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Der Schwanritter ist eine mittelhochdeutsche Verserzahlung die Konrad von Wurzburg in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts verfasste Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Uberlieferung 3 Stoffgeschichte 4 Der Schwanenrittermythos in Kleve 5 Textausgaben 6 Literatur 7 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenDie Witwe des Herzogs Gottfried von Brabant erhebt vor dem Kaiser Klage gegen Gottfrieds Bruder den Herzog von Sachsen weil der das Herzogtum Brabant mit Gewalt eingenommen hat Ein unbekannter Ritter kommt in einem Boot das von einem Schwan gezogen wird tritt im Gerichtskampf gegen den Herzog an besiegt ihn und heiratet die Tochter Gottfrieds unter der Bedingung dass niemand nach seinem Namen und seiner Herkunft fragt Nach Jahren bricht die Herzogin das Verbot und der Ritter verschwindet in dem Boot das ihn einst brachte 1 Uberlieferung BearbeitenDas Werk ist lediglich in einer Sammelhandschrift zusammen mit anderen Werken unterschiedlicher Gattungen uberliefert 2 Diese wird auf 1370 80 datiert Die Sprache ist durchgangig Rheinfrankisch Stoffgeschichte BearbeitenDie populare Sage vom Schwanenritter wird bereits im 12 Jahrhundert fassbar und ist in ganz Europa verbreitet Die heute bekannteste Umsetzung stellt wohl Richard Wagners Oper Lohengrin dar Der Schwanenrittermythos in Kleve BearbeitenDie Ursprunge der Schwanenrittertradition am Niederrhein insbesondere in der Grafschaft Kleve liegen im Dunkeln Zwar fuhrt bereits im 13 Jahrhundert Konrad von Wurzburg die niederrheinischen Fursten von Kleve und Geldern sowie die Rienecker als Nachfahren des Brabanter Schwanenrittergeschlechtes auf doch erst Gert van der Schuren der sich eindeutig auf andere Quellen beruft baut diese Verbindung nach 1417 zu einer Ursprungssage des neuen markischen Herzogshauses aus Vielfach wurde nun bisher versucht beide Traditionen zu verknupfen Doch die sogenannte Niederrheinthese nach der sich Konrad von Wurzburg um 1258 am klevischen Hof aufhielt und dort im Auftrag des Grafen die Schwanenrittersage verfasste ist reine Spekulation Sehr gut belegt ist dagegen dass Konrad uber Jahrzehnte in Basel lebte und arbeitete Der Historiker Heinz Thomas zeigt eine enge Verbindung zwischen dem anerkannt kaisertreuen Dichter und Herrscherhaus auf die er auf Indizien stutzt Die Schwanenrittersage datiert er anders als die meisten Literaturwissenschaftler in die 1280er Jahre Man muss seiner Argumentation nicht im Einzelnen folgen um doch feststellen zu konnen dass sich beide in einem Kulturraum bewegten Tatsachlich ergibt sich in den 1280er Jahren zumindest mittelbar eine Verbindung zum klevischen Hof Dietrich VIII von Kleve erwies sich mehrfach als treuer Bundesgenosse des Kaisers und so verwundert es nicht dass dieser im Jahr 1290 die Ehe zwischen dem Grafen und seiner Nichte Margareta von Neu Kyburg stiftete Die Hochzeit fand im Beisein Rudolfs in Erfurt statt Margareta uberlebte ihren Gatten 1305 um mehrere Jahrzehnte 1318 trat sie in das Pramonstratenserinnenstift Bedburg ein wo sie in den 1330er Jahren verstarb zw 1333 38 Gerade zu dieser Zeit wurde zu Bedburg damals Hauskloster und Grablege des klevischen Geschlechts ein neues Doppelgrabmal in Auftrag gegeben fur den bereits 1142 verstorbenen Grafen Arnold I von Kleve und dessen Gemahlin Ida von Brabant Das Besondere daran Erstmals stutzt ein Klever Graf seine Fusse auf einen Schwan Dies ist in der Tat das erste erhaltene und fur lange Zeit auch das einzige Zeugnis fur eine klevische Schwanenrittertradition Dass die Grafin in ihrer Jugend die Werke Konrads von Wurzburg