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Der ehemalige Betriebshof Cottbus Mitte der Cottbuser Strassenbahn ist ein denkmalgeschutztes Bauwerk in der Berliner Strasse 58 der Stadt Cottbus Ehemalige Wagenhalle 2016 Verwaltungsgebaude 2016 Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Bauwerksbeschreibung 3 Bauzustand 4 Umnutzungskonzepte 5 Baudenkmalische Bedeutung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBaugeschichte BearbeitenDas Grundstuck mit den Gebauden des alten Strassenbahndepots an der Berliner Strasse 58 wird eingegrenzt durch die Karl Liebknecht Strasse ehemals Kaiser Friedrich Strasse die alte Trassenfuhrung der vormaligen Spreewaldbahn und die Berliner Strasse ehemalig Kolkwitzer Strasse Die ersten Baudokumentationen zum Bau der Wagenhalle mit Werkstatt sind vom September 1900 im Archiv der Cottbuser Baufirma Pabel registriert 1 Die Genehmigung der Cottbuser Behorden zu diesem Projekt ist damals mit Verzogerung zustande gekommen Die Ursache dafur lag in der Wirtschaftskrise in der die Kommunen sich jede Ausgabe grundlich uberlegten 2 Die geplante Wagenhalle mit Werkstatt wurde dann im Jahre 1903 errichtet Nach den Dokumenten des Pabel Bauarchivs ist davon auszugehen dass der Cottbuser Maurermeister August Patzelt den Zuschlag zu diesem Bau vom Magistrat der Stadt Cottbus erhalten hat 3 Gemass den Angeboten und Bewilligungen der erteilten Baugenehmigungen wurde 1908 09 ein Erweiterungsbau fertiggestellt der nicht genau zugeordnet werden kann wahrscheinlich im Sudosten des Bauplatzes Sowohl im Stadtarchiv als auch beim ehemaligen Eigentumer der Cottbusverkehr GmbH gibt es von 1909 bis zum Jahr 1950 keine Unterlagen zu diesem Strassenbahndepot Die Lagerraume des Depots wurden dann ab 1950 umgebildet und der Anbau von Sozialraumen im Suden der Werkstatt wurde fortgesetzt 1955 fand der Anbau einer weiteren Werkstatt westlich der Wagenhalle statt 1966 wurde eine Bauerlaubnis fur den Anbau einer Waschanlage auf der Westseite erteilt Die Abnahme erfolgte dann am 14 September 1965 Eine Bauerlaubnis zur Erneuerung der Montagegruben in der Wagenhalle wurde 1967 erteilt Der Einbau von Stahltragern und Stutzen in Hauptlager unter der ehemaligen Lehrwerkstatt Kellergeschoss Raum 0 04 erfolgte im Jahre 1981 Die ehemalige Lehrwerkstatt wurde 1992 grundlich umgebaut und saniert Als Folge eines Brands in der Werkstatt am 27 Dezember 1993 erfolgte die Wiedererrichtung der Dachkonstruktion unter der Verwendung der noch existierenden Balken 1998 wurde dieses Objekt vom Eigentumer der Cottbusverkehr GmbH zugunsten der neuen Betriebsstatte in Schmellwitz stillgelegt Bauwerksbeschreibung Bearbeiten nbsp Ansicht des Depots von Suden 2016 nbsp Fassade des Depots 2016 Die Reihenfolge der An und Umbauten dieses Strassenbahndepots lasst sich noch an den Fassaden ablesen und ist durch Archivgrundrisse zeitlich belegbar Auf der Nordseite besteht die funfachsige Fassade aus rot braunem Klinkerverblendmauerwerk im Binderverband Filigran wirkt diese Fassade durch die grun glasierten Klinkerstreifen die Gesimsabdeckung mit Steinen in der gleichen grunen Farbglasur wie die Klinkerstreifen und durch die geputzten Blendfelder im Giebel und Attikabereich Die gestalterischen Elemente der Fassade werden durch die Rollschichten an den Blendfeldern und gemauerten Lisenen vervollstandigt Die Attika wird durch seitliche Schmuckturmchen eingefasst Die Stahlturen sind hier zweiflugelig im oberen Drittel der Tore befinden sich Glasausschnitte zum Teil aus Drahtglas In der Wagenhalle bestehen die Fenster aus einflugeligen Holzfenstern mit Kunststoffbeschlagen und Einfachverglasung Uber diese Fenster zieht sich ein grosser Segmentbogen uber drei Giebelfelder Ferner befinden sich an der Fassade noch alte Stromleitungshalter aus Eisen und Porzellan Um die verschiedenen Eingriffe besser dokumentieren zu konnen kann die Ostfassade in drei Teilbereiche gegliedert werden