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Als Bioregionalismus wird ein soziookonomisches Modell bezeichnet das eine Regionalisierung in sogenannten Bioregionen anstrebt Diese Bioregionen werden durch physische Eigenschaften wie zum Beispiel Wasserscheiden Gebirge oder Wusten und anthropogene kulturelle Merkmale definiert Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Einordnung 3 Rezeption durch die Neue Rechte 4 Literatur 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseBegriffsgeschichte BearbeitenZunachst war Bioregionalismus als Schlagwort fur Umwelt und Friedensaktivisten in Nordamerika von Bedeutung Spater fand der Bioregionalismus Anhanger in Grossbritannien wie etwa den Herausgeber der Zeitschrift The Ecologist und Trager des Alternativen Nobelpreises Edward Goldsmith und ab 1995 im deutschen Sprachraum unter anderem durch die Osterreicher Roman Schweidlenka und Eduard Gugenberger Der Begriff entstand in den fruhen 1970er Jahren in den Vereinigten Staaten und hat seinen Ursprung in den Arbeiten von Alan van Newkirk der den Begriff erstmals 1974 verwendete 1 sowie von Peter Berg und Raymond Dasmann 2 Er war ursprunglich stark von der anarchistischen Tradition San Franciscos beeinflusst Alan van Newkirk verstand unter einer Bioregion einen okologischen Lebensraum in dem alles Leben also Menschen Pflanzen und Tiere eine das Uberleben sichernde Gemeinschaft bilden 3 Bioregionen sind geographische Gebiete die in Bezug auf naturliche und anthropogener Merkmale eine gewisse Einheit beziehungsweise Untereinheit bilden An naturlichen Merkmalen sind insbesondere Landschaftsform Boden Klima Pflanzen und Tierwelt hydrologischen Eigenschaften wie Wassereinzugsgebiete zu nennen Aufgrund fliessender Ubergange und der Vielzahl naturlicher Parameter werden weitere Merkmale wie soziale Systeme Religionen Traditionen lokale Kulturen oder die Existenz indigener Volker hinzugezogen 3 Als Vorreiter des Bioregionalismus werden zum Teil die Diggers angesehen die zur Zeit Cromwells Mitte des 17 Jahrhunderts in England versuchten die bestehende gesellschaftliche Ordnung zu reformieren und die Besitzstande einzuebnen Sie strebten eine agrarische Lebensweise an die mit der Grundung kleiner landlicher Gemeinschaften einherging 4 Einordnung BearbeitenDaniel Karsch ordnet den Bioregionalismus als Deglobalisierungbewegung ein 3 Die Menschen innerhalb einer Bioregion sollen nachhaltig und bevorzugt mit heimischen insbesondere nachwachsenden Rohstoffen arbeiten und wirtschaften Von besonderer Bedeutung sind dabei lokale Handels und Vertriebsstrukturen sowie politisch dezentrale Strukturen 3 ebenso die okologische Landwirtschaft und die saisongerechte Vermarktung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse in lokalen Geschaften Im Jahr 2002 veroffentlichen Bernd Hamm und Barbara Rasche von der Universitat Trier eine Studie mit dem Titel Bioregionalismus Ein Uberblick Darin unterscheiden die Autoren drei Stromungen innerhalb des Bioregionalismus rechts stehen die Okofaschisten links die Okoanarchisten und unpolitisch geben sich die Oko Esoteriker Obgleich es sich nach der Meinung von Hamm Rasche bei den Begriffen Okofaschisten und Okoanarchisten um polemische Kampfbegriffe handeln soll verwenden die Autoren die Begriffe wegen ihrer haufigen Verwendung in der Literatur setzen diese aber in Anfuhrungszeichen Gemeinsam ist nach Hamm Rasche allen drei Richtungen die Ablehnung der gegenwartigen Modernisierung der Globalisierung des Staates und der Konsumorientierung 5 In der Studie heisst es Okoanarchisten verweisen darauf dass die Okologie kleinraumige Zusammenhange zu bevorzugen scheint denen sich die Menschen anpassen sollen daran werden sie durch die Bevormundung des Staates und der kapitalistischen Wirtschaft und deren grossraumigere Strukturen gehindert Von denen gilt es sich zu emanzipieren und selbstandige selbstbestimmte