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Die Marzipanliese ist eine Kriminalnovelle mit Elementen einer Gespenstererzahlung des osterreichischen Schriftstellers Friedrich Halm aus dem Jahre 1856 die an eine wahre Begebenheit anknupft Geschildert wird die Ermordung einer alten Frau um ihres Geldes willen sowie die grausame Bestrafung des Morders durch das Schicksal Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Entstehungsgeschichte 3 Bewertung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenHalms Erzahlung spielt in Ungarn kurz nach dem Frieden von Szathmar 1711 Der erfolgreiche Kaufmann Paul Horvath liest den jungen Franz Ferencz Bauer aus Wien von der Strasse auf und stellt ihn provisorisch als Schreiber ein Rasch steigt Ferencz im Hause des Kaufmanns wegen seiner herausragenden Fahigkeiten zum Buchhalter auf und erwirbt sich das Vertrauen seines Dienstherrn und dessen 17 jahriger Tochter Czenczi der er auch Deutschunterricht erteilt Der Aufstieg Ferencz ruft den Neid und die Wachsamkeit des Schaffners Antal hervor der schon bald merkwurdige Dinge uber den Neuankommling zu berichten weiss So kann dieser die Originale seiner Zeugnisse die angeblich in Wien liegen nicht herbeischaffen und zieht sich jedes Mal unter dem Vorwand von Gichtanfallen und Augenleiden zuruck wenn Besuch im Hause des Kaufmanns weilt Der gutmutige Horvath jedoch schlagt alle Warnungen in den Wind Eines Abends trifft der befreundete Kaufmann Steidler im Hause Horvaths ein Ferencz der diesmal besonders schlimme Anfalle vorgibt muss jedoch auf Befehl seines Herrn am Abendessen teilnehmen und erscheint mit verhulltem Gesicht Beim Abendgesprach kommt man auf Kriminalfalle zu sprechen und Horvath meint jedes Verbrechen musse irgendwann einmal notwendigerweise aufgeklart werden denn nichts ist so fein gesponnen es kommt zuletzt ans Licht der Sonnen Um das zu widerlegen berichtet Steidler von einer unaufgeklarten Mordtat deren nahere Umstande er selbst miterlebt hat Vor etwa drei Jahren hatte er in dem Stadtchen Bruck beobachtet wie ein junger Mann einer hasslichen etwa 70 jahrigen Frau ubertrieben den Hof machte Die Alte war die reiche Witwe eines Lebkuchenbackers lebte vom Geldverleihen auf Wucherzinsen und hiess allgemein nur die Marzipanliese Auf sein Nachfragen erfahrt er dass der junge Mann auf das baldige Ableben und das reiche Erbe der Alten hoffe um dann selbst eine junge Frau heiraten zu konnen Wenige Tage spater wird die Marzipanliese ermordet aufgefunden die Testamentseroffnung ergibt dass sie ihr gesamtes Vermogen der Stadt fur mildtatige Zwecke hinterlassen hat Der junge Mann verzweifelt nach drei Wochen werden seine Kleider am Flussufer gefunden was zur Vermutung Anlass gibt er habe sich das Leben genommen Zwar fallt der Mordverdacht auf ihn aber Beweise gibt es keine So bleibt die Suche nach dem Morder der Marzipanliese ergebnislos Wahrend der Erzahlung Steidlers erleidet Ferencz einen Schwacheanfall und muss die Gesellschaft verlassen Czenczi zeigt sich mehr als schicklich um ihn besorgt was ihr den Zorn des Vaters zuzieht Dieser will nun dem sich anbahnenden Verhaltnis seiner Tochter zu seinem Buchhalter ein Ende bereiten und befiehlt ihm noch heute das Haus zu verlassen Statt diesem Befehl zu folgen uberredet Ferencz jedoch Czenczi zur gemeinsamen Flucht Als Termin wird der erste Tag einer angekundigten Dienstreise des Vaters festgesetzt Ferencz verlasst anscheinend das Haus kehrt jedoch heimlich wieder um und wird von Czenczi in einem normalerweise unbewohnten nur von aussen zu offnenden Kellerraum untergebracht wo er auf den Tag der Flucht warten soll Zum Ungluck fur die Liebenden schiebt