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Das Goldene Tor Monatsschrift fur Literatur und Kunst war eine Literaturzeitschrift der Nachkriegszeit die vom Schriftsteller Alfred Doblin im Dienst der franzosischen Besatzungsbehorden in Baden Baden und spater in Mainz im Rahmen der Umerziehung der Deutschen reeducation gegrundet und von 1946 bis 1951 herausgegeben wurde Ihr literaturprogrammatischer Schwerpunkt lag in der Vermittlung der auslandischen Literatur der literarischen Tradition der Exilliteratur und der zeitgenossischen Literatur aus Deutschland Zum Ziel gesetzt wurden unter anderem Aufklarung im Geiste Lessings Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus sowie Volkerverstandigung Der neuen Konfession des Herausgebers Doblin entsprechend wurde der Tenor der Redaktion insbesondere in der spaten Phase der Zeitschrift zunehmend christlich religios gepragt Trotz der von Doblin beklagten Resonanzlosigkeit gilt Das Goldene Tor mit ihrer Erscheinungszeit von etwa funf Jahren fur eine Nachkriegszeitschrift vergleichbarer Art als langlebig Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Baden Badener Jahre 1946 1949 1 2 Umzug nach Mainz und das Ende 1949 1951 2 Wirkung 3 Literatur 4 AnmerkungenGeschichte BearbeitenBaden Badener Jahre 1946 1949 Bearbeiten Im US amerikanischen Exil nahm Doblin im Juli 1945 das Angebot eines Postens im Bildungsressort der franzosischen Besatzungsbehorden an Am 9 November desselben Jahres betrat er als einer der ersten prominenten deutschen Exilautoren wieder deutschen Boden und erreichte Baden Baden d h den Sitz der franzosischen Militarregierung welcher seine Dienststelle Direction de l Education Publique unterstellt war Eine seiner zentralen Aufgaben in dieser fur die gesamte Bildungs und Kulturpolitik in der franzosischen Besatzungszone zustandigen Behorde bestand ausser der Begutachtung zum Druck vorgelegter Buchmanuskripte insbesondere in der Vorbereitung und Herausgabe einer literarischen Zeitschrift Wahrend die Grundzuge dieser Zeitschrift in Gesprachen zwischen Doblin und dem franzosischen Germanisten und Leiter der Direction General Raymond Schmittlein koordiniert werden mussten behielt Doblin bei der Herausgabe eine weitgehend freie Hand Er schrieb selbst Briefe vor allem an die von ihm bekannten deutschen Exilautoren wie Bertolt Brecht Heinrich Mann Lion Feuchtwanger Ludwig Marcuse u a und bat sie um Beitrage fur die Zeitschrift Anton Betzner den Doblin bereits aus seinen Berliner Jahren kannte und im April 1946 als Redakteur gewann vermittelte der Zeitschrift deutsche Autoren des Inlandes Das erste Heft des Goldenen Tors erschien vorausgegangen vom Probeheft im April im Oktober 1946 im alteingesessenen Verlag Moritz Schaufenburg in Lahr Der Zeitschriftentitel Das Goldene Tor bezieht sich auf die Meeresstrasse zur US amerikanischen Stadt San Francisco in der im Juni 1945 die Vereinten Nationen UN ins Leben gerufen wurden In diesem Sinne wollte diese Wahl Doblin zufolge die Idee der Volkerverstandigung zum Ausdruck bringen Das Goldene Tor durch das Dichtung Kunst und die freien Gedanken ziehen sei zugleich Symbol fur die menschliche Freiheit und die Solidaritat der Volker 1 Die Herausgebertatigkeit fuhrte Doblin auch nach dem 1 April 1948 weiter an dem er wegen der Altersgrenze aus dem Dienst bei den franzosischen Kulturbehorden ausschied Betzner blieb bis zum Sommer 1949 in der Redaktion des Goldenen Tors um danach zum Sudwestfunk in Baden Baden zu wechseln Nach der Wahrungsreform kam im Juni 1948 Herbert Wendt in die Redaktion und war bis zum Herbst 1949 deren Mitglied Sein Amt ubernahm dann in der zweiten Halfte dieses Jahres Wolfgang Lohmeyer und war bis zum Juli 1951 angestellt Wahrend die anfangliche Auflagenhohe 20 000 Exemplare betrug und im Jahre 1947 auf Doblins Antrag hin auf 25 000 stieg sank sie im Zuge der Wahrungsreform vom Juni 