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Der Chittagong Aufstand begann am 18 April 1930 und war ein aussichtsloser Versuch der bengalischen revolutionaren Bewegung die Briten aus Indien zu vertreiben Durch Unterdruckungsmassnahmen wurden die Kampfer der Indian Republican Army Chittagong Branch schnell besiegt jedoch kam es noch jahrelang zu vereinzelten Guerilla Aktivitaten gegen Symbole der britischen Herrschaft in der Region Insgesamt trug der in Bengalen erstmalige kollektive Angriff gegen die Briten zur Radikalisierung nationalistischer Kreise bei Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Aufstand 3 Folgen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenNach dem Tod des bengalischen Fuhrers des Indischen Nationalkongress Chittaranjan Das 1870 1925 teilte sich die Organisation in zwei Flugel Von den bestehenden rivalisierenden revolutionaren gewaltbereiten Geheimgesellschaften schloss sich die Anushilam Samiti dem Flugel unter Subhash Chandra Bose an Die radikaleren Jugantar den Kreisen von Jatindra Mohan Sengupta Eine weitere Radikalisierung erfolgte durch den Tod von Jatin Das nach 64 tagigem Hungerstreik am 13 September 1929 im Gefangnis von Lahore Aus den jungeren Mitgliedern beider Gruppen bildete sich in Chittagong um 1930 die Indian Revolutionary Army Chittagong Branch IRA um Surya Sen Deren Fuhrer waren Anant Singh Ganesh Ghosh und Lokenath Baul 1 Die Namenswahl mit der gleichlautenden Abkurzung sollte ebenso wie der Beginn des Aufstands an einem Karfreitag die irischen Vorbilder von 1916 ehren Man traf sich im vom Anant Singh aufgezogenen Sadarghat Physical Outline Club getarnt als Sportverein der auch zur Anwerbung neuer tauglicher Mitglieder viele noch 14 bis 16 jahrige Schuler diente Die Rekrutierung erfolgte hauptsachlich unter Angehorigen der hinduistischen Mittelklasse Die gewaltfreien Ziele des gandhischen Salzmarsches lehnte man ab die bewaffnete revolutionare Aktion sollte landesweit die Massen zu weiteren Aufstanden anregen Aufstand BearbeitenFur die Aktion wurden 71 der etwa 500 bis 600 Mitglieder ausgewahlt die uber je 16 Hand und Kleinkaliberwaffen sowie 17 Handgranaten verfugten Geplant war die Besetzung der beiden Waffenlager in Chittagong sowie Zerstorung von Post Telegraphen und Eisenbahnverbindungen der Stadt Es war den Revolutionaren von Anfang klar dass ihrem Plan im Gegensatz zu ihrem irischen Vorbildern die eine minimale Erfolgschance gehabt hatten keinesfalls dauerhafter Erfolg beschieden sein wurde Der sorgfaltig geplante Anschlag begann am Karfreitag den 18 April 1930 um 22 00 Uhr Bereits der erste Teil die Ermordung der fuhrenden Briten in der Stadt als Vergeltung fur das Massaker von Amritsar scheiterte Der European Club zentraler allabendlicher Treffpunkt der Europaer wurde gesturmt Man hatte jedoch nicht berucksichtigt dass fast alle Weissen diesen Tag zu Hause verbrachten Den Revolutionaren fiel so niemand in die Hand Sechs Mann mit Ganesh Ghosh an der Spitze sturmten erfolgreich das Arsenal der Bahnpolizei Hilfstruppen Assam Bengal Railway Battalion A F I wobei ihnen ein Lewis MG 54 Musketen Revolver und Enfield 303 Gewehre in die Hande fielen Unter den Polizisten hatte es sieben Tote gegeben Es gelang den Aufstandischen jedoch nicht den zugehorigen Munitionsschrank ausfindig zu machen bevor sie die Gebaude und die meisten Waffen in Brand steckten und abzogen um sich mit den anderen zu vereinigen Einer sechskopfigen Gruppe gelang