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Als Boyd Massaker englisch Boyd Massacre wird in Neuseeland die Totung der Besatzung des Frachtschiffes Boyd im Whangaroa Harbour als Racheaktion der Maori im Jahr 1809 bezeichnet bei der lediglich vier Seeleute das Massaker uberlebten Der Racheaktion ging eine Disziplinierung unter Gewaltanwendung von Te Ara voraus einem jungen Maori Hauptling der Gegend der Passagier des Schiffes war und wegen einer angeblichen Arbeitsverweigerung oder der Beschuldigung eines Diebstahls ausgepeitscht wurde 1 Enlevement du Boyd par les Nouveaux Zealandais Louis Auguste Sainson 1839The Burning of the Boyd Walter Wright 1908The Blowing Up of the Boyd Louis John Steele 1889 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Die Morde 3 Zerstorung der Boyd 4 Rettungsmission 5 Nachwirkungen 6 Literatur und Illustrationen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenDie Boyd war eine 395 Tonnen schwere Brigantine von 106 Fuss Lange und 30 Fuss Breite Das Straflingsschiff segelte im Oktober 1809 von Australiens Sydney Cove nach Whangaroa an der Ostkuste der Region Northland in Neuseeland um Spieren aus Kauri Holz zu laden Das Schiff stand unter dem Kommando von Kapitan John Thompson und hatte eine Besatzung von rund 70 Seeleuten darunter Straflinge die ihre Deportationsstrafe absolviert hatten und vier oder funf Neuseelander die in ihr Heimatland zuruckkehren wollten Unter letzteren war auch Te Ara der Mannschaft unter dem Namen George bekannt der Sohn eines Hauptlings von Whangaroa war Te Ara hatte mehrere Jahre auf verschiedenen Schiffen als Seemann gearbeitet sowie an einer Robbenjagd Expedition auf Inseln im Sudlichen Ozean teilgenommen An Bord der Boyd wurde von ihm erwartet dass er fur die Passage mitarbeitet Te Ara soll sich entsprechend einigen Berichten angeblich der Schiffsarbeit verweigert haben weil er entweder krank war oder wegen seines Status als Hauptlingssohn 2 Eine andere Darstellung beschreibt dass der Schiffskoch zufallig einige Zinnloffel uber Bord geworfen hatte und nun Te Ara beschuldigte sie gestohlen zu haben um nicht selbst ausgepeitscht zu werden 3 Alexander Berry schrieb in einem Brief uber das Ereignis Der Kapitan war zu eilig einen geringfugigen Diebstahl zu verubeln 4 In jeden Fall verweigerte der Kapitan dem Beschuldigten Nahrung und liess ihn auf eine Ankerwinde binden und auspeitschen 2 Diese Behandlung fuhrte dazu dass Te Ara Rache suchte Er gewann das Vertrauen des Kapitans zuruck und uberzeugte ihn in den Whangaroa Harbour zu fahren da dies der beste Ort sei um das gewunschte Holz zu erhalten 5 In Whangaroa berichtete Te Ara seinem Stamm von der Misshandlung und zeigte die Spuren der Peitsche auf seinem Rucken Nach den Brauchen der Maori machte man einen Plan um Rache zu nehmen Unter britischem Recht war Auspeitschen eine ubliche Bestrafung fur kleinere Verbrechen Ein Brite konnte fur den Diebstahl von Waren im Wert von nur 5 Shilling gehangt werden In der Kultur der Maori war ein Hauptling privilegiert und beugte sich nicht der Autoritat eines Aussenstehenden Die korperliche Bestrafung eines Hauptlingssohns war daher auch wenn nach britischem Recht legal ein Verlust von Ansehen oder Mana und bei den Maori musste dies zu einer gewaltsamen Vergeltung fuhren Die Morde BearbeitenDrei Tage nach Ankunft der Boyd luden die Maori Kapitan Thompson ein ihren Kanus zu folgen um geeignete Kauri Baume zu finden Thompson sein Erster Offizier und drei andere folgten den Kanus zur Mundung des Kaeo River Die restliche Mannschaft blieb mit den Passagieren an Bord und bereitete die Ruckkehr nach England vor Als die Boote ausser Sichtweite der Boyd waren griffen die Maori an und toteten alle Insassen mit Keulen und Axten Die Maori zogen den Toten die Kleider aus und eine Gruppe von ihnen verkleidete sich als Europaer Eine andere Gruppe schaffte die Leichen in ihr Pa Dorf da sie aufgegessen werden sollten 1 In der Abenddammerung begaben sich die verkleideten Maori mit dem Langboot des Schiffes Richtung Boyd Zu Beginn der Nacht legte man am Schiff an und wurde von der Mannschaft begrusst Andere Maori warteten in ihren Kanus auf das Signal zum Angriff Als erster wurde ein Schiffsoffizier getotet danach kletterten die Maori an Deck und toteten die Mannschaft bis auf funf Uberlebende die sich uber die Takelage oben in den Mast