1948 rasant und belief sich im Mai 1949 nur noch auf 2 000 Umzug nach Mainz und das Ende 1949 1951 Bearbeiten Im Oktober 1949 zog Doblin zusammen mit der Redaktion des Goldenen Tors nach Mainz Dort befand sich auch der Sitz der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur an deren Grundung sich Doblin massgeblich beteiligt hatte und infolgedessen zu deren Vizeprasidenten sowie zum Vorsitzenden der Literaturklasse gewahlt worden war Mit Blick auf den geringen Absatz unterbreitete der neue Verleger Bruno Grimm Doblin im Juni 1950 Vorschlage von redaktionellen Anderungen so dass die Zeitschrift mithilfe des Heranziehens weiterer namhafter Mitherausgeber die franzosische Farbung abschwachen konnte In Anbetracht dieser Lage zog Doblin ab dem funften Jahrgang verstarkt die Akademiemitglieder zur Mitarbeit an dem Goldenen Tor heran Am 1 Marz 1951 wurde dann aus der Literaturklasse ein vorlaufiges Redaktionskomitee gewahlt Hans Henny Jahnn Ernst Kreuder und Hans Erich Nossack und beschlossen dass die Zeitschrift ab Juni desgleichen Jahres von der Akademie mit einer monatlichen Zuwendung von 500 DM unterstutzt werden sollte Aufgrund der endgultigen Streichung der franzosischen Subventionen welche auf die Anderung des Besatzungsstatus im Marz 1951 zuruckgeht musste Doblin jedoch das Erscheinen der Zeitschrift nach insgesamt 37 Heften einstellen Der Herausgeber suchte trotzdem anhand von dem Betrag von 15 000 DM den die franzosischen Behorden einmalig zur Verfugung stellte zusammen mit jenem monatlichen Zuschuss von 500 DM eine neue literarische Zeitschrift der Literaturklasse der Akademie zu grunden Der Plan dieses neuen Publikationsorgans als dessen Titel Doblin Don Quichotte oder Mainzer Beitrage vorschwebten scheiterte in erster Linie an den unterschiedlichen Vorstellungen von Doblin und etwa dem geplanten Redakteur des ersten Heftes Ernst Kreuder hinsichtlich der redaktionellen Ausrichtung der Zeitschrift Wirkung BearbeitenEgon Vietta der fur Das Goldene Tor als Ubersetzer und Referent uber italienische Literatur arbeitete und insbesondere beim Italien Heft 3 Jg H 3 entscheidend mitwirkte ausserte zwei Jahre nach dem Abschluss der Zeitschrift seine Dankbarkeit Heute hat sich manches eingespielt Und unsere Zeit pflegt allzuschnell uber das wahrhaft Geleistete hinwegzuleben Aber Ihre Nachkriegsarbeit ist ein Dokument und hat mehr Faden geknupft als die kommerziellen und interessierten Bindungen nach der Wahrungsreform Es war ein grosser und entschlossener Schritt Wenn manche Ihrer ungunstigen Prognosen uber die deutsche Nachkriegsliteratur uberholt sind so nicht ohne Ihr Verdienst 2 Noch in den 1980er Jahren wurdigte Helmut Heissenbuttel Das Goldene Tor als Muster einer moglichen literarischen und politischen Zeitschrift und hob das dezidierte bzw strenge Konzept Doblins hervor 3 Literatur BearbeitenBernhardt Oliver Alfred Doblin Munchen Deutscher Taschenbuch Verlag 2007 dtv portrait S 141 156 Birkert Alexandra Das Goldene Tor Alfred Doblins Nachkriegszeitschrift Rahmenbedingungen Zielsetzung Entwicklung Archiv fur Geschichte des Buchwesens Bd 33 1989 S 201 317 Schoeller Wilfried F Alfred Doblin Eine Biographie Munchen Hanser 2011 S 629 830 Anmerkungen Bearbeiten Doblin Alfred Geleitwort Zur Zeitschrift Das Goldene Tor In ders Kleine Schriften Bd IV hg von Anthony W Riley und Christina Althen Dusseldorf Patmos Walter 2005 Ausgewahlte Werke in Einzelbanden S 222 228 hier S 226 Zitiert nach Schoeller Wilfried F Alfred Doblin Eine Biographie Munchen Hanser 2011 S 762 Vgl Birkert Alexandra Das Goldene Tor Alfred Doblins Nachkriegszeitschrift Rahmenbedingungen Zielsetzung Entwicklung Archiv fur Geschichte des Buchwesens Band 33 1989 S 201 317 hier S 292 Normdaten Werk GND 4219445 3 lobid OGND AKS VIAF 178316438 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Goldene Tor Zeitschrift amp oldid 232776967