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Die Freundinnen ist eine Novelle des osterreichischen Schriftstellers Friedrich Halm aus dem Jahre 1860 Eine Frau erfahrt darin dass ihr Ehemann ein Kind mit ihrer besten Freundin hat Die Freundin weiss aber die Grunde fur den Fehltritt so plausibel zu erklaren dass es weder zwischen den Freundinnen noch zwischen den Ehegatten zu einem Zerwurfnis kommt Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Entstehungsgeschichte 3 Bewertung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenHalms Novelle spielt im Jahre 1644 in Irland unter historisch nachweisbaren Personen Grafin Elisabeth 1 Mutter von funf Kindern und seit 14 Jahren glucklich mit James Butler 2 Graf von Ormonde dem Vizekonig von Irland verheiratet wartet auf Schloss Kilkenny Castle auf die Ankunft ihrer Freundin Lady Isabella Rich die ihr die Zeit verkurzen soll wahrend ihr Gatte in London seinen Staatsgeschaften nachgeht Im Ruckblick wird erzahlt wie James und Elisabeth die eigentlich aus verfeindeten Familien stammten die Erbfeindschaft uberwanden und sich kennen und lieben lernten gegen den erklarten Widerstand des englischen Konigs Jakob der ihrer Verbindung nicht zustimmen wollte und daher Elisabeth gewaltsam von ihrem Geliebten entfernt hatte Unterstutzung fand Elisabeth damals jedoch in ihrer Freundin Isabella die ihr geheime Zusammenkunfte mit dem Geliebten ermoglichte bis es James nach jahrelangen Bemuhungen schliesslich gelang die Zustimmung des Konigs zu der geplanten Eheschliessung zu erhalten Ein Bote uberbringt einen Brief Meiner innigstgeliebten Elisabeth in der Handschrift ihres Mannes dessen Inhalt jedoch offensichtlich an Lady Isabella gerichtet ist und in dem Graf James Lady Isabella mitteilt dass ihr gemeinsames Kind ein Knabe names William ein College in Cambridge besucht und dort gute Fortschritte macht Der Absender wertet das als Segen des Himmels und als Vergebung fur den begangenen Fehltritt Elisabeth fallt aus allen Wolken zumal ihr Gemahl ihr nie den geringsten Anlass zum Zweifel an seiner ehelichen Treue geliefert hat und die bisherigen 14 Ehejahre in ungetrubtem Gluck verlaufen sind Besonders schwer wiegt fur sie dass der Fehltritt offenbar in der ersten Zeit ihrer jungen Ehe passiert sein muss Ihre Nachforschung bei dem Boten ergibt dass er auch einen vor Elisabeth geheimzuhaltenden Brief an Lady Isabella von Graf James abzugeben hatte offenbar wurden die Umschlage verwechselt Elisabeth legt der Freundin den irrtumlich zu ihrer Kenntnis gelangten Brief vor und fordert sie in schroffen Worten auf unverzuglich abzureisen Die verzweifelte Isabella kann aber immerhin noch erreichen dass Elisabeth ihre Erklarung anhort Die sich anschliessende Binnenerzahlung Isabellas nimmt fast den gesamten noch folgenden grosseren Teil der Novelle ein Isabella wachst in London in einem vom Puritanismus gepragten Umfeld auf Heimlich besucht sie in Mannerkleidern eine Theaterauffuhrung und wird dort von einem Unbekannten gegen die zudringlichen Annaherungsversuche eines betrunkenen Nachbarn beschutzt Der Unbekannte bringt sie nach Hause das schwarmerische Andenken an ihn insbesondere der Wohllaut seiner Stimme lassen sie fortan nicht mehr los Nach dem Tode ihrer Mutter wird sie von ihrem Vormund in dasselbe Schloss Eldon Manor gebracht in dem auch Elisabeth getrennt von ihrem Verlobten Graf James von Ormonde leben muss Die beiden werden rasch zu Freundinnen Bei einem heimlichen Treffen Elisabeths mit ihrem Verlobten erkennt Isabella in diesem mit Entsetzen ihren ritterlichen Beschutzer aus dem Theater wieder Im darauf folgenden Winter erkrankt Elisabeth schwer und wird von Isabella gepflegt In einer rauen sturmischen Nacht langt unvermutet Graf James auf Eldon Manor an Elisabeth die zu schwach zum Aufstehen ist drangt Isabella den Gast willkommen zu heissen In der nur schwach erleuchteten Besucherkammer bei dumpfer schwuler Gewitteratmosphare halt James die