www.wikidata.de-de.nina.az
Der blaue Siphon ist eine Erzahlung von Urs Widmer erstmals erschienen 1992 im Diogenes Verlag Sie zahlt zu den bedeutenderen Werken der Schweizer Literatur und ist auch in der 20 bandigen Schweizer Bibliothek von Das Magazin enthalten Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Zusammenfassung 3 Formales 4 Personen 4 1 Personen aus der Gegenwart 4 1 1 Erwachsener Erzahler 4 1 2 Isabelle 4 1 3 Mara 4 2 Personen aus der Vergangenheit 4 2 1 Junger Erzahler 4 2 2 Lisette 4 2 3 Vater 4 2 4 Mutter 5 Themen 5 1 Krieg 5 2 Zeitreise und Filme 5 3 Der blaue Siphon 6 Bezug zur Schweiz 7 Buchausgaben und Literatur 8 Weblinks 9 QuellenInhalt BearbeitenDer blaue Siphon ist ein Marchen fur Erwachsene in dem der Erzahler eine fantastische Zeitreise in seine Vergangenheit beschreibt Gleichzeitig reist sein damaliges kindliches Ich in die Zukunft Durch einen Kinobesuch wird der Erzahler funfzig Jahre zuruckversetzt und besucht seine Eltern im landlichen Basel inmitten der Kriegsjahre Die blaue Siphonflasche an die er bereits durch Kindheitsfantasien gebunden ist steht noch immer unverandert im Wohnzimmer des Elternhauses In der Zwischenzeit steht das Kind schon staunend vor dem Haus seiner spateren Familie in der Grossstadt Zurich Zusammenfassung BearbeitenDie Geschichte beginnt mit einem Kinobesuch des Erzahlers am Zurcher Bellevue Er sieht sich einen Film an von dem er gar nicht recht weiss worum es geht und als er das Kino wieder verlasst findet er sich nachdem er die Ramistrasse und Hottingerstrasse hinter sich gelassen hat verdutzt vor seinem Haus wieder welches jetzt eine neue Ture besitzt oder besser gesagt eine alte Ture Wie sich namlich herausstellt wurde der Erzahler funfzig Jahre in die Vergangenheit zuruckversetzt Erstaunt reist der 53 jahrige Herr nach Basel seinem Heimatort Dort angekommen erlebt er gerade zum zweiten Mal den Tod einer jungen Frau die von einem Wasserturm springt In Basel trifft er alte Bekannte wie zum Beispiel seine Frau welche gerade mal zweijahrig ist sowie sein ehemaliges Kindermadchen Lisette Auch seine Familie seine Mutter und seinen Vater welche beide junger sind als er selbst und seinen Hund Jimmy trifft er in der Vergangenheit Nur jemand fehlt er selbst Denn sein fruheres also dreijahriges Ich ist seit einem Tag verschwunden Genau genommen verschwand er spurlos nach einem Kinobesuch zu dem ihn Lisette gebracht hatte Trotz der vielen Bekanntschaften die er als neue Person macht bleibt er in dieser Zeit ein Fremder Genau parallel zur Reise in die Vergangenheit spielt sich noch eine zweite Reise ab Denn der 3 jahrige Ich Erzahler findet sich nach einem Kinobesuch plotzlich in der Ramistrasse wieder Wie durch Geisterhand gefuhrt kommt er an das Haus in dem er in funfzig Jahren wohnen wird Dort trifft er seine eigene sechzehnjahrige Tochter mit welcher er sich unterhalt und so scheint es sich sogar ein wenig in sie verliebt Als sie zusammen ein altes Fotoalbum betrachten behauptet der dreijahrige Knirps er sei der Junge auf dem 50 Jahre alten Bild woruber Mara die Tochter nur lachen kann Als der alte Ich Erzahler auf die Idee kommt dass er wenn er wieder ins Kino zuruckkehre vielleicht auch wieder in seine Zeit zuruckkehren wurde und als auch sein kleines Ich wieder wie von Geisterhand gefuhrt ins Kino zuruckkehrt werden der Junge und der altere Herr tatsachlich