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Der Augsburger Kreidekreis ist eine Erzahlung von Bertolt Brecht aus dem Jahre 1940 Bertolt Brecht wurde des Hochverrates angeschuldigt und musste aus dem nationalsozialistischen Deutschland fliehen Diese Geschichte wurde im Exil geschrieben und spielt in Augsburg wahrend des Dreissigjahrigen Krieges 1618 1648 Augsburg ist eine katholische Stadt im Sudosten Deutschlands und Brechts Geburtsort Die Erzahlung erschien erstmals 1941 und Brecht nahm sie spater ebenfalls in die 1949 erstmals veroffentlichten Kalendergeschichten auf Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Inhalt 3 Interpretation 4 Absicht 5 Literatur 5 1 Textausgaben 6 Siehe auchEntstehung BearbeitenBrecht verlegte die Handlung der Geschichte deren Motiv er einer chinesischen Geschichte von Li Qingzhao entnommen hatte in die Zeit des Dreissigjahrigen Krieges in seine Heimatstadt Augsburg Mit dem Motiv der Kreidekreisprobe beschaftigte sich Brecht in mehreren Werken das bekannteste ist das spatere Theaterstuck Der kaukasische Kreidekreis das eine ahnliche Handlung wie der Augsburger Kreidekreis hat Inhalt BearbeitenIn der Geschichte geht es um das Schicksal eines Kindes und einer Magd welche die Rolle der Mutter einnimmt als die wahre Mutter das Kind zurucklasst Die Erzahlung findet zur Zeit des Dreissigjahrigen Kriegs statt In dieser Zeit bekampfen sich Katholiken und Protestanten in kriegerischen Auseinandersetzungen Der Schweizer Protestant Zingli besitzt in Augsburg am Lech eine grosse Gerberei mit einer Lederhandlung Herr Zingli ist mit einer Augsburgerin verheiratet und zusammen haben sie ein Kind Als Katholiken die Stadt uberrennen und am Abend zu plundern beginnen versteckt sich Herr Zingli in einer Grube in seiner Gerberei Jedoch wird er dort entdeckt und von den katholischen Eindringlingen erschlagen Seine Frau die mit dem Kind in eine Vorstadt fliehen sollte halt sich zu lange mit dem Packen ihrer Kleider auf und lasst in der Eile als die Katholiken den Hof sturmen das Kind zuruck Als die einfache Magd Anna die kommende Gefahr sieht sturmt sie in den oberen Stock und versteckt sich in einem Schrank Nachdem die Gefahr vorbei ist kommt sie heraus und findet den toten Gerber Zingli vor sowie sein noch lebendes Kind Zuerst lasst sie das Kind zuruck und macht sich auf den Weg Sie hat beschlossen Frau Zingli in der Vorstadt aufzusuchen Doch als sie dort vor der Tur steht wollen Frau Zingli und ihre Verwandten nichts mit dem Kind zu tun haben Aus gutem Herzen beschliesst Anna das Kind an sich zu nehmen und flieht zu ihrem Bruder aufs Land Ihr Bruder hatte sich auf einen Bauernhof eingeheiratet und nimmt sie und das Kind auf Allerdings misstraut ihr ihre Schwagerin und fragt sie standig nach dem Vater des Kindes aus da zu dieser Zeit ein uneheliches Kind als Schande empfunden wurde So erfindet Anna eine Geschichte von einem Ehemann der nachkommen soll und sie am Hof abholen wird Aber als die Zeit vergeht und kein Mann auftaucht mussen sie eine andere Losung finden Eines Tages nimmt ihr Bruder sie mit in ein benachbartes Dorf Er habe fur sie einen todkranken Mann gefunden der sie heiraten konne Wenn er sterben werde erhalte sie seinen Totenschein und konne damit die Zweifel der anderen ausraumen So geht Anna eine Ehe mit dem todkranken Mann ein und wartet darauf dass die Meldung von seinem Tod kommt Inzwischen vergeht Tag um Tag und keine Nachricht kommt vom Tod ihres Mannes bis Anna eines Tages beschliesst nachzuforschen Als ihr Bruder ihren als Otterer bekannten Mann auffindet stellt der einst Todkranke sich als kerngesund heraus Anna weigert sich jedoch zu ihm zu ziehen und mit ihm unter einem Dach zu leben Kurz darauf wird Anna krank und liegt im Bett Als Otterer sie holen kommt lasst sie es zu und wehrt sich nicht Nachdem sie wieder gesund ist versucht Anna zu fliehen jedoch kommt sie nicht weit und so nimmt sie ihr Schicksal hin und lebt mit Otterer zusammen Im Lauf der Jahre ist Anna mit ihrer Rolle zufrieden und das Leben mit ihrem Kind bereitet ihr viel Freude Nach dem Ende des Dreissigjahrigen Krieges kommt eines Tages die Frau des Gerbers Zingli wahrend Anna ins Dorf gegangen ist um Sirup zu holen und holt ihr leibliches Kind ab Nach ihrer Ruckkehr vom Dorf erlebt Anna mit Entsetzen