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Das Volk der Daju Daju ist der dominierende Stamm im sudostlichen Tschad der an die sudanesische Region Darfur grenzt Ein alternativer Name fur das Volk ist Bokoruge Inhaltsverzeichnis 1 Volk 1 1 Geschichte 1 2 Gesellschaft 1 2 1 Sultane 2 Wirtschaft 3 Literatur 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVolk BearbeitenZugehorigkeit zu den Daju definiert sich uber die gemeinsamen Vorfahren und die Sprache dem Daju 1 das der nilosaharanische Sprachengruppe zuzurechnen ist Von deren geschatzten 65 000 Sprechern leben etwa 40 000 2 im Tschad Eine weitergehende Unterscheidung nach Dialekten ist versucht worden 3 4 Die meisten Kinder erhalten Koranunterricht so dass die meisten Daju mit tschadischem Arabisch vertraut sind Das Hauptsiedlungsgebiet erstreckt sich in westlicher Richtung in einem Halbkreis etwa 120 km um Goumbatou und uber die Grenze in den Sudan Heute gibt es weitere dajusprachige Gruppen sudwestlich von Kaduqli und in Liguri in den Nubabergen um Nyala sowie am Fluss Sopo Im 20 Jahrhundert wanderte ein Teil des Stammes wieder in Richtung Darfur viele fluchteten vor den Kampfen des letzten Jahrzehnts wieder zuruck in den Tschad wo sie grosstenteils in Lagern leben Die Islamisierung der Region begann im 16 Jahrhundert mit dem Aufstieg des Reiches von Wadai Der Islam blieb zunachst eine Religion der Oberschicht das Volk war nur insofern muslimisch als dass es einem islamischen Herrscher unterstand Das hatte zur Folge dass die Stammesangehorigen als Rechtsglaubige nicht versklavt werden durften obwohl sie vergleichsweise dunkelhautig sind Vorislamische Traditionen blieben bis heute lebendig So versuchten die Herrscher die Zukunft weiterhin mittels des Termiten Orakels durch Beobachtung des Laufs von Ameisen vorherzusagen Dazu kommt der Glaube an Geister die Getreide Baumen und Wasserlochern innewohnen Die heutigen Sultane haben keine politische Macht mehr sind jedoch geachtet und spielen bei religiosen Zeremonien eine gewisse Rolle Geschichte Bearbeiten siehe Hauptartikel Sultanat Dar SilaGesellschaft Bearbeiten Der Stamm gliedert sich in einzelne Clans die das Land besitzen unter Altesten malik die nach aussen reprasentieren fruher auch Steuern einzogen und zu Gericht sassen Die Haushalte der Freien masakin unterlagen der Besteuerung in Naturalien durch den Sultan Die Manner waren zum Waffendienst verpflichtet Die nicht muslimischen Sklaven wurden als Fertit und Kirdi bezeichnet Die Sklaven im Haushalt des Sultans hatten einen sozialen Status der an den ihres Herrn heranreichte Sie wurden haufig in eigenen Dorfern angesiedelt Andere Sklaven im Status unter den Gemeinen waren in die Haushalte ihrer Eigentumer integriert sofern sie nicht als Handelsware nur kurzzeitig im Lande waren Unterscheidbar waren Sklaven und Freie an ihrer Kleidung nbsp Gebaude aus sonnengetrockneten Lehmziegeln in Goz Beida vor 1918 Die Gesellschaft ist patriarchalisch organisiert Vererbt wird jedoch matrilinear Zu den Aufgaben der Frauen gehort ausser dem Feldbau die allgemeine Haushaltsfuhrung und die alleinige Kindererziehung Es ist ublich mit Zweigen die Zahne zu weissen Augenlider Gaumen und Lippen werden mit Hilfe von Akaziennadeln tatowiert Im Familienkreis zeigen sie sich oft barbrustig Sultane Bearbeiten Die Position des Sultans war in der mannlichen Linie erblich Das Prinzip der Primogenitur wurde nicht konsequent angewandt es konnten also auch jungere Sohne oder Onkel vaterlicherseits einem Herrscher nachfolgen der ublicherweise einen Nachfolger designierte Die Macht der einzelnen mannlichen Angehorigen