es das Telegraphenamt niederzubrennen Im Umland wurden bei Dhum heute in Chittagong Bangladesch die Gleise der Bahnlinie nach Norden zerstort Ziel dieser Massnahmen war es Chittagong von der Kommunikation zur Aussenwelt abzuschneiden was nur unvollstandig gelang Vor der Kaserne der bewaffneten Polizei Police Armoury im nordwestlichen Stadtteil Parhatalli hatte Surya Sen mit zehn Mann zunachst die indische Trikolore als Nationalflagge aufgezogen und salutieren lassen Daraufhin rief er eine provisorische revolutionare Nationalregierung aus 2 Diese uniformierten Aufstandischen sturmten die von 500 bis 600 Mann bewohnte Kaserne wahrend kleinere Gruppen als Verstarkung im nahen Dschungel warteten Den Aufstandischen war klar dass sie dem Gegenangriff der britischen Kolonialarmee in der Stadt nicht wurden widerstehen konnen Sie verliessen daher Chittagong vor Sonnenaufgang und sammelten sich im nahen Bergland Gleichzeitig evakuierte die Kolonialregierung europaische Frauen und Kinder auf ein Schiff und setzte 112 Mann des Regiments der Eastern Frontier Rifles kommandiert von Oberstleutnant Dallas Smith in Marsch die bald auf 575 Mann verstarkt wurden 3 Etwa 80 bis 100 Revolutionare wurden am 22 April am Hugel Jalalabad in die Zange genommen und traten zum Endkampf gegen mehrere hundert Soldaten an In den schweren Kampfen fielen uber 80 britische Truppen 1 und zwolf Freiheitskampfer Als Sanya Sen die Aussichtslosigkeit der Position erkannte ordnete er die Zerstreuung der Truppe an Man liess 23 Musketen kleinere Waffen und Munition zuruck Die Leichen wurden am 23 in einer Grube mit Benzin ubergossen und verbrannt 4 Kleinere Gruppen sickerten in die umliegenden Dorfer und begannen in der Region einen Guerillakrieg Dabei wurden sie besonders von der muslimischen Bevolkerung unterstutzt Bald darauf erliess die Kolonialverwaltung etwa zwanzig Verordnungen zur Terrorismusbekampfung Die Polizei ging verscharft gegen nationalistische Betatigung vor In mehreren Dorfern wurden teils gewaltsame Razzien durchgefuhrt Fur das Jahr 1930 wurden 56 terroristische Aktionen in Bengalen verzeichnet 5 Am Bahnhof von Feni kam es am 22 23 April zu einer Schiesserei bei der drei Polizisten verletzt wurden Am 6 Mai wurden im Dorf Juldhagram Kalarpole sechs Aufstandische gestellt von denen zwei gefangen genommen wurden Die anderen vier leisteten gewaltsamen Widerstand gegen ihre Festnahme und wurde von der Polizei erschossen Einigen Aufstandischen gelang die Flucht in die franzosische Besitzung Chandernagore wo vier am 1 September 1930 von volkerrechtswidrig eindringenden britischen Truppen gefasst und nach Kalkutta verschleppt wurden 6 Die in Freiheit Verbliebenen planten das Gefangnis und Justizgebaude zu sprengen um ihre Kameraden zu befreien Nachdem bereits etwa 40 kg Dynamit in der Anstalt und Minen an verschiedenen Stellen der Stadt deponiert waren wurde der Plan die Dynamite Conspiracy jedoch bekannt es kam zu weiteren Verhaftungen Trotz massiver Repressionen seitens der kolonialen Regierung gelang es etlichen zwei Jahre lang Anschlage zu veruben Allein im Distrikt Midnapore wurden 1931 32 drei Amtsrichter magistrate getotet Ebenso starben zwei Generalinspekteure der Polizei weiterhin kam es zu erfolglosen Attentaten auf zwei Gouverneure Bemerkenswert in dieser Phase ist die aktive Beteiligung zahlreicher Frauen Aufsehen erregte der Angriff auf das Parthali Railway Club fur Europaer am 24 September 1932 bei dem es mehrere