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Die Insel Tulipatan Originaltitel L ile de Tulipatan ist eine franzosische Operette in einem Akt von Jacques Offenbach nach einem Libretto von Henri Charles Chivot und Alfred Duru Das Werk erlebte seine Urauffuhrung am 30 September 1868 in Offenbachs eigenem Theatre des Bouffes Parisiens in Paris Wegen ihrer Kurze wird die Operette Insel Tulipatan haufig mit anderen Einaktern an einem Abend gegeben WerkdatenTitel Die Insel TulipatanOriginaltitel L ile de TulipatanInsel Tulipatan Arban QuadrilleForm opera bouffe OperetteOriginalsprache franzosischMusik Jacques OffenbachLibretto Henri Charles Chivot 1830 1897 und Alfred Duru 1829 1889 Literarische Vorlage keineUrauffuhrung 30 September 1868Ort der Urauffuhrung Theatre des Bouffes Parisiens Paris Frankreich Spieldauer 48 Minuten 1 AktOrt und Zeit der Handlung Auf der fiktiven Insel Tulipatan um 1860 Gegenwart PersonenCacatois XXII verwitweter Herzog von Tulipatan Tenorbuffo oder Bassbuffo Romboidal Grossseneschall Tenorbuffo Alexis Sohn von Cacatois XXII Erbprinz von Tulipatan Koloratursopran Theodorine Romboidals Ehefrau Mezzosopran oder Alt Hermosa Tochter von Romboidal Hoher Koloraturtenor Offiziere Diener Hofbeamte Volk Chor Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Orchester 3 Auffuhrungsdaten 4 Cross Dressing in Insel Tulipatan 5 Erfolg durch Darstellung von Homosexualitat 6 Musikstucke 7 Literatur 8 WeblinksHandlung BearbeitenVorgeschichte Sehnlichst wunschte sich Herzog Cacatois XXII einen Thronerben er hatte bereits zwei Tochter Als die Herzogin das dritte Mal schwanger wurde und die Geburt bevorstand war Herzog Cacatois XXII im Ausland Aus Furcht vor seinem enttauschten Zorn gab man sein drittes Kind wiederum ein Madchen als Knaben aus Theodorine die Gattin des Grossseneschallen Romboidal schenkte einem Knaben das Leben In panischer Angst vor Militardienst und Krieg liess die Mutter ihren Sohn als Madchen Hermosa aufwachsen der Vater war unterdessen im Krieg Haupthandlung Da die Insel Tulipatan sehr klein ist lernen sich im Laufe ihres Lebens Hermosa und Alexis kennen Hermosa die wilde Hummel und Alexis die beide kontrar eben in ihrem tatsachlichen physischen Geschlecht fuhlen verlieben sich ineinander Die Eltern sind aus unterschiedlichen Grunden entsetzt Der Grossseneschall weiss dass Alexis ein Madchen ist Theodorine weiss dass Hermosa ein Junge ist Beide furchten im Fall einer Beziehung der Kinder eine gleichgeschlechtliche Verbindung die ihnen unmoglich erscheint Um das zu verhindern wird jedem Kind einzeln und nacheinander das Geheimnis des Geschlechtertauschs offenbart Hermosa erfahrt zufallig von diesem Geheimnis ihres Freundes Alexis und sagt es wurde sie nicht storen dass er ein Madchen sei dies wird bei Offenbach in einem turbulenten Duett zwischen Vater und Tochter ausmusiziert in dem vollig unerwartet das Pathos der Grand opera La Juive von Halevy zitiert und parodiert wird Sie heiratet ihn dennoch Die Eltern die jeweils nur die halbe geschlechtliche Wahrheit uber ihre Kinder wissen sind entsetzt uber das unkonventionelle Verhalten der Sprosslinge und versuchen mit allen Mitteln eine Hochzeit zu verhindern Die beiden Kinder eilen dennoch in die Kapelle enthullen einander ihre wahre Geschlechts Zugehorigkeit und lassen sich unter dem Beifall der Untertanen trauen Erst als auch Alexis offiziell zu Alexandra mutiert beruhigen sich die Gemuter bleibt doch allen Beteiligten eine noch grossere Emanzipation erspart Zur allgemeinen Verwunderung ist der Herzog sehr gefasst als er erfahren muss dass er wieder keinen Thronerben hat Er sieht darin einen Grund nochmals zu heiraten um endlich einen mannlichen Thronerben zu zeugen Orchester BearbeitenZwei Floten zwei Oboen zwei Klarinetten zwei Fagotte vier Horner zwei Trompeten drei Posaunen Schlagzeug und Streicher