kennenlernte ist mehr als wahrscheinlich Spatestens mit ihrer Eheschliessung gewann die Schwanenrittersage eine besondere Bedeutung fur sie Es ware nicht unwahrscheinlich wenn sie das Grabmal gestiftet hatte das mit Ida von Brabant direkt auf die genealogische Verbindung zu diesem Herzogtum verwies Das Werk Konrads von Wurzburg hatte somit in der Tat die Schwanenrittertradition zu Kleve mitbegrundet ohne dass der Dichter selbst jemals seinen Fuss auf niederrheinischen Boden setzte Textausgaben BearbeitenEdward Schroder Hg Kleinere Dichtungen Konrads von Wurzburg II Der Schwanritter Das Turnier von Nantes Zurich 1998 S 1 41 Hans Joachim Gernentz Hg Der Schwanritter Deutsche Verserzahlungen des 13 und 14 Jahrhunderts hg und aus dem Mittelhochdeutschen ubertragen von H J G 2 Auflage Berlin 1979 S 109 201 Jan Habermehl Hg Der Schwanritter Konrads von Wurzburg Aus der Frankfurter Handschrift neu ediert und mit einem Kommentar versehen Frankfurt am Main 2015 online Literatur BearbeitenHartmut Beckers Literatur am klevischen Hof von 1174 bis 1542 Zeugnisse Spuren Mutmassungen In Zeitschrift fur deutsche Philologie 112 1993 S 426 434 Rudiger Brandt Konrad von Wurzburg Kleinere epische Werke Schmidt Berlin 2000 ISBN 3 503 04946 0 Klassiker Lekturen 2 Joachim Bumke Geschichte der deutschen Literatur im hohen Mittelalter Munchen 1996 Horst Brunner Genealogische Phantasien Zu Konrads von Wurzburg Schwanenritter und Engelhard In ZfdA 110 1981 S 274 299 Horst Brunner Das Turnier von Nantes Konrad von Wurzburg Richard von Cornwall und die deutschen Fursten In De poeticis medii aevi quaestiones Festschr K Hamburger Goppingen 1981 S 105 127 Horst Brunner Konrad in Wurzburg und am Niederrhein In Christian Schmid Cadalbert Hrsg Das ritterliche Basel Zum 700 Todestag Konrads von Wurzburg Offentliche Basler Denkmalpflege Basel 1987 ISBN 3 85556 002 1 S 20 22 Beate Kellner Schwanenkinder Schwanritter Lohengrin Wege mythischer Erzahlungen In Friedrich Udo Hg Prasenz des Mythos Konfigurationen einer Denkform im Mittelalter und Fruher Neuzeit Berlin 2004 S 131 154 Albert Leitzmann Zu den kleineren Dichtungen Konrads von Wurzburg In PBB 62 1938 S 361 383 Elisabeth Martschini Schrift und Schriftlichkeit in hofischen Erzahltexten des 13 Jahrhunderts Kiel Solivagus Verlag 2014 Kapitel Konrad von Wurzburg Der Schwanritter S 187 189 S 291 556 ISBN 978 3 943025 14 9 Alfred Ritscher Literatur und Politik im Umkreis der ersten Habsburger Dichtung Historiographie und Briefe am Oberrhein Lang Frankfurt M 1992 ISBN 3 631 44002 2 Wiltrud Schnutgen Literatur am klevischen Hof Vom hohen Mittelalter bis zur fruhen Neuzeit Boss Kleve 1990 ISBN 3 89413 187 X Johannes Spicker Konrad von Wurzburg ein niederrheinischer Mythos In Van der Masen tot op den Rijn Ein Handbuch zur Geschichte der mittelalterlichen volkssprachlichen Literatur im Raum von Rhein und Maas Schmidt Berlin 2006 ISBN 3 503 07958 0 S 118ff Peter Strohschneider Ur Sprunge Korper Gewalt und Schrift im Schwanritter Konrads von Wurzburg In Horst Wenzel Hrsg Gesprache Boten Briefe Korpergedachtnis und Schriftgedachtnis im Mittelalter Schmidt Berlin 1997 ISBN 3 503 03759 4 S 127 153 Heinz Thomas Konrad von Wurzburg und die Habsburger In Deutsches Archiv fur die Erforschung des Mittelalters 52 1996 H 2 S 509 545 Einzelnachweise Bearbeiten Joachim Bumke 1996 S 281 zit nach http www rzuser uni heidelberg de cd2 hdhs objekte 5981 Der Schwanritter Konrad von Wurzburg Marburger Repertorium Deutschsprachige Handschriften des 13 und 14 Jahrhunderts Konrad von Wurzburg auf handschriftencensus de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Schwanritter amp oldid 236270650