Tote gab Am 5 Januar 1934 uberfielen vier Freiheitskampfer ein Cricket Spiel zweier europaischer Teams und schossen auf die Tribune Die Beteiligten wurden am 5 Juni hingerichtet Als letzter Anfuhrer wurde Benode Bihari Dutta 1908 1941 in Durgapur verhaftet 7 Folgen Bearbeiten nbsp Die Hinrichtungsstatte der Aufstandischen im Zentralgefangnis von Chittagong ist heute eine nationale Gedenkstatte in BangladeschAm 1 Marz 1932 erging das Urteil gegen die dreissig Angeklagten im ersten Armoury Raid Case Es gab 16 Freispruche die Freigesprochenen wurden jedoch sofort wieder festgenommen und unter den Bestimmungen der Bengal Ordinance 1924 ohne Gerichtsverhandlung interniert Von den 14 zu Haftstrafen Verurteilten wurden grosstenteils in das fur seine extremen Haftbedingungen beruchtigte Circular Goal auf die Andamanen gebracht Ein Angeklagter erhielt drei Jahre strenges Zuchthaus ein Minderjahriger drei Jahre in einer Besserungsanstalt Im parallelen Dynamite Conspiracy Case lautete keines der Urteile langer als funf Jahre Zuchthaus 8 Zwischen Polizei und Angeklagten war es in beiden Fallen zu Absprachen hinsichtlich der Urteile gekommen Surya Sen wurde am 16 Februar 1933 verraten und gefangen genommen Am 12 Januar 1934 kam es nach brutalen Misshandlungen zu seiner und Tarakeshwar Dastidars Hinrichtung durch die Kolonialherren 9 Beide Leichen wurden in die Bucht von Bengalen geworfen Zahlreiche weitere Angehorige und Unterstutzer der I R A Chittagong Branch wurden 1933 bis 1938 ohne Gerichtsverhandlung interniert Die auf den Andamanen Uberlebenden wurden 1938 39 in einigen wenigen Fallen entlassen die restlichen ins Alipore Central Jail von Kalkutta verlegt woraus sie am 31 August 1946 entlassen wurden Viele wurden im Folgenden fur die kommunistische Bewegung tatig und verbrachten deshalb weitere lange Jahre im Untergrund oder in Haft in Ostpakistan 10 Literatur BearbeitenArdhendu Guha Hrsg Chittagong Uprising Golden Jubilee 18 april 1980 18 april 1981 Souvenir Chittagong Uprising National Golden Jubilee Committee Calcutta 1980 H W Hale Terrorism in India 1917 1936 Compiled in the Intelligence Bureau Home Department Government of India India Press Shimla 1937 Nachdruck Deep Publications Delhi 1974 David M Laushey Bengal Terrorism and the Bengal Left aspects of regional nationalism in India 1905 1942 Mukhopadhyay Calcutta 1975 ISBN 0 88386 467 3 Zugleich Richmond VA Univ Diss 1969 I Mallikarjuna Sharma Hrsg Easter Rebellion in India The Chittagong Uprising Marxist Study Forum Hyderabad 1993 Marxist Study Forum Publication 16 zahlreiche Quellen in den Anhangen darunter ca 100 Kurzbiographien von Freiheitskampfern Einzelnachweise Bearbeiten a b Chandra Bipan India s Struggle for Independence New Delhi 1989 ISBN 0 14 010781 9 S 250 8 Proklamation abgedruckt in Sharma 1993 App 9 Communique Government of Bengal 19 April 1930 und Wilkinson s Report 21 04 abgedruckt in Sharma 1993 App 10 18 und 29 Report by a Captain 1st Bat 4th Bombay Grenadiers 22 04 abgedruckt in Sharma 1993 App 21 und 26 Sarkar Sumit Modern India 1885 1947 New Delhi 1998 ISBN 0 333 90425 7 S 287f Sharma 1993 App 35 S 167 Interview in Sharma 1993 S 59 85 Urteil vom 29 September 1931 abgedruckt in Sharma 1993 App 32 bestatigtes Urteil vom 14 November 1933 abgedruckt in Sharma 1993 App 31 vgl Kurzbiographien von Freiheitskampfern in Sharma 1993 App 33 und 34 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chittagong Aufstand amp oldid 232937595