Auffuhrungsdaten BearbeitenKurt Ganzl zahlt die Auffuhrungsdaten von Tulipatan in seinem Buch Encyclopaedia of the Musical Theatre 2001 auf Auf dem europaischen Kontinent hat L Ile de Tulipatan im Laufe der Jahre viele Revivals erlebt u a am Wiener Carltheater in einer Franz Steiner Produktion 24 Januar 1889 mit Karl Streitmann Hermosa Wilhelm Knaack Romboidal und Frl Seebold Alexis Das Stuck wurde 1917 an der Berliner Oper gegeben 1918 an der Wiener Staatsoper In Ungarn spielte man es 1891 unter dem Titel XII Cactus aber scheinbar in der gleichen Follinusz Ubersetzung die man 20 Jahre zuvor in Arad benutzt hatte In Paris wurde es in jungerer Vergangenheit 1982 beim Festival du Marais gespielt anschliessend im Theatre de la Gaite Montparnasse mit Christian Pernot Kay Fender und Pierre Jacquemont Bei den Erstauffuhrungen zahlt Ganzl auf Deutschland Friedrich Wilhelmstadtisches Theater 21 Juli 1869 Osterreich Carltheater 5 Mai 1869 Grossbritannien Theatre Royal Leeds als King Kokatoo or Who is who and which is which 4 Marz 1872 Opera Comique London als Kissi Kissi 12 Juli 1873 Ungarn Arad 1869 Australien St George s Hall Melbourne als Alexis 3 Juni 1886 Cross Dressing in Insel Tulipatan BearbeitenDas Besondere bei Die Insel Tulipatan ist dass das Cross Dressing hier in beide Richtungen geht also Mann als Frau Frau als Mann und im Stuck direkt thematisiert wird im Gegensatz zur Rolle des Orest in Offenbachs Die schone Helena beispielsweise der einfach nur eine mit einer Frau besetzte Mannerrolle ist was aber nicht im Libretto diskutiert wird Kevin Clarke schreibt in der Einleitung zum Buch Glitter amp Be Gay Die authentische Operette und ihre schwulen Verehrer unter der Uberschrift Homosexualitat und Operette Auch wenn Hetero Herren im Publikum Anfang des 20 Jahrhunderts auf der Buhne sowie im Foyer primare Hetero Sex offeriert wurde kam in der sexuell befreiten Welt der Operette immer wieder Homoerotik vor Zuerst trat diese Homoerotik nur als Witz auf wie in der Die Insel Tulipatan dann versteckt in den Operetten von Franz von Suppe und Johann Strauss mit ihren Damen in zweideutigen Hosenrollen Hans Dieter Roser schreibt in seinem Artikel Chacun a son gout Cross Dressing in der Wiener Operette 1860 1936 ebenfalls in Glitter amp Be Gay Das Jahrhundert der Aufklarung war die am starksten feminisierte Epoche vor unserer Gegenwart was sich unter anderem in einem Hang zum Transvestismus ausserte Ein gewaltiger Schritt wenn man bedenkt dass im Mittelalter die Veranderung des sozialen Geschlechts noch als Sunde und Verbrechen bezeichnet wurde Bei den adeligen Maskeraden im Wien des 18 Jahrhunderts traten die Herren dagegen gern in Damenkleidung auf die Damen in Hosen Der Kleidertausch war Klamotte Und diese wurde auch gern in der Operette verwendet Erfolg durch Darstellung von Homosexualitat BearbeitenFrivoler Extremklamauk fanden die Wiener in der mit Kittel und Hosenrolle besetzten Offenbach schen Bouffonerie L Ile de Tulipatan die 1869 am Wiener Carl Theater deutlich freundlicher aufgenommen wurde als Offenbachs Einakter Mesdames de la Halle in dem er die liebeshungrigen Pariser Marktfrauen von mannlichen Schauspielern darstellen lasst als dreiste Verspottung eines bestimmten Typus Frau Dass L Ile de Tulipatan von den Wienern so gut aufgenommen wurde erstaunt denn hier geht es nicht nur um sentimentale Liebe und Herzschmerz das auch sondern man hat es hier mit der thematisch ersten schwullesbischen Operette uberhaupt zu tun Hans Dieter Roser schreibt Auch fur die Insel Tulipatan war bei der Wiener Erstauffuhrung am 5 Mai 1869 die schauspielerische Creme des Carl Theaters unter der personlichen Leitung Offenbachs aufgeboten Schon am nachsten Tag konnte man in der Presse Neues Fremden Blatt Wien 6 Mai 1869 lesen Tulipatan ist vielleicht nicht die musikalisch gelungenste aber unstreitig die lustigste