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Der ganz offene Brief ist eine humoristische Kolumne von Loriot und Manfred Schmidt die von 1957 bis 1961 wochentlich in der deutschen Illustrierten Quick erschien In den mehr als 200 Ausgaben beschaftigten sich die Autoren mit aktuellen Ereignissen kuriosen Meldungen und alltaglichen Erlebnissen 2014 erschien eine Gesamtausgabe der von Loriot verfassten Briefe Schmidts Briefe wurden bisher nicht als Buch veroffentlicht Inhaltsverzeichnis 1 Veroffentlichung 2 Einordnung in Loriots Gesamtwerk 3 Buch Ausgaben 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVeroffentlichung Bearbeiten1957 plante die Quick Redaktion die Uberarbeitung der ersten Seiten ihrer Illustrierten Bis dahin begannen die einzelnen Ausgaben direkt mit der Reportage Nun sollte die Zeitschrift mit Preisratseln eroffnen die zu dieser Zeit sehr beliebt waren Als humoristischer Beitrag neben dem Ratsel wurde die Kolumne Der ganz offene Brief von Manfred Schmidt und Loriot vorgesehen Manfred Schmidt war zu dieser Zeit durch seine Quick Serie Nick Knatterton einer der beliebtesten Zeichner in Deutschland Loriot hatte mit seiner Serie Der gute Ton seinen ersten grossen Erfolg in der Quick Die Ganz offenen Briefe waren als redaktionelle Leserbriefe gestaltet und beschaftigten sich satirisch mit aktuellen Ereignissen kuriosen Meldungen und alltaglichen Erlebnissen der Autoren Begleitet wurden sie von einer Zeichnung des jeweiligen Autors 1 Der erste Ganz offene Brief erschien in der Ausgabe vom 28 September 1957 mit folgendem Geleit Auch Loriot der Meister des guten Tons liest die QUICK zumal er jede Woche ein Exemplar umsonst bekommt In diesem Brief wendet er sich mit einem brennenden Problem an die Redaktion Wir furchten dass weitere Briefe folgen In den folgenden vier Jahren war der Der ganz offene Brief in fast allen Ausgaben der Quick enthalten nur im Januar 1958 wurde einmal zugunsten der Auflosung eines besonderen Preisratsels auf die Kolumne verzichtet 1 Loriot und Manfred Schmidt schrieben jeweils etwa die Halfte der Briefe Ublicherweise wechselten sich die beiden Autoren jede Woche ab haufiger wurde von diesem Modus aber auch abgewichen 2 Das Ende der Kolumne war eine Folge des hundertsten Ganz offenen Briefs von Loriot vom 13 August 1961 Darin bezog er sich auf die Titelgeschichte des Spiegel 3 vom 18 Juli in der berichtet wurde dass es in Deutschland erlaubt sei Wein mit Zuckerwasser Kohlendioxid und Kaliumferrocyanid zu versetzen Loriot trieb dies auf die Spitze indem er die Zusatzstoffe zum Hauptbestandteil des deutschen Weins machte zu denen nach uralter Familientradition auch eine Traube pro Fass hinzukomme Daraufhin kam es zu erheblichen Protesten und erbosten Leserbriefen von Winzern an die Quick Wahrend Der Spiegel ahnliche Reaktionen auf seinen Artikel in den folgenden Ausgaben abdruckte verzichtete die Quick darauf Stattdessen leitete man Teile der Briefe an Loriot weiter mit der Bitte sie zu beantworten Er beendete daraufhin seine Mitarbeit an dieser Kolumne in seinem 102 Beitrag Darin berichtete er davon dass ihm regelmassig drohende Gestalten auflauerten darunter auch Winzer und Weinhandler und das obwohl er unter anderem seit Jahren taglich eine Flasche Wein leere Zu seinem eigenen