eintretende Isabella fur seine Verlobte Elisabeth und fallt uber sie her erhitzt vom langen Ritt und zu raschem Weingenuss Isabella unfahig dem geliebten Mann zu widerstehen gibt sich ihm halb ohnmachtig hin Am Morgen erkennt James seinen Irrtum Isabella flieht In mehreren Briefen an Isabella klagt James sich als den allein Schuldigen an und bietet Isabella seine Hand unter Verzicht auf Elisabeth um den Fehltritt wieder gut zu machen Isabella lehnt jedoch das Ansinnen ab Frau eines Mannes zu werden der sie entehrt hat und der zudem eine andere liebt Ausserdem will sie nicht dem Gluck ihrer besten Freundin im Wege stehen zumal gerade zu dieser Zeit Konig Jakob seinen Widerstand gegen die geplante Verbindung James mit Elisabeth aufgibt So ist sie bereits wieder mit sich und der Welt halbwegs im Reinen als eine erneute Verkomplizierung der Situation in Form der ihr nun bewusst werdenden Schwangerschaft eintritt Vor die Wahl gestellt entweder James Hand anzunehmen und damit das Gluck ihrer Freundin zu zerstoren oder als alleinstehende Frau vor der Welt entehrt ihr Kind grossziehen zu mussen kommt ihr ein glucklicher Zufall in Gestalt einer Einladung in die Niederlande zu Hilfe Dort bringt sie zuruckgezogen den kleinen William zur Welt und ubergibt ihn nach wenigen Jahren in die Obhut seines Vaters zur weiteren Erziehung Die tief bewegte Elisabeth entwirft einen Brief an ihren Gemahl in dem sie ihm aufdeckt dass sie durch die Verwechslung der Briefe von dem Fehltritt weiss lobt sein Verhalten als Edelmann in dieser Angelegenheit und schlagt vor William zusammen mit ihren gemeinsamen Sohnen aufwachsen zu lassen Der Brief wird jedoch wieder verworfen Graf James soll weiterhin glauben das Geheimnis wussten nur er und Isabella und die Freundinnen bleiben Freundinnen In einem Nachsatz wird lapidar uber die weiteren Schicksale der Protagonisten berichtet Graf James muss in politischen Wirren aufs Festland fliehen Grafin Elisabeth bleibt mit der bis an ihr Lebensende unverheirateten Isabella auf Kilkenny Castle zuruck William stirbt als junger Mann Entstehungsgeschichte BearbeitenHalms Herausgeber Emil Kuh gibt als Stoffquelle dieser im wahrsten Sinne des Wortes unerhorten Begebenheit eine Stelle des Werkes A history of the life of James Duke of Ormonde from his birth in 1610 to his death in 1688 London 1736 von Thomas Carte an 3 Es verwundert nicht dass Halm zu Lebzeiten von der Veroffentlichung des heiklen Stoffes absah So erschien die Novelle erst posthum 1872 im 11 Band von Faust Pachlers und Emil Kuhs 12 bandiger Gesamtausgabe der Werke Halms Bewertung BearbeitenBewundernswert ist die straffe Handlungsfuhrung die jedes Detail in den Dienst der Erklarung des eigentlich nicht schonzuredenden Vorfalls stellt sowie die Spiegelung des Verwechslungsmotivs die Verwechslung der Briefe deckt die Verwechslung der Frauen auf Die Verwandtschaft zu Heinrich von Kleists Novelle Die Marquise von O 1808 lasst sich in vielen inhaltlichen Schwangerung einer ohnmachtigen Frau ritterliches Verhalten des Taters Weigerung der Frau diesen Mann zu ehelichen und formalen Details zuerst Schilderung des unerhorten Vorfalles dann ruckblickend die Auflosung nachweisen Halms Novelle wurde als Musterbeispiel deutscher Novellistik 4 bezeichnet Literatur BearbeitenFriedrich Halms Werke 12 Bande hrsg von Faust Pachler und Emil Kuh Wien 1856 72 Friedrich Halms ausgewahlte Werke in vier Banden hrsg und mit Einleitungen versehen von Anton Schlossar Leipzig o J 1904 Weblinks BearbeitenDie Freundinnen im Volltext im Projekt Gutenberg DEEinzelnachweise Bearbeiten Elizabeth Preston Baroness Dingwall Abgerufen am 6 Juni 2011 englisch James Butler 3th Earl 1st Duke of Ormonde Abgerufen am 6 Juni 2011 englisch Vgl Faust Pachler und Emil Kuh Einleitung zu Band 11 von Fr Halms Werke Kindlers Literaturlexikon Artikel Die Freundinnen Band 5 1986 S 3690 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Freundinnen Novelle amp oldid 200884677