Wandteil 1 rechts ist bauzeitlichen Ursprunges und grundsatzlich ohne Eingriffe Dieser Wandteil besteht aus zehnachsigem rotbraunem Klinkerverblendmauerwerk im Binderverband sowie grun glasierten Klinkerstreifen in Brustungs und Stichbogenanschnittshohe der Fenster Aus Steinen mit der gleichen grunen Farbglasur wie die Klinkerstreifen wurde hier die Gesimsabdeckung realisiert Uber den grunen Klinkerstreifen befinden sich auch die Rollschichten an den Fensterbanken Die Stichbogenfenster dieses Wandteils bestehen aus Stahl mit Einfachverglasung Jedes Fenster hat ein Oberlicht zum Offnen und ein Offnungselement in der darunterliegenden Festverglasung Die Verglasung der Offnungselemente besteht hier teilweise aus Drahtglas Wandteil 2 Mitte ist ebenfalls bauzeitlichen Ursprunges aber mit vielen Eingriffen die den Achsenraster der Fenster jedoch fast vollstandig unterbrochen haben Die Eingriffe an diesem Wandteil der Ostfassade stammen hauptsachlich von 1954 55 Dabei erfolgte der Geschosseinbau im Bereich der alten Lager und die Installation von zwei Turen in der Fensterfront Hier wurden die Bei und Zumauerungen einfach mit gebrannten Ziegeln realisiert In den neu aufgemauerten Teilen fand kein Ersatz der grun glasierten Klinkerstreifen statt 1992 wurden die zweiflugeligen Fenster bei der Sanierung der ehemaligen Lehrwerkstatt erneuert Der eingeschossige Anbau im Wandteil 3 links wurde 1955 im Sudosten des Bauwerks errichtet Die Qualitat des hier verwendeten Ziegels weicht im Bezug auf Qualitat deutlich vom Hauptgebaude ab Auch die Fensterformate verweisen hier auf eine spatere Bauzeit Bei der Sanierung von 1992 wurden hier Kunststofffenster mit Isolierverglasung eingebaut Im Rahmen dieser Sanierung wurde hier auch die Eingangskonstellation neu gestaltet Die Fassade auf der Sudseite dieses Depots wurde bauzeitlich analog zu der Fassade auf der Nordseite errichtet Erbaut wurde diese Fassade aus 5 achsigem rotbraunem Klinkerverblendmauerwerk im Binderverband grun glasierten Klinkerstreifen mit einer Gesimsabdeckung aus Steinen in der gleichen grunen Farbglasur wie die Klinkerstreifen und mit geputzten Blendfeldern im Giebel und Attikabereich Tore und Fenster an dieser Fassade sind denen der Nordfassade ahnlich Die Aufmauerung eines Torfeldes in der Wagenhalle war vermutlich der wesentliche Eingriff an der Sudseite In den Archivdokumenten ist dies aber nicht eindeutig datiert Wahrscheinlich ist dieser Eingriff im Rahmen des An und Umbaus der Sozialraume in den Jahren 1954 55 zustande gekommen Trotz der zum Teil grob durchgefuhrten Umbauten und Erganzungen hat dieses Strassenbahndepot seine fur 1900 typische Fassadenarchitektur behalten In der Wagenhalle bestehen die Wande aus verputztem Ziegelmauerwerk mit Wandvorlagen und in einigen Wandbereichen befindet sich Fliesenbelag Aus Beton mit eingelassenen Schienen wurde hier der Fussboden errichtet wobei grosse Teile fur die Montagegruben abgesenkt und mit Gitterrostbelag auf der Schienenebene versehen sind Bauzustand BearbeitenVom ersten Anschein gibt das Gebaude den Eindruck als sei es in einem sehr guten baulichen Zustand Ursache dafur ist hauptsachlich die Backsteinfassade die diesen Eindruck vermittelt Nach der Dachsanierung im Jahre 1992 ist das Gebaude von oben her uberwiegend trocken Wegen der fehlenden Abdichtung im Mauerwerk dringt aber Feuchtigkeit aus dem Erdreich ins Gebaude Die Umbaumassnahmen am Gebaude fanden teilweise mit groben Eingriffen in den Bestand statt So wurde beim Einbau eines vermutlich breiteren Tores im Werkstattbereich eine ganze Achse mit neuen Ziegeln aufgemauert Anhand der im Gebaude dokumentierten Bauschaden ist im Allgemeinen ein guter Bauzustand festzustellen Jedoch ohne Behandlung der Wasserschaden kann eine Verschlechterung des Bauzustandes erwartet werden Umnutzungskonzepte BearbeitenNach der Eroffnung des neuen Betriebshofes in Schmellwitz im Jahre 1998 wurde die Nutzung des alten