wieder in ihre eigenen Zeiten zuruckversetzt Formales BearbeitenDas Buch ist in zwei grossere Kapitel aufgeteilt Das eine handelt vom 53 jahrigen Erzahler der in die Vergangenheit das andere vom Dreijahrigen der in die Zukunft reist Beide Kapitel haben ihren eigenen Ich Erzahler obwohl es im Grunde dieselbe Person ist So ist sie im ersten Kapitel dreiundfunfzig im zweiten aber erst drei Jahre alt Dadurch entsteht ein intensives Erlebnis welches zur Tiefe des Buches beitragt Auffallig ist dass der Erzahler nie beim Namen genannt wird und eigentlich bis zum Schluss des Buches eine abstrakte Personlichkeit ist Vielleicht tut Urs Widmer dies mit Absicht damit sich der Leser mit der Person ohne Namen besser identifizieren kann Vielleicht aber musste die Erzahlerfigur ja der Richtigkeit halber den Namen Urs Widmer tragen und das ware dem Autor fur sein Marchen wohl doch etwas zu autobiografisch Sicher ist aber dass es viele Parallelen gibt zwischen dem Autor und dem Erzahler Urs Widmer ist namlich auch in Basel aufgewachsen und er wohnte auch in Zurich wahrend er das Buch schrieb Er hat ebenfalls eine Frau und eine Tochter und auch das Alter der beiden stimmt uberein Das Buch beinhaltet auch viel Sehnsucht Vielleicht wunschte sich der Autor ja dass ihm so eine Reise in seine eigene Kindheit widerfahren ware und der Erzahler hat darum so viele Ahnlichkeiten mit dem Autor Der Schreibstil passt sich stark der Handlung an und unterstutzt somit die vorherrschende Stimmung So sind Erzahlungen uber die Kindheit in langen und ausgefeilten Satzen geschildert Erzahlungen uber Krieg und Tod jedoch sind immer in auffallig kurzen Satzen gehalten und wirken verstummelt wie Bildfetzen Personen BearbeitenPersonen aus der Gegenwart Bearbeiten Erwachsener Erzahler Bearbeiten Der in Zurich lebende 53 jahrige Erzahler ist Schriftsteller und hat sowohl eine Frau namens Isabelle und eine Tochter namens Mara Obwohl er seine Frau aufrichtig liebt fuhlt er sich in seine Kindheit zuruckversetzt und auch zu seinem erst sechzehnjahrigen Kindermadchen hingezogen Diese Leidenschaft beruht wohl auf der Sehnsucht des Erzahlers zu seiner Vergangenheit Damals namlich war Lisette das Kindermadchen seine erste Liebe Isabelle Bearbeiten Isabelle ist die Frau des Erzahlers und wohnt mit ihm und ihrer gemeinsamen Tochter Mara in Zurich Sie kommt auch kurz als zweijahriges Madchen in der Vergangenheit vor Sie ist eine liebende Ehefrau und Mutter Mara Bearbeiten Mara ist die Tochter des Erzahlers und Isabelle Sie kommt im zweiten Kapitel auch mit ihrem dreijahrigen Vater in Kontakt bemerkt dies aber gar nicht Der junge Erzahler fuhlt sich wie der alte Erzahler zu Lisette zu Mara hingezogen Personen aus der Vergangenheit Bearbeiten Junger Erzahler Bearbeiten Der junge Erzahler ist zwar erst drei Jahre alt wirkt aber schon deutlich reifer Er ist ein sehr neugieriger Junge und macht sich zu allem seine Gedanken Nach seiner Zeitreise trifft er auf seine zukunftige Tochter Mara zu der er sich hingezogen fuhlt Er hat eine sehr gute Beziehung zu seinen Eltern und seinem Kindermadchen Lisette welche wie eine grosse Schwester fur ihn ist Lisette Bearbeiten Lisette ist das Kindermadchen des jungen Erzahlers aber viel mehr eine Freundin fur ihn als eine Erzieherin Auch sie hat grosse Gefuhle fur den Erzahler und verspurt sogar fur den 53 Jahrigen obwohl sie ihn gar nicht