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Die Kurzgeschichte Das Fenster Theater von Ilse Aichinger aus dem Jahre 1949 erschien im Jahre 1953 in der Sammlung Der Gefesselte Erzahlungen Sie schildert eine einsame und von Sensationslust bestimmte Frau die in einem Fenster gegenuber ihrer Wohnung einen alten Mann beobachtet der aus ihrer Sicht durch lustige Gesten und kleine Vorfuhrungen mit ihr Kontakt aufzunehmen versucht Nach anfanglichem Interesse andert sie plotzlich ihre Haltung und ruft die Polizei Als sie mit den Beamten in die Wohnung des Alten eindringt stellt sie fest dass die Theaterauffuhrung einem kleinen Jungen gegolten hat der mit seinen Eltern in die vermeintlich leere Wohnung uber ihr eingezogen ist Inhaltsverzeichnis 1 Text und Deutung 1 1 Textmerkmale 1 2 Deutung 1 3 Metaphorik 2 Ausgabe 3 WeblinksText und Deutung BearbeitenTextmerkmale Bearbeiten Die Ereignisse werden chronologisch wiedergegeben Es wird uberwiegend aus der Perspektive der Frau erzahlt Kleinere auktoriale Kommentare des Er Erzahlers dienen vor allem der Charakterisierung der Frau Die Frau hatte den starren Blick neugieriger Leute die unersattlich sind Es hatte ihr noch niemand den Gefallen getan vor ihrem Haus niedergefahren zu werden Die Ereignisse werden weitgehend als unkommentierter Erzahlbericht dargestellt teilweise aufgelockert durch inneren Monolog und erlebte Rede Der Text weist die Merkmale der Gattung Kurzgeschichte auf etwa den unvermittelten Anfang ohne namentliche Einfuhrung der Personen Die Frau lehnte am Fenster und den offenen pointierten Schluss auch die Auseinandersetzung mit einer alltaglichen Situation passt zum Genre Sie ist dementsprechend auch in eine Kurzgeschichten Anthologie der gelben Reclam Bandchen aufgenommen worden Die Figuren sind metaphorisch in einer Art von Theater angeordnet Dabei reprasentiert das Fenster des alten Mannes die Buhne die Wohnung der Frau den Zuschauerraum Durch die Unkenntnis der zweiten Loge des Fensters von dem aus der kleine Junge zuschaut bezieht die Frau die Auffuhrung allein auf sich deutet sie als versuchte Kontaktaufnahme Deutung Bearbeiten Die Frau verkorpert einen vereinsamten Menschen voller Ressentiments Die Frau hatte den starren Blick neugieriger Leute die unersattlich sind Es hatte ihr noch niemand den Gefallen getan vor ihrem Haus niedergefahren zu werden Gegenpol zu ihr sind der kleine Junge und der alte Mann die eine humorvolle und selbstvergessene Kommunikation pflegen Um diese Gegensatze sind die ubrigen Elemente des Textes angeordnet auf Seiten der Frau etwa die sensationslusterne Menge die sich nach Eintreffen des Polizeiwagens bildet oder die Polizisten selbst die gewaltsam in die Wohnung eindringen Die Aggressivitat des Eindringens und die Unangemessenheit ihres Verhaltens entlarven sich angesichts der Frohlichkeit des kleinen Jungen als verfehlt Er sprang und winkte heruber und krahte vor Jubel Er lachte strich mit der Hand uber das Gesicht wurde ernst und schien das Lachen eine Sekunde lang in der hohlen Hand zu halten Dann warf er es mit aller Kraft den Wachleuten ins Gesicht Man sieht deutlich dass die Frau Angst um den Mann hat der Junge aber erfreut sich an den Kunststucken des Mannes und denkt keineswegs an die Gefahren denen der Mann sich aussetzt Der deutliche Bezug auf die gesellschaftliche Realitat von Humorlosigkeit Sensationslust und Ordnungsdenken stellt den Negativfiguren die kommunikativen Moglichkeiten von Spiel und Theater gegenuber Die Gestaltung der Wohnungen spiegelt diese Gegensatze wider Das Fenster des alten Mannes ist schon bevor es dunkel wird hell erleuchtet aus der Wohnung des Alten blickt die Frau in ihr eigenes finsteres Fenster Der Einsamkeit der Frau entspricht auch die Distanz ihrer Wohnung vom Leben auf der Strasse das sie vom Fenster aus beobachtet Ausserdem wohnte sie im vorletzten Stock die Strasse lag zu tief unten Der Larm rauschte nur mehr leicht herauf Alles lag zu tief unten Neben der frohlichen Kindlichkeit des Jungen reprasentiert der alte Mann den positiven Aussenseiter der die Frau zunachst durchaus ungewollt anzieht Der Ruf nach der Polizei scheint der Frau erst dann moglich und notig als sie die soziale Schwache die Armut des Alten entdeckt Das bereitete ihr so lange Vergnugen bis sie plotzlich nur mehr seine Beine in dunnen geflickten Samthosen in die Luft ragen sah Er stand auf dem Kopf Als sein Gesicht gerotet erhitzt und freundlich wieder auftauchte hatte sie schon die Polizei verstandigt Metaphorik Bearbeiten Besondere metaphorische Bedeutung hat das Lachen in der Kurzgeschichte An zwei Stellen wird erzahlt wie zunachst der alte Mann das Lachen in der hohlen Hand zu halten scheint um es dann zur Frau hinuber zu werfen dann das Kind zur Polizei Das Lachen steht hier fur die naturliche ungezwungene Frohlichkeit und den Humor einmal eines Kindes und eines alten Mannes im Gegensatz zu der Humorlosigkeit ihrer Umgebung Beide werden ernst bevor sie das Lachen hinuberwerfen weil ihnen bewusst ist dass der anderen Seite der alten Frau dann der Polizei genau dieser Humor und Lachen im Gesicht fehlt Ausgabe BearbeitenIlse Aichinger Der Gefesselte Fischer Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 596 11042 4 Fischer Taschenbuch Band 11042 aus Ilse Aichinger Werke Band 2 Erzahlungen 1 1948 1952 Weblinks BearbeitenTeachsam Material zum Fenster Theater Kommentar bei Fundus Unterrichtseinheit bei mediaculture PDF Datei 276 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Fenster Theater amp oldid 222824492