gefluchtet hatten und von wo aus sie beobachten mussten wie die Leichen zerstuckelt wurden Auch ein Teil der Passagiere wurden an Deck gerufen und ebenfalls getotet Am nachsten Morgen sahen die Uberlebenden der Mannschaft ein grosses Kanu mit dem Hauptling Te Pahi von der Bay of Islands in den Naturhafen einfahren Dieser war gekommen um mit den Maori von Whangaroa Handel zu treiben Te Pahi nahm die Uberlebenden der Boyd auf und setzte sie an der Kuste ab Die Verfolger toteten beobachtete Te Pahi bis auf einen alle Fluchtenden In dem Massaker wurden nur funf Europaer verschont Ann Morley und ihr Baby die in einer Kabine Schutz suchten der Schiffsjunge Thomas Davis oder Davison der sich im Laderaum versteckte der zweite Maat und die zwei Jahre alte Betsy Broughton Letztere wurde von einem ortsansassigen Hauptling aufgenommen der ihr eine Feder ins Haar steckte und sie drei Wochen lang behielt bis sie gerettet wurde Der zweite Maat wurde spater getotet und gegessen weil er fur die Herstellung von Angelhaken nicht mehr nutzlich war 1 Zerstorung der Boyd BearbeitenDie Maori von Whangaroa schleppten die Boyd in Richtung ihres Dorfes bis sie nahe Motu Wai Red Island auf Grund lief Sie plunderten das Schiff Mehl gepokeltes Fleisch und Weinflaschen und anderes wurden uber Bord geworfen da man hauptsachlich an der grossen Ladung Pulver und Musketen interessiert war Etwa 20 Maori zerschlugen Fasser mit Schiesspulver und versuchten die erbeuteten Musketen funktionsfahig zu machen Ihr Hauptling Piopio erzeugte mit einem Feuerstein Funken die das Pulver plotzlich entzundeten Eine massive Explosion totete ihn und neun seiner Stammesangehorigen auf der Stelle Das durch die Explosion ausgebrochene Feuer bekam weitere Nahrung durch das an Bord befindliche Walol So brannte die Boyd in sehr kurzer Zeit aus und wurde von den Maori wegen des Tods ihrer Angehorigen fur tabu erklart Rettungsmission BearbeitenAls Nachrichten vom Massaker die europaischen Siedlungen erreichten unternahm Kapitan Alexander Berry auf der City of Edinburgh eine Rettungsmission bei der er die vier Uberlebenden Ann Morley mit ihrem Baby Thomas Davis und Betsy Broughton rettete Die Mannschaft der City of Edinburgh fand Haufen menschlicher Knochen am Ufer mit vielen Anzeichen von Kannibalismus 6 Kapitan Berry nahm zwei der fur das Massaker verantwortliche Maori Hauptlinge gefangen Zuerst nahm er sie als Geisel fur den Austausch gegen die Uberlebenden Danach drohte Berry ihnen sie mit nach Europa zunehmen wo sie sich fur ihre Verbrechen verantworten mussten wenn sie nicht die Schiffspapiere der Boyd herausgeben wurden 7 Nachdem er die Papiere erhalten hatte liess er sie unter der Bedingung frei dass sie in ihrem Rang degradiert und als Sklaven gehalten werden sollten was er wohl nicht wirklich geglaubt hatte dass seine Bedingungen eingehalten wurden 8 Die so geschonten erwiesen sich dankbar und so vermied Berry wohl weiteres Blutvergiessen das unvermeidlich gewesen ware wenn die Hauptlinge exekutiert worden waren Die vier Uberlebenden fuhren mit Berrys Schiff Richtung Kap der Guten Hoffnung wo das Schiff in einem Sturm so beschadigt wurde dass man zur Reparatur nach Lima in Peru anlaufen musste und Mrs Morley dort verstarb 3 Davis reiste mit der Archduke Charles nach England und arbeitete spater fur Berry in New South Wales Er ertrank 1822 bei der Erkundung der Zufahrt zum Shoalhaven River zusammen mit Berry 9 Betsy Broughton und das Kind von Mrs Morley wurden von Kapitan Berry nach Rio de Janeiro gebracht von wo sie im Mai 1812 an Bord der Atalanta nach Sydney zuruckkehrten 10 Betsy Broughton heiratete spater Charles Throsby einen Neffen des Entdeckers Charles Throsby und starb 1891 11 Nachwirkungen BearbeitenAm 26 Marz 1810 unternahmen Seeleute von funf Walfangschiffen eine Racheaktion fur das Massaker an der Besatzung der Boyd Ihr Ziel war das auf einer Insel gelegene Pa Maori Hauptling Te Pahi der offensichtlich versucht hatte die Uberlebenden von Bord der Boyd zu retten aber mit Te Puhi einem der Anfuhrer des Massakers verwechselt wurde Die Seeleute toteten rund 60 Bewohner des Dorfes und zerstorten ihre Hauser Te Pahi konnte verletzt entkommen starb aber Wochen spater an seinen Wunden die er bei Auseinandersetzungen mit seinen Stammesmitgliedern und Mitgliedern von Stammen aus der Gegend von Whangaroa erlitten hatte 12 Nachrichten