wiedererkennt eine gewisse Liebe Vater Bearbeiten Der Vater des Erzahlers ist zwar streng aber dennoch ein fursorglicher und liebevoller Vater Er ist eine sture Personlichkeit der sich selbst in der Kriegszeit seinen Kaffee uber illegale Wege beschafft Er ist anfangs auch misstrauisch gegenuber dem fremden 53 Jahrigen welcher eigentlich ja sein Sohn ist Mutter Bearbeiten Die Mutter ist eine gutige und fursorgliche Frau Nicht nur zu ihrem dreijahrigen Sohn sondern auch zum 53 Jahrigen Sie bietet ihm Arbeit und etwas Geld an ohne ihn zu erkennen Sie ubernimmt die typische Rolle der Hausfrau in der Familie und ist eine treue Ehefrau Obwohl sie anfangs etwas angstlich gegenuber dem alteren Erzahler ist schliesst sie ihn bald schon in ihr Herz Als Mutter spurt sie vermutlich dass in dem fremden Mann etwas Vertrautes ist Themen BearbeitenKrieg Bearbeiten Im blauen Siphon spielt der Krieg eine wichtige tragende Rolle Am Anfang und am Schluss jedes Kapitels sowie zusatzlich durch die Kapitel verstreut findet man Kriegsbilder Bilder von fallenden Bomben vom Sterben vom Verschwinden vom Tod Als der kleine Erzahler in der Zukunft wieder ins Kino geht um zuruck in die Vergangenheit zu gelangen bemerkt er Diesmal sah ich keinen Kinderfilm sondern eine Geschichte mit Krieg und Toten von der ich nur verstand dass Menschen endgultig getrennt werden konnen ohne Wiedergutmachung fur ewig oder als er endlich dort angekommen mit Lisette nach Hause lauft Als wir am Rundfunkgebaude vorbeikamen wo das Fliegerabwehrgeschutz eingegraben war kitzelte ich sie mit einer Pfauenfeder Im Verlauf der Geschichte erfahren wir dass der Erzahler immer davon getraumt hat jene Siphonbomben die Kohlensaure in die Siphonflasche pressen einfach verschwinden zu lassen damit es uberhaupt keine Bomben mehr gabe was einer reinen Kinderfantasie gleichkommt aber schliesslich ist er ja auch in seine Kindheit zuruckgereist Der Krieg ist ein Teil des Lebens sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft der Krieg ist allgegenwartig auch wenn der Erzahler versucht die Zeit zu manipulieren indem er die Bomben verschwinden lasst Der Mensch ist machtlos er kann zwar in der Zeit umherreisen jedoch den Krieg wird er nie verhindern konnen 1 Zeitreise und Filme Bearbeiten Um Zeitreisen geht es nicht nur in der Haupthandlung bei der der Erzahler eine Zeitreise erlebt sondern auch in den Filmsequenzen die die Erzahlfigur im Kino wahrend seiner eigenen Zeitreise sieht Die insgesamt vier Kinofilme fur jeden Zeitsprung einen Film handeln alle von einem indischen Jungen In allen Filmen spielt auch der Faktor Zeit eine wichtige Rolle Im ersten Film wird beispielsweise einem jungen Briten von einem Hellseher vorhergesagt dass seine Frau erschossen wird Der junge Mann versteht aber das Gemurmel des Alten nicht und richtet seine Aufmerksamkeit auf die junge hubsche Assistentin des Hellsehers Wieder zu seiner Frau auf die Strasse gesetzt geht das junge Parchen noch bis zur nachsten Strassenecke bis ein Antibrite mit einem Gewehr auftaucht und die Prophezeiung erfullt Der zweite und dritte Film handeln von eben dem indischen Jungen der die Britin aus dem ersten Film erschossen hat Der eine schildert seine Kindheit und den Verlust seiner Mutter sowie die damit verbundene Erfahrung mit dem Tod Der andere Film berichtet uber das Nachleben dieses Jungen der sich nach seinem Mord