hilflosigkeit versinken Olga die ein Kind erwartet reist Manfred in der Hoffnung nach in ihm eine Stutze zu finden aber sie wird enttauscht Manfred ist uber ihr Erscheinen entsetzt und er verzieht mit unbekannter Adresse Olga wendet sich an ihren Bruder Stefan und dessen Frau Ella beide unterstutzen sie aber nur halbherzig Olga bringt ihr Kind bei einer zweifelhaften Hebamme zur Welt Sie nennt das schwachliche Madchen Eva Obgleich Olga auch mit der Halbweltdame Lene Bumke in Kontakt kommt bleibt sie das anstandige Madchen vom Lande Benotigt sie anfangs noch Hilfe von ihrem Bruder Stefan so bringt sie sich bald als geschickte Naherin alleine durchs Leben Dennoch bleibt bei ihrem Bruder ein Rest von Verachtung gegen sie zuruck Als der Vater stirbt erlaubt Stefan seiner Schwester nicht mit ihm zur Trauerfeier zu reisen da er sich fur Olga schamt Dieser Vorfall verschlechtert das Verhaltnis zwischen Bruder und Schwester Das Ein und Alles der Mutter ist Eva Die verwohnt das Kind wie es ihre Moglichkeiten nur irgendwie zulassen Die Ursache von Evas Krankeln erahnt Olga als diese einige Wochen in der Charite bleiben muss Niemand spricht jedoch offen zu ihr weder die Arzte noch Manfreds Mutter die selbst nur weiss dass ihr Sohn in einer Anstalt dahinsiecht und unter Paralyse leidet Olga sehnt sich nach einer Zukunft mit einem verstandigen Mann der auch zum Kind gut ist Die Bekanntschaft mit dem Geiger Hans Blechhammer der Eva vor dem Ertrinken rettet gibt ihr neuen Mut Lasst sich das Verhaltnis zwischen Eva und Hans zunachst gut an so andert sich dies schlagartig als das verwohnte Kind erkennen muss dass es fortan die Mutter mit dem neuen Mann zu teilen hat Diese gibt tatsachlich dem Musiker ihr Jawort nicht zuletzt aus Dankbarkeit uber die Rettung Evas Am Tag der Hochzeit wird Eva krank und die Mutter wacht die ganze Nacht an ihrem Bett Der frischgebackene Ehemann wertet dies als Zurucksetzung Man schweigt und wendet sich allmahlich voneinander ab Olga fuhlt sich in ihren Erwartungen enttauscht Sie ahnt dass Hans ihrem Kind kein sorgender Vater sein wird und sie sucht nach einem anderen Halt fur Eva Sie bittet ihren Bruder Stefan darum fur Eva immer da zu sein und spricht bei Frau Lessel einer wohlhabenden freundlichen Kundin vor Diese nimmt das Kind wahrend der Sommerferien auf Eva geniesst die Ferien aber nun werden ihr die armlichen Verhaltnisse der eigenen Familie erst richtig bewusst Zu allem Unheil wird Olga krank und stirbt an Diphtheritis Nun beginnt fur Eva eine wahre Odyssee durch verschiedene Haushalte Hans Blechhammer der ein Engagement nach Sudamerika annimmt kummert sich nicht um die mittlerweile 14 Jahrige und sie wird zunachst vom Tante und Onkel aufgenommen Dort muss sie harte Hausarbeit verrichten Ein Schwacheanfall fuhrt zur erneuten Einweisung Evas in die Charite wo man sie mit Quecksilber therapiert Eva beginnt bei ihrer Cousine als Betreuerin von deren behindertem Kind zu arbeiten diese Tatigkeit ist aber fur sie zu schwer Sie soll sich auf Frau Lessels Vermittlung hin in einem Diakonissenheim erholen aber sie vertragt die karge Kost des armseligen Hauses nicht und bedient sich aus Hunger an der Milchkanne Als sie es nicht mehr aushalt kehrt sie nach Berlin zuruck und schwindelt im Heim seien ansteckende Krankheiten ausgebrochen Zunachst wird Eva in den Haushalt einer freundlichen Frau aufgenommen die sich um verlassene Kinder kummert Dort fuhlt sie sich zwar wohl aber als ihr Vetter Albert Evas Zuneigung zuruckweist beschliesst sie sich das Leben zu nehmen Sie sturzt sich aus dem Fenster Ein erneuter Aufenthalt Evas in der Charite ist notwendig Dort erfahrt sie dass sie an ererbter Syphilis leidet jedoch die Erkrankung nicht ansteckend ist Nach dieser Nachricht verliert Eva beinahe den Lebenswillen Zu allem Ungluck fliegt der Schwindel uber ihre Heimkehr aus dem Diakonissenheim auf Diese Notlugen