der Dynastie stutzte sich auf Privatarmeen aus Gemeinen oder im Schusswaffengebrauch ausgebildeten Sklaven deren Starke normalerweise vom Status des Fuhrers abhing Selbst wenn es zu Thronfolgestreitigkeiten kam trat man gegen aussere Feinde geschlossen auf Die verlierenden Parteien blieben in der Grossfamilie integriert Diese Praxis unterschied sich von den Traditionen der Nachbarstaaten In Wadai wurden Pratendenten geblendet im Darfur in die Wuste geschickt wenn auch mit Pension Der Sultan war theoretisch nur Gott verantwortlich und richtete uber Leben und Tod Sein bon plaisier wurde ahnlich wie bei mittelalterlichen europaischen Konigen jedoch durch Traditionen beschrankt Wirtschaft BearbeitenDar Sila war das sudlichste einer Reihe von Sultanaten die zwischen den Reichen Wadai und Darfur lagen Im Gegensatz zu den weiter nordlich gelegenen Sultanaten hat Dar Sila mit 600 bis 800 mm ausreichenden Jahresniederschlag und vergleichsweise artenreiche Vegetation Die Daju sind sesshafte Bauern Angebaut werden Hirsesorten und Baumwolle Im 20 Jahrhundert wurde Mais zu einem wichtigen Anbauprodukt Ebenso ublich ist die Viehhaltung jedoch werden kaum Kamele gezuchtet Nach der Eroberung und durch die 1911 beginnende italienische Besetzung von Tripolitanien und der Cyrenaica wurde der Transport von Sklaven durch Karawanen nach Bengasi unterbunden Dazu kam noch die franzosische Politik des ungehinderten Warenverkehrs entlang der Strassen was den Wegezoll abschaffte Innerhalb des nachsten Jahrzehnts kam es zur Einfuhrung der Bargeldwirtschaft und der vollkommenen Einbindung der Region in das kapitalistische koloniale Wirtschaftssystem Ab 1917 waren alle Steuern die sich nun nach der bebauten Landflache richteten in Geld zu zahlen was erzwungenermassen zum vermehrten Anbau von Cash Crops fuhrte und so in der Region in Zeiten der Durre oder Uberflutung immer wieder Hungersnote hervorrief Viele der Einwohner mussten sich als Arbeitsmigranten bei Lohnarbeit verdingen Dies geschah zum einen auf den Baumwollplantagen im Niltal aber auch beim Eisenbahnbau und in der franzosischen Armee 5 Ein grosser Teil der ansassigen Bauern betreibt weiterhin Subsistenzwirtschaft die wegen der zunehmenden Desertifikation und der Bevolkerungsexplosion in der Region 6 immer schwieriger wird Literatur BearbeitenMusa al Mubarak al Ḥasan Tarikh Dar Fur al Siyasi 1882 1898 Khartoum 1970 256S Lidwien Kapteijns Dar Sila the Sultanate in Precolonial Times 1870 1916 Le sultanat du Dar Sila a l epoque precoloniale 1870 1916 Cahiers d Etudes Africaines Vol 23 Cahier 92 1983 S 447 470 Lidwien Kapteijns J Spaulding Precolonial Trade between States in the Eastern Sudan ca 1700 ca 1900 African Economic History Vol II 29 62 Le Cheikh Mohammed Ebn Omar el Tounsy Voyage au Darfour Ubs E Perron Paris Duprat 1845 Le Cheikh Mohammed Ebn Omar el Tounsy Voyage au Ouaday Ubs E Perron Paris Duprat 1851Siehe auch BearbeitenKolonialisierung des WadaiWeblinks BearbeitenKarteEinzelnachweise Bearbeiten ISO 639 3 dau Schatzung 1961 50 000 davon 30 000 im Tschad zit in Kapteijns 1983 S 448 Robin Thelwall Lexicostatistical Subgrouping and Reconstruction of the Daju Group in Thilo Schadeberg Lionel Bender Nilo Saharan Proceedings of the First Nilo Saharan Linguistics Colloquium Leiden September 8 10 1980 Dordrecht 1981 7 Dialekte C F Voegelin M F Voegelin Languages of the World African Fascicle One Anthropological Linguistics Vol 6 No 5 May 1964 S 226f Kapteijns 1962 S 262 4 Die Bevolkerung des Tschad hat sich von 1909 bis 2000 knapp verzehnfacht Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Daju Volk amp oldid 239111634