Schutz bat er die Redaktion in dem Brief darum ihn von der Kolumne zu entbinden Zwar beantwortete die Redaktion diese Bitte unterhalb des Briefes mit einem Nein es blieb aber trotzdem der letzte Ganz offene Brief den Loriot schrieb In den folgenden beiden Ausgaben erschienen die letzten Briefe von Manfred Schmidt Die Ausgabe vom 8 Oktober 1961 enthielt dann noch einmal einen Brief von Loriot den er aber schon vorher geschrieben hatte und der damals von der Redaktion abgelehnt worden war Im Gegensatz zu den anderen Briefen war er nicht Teil der Seiten 2 oder 3 sondern erschien im hinteren Teil der Quick Die Affare um den Wein Brief war damit jedoch noch nicht beendet So musste Loriot auf Drangen des Verlegers Diedrich Kenneweg Ende Oktober an einer PR Aktion im Mainzer Haus des Deutschen Weines und einem Weinbaugebiet teilnehmen Der satirische Reisebericht in dem Loriot neben einer Richtigstellung auch weiter austeilte erschien im Dezember unter dem Titel Wein rein eingeschenkt von Loriot in der Quick 4 Anders als viele andere Arbeiten von Loriot die in Zeitschriften wie der Quick erschienen veroffentlichte Loriot die Ganz offenen Briefe nicht in Buchform Dadurch gerieten sie in Vergessenheit und waren selbst Loriot Kennern unbekannt wie der Germanist Stefan Neumann in seiner Dissertation zu Loriots Leben und Werk aus dem Jahr 2000 feststellt 5 Im Jahr 2014 drei Jahre nach Loriots Tod gab seine Tochter Susanne von Bulow gemeinsam mit dem Autor Peter Geyer und dem Buchgestalter OA Krimmel das Buch Der ganz offene Brief heraus Es erschien nicht in Loriots Stammverlag Diogenes sondern bei Hoffmann und Campe In dem Buch sind 115 Briefe von Loriot gemeinsam mit den zugehorigen Zeichnungen enthalten neben den 103 in der Quick erschienenen auch 12 die von der Quick Redaktion abgelehnt worden waren und nun erstmals veroffentlicht wurden Personen Ereignisse und Presseberichte auf die sich Loriot in seinen Briefen bezog werden im Buch in kurzen Fussnoten kommentiert Daneben enthalt das Buch ein Vorwort von Peter Geyer einen Uberblick uber den Wein Zwischenfall einschliesslich einiger Briefe an den Verlag und vom Verlag und des Reiseberichts von Loriot sowie andere kritische Leserbriefe an Loriot Ausserdem ist im Buch ein Ganz offener Brief von Manfred Schmidt abgedruckt den er als direkte Antwort auf einen Brief von Loriot formuliert hatte Die anderen Briefe von Schmidt wurden bisher nicht in Buchform veroffentlicht Der Schauspieler Johann von Bulow der entfernt mit Loriot verwandt ist 6 veranstaltete Lesungen aus dem Buch Der Live Mitschnitt einer Lesung in der Berliner Bar jeder Vernunft erschien als Horbuch 7 Einordnung in Loriots Gesamtwerk BearbeitenDer ganz offene Brief war mit einer Laufzeit von vier Jahren die langste Zeitschriftenserie von Loriot die er fur Erwachsene gestaltete nur die Kinder Serie Reinhold das Nashorn lief mit siebzehn Jahren langer 8 Die Veroffentlichung der Briefe fiel in die Zeit in der Loriot mit Ratgeberparodien wie Der gute Ton Der Weg zum Erfolg und Fur den Fall grossen Erfolg hatte 9 Anders als bei diesen lag bei den Ganz offenen Briefen der Schwerpunkt fast ausschliesslich auf dem Text Zwar wurden auch sie von einer Zeichnung begleitet die in den meisten Fallen aber eher einen illustrativen