den Verlust des Kindes Daraufhin geht Anna zu den Behorden und sagt dass man ihr Kind gestohlen habe Durch Gluck wird ihr Fall an den Richter Ignaz Dollinger verwiesen Der Richter ist in ganz Schwaben bekannt fur seine Grobheit und Gelehrsamkeit In der Folge wird Anna zum Richter zitiert Der Richter fragt Anna warum sie nicht gleich gesagt habe dass es um eine Gerberei mit pfundigem Anwesen geht woraufhin Anna antwortet dass es ihr einzig und allein um das Kind gehe Wie sich herausstellt braucht Frau Zingli die leibliche Mutter des Kindes das Kind damit die Erbschaft ihres Mannes an sie geht Am darauf folgenden Samstag findet die Gerichtsverhandlung statt Die Besonderheit des Falles hat viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen Zuerst wird Frau Zingli aufgerufen und sie erzahlt wie ihr kaiserliche Soldaten das Kind entrissen hatten und die Magd Anna das Kind an sich genommen habe um spater Losegeld zu erpressen Als nachstes werden die Verwandten des Verstorbenen aufgerufen sie haben nicht viele freundliche Worte fur ihre Schwagerin ubrig Zum Schluss wird noch Anna aufgerufen sie schildert die Nacht als sie aus der Gerberei floh und zum Haus des Onkels von Frau Zingli ging um dort zu berichten dass das Kind noch in der Gerberei liege Jedoch sei sie danach nicht gleich zur Gerberei zuruckgekehrt aus Furcht vor den kaiserlichen Truppen Nachdem alle angehort worden sind sagt der Richter dass die wahre Mutter nicht herausgefunden werden konnte und befiehlt das Kind zu holen sowie ein Stuck Kreide Auf dem Fussboden wird ein Kreis gezeichnet und das Kind in die Mitte gestellt Nun befiehlt der Richter Frau Zingli und Anna je eine Hand des Kindes zu packen und so fest zu ziehen wie es nur geht Die wahre Mutter wurde das Kind auf ihre Seite ziehen Als sie nun beginnen zu ziehen lasst Anna die Hand des Kindes los weil sie Angst hat dem Kind Schmerzen zuzufugen Die leibliche Mutter reisst das Kind an sich Der Richter entscheidet jedoch das Gegenteil Anna darf das Kind behalten Er begrundet seinen Urteilsspruch damit dass ihre Liebe zum Kind und die Angst davor das Kind zu verletzen gezeigt haben wer die bessere Mutter ist Interpretation BearbeitenDie Geschichte soll eine Belehrung fur den Leser sein Bertolt Brecht versucht uns mit dieser Geschichte zum Nachdenken anzuregen und uns die schrecklichen Folgen von Kriegen zu zeigen So wird in der Geschichte die wahrend des Dreissigjahrigen Krieges spielt zu Beginn ein protestantischer Gerber von katholischen Truppen ermordet und sein Kind wird von der Mutter zuruckgelassen Am Ende des Krieges als Friede herrscht zwischen Katholiken und Protestanten entsteht ein Streit nur wegen des Krieges um das Sorgerecht fur das Kind Des Weiteren will Brecht zeigen dass nicht immer die leibliche Mutter am besten dafur geeignet ist Mutter zu sein Jede Frau kann ein Kind haben aber das muss nicht heissen dass die Frau die das Kind geboren hat sich auch wirklich um das Kind kummern und fur es sorgen kann Die Geschichte zeigt dass eine Frau die ein fremdes Kind adoptiert fur dieses trotzdem mutterliche Gefuhle entwickeln kann und sich um das Wohlergehen des Kindes sorgt Absicht BearbeitenDie Absicht von Brecht war die Menschen zu lehren dass Krieg vollig unnotig ist und nur Leiden verursacht Es sterben Tausende unschuldige Menschen Bertolt Brecht zeigt dass die Verfolgung anderer Gruppen oder Volker uberflussig ist In dieser Geschichte wird auch die Mutterliebe sehr deutlich gemacht Man erkennt dass nicht immer die leibliche Mutter die rechte Mutter ist sondern die eigentliche Pflegemutter mehr Liebe zeigen kann Er widerspricht dabei zum ersten Mal der Aussage Blut ist dicker als Wasser die zuvor in der Gesellschaft galt Auch die Aussage Eigentum ist Eigentum wird abgelehnt Literatur BearbeitenTextausgaben Bearbeiten Ana Kugli Der kaukasische Kreidekreis Text und Kommentar Frankfurt am Main 2009 ISBN 978 3 518 18842 2 Suhrkamp BasisBibliothek 42 Anhang Der Augsburger Kreidekreis Erzahlung von 1940 Denise Kratzmeier Bertolt Brecht Kalendergeschichten Text und Kommentar Frankfurt am Main 2013 ISBN 978 3 518 18931 3 Suhrkamp BasisBibliothek 131 Siehe auch BearbeitenSalomo Das Urteil des Konigs Salomo Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Augsburger Kreidekreis amp oldid 238823645