unerwarteterweise mit einem Briten anfreundet welcher ihn mit nach England nimmt und ihm als Gonner eine hervorragende Ausbildung ermoglicht Der ehemals junge Inder wird ein bekannter Schriftsteller dem Ruhm und Beruhmtsein zu Kopf steigen Eines Tages begibt er sich in ein Kino und erlebt eine Zeitreise zuruck in seine Kindheit Er beschliesst jedoch im Gegensatz zum Erzahler in der Vergangenheit zu bleiben und als Hellseher zu leben da er ja bereits uber den unaufhaltbaren Lauf der Zeit Bescheid weiss Der blaue Siphon Bearbeiten Die Siphonflasche findet sich nicht nur im Titel sondern auch einige wenige Male im Text Bei genauerem Betrachten fallt jedoch auf dass dieser Siphon mehr als eine alte Sodaflasche ist Der Siphon reprasentiert sowohl die Kindheitserinnerung des Erzahlers als auch die Angst vor Krieg und Tod Hatte er doch als kleines Kind gedacht die Bombe welche als Kohlensaurespender dient sei eine richtige Bombe die Leute toten konnte Er stellte sich oft vor was passieren wurde wenn eine Bombe uber ihm abgeworfen wurde Erst sieht man nur einen kleinen schwarzen Fleck am blauen Himmel Das gleiche Bild ist auch bei der Siphonflasche zu erkennen Eine kleine schwarze Bombe im blauen Siphon Der Siphon ist also mit dem Himmel vielleicht mit dem Paradiesischen in Verbindung zu bringen mit der Idylle Die schwarze Bombe lauert darin Der Fleck im Himmel wird nun immer grosser Die Leute beginnen zu schreien Die Mutter halten den Kindern die Augen zu aber umsonst Der Schatten am Himmel kommt immer naher Und ehe man es uberhaupt zu fassen im Stande ist zerfallt man zu Asche und das Einzige was man zurucklasst ist ein eingebrannter Schatten an einer halb zerrissenen Hauswand Vor einem solchen Ereignis furchtete sich der Erzahler und deshalb hatte er als Kind auch Angst vor der Bombe im Siphon Vielleicht war es jene Angst die ihn funfzig Jahre spater an diesen Ort wahrend des Zweiten Weltkrieges zuruckreisen liess Vielleicht ist es die unverdaute Erinnerung an den Tod und die Zerstorung Die Erinnerung an die Angst die jemandem schliesslich eine Zeitreise ermoglicht So konnte es bei ihm gewesen sein So konnte es auch beim Jungen in den Kinofilmen gewesen sein Der Hintergrund des Siphons ist also wesentlich ernster als es auf Anhieb scheint Bezug zur Schweiz BearbeitenIm blauen Siphon spielt die Schweiz eine wichtige Rolle Die Stellung der Schweiz in der Zeit des Zweiten Weltkriegs als neutral agierender Staat bringt der Autor zum Ausdruck indem er die Geschichte des Erzahlers an der deutschen Grenze in Basel spielen lasst So werden sowohl der Erzahler als auch der Leser mit dem Krieg konfrontiert Klar ist dies vielleicht nur auf dem autobiographischen Teil des Buches begrundet trotzdem wird eindrucklich dargestellt wie sogar Familienhauser an der Grenze besetzt wurden um den Feind im Auge behalten zu konnen Buchausgaben und Literatur BearbeitenAktuell ist Der blaue Siphon als Taschenbuch erhaltlich Diogenes detebe 22675 Zurich 1994 ISBN 3 257 22675 6Eine kommentierte Schulausgabe ist erschienen als Der blaue Siphon Text amp Kommentar hg v Karl Hotz Buchner Schulbibliothek der Moderne 13 Bamberg 2002 ISBN 3 7661 3963 0Weblinks BearbeitenDer blaue Siphon in der Schweizer BibliothekQuellen Bearbeiten www referate10 com Stand 22 Januar 2007 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der blaue Siphon amp oldid 234650278