Operette die Offenbach komponierte und besitzt zugleich das amusanteste Libretto das dem launigen Ubersetzer Julius Hopp gelungen ist Konig Kaktus hat einen Sohn der eine Tochter und Minister Fikus eine Tochter die ein Sohn ist Daraus ergeben sich eine Reihe hochkomischer und frivoler Situationen die Komponist wie Librettist vortrefflich auszubeuten wussten Mit diesen Erfolgen konnte die franzosische Operette in Wien Fuss fassen und lokale Komponisten reizte ebenfalls das frivole Spiel mit Geschlechtern Besonders interessant war es besonders attraktive Frauen in Hosenrollen auf die Buhne zu bringen also die Umkehrung der Kittel Situation Der Zauber im Cross Dressing bestand darin dass naturlich in einer Zeit in der Frauen vom Hals bis zum Zeh verpackt waren Damenbein zeigten aber auch darin ein quasi anderes Geschlecht durchklingen zu lassen und synthetisch ein drittes Geschlecht zu schaffen androgyn reizvoll und vor allem emanzipiert Auch ermoglichten solche Hosenrollen erstmals eine musikalische klangliche Seligkeit in den Duetten mit den echten Damen auf der Buhne Indem Frauen als Manner auftreten setzen sie sich meist sehr emanzipiert in Szene und benehmen sich ganz und gar nicht so wie gesellschaftliche Normen das damals von Frauen erwartet haben In Tulipatan ist das einen Schritt weiter gedreht indem Hermosa sich als Frau nicht an Verhaltenskonventionen halten will jagen geht usw und damit ihre Eltern in die Verzweiflung treibt wahrend Alexis sich als Prinz nicht mannlich genug benimmt Diese ganze Thematik Gender als gesellschaftliche Konstruktion greift die Schriften von Judith Butler um uber 100 Jahre voraus und Tulipatan dekonstruiert wie Butler Normen und Konventionen Musikstucke BearbeitenOuverture Dialog Vivat die Freude Es lebe der Scherz Romboidal Chor Dialog Er lebe hoch tausend jahr Es ist ne Ente Zeitungsente Cacatois Chor Enten Couplet Dieser Tag ist ein herrlicher Tag Ach mein Freund ist entfloh n Romboidal Cacatois Alexis Chor War ich vom mannlichen Geschlechte Hermosa Alexis Ich hole jetzt den feurig gold nen Wein Theodorine Romboidal Hermosa Du kennst jetzt meine grossen Leiden Romboidal Hermosa Sie sind s Ich bin s Alexis Hermosa Barcarole Romboidal Theodorine Cacatois Chor Dialog und Melodram Finale In des Lebens Gondel Cacatois Romboidal Theodorine Alexis Hermosa Chor Literatur BearbeitenKevin Clarke Einleitung Homosexualitat und Operette In Kevin Clarke Hrsg Glitter amp Be Gay Die authentische Operette und ihre schwulen Verehrer Mannerschwarm Verlag Hamburg 2007 ISBN 978 3 939542 13 1 S 7 22 Kurt Ganzl Exportartikel Operette In Marie Theres Arnbom Kevin Clarke Thomas Trabitsch Hrsg Welt der Operette Glamour Stars und Showbusiness Brandstatter Wien 2011 ISBN 978 3 85033 581 2 Kurt Ganzl L ile de Tulipatan In Kurt Ganzl The Encyclopedia of the Musical Theatre 2 Auflage Schirmer Books New York NY u a 2001 ISBN 0 02 864970 2 Marjorie Garber Verhullte Interessen Transvestismus und kulturelle Angst Fischer Frankfurt am Main 1993 ISBN 3 10 024405 2 Hans Dieter Roser Chacun a son gout Cross Dressing in der Wiener Operette 1860 1936 In Kevin Clarke Hrsg Glitter amp Be Gay Die authentische Operette und ihre schwulen Verehrer Mannerschwarm Verlag Hamburg 2007 ISBN 978 3 939542 13 1 S 40 59 Hellmuth Steger Karl Howe Operettenfuhrer Von Offenbach bis zum Musical Fischer Bucherei 225 ISSN 0173 5438 Fischer Frankfurt am Main 1958 Dieter Zimmerschied Operette Phanomen und Entwicklung Materialien zur Didaktik und Methodik des Musikunterrichts Band 15 Breitkopf amp Hartel Wiesbaden 1988 ISBN 3 7651 0183 4 Weblinks BearbeitenL ile de Tulipatan Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Operetten Lexikon infoNormdaten Werk GND 300115520 lobid OGND AKS LCCN n84077408 VIAF 179844590 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Insel Tulipatan amp oldid 237719814