Charakter hatte die Komik der meisten Briefe hatte auch ohne sie funktioniert Damit kam in den Briefen erstmals Loriots Sprachkomik die ein wesentlicher Aspekt seines Werkes ist zur vollen Entfaltung 10 Die Textgestaltung der Briefe ahnelte dabei den Ratgeberparodien und war oft von einem Kontrast zwischen der Sprache und dem Inhalt gepragt Alltagliches Banales und Geschmackloses wurde sachlich und in gehobener Sprache prasentiert ein Stil der auch viele von Loriots Fernsehsketchen kennzeichnete 11 Auch inhaltlich waren die Briefe oft ein Vorgriff auf diese Sketche Ein Beispiel dafur ist der Brief vom 7 Juni 1958 Loriot berichtet darin vom Hosenkauf bei dem ihm die Verkaufer aus unterschiedlichen Grunden einmal zu lange und einmal zu kurze Hosen empfehlen Damit erinnert der Brief stark an den Sketch Herrenmoden aus Loriots Teleskizzen der 1976 ausgestrahlten zweiten Folge der Sendereihe Loriot in dem ein Ehepaar einen Anzug fur den Mann kaufen mochte 12 In vielen Zeichnungen zu seinen Ganz offenen Briefen stellt sich Loriot selbst als Knollennasenmannchen dar ein Element seiner Arbeiten das auch an anderen Stellen auftauchte etwa bei der letzten Folge seiner Wahren Geschichten Im Brief vom 14 Februar 1959 setzt sich Loriot selbst mit diesem Thema auseinander und beklagt dass Karikaturisten schon nach wenigen Jahren begannen ihren Zeichnungen ahnlich zu sehen In der zugehorigen Zeichnung steht ein Knollennasenmannchen vor dem Spiegel und halt eine Zeichnung eines Knollennasenmannchens in der Hand 13 Buch Ausgaben BearbeitenSusanne von Bulow Peter Geyer OA Krimmel Hrsg Der ganz offene Brief Hoffmann und Campe Hamburg 2014 ISBN 978 3 455 40514 9 Johann von Bulow liest Loriot Der ganz offene Brief Hoffmann und Campe Hamburg 2014 ISBN 978 3 455 31019 1 Horbuch Literatur BearbeitenStefan Neumann Loriot und die Hochkomik Leben Werk und Wirken Vicco von Bulows Wissenschaftlicher Verlag Trier Trier 2011 ISBN 978 3 86821 298 3 S 187 193 Einzelnachweise Bearbeiten a b Peter Geyer Vorwort In Susanne von Bulow Peter Geyer OA Krimmel Hrsg Der ganz offene Brief S 6 9 Stefan Neumann Loriot und die Hochkomik 2011 S 187 Die nasse Hand In Der Spiegel Nr 30 1961 online Susanne von Bulow Peter Geyer OA Krimmel Hrsg Der ganz offene Brief 2014 S 211 229 Stefan Neumann Loriot und die Hochkomik 2011 S 190 Julia Emmrich Anruf von Onkel Loriot war beinahe ein Ritterschlag In Der Westen 3 Januar 2012 archiviert vom Original am 13 Mai 2021 abgerufen am 11 April 2023 Der ganz offene Brief Johann von Bulow liest Loriot In loriot de Abgerufen am 8 April 2023 Stefan Neumann Loriot und die Hochkomik 2011 S 193 Neumann bezeichnet Den ganz offenen Brief als langste Loriot Serie aller Zeiten vergisst dabei aber Reinhold das Nashorn Stefan Neumann Loriot und die Hochkomik 2011 S 193 Stefan Neumann Loriot und die Hochkomik 2011 S 188 Stefan Neumann Loriot und die Hochkomik 2011 S 190 191 Eckhard Pabst Das Bild hangt schief Loriots TV Sketche als Modernisierungskritik In Anna Bers Claudia Hillebrandt Hrsg TEXT KRITIK Nr 230 2021 ISBN 978 3 96707 487 1 S 23 37 hier 25 Stefan Neumann Loriot und die Hochkomik 2011 S 191 Stefan Neumann Loriot und die Hochkomik 2011 S 192 193 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der ganz offene Brief amp oldid 232679399