Gemeinschaften zu schaffen die mit anderen ebensolchen Gemeinschaften im Ausgleich stehen 6 Oko Esoteriker unterstellen der Okologie eine Art gottlicher oder mythischer Kraft in die sie sich meditierend versenken um sich selbst die Schopfung und die Wahrheit im Einklang zu erleben 6 Okofaschisten tendieren dazu einem vulgaren Evolutionismus zu huldigen und die eigene Gruppe als genetisch besser zu betrachten als andere Sie schliessen sich in ihrer Region nach innen zusammen und andere aus Sie wollen in den Bioregionen vor allem selbst uberleben wahrend die Erde zugrunde geht Grundpfeiler ist der Biologismus der als Bestandteil reaktionarer Gesellschaftsentwurfe auch soziale Unterschiede erklarbar macht und die herrschenden Machtverhaltnisse als durch die Natur gesetze bedingt festschreibt 5 Fur den Soziologen Ralf Dahrendorf tendiert der Bioregionalismus zum Ruckfall in den Patriotismus 7 Jutta Ditfurth sieht eine von rechten Gruppen ausgehende schleichende Okkupation linker Strukturen 8 Rezeption durch die Neue Rechte BearbeitenSeit Mitte der 1990er Jahre greifen Publikationen die der Neuen Rechten angehoren das Thema Bioregionalismus verstarkt auf In der neurechten Definition ist laut Ditfurth das Ziel eines bioregionalistischen Konzepts die Ruckgewinnung der nationalen Identitaten der Volker 9 In Deutschland nahmen sich vor allem die Unabhangigen Okologen Deutschlands UOD die uberparteiliche rechtsextreme Abspaltung der ODP laut Oliver Geden damals die in Quantitat und Qualitat bedeutendste der braun grunen Organisationen 10 des Themas an Statt den deutschen Nationalstaat stellen die UOD die deutschen Regionen in den Mittelpunkt die in ihrer Vielfalt wiederum die deutsche Kulturnation bilden sollen Im Februar 1997 fuhrten UODs auf der Burg Ludwigstein ihr Bundestreffen unter dem Motto Das zarte Grun der Heimat Gedanken zum Bioregionalismus durch 11 Im Mai 1996 grundete das UOD Mitglied Leif Thorsten Kramps den Arbeitskreis Bioregionalismus Sauerland 12 Das vorrangige Ziel des von Kramps geleiteten Arbeitskreises Bioregionalismus Sauerland bestand darin den Bioregionalismus im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen Dazu diente die Vorbereitung und Durchfuhrung von Gesprachskreisen Vortragsveranstaltungen und Seminaren ebenso wie die Herausgabe der bioregionalistischen Zeitschrift Die Stachelbeere Im Herbst 2003 stellte der Arbeitskreis Bioregionalismus Sauerland nach eigenen Angaben seine Tatigkeit ein 13 Literatur BearbeitenEduard Gugenberger Roman Schweidlenka Bioregionalismus Bewegung fur das 21 Jahrhundert Packpapier Verlag 1996 ISBN 3 931504 07 7 Bernd Hamm Barbara Rasche Bioregionalismus Ein Uberblick Schriftenreihe des Zentrums fur europaische Studien der Universitat Trier 2002 Download als PDF 918 kB Siehe auch BearbeitenTiefenokologieEinzelnachweise Bearbeiten Michael Vincent McGinnis Bioregionalism Routledge 1999 ISBN 0 415 15445 6 S 22 online Peter Berg Raymond Dasmann Reinhabiting California In The Ecologist 7 no 10 1977 a b c d Daniel Karsch Alternativen zur neoliberalen Globalisierung Verlag Univerlagtuberlin ISBN 978 3 7983 2101 4 S 35 online PDF 1 5 MB Bernd Hamm Barbara Rasche Bioregionalismus Ein Uberblick 2002 S 18 a b Bernd Hamm Barbara Rasche Bioregionalismus Ein Uberblick 2002 S 24 a b Bernd Hamm Barbara Rasche Bioregionalismus Ein Uberblick 2002 S 25 Olaf Kuhne Landschaft in der Postmoderne Deutscher Universitats Verlag Wiesbaden 2006 S 115 Oliver Geden Okologie von rechts Jutta Ditfurth Entspannt in die Barbarei Hamburg 1996 S 177 Oliver Geden Rechte Okologie Umweltschutz zwischen Emanzipation und Faschismus Antifa Edition Elefanten Press Verlag Berlin 1996 zweite Auflage 1999 ISBN 3 88520 576 9 S 89 ff Blick nach rechts 14 1997 UOD Mitglied Kramps uber Bioregionalismus www bioregionalismus online ms Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bioregionalismus amp oldid 227125699