Depots an der Berliner Strasse 58 aufgegeben In diesem Jahr entwickelte Professor Gunter Bayerl an der Brandenburgischen Technischen Universitat ein Konzept zur Umstrukturierung dieses Depots zum Technikmuseum Im Rahmen dieses Konzeptes sollte dieses Depot als Museumsstandort fur Oldtimer mit historischen Strassenbahnen alten Taxifahrzeugen Bussen und Pferdekutschen genutzt werden Zu diesem Zweck wurde auch der Verein Technorama Niederlausitz e V gegrundet Um fur kunftige Investoren den Einstieg in das Objekt zu erleichtern wurde eine Kostenschatzung zum Technorama vom Architekturburo Ulrich Stasse entworfen Unter der Leitung von Professor Otto haben Studenten in der Fachhochschule Lausitz auch neue Versionen zu diesem Depot entworfen Im Zusammenhang mit der verlangerten Bauzeit der Stadthallensanierung nutzte die Cottbuser Congress Messe amp Touristik GmbH dieses Strassenbahndepot vom September 2000 bis Februar 2001 als Zwischenspielstatte Die Wagenhalle des Strassenbahndepots bildete hier das Foyer fur das sogenannte Showdepot Die Nutzung dieses Depots als Veranstaltungsstatte musste dann angesichts Anwohnerbeschwerden unter Hinweis auf die unzumutbaren Larmemissionen aufgegeben werden Dann wurde dieses Strassenbahndepot vorubergehend als Veranstaltungsort fur Firmen zur Verfugung gestellt 2002 verkaufte die Cottbusverkehr GmbH dieses Depot nach einer Stillstandsphase an einen Bautrager aus Dresden Die Umnutzungskonzepte des neuen Eigentumers reichen vom Handelszentrum bis hin zur Nutzung als Sport und Freizeitzentrum Baudenkmalische Bedeutung BearbeitenDie wechselhafte Planungsphase des Baus dieses Strassenbahndepot fuhrte unter anderem zu einer interessanten Sonderkonstruktion der Wagenhalle Bemerkenswert sind hier die ersten Entwurfe die stark an eine Pferdehalle erinnern aber am ausgefuhrten Bau ist spurbar ein Entwicklungsschwung zu erkennen Im Vergleich zu den Berliner Bauten von 1900 veranschaulicht dieses Strassenbahndepot eine besondere Tragwerkskonstruktion Wahrend alle Eisenfachwerkbinder dieser Entwicklungsstufe mit horizontal verlaufendem Untergurt gebaut wurden hat dieses Depot jedoch durch seinen gebogenen sichelformigen Untergurt und den trapezformigen Obergurt eine ungewohnliche Tragkonstruktion erhalten Diese Eigenschaft ist in der Entwicklungskette einmalig Bemerkenswert hier ist dass zeitlich vergleichbare Bauten in Berlin neben ihrer reduzierten Dachkonstruktion auch eine sehr reduzierte Fassadengestaltung aufweisen Jedoch nur das zeitgleich begonnene Kopenicker Beispiel weist eine vergleichbar gehobene Fassadengestaltung auf Stadtebaulich liegt dieses Depot zwischen dem Randgebiet der Anfang des 20 Jahrhunderts entstandenen wesentlichen Stadterweiterung und der sich auflockernden Bebauung im Stadtteil Strobitz Die westliche Stadterweiterung von Cottbus beinhaltet den Bereich um das Jugendstiltheater der Stadt Cottbus und ist von 1870 bis 1914 zustande gekommen Das Zentrum der Stadt Cottbus die westliche Stadterweiterung und dieses Depot waren uber die Berliner Strasse verbunden Literatur BearbeitenSabine Pauli Die Depots der Cottbuser Strassenbahn von 1903 und 1927 Masterarbeit Studiengang Bauen amp Erhalten Lehrstuhl Denkmalpflege BTU Cottbus 2004 Mario Schatz und Ulrich Thomsch Strassenbahn in Cottbus Verlag Kenning Nordhorn 2003 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tram depot Berliner Strasse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09100326 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg homeofmartin de Betriebshof Berliner Strasse Historische Bilder zur Strassenbahn in CottbusEinzelnachweise Bearbeiten Pabel Bauarchiv Zeichnung 108 1 5 17 Mario Schatz und Ulrich Thomsch Strassenbahn in Cottbus Verlag Kenning 2003 Pabel Bauarchiv Reg Nr 275 4 1451 757302 14 313259 Koordinaten 51 45 26 3 N 14 18 47 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Betriebshof Cottbus Mitte amp oldid 239265250