von dem Boyd Massaker erreichten Australien und Europa Diese verzogerten geplante Besuche von Missionaren bis in das Jahr 1814 13 Ein Flugblatt verbreitete sich in Europa das davon abriet diese verfluchte Kuste Neuseelands zu besuchen da man sonst riskiere von Kannibalen gefressen zu werden 1 Literatur und Illustrationen BearbeitenDetails des Massakers wurden in mehreren Sachbuchern dargestellt darunter in The Burning of the Boyd A Saga of Culture Clash von Wade Doak aus dem Jahr 1984 oder es wurde in Kinderbucher thematisiert wie z B in The Shadow of the Boyd von Diana Menefy aus dem Jahr 2010 oder The Boyd Massacre von Ian Macdonald aus dem Jahr 2005 Ian Macdonald behauptete ein Nachfahre von Betsey Broughton zu sein Auch in Gemalden fand das Massaker Widerhall So wurde die Explosion der Boyd in einem Gemalden von Louis Auguste Sainson unter dem Titel Enlevement du Boyd par les Nouveaux Zealandais im Jahr 1839 gemalt Louis John Steele 1889 sein Gemalde The Blowing Up of the Boyd vorstellte und Walter Wright 1908 in seinem Werk The Burning of the Boyd die Zerstorung des Schiffes darstellte Literatur BearbeitenJudith Sidney Hornabrook Boyd Massacre of In Alexander Hare McLintock Hrsg An Encyclopaedia of New Zealand Wellington 1966 englisch Online abgerufen am 17 Dezember 2015 Robert McNab From Tasman To Marsden A History of Northern New Zealand from 1642 to 1818 J Wilkie amp Company Dunedin 1914 Chapter X The Massacre of the Boyd 1809 and 1810 S 125 137 englisch Online abgerufen am 17 Dezember 2015 Robert McNab From Tasman To Marsden A History of Northern New Zealand from 1642 to 1818 J Wilkie amp Company Dunedin 1914 Chapter XI After the Massacre 1810 to 1814 S 138 153 englisch Online abgerufen am 17 Dezember 2015 Weblinks BearbeitenA frontier of chaos The Boyd incident In New Zealand History Ministry for Culture amp Heritage 11 Marz 2014 abgerufen am 17 Dezember 2015 englisch William Williams Christianity Among The New Zealanders Chapter I 1808 1814 waitangi com 2003 abgerufen am 17 Dezember 2015 englisch Right Rev William Williams D C L Bishop of Waiapu Seeley Jackson and Halliday London 1867 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d A frontier of chaos The Boyd incident In New Zealand History Ministry for Culture amp Heritage 11 Marz 2014 abgerufen am 17 Dezember 2015 englisch a b Anthony G Flude The Boyd massacre a tragic story of carnage looting and burningt Nicht mehr online verfugbar Ministry for Culture amp Heritage 2001 archiviert vom Original am 9 Juni 2011 abgerufen am 28 August 2019 englisch Originalwebseite nicht mehr verfugbar nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot homepages ihug co nz a b The Boyd In The Sydney Gazette and New South Wales Advertiser Sydney 8 Mai 1832 S 4 englisch Online abgerufen am 16 Februar 2018 Augustus Earle A Narrative of a Nine Months Residence in New Zealand in 1827 Whitecombe amp Tombs Ltd Christchurch 1909 Chapter XI The Massacre of the Boyd englisch Online Project Gutenberg TXT 250 kB abgerufen am 17 Dezember 2015 Zeichner auf dem Schiff The Beagle William Henry Giles Kingston Shipwrecks and Disasters at Sea George Routledge and Sons London 1837 S 34 englisch Online abgerufen am 16 Februar 2018 McNab From Tasman To Marsden 1914 Chapter X The Massacre of the Boyd 1809 and 1810 S 125 137 McNab From Tasman To Marsden 1914 Chapter XI After the Massacre 1810 to 1814 S 138 153 Alexander Berry Particulars of a late visit to New Zealand and of the measures taken for rescuing some of English captives there In The Edinburgh Magazine London April 1819 S 304 englisch Meg Swords Alexander Berry and Elizabeth Wollstonecraft North Shore Historical Society North Shore Australia 1978 ISBN 978 0 85587 128 4 S 9 englisch Ship News In The Sydney Gazette and New South Wales Advertiser Sydney 8 Mai 1832 S 2 englisch Online abgerufen am 16 Februar 2018 Frank Hurley Betsy Broughton In Trove National Library of Australia abgerufen am 16 Februar 2018 englisch zwischen 1910 und 1962 erstellt Angela Ballara Te Pahi In Dictionary of New Zealand Biography 1870 1900 Volume II Bridget Williams Books Wellington 1990 englisch Online abgerufen am 17 Februar 2018 William Williams Christianity Among The New Zealanders Gary Williams abgerufen am 16 Februar 2018 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Boyd Massaker amp oldid 234704696