und andere Vorfalle bringen sie in Verruf Bei der Arbeit in einem Kinderheim veruntreut Eva das ihr anvertraute Haushaltsgeld was zur Entlassung fuhrt Eva wendet sich an Lene Bumke die einstige Freundin der Mutter Bei dieser findet sie Aufnahme und Zuwendung Als Lene ihren kranken Mann in einer Anstalt fur Paralysekranke besucht trifft Eva zufallig auf ihren kranken Vater ohne aber zu ahnen wer die siechende Person vor ihr ist Eva verlasst Lene als sie bemerkt dass diese Plane hat sie zur Dirne zu machen Im Haushalt eines Apothekerehepaars findet Eva Arbeit aber sie lebt in permanenter Angst vor der Enthullung ihrer Krankheit Tatsachlich wird sie mit heftigen Vorwurfen entlassen sobald dies bekannt wird Nach einem weiteren Aufenthalt in der Charite hofft sie bei einer Familie mit Sophie deren buckeligen Tochter eine neue Heimat zu finden weil sie sich mit Sophie verbunden fuhlt Diese wendet sich aber rasch von ihr ab als Eva ihre Krankheit offenbart Eva selbst zieht die Konsequenzen und kundigt Die Erfahrung selbst von anderen Kranken ausgegrenzt zu werden lasst Eva verzweifeln Eine Hoffnung auf Heilung sieht sie nicht mehr Erneut findet sie Arbeit im Haushalt eines gelahmten Barons aber auch hier wird sie sofort nach dem Offenbarwerden ihrer Krankheit mit harschen Vorwurfen gekundigt Der Gedanke an Selbstmord wird wieder haufiger doch eine weitere Stelle gibt ihr Halt Aber als sie diese zu verlieren droht dreht Eva den Gashahn auf und wird von ihrer irdischen Qual erlost Interpretationsansatze BearbeitenDie Passion tragt mit der Thematik der Vererbung einer Krankheit Zuge eines naturalistischen literarischen Experiments im Sinne von Hippolyte Taines Theorie der Vererbung Hierauf verweist abgesehen von der vererbten Krankheit die Darstellung des Vaters Berndorff dessen Zeichnung einige Jugendsunden andeutet die spater auch der Sohn begeht und denen er letztlich zum Opfer fallt Hauptsachlich beleuchtet Clara Viebig den Umgang der Menschen mit der Krankheit aus sozialer und psychologischer Perspektive Von Bedeutung ist der Aspekt der Angst vor der Krankheit der Hoffnung auf Heilung der Vereinsamung und der gleichzeitigen Suche nach Geborgenheit auf der Seite der Betroffenen wahrend die Umwelt die Krankheit als Schande sieht und ihr Verhalten abweisend oder von Unsicherheiten im Umgang mit den erkrankten Personen gepragt ist 1 2 3 Ein weiterer Aspekt ist die Problematik der alleinerziehenden Mutter deren Symbiose mit dem Kind durch das Hinzutreten eines neuen Partners verandert wird Ausgaben BearbeitenClara Viebig Die Passion Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1926 Clara Viebig Christel Aretz Hrsg Ina Braun Hrsg Die Passion mit einem Nachwort von Ina Braun Bautz Nordhausen 2012 ISBN 978 3 88309 739 8 Literatur BearbeitenSimone Orzechowski Krankheit und Gebrechen in Clara Viebigs Zeitromanen In Volker Neuhaus und Michel Durand Hrsg Die Provinz des Weiblichen Zum erzahlerischen Werk von Clara Viebig Bern Peter Lang 2004 S 39 75 Ina Braun Yousefi Keine Angste vor Tabuthemen Die Passion in Ina Braun Yousefi Hrsg Clara Viebig Streiflichter zu Leben und Werk einer unbequemen Schriftstellerin Nordhausen Traugott Bautz 2020 S 121 142 Weblinks BearbeitenWebseite der Ausgabe im Bautz Verlag Clara Viebig Gesellschaft bewirkt Neuauflage von Clara Viebigs Roman Die PassionEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Orzechowski Simone Krankheit und Gebrechen in Clara Viebigs Zeitromanen in Neuhaus Volker und Michel Durand Hrsg Die Provinz des Weiblichen Zum erzahlerischen Werk von Clara Viebig Bern 2004 39 75 Durand Michel Les romans berlinois de Clara Viebig 1860 1952 Contribution a l etude du naturalisme tardif en Allemagne Bern 1993 S 352 f Scheuffler Gottlieb Clara Viebig Zeit und Jahrhundert Erfurt 1927 155 165 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Passion Roman amp oldid 222118737