der Vater seine Abreise immer weiter hinaus so dass sich Ferencz von Czenczi notdurftig versorgt langer als geplant in seinem Versteck aufhalten muss Die Situation zerrt derart an Czenczis Nerven dass sie eines Nachts als sie wieder Ferencz Speisen bringen will meint auf der Kellertreppe der Marzipanliese zu begegnen die ihr den Zutritt zum Keller verwehrt Czenczi verfallt daraufhin in ein heftiges Nervenfieber und ringt sieben Tage und Nachte mit dem Tod Als sie aufwacht meint sie nur eine Nacht geschlafen zu haben und bittet ihre Base sich um den Gefangenen im Keller zu kummern In diesem Augenblick wird Horvath das Geschehene klar er sturzt in den Keller und findet den schrecklich entstellten Ferencz der seinem Leben durch Offnen der Pulsadern selbst ein Ende gesetzt hat um dem drohenden Hungertod zu entgehen Czenczi erleidet einen schweren Ruckfall uberlebt aber wahrend ihr Vater vor Kummer stirbt Sie schickt die hinterlassenen Papiere Ferencz an Steidler dessen Nachforschungen zweifelsfrei ergeben dass Ferencz alias Anton Lenhart der Morder der Marzipanliese war Czenczi verschreibt ihre gesamte Habe einem Kloster und nimmt daraufhin selbst den Schleier um fur den Rest ihres Lebens fur den Morder zu beten Entstehungsgeschichte BearbeitenDass Halm der fast nur fur seine zahlreichen teilweise den Ruhm Grillparzers ubertreffenden Buhnenwerke bekannt war auch auf dem Gebiet der Novelle grosse Leistungen hervorgebracht hatte war zu Lebzeiten des Dichters wenig bekannt So erschienen seine Novellen in Buchform erst nach seinem Tod im 11 und 12 Band der von Faust Pachler und Emil Kuh besorgten Gesamtausgabe Die Novelle Die Marzipanliese erschien zuerst 1856 in der von Karl Gutzkow herausgegebenen Wochenzeitschrift Unterhaltungen am hauslichen Herd wurde aber nur wenig beachtet Der Marzipanliese liegt eine wahre Begebenheit zugrunde die dem Dichter von Faust Pachler mitgeteilt wurde Die Ermordung einer alten Frau die Flucht des Morders nach Ungarn seine Liebe zur Tochter seines Dienstherrn das Verbergen des Geliebten im Keller sowie die plotzliche Erkrankung des Madchens und der Tod des Geliebten im Keller entsprechen den Tatsachen 1 Bewertung BearbeitenWie den anderen Novellen Halms haftet auch dieser ein dusterer Grundzug an Die wahren Zusammenhange werden zunachst nur angedeutet und dem Leser nach und nach bis zur Gewissheit enthullt Bewundernswert ist auch der kunstvolle Aufbau der Novelle mit der Binnenerzahlung Steidlers ziemlich genau in der Mitte deren Zusammenhang zur Rahmenhandlung erst im letzten Drittel klar wird Die von Heinrich von Kleist und der italienischen Novellistik 2 beeinflusste Erzahlung gilt als Meisterwerk 3 und als eine der Perlen deutschsprachiger Erzahlkunst 4 Literatur BearbeitenFriedrich Halms ausgewahlte Werke in vier Banden Herausgegeben und mit Einleitungen versehen von Anton Schlossar Leipzig o J 1904 Weblinks BearbeitenDie Marzipan Lise im Volltext im Projekt Gutenberg DEEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Anton Schlossar Einleitung zu Band 4 von Fr Halms ausgewahlte Werke Fritz Martini Deutsche Literaturgeschichte von den Anfangen bis zur Gegenwart Stuttgart 1978 S 389 Kurt Vancsa Halm Friedrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 7 Duncker amp Humblot Berlin 1966 ISBN 3 428 00188 5 S 569 Digitalisat Friedrich Kummer Deutsche Literaturgeschichte des 19 und 20 Jahrhunderts Dresden 1924 S 436 Herbert Pochlatko Karl Koweindl Einfuhrung in die Literatur des deutschen Sprachraumes von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Bd 2 1963 S 202 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Marzipanliese amp oldid 221698723