Beszélő („Sprecher“) ist der Titel einer liberalen politischen und kulturellen Zeitschrift in Ungarn, die monatlich erscheint. Die erste Ausgabe erschien 1981 als Samisdat, als gerade in Polen der Notstand ausgerufen wurde.
Geschichte Bearbeiten
Der Beszélő war nicht der erste Samisdat. Bereits seit 1976 erschienen illegale zensurfreie Zeitschriften. Neu war jedoch, dass Namen und Adressen der Herausgeber mit veröffentlicht wurden, und dass die Zeitschrift regelmäßig (zunächst vierteljährlich) erschien und mit Hilfe der Stenciltechnik in relativ hoher Zahl vervielfältigt wurde. Gleichzeitig kam auch die Zeitschrift Kisúgó heraus, die jedoch nicht lange bestand.
Es gab keinen Chefredakteur. Die Autoren trafen sich wöchentlich um die Inhalte zu diskutieren. Die politischen Analysen stammten hauptsächlich von dem Philosophen János Kis, jedoch wurden die Leitlinien gemeinsam entschieden.
Zwischen 1981 und 1986 wurde das Blatt von István Orosz in einem Bauernhaus in Dunabogdány gedruckt. Das Verbreitungszentrum war in der Wohnung von Endre Miklóssy in Budapest. Mitte der 1980er Jahre wurde der Beszélő vom Kreis um Gábor Demszky vervielfältigt und verbreitet.
Die an der Zeitschrift mitarbeitenden Intellektuellen spielten während des Regimewechsels eine wichtige Rolle. Zu nennen sind János Kis, Ferenc Kőszeg, György Petri, Bálint Nagy, Miklós Haraszti, János Eörsi, Bálint Magyar, Ottilia Solt, Gábor Havas und Gábor Iványi (von dem der Titelname stammt).
In der ungarischen Presse unter dem kommunistische Regime gab es mehrere wichtige Tabuthemen, z. B. der Ungarische Volksaufstand, Ungarn, die jenseits der Grenzen lebten, die Lage von religiösen und ethnischen Minderheiten und die Frage der Armut. Daher entschieden die Redakteure, dass diese Themen in jeder Ausgabe thematisiert werden.
Sie wurden laufend abgehört, verfolgt, beobachtet und es kam oft zu Hausdurchsuchungen. Es kam auch mehrmals zu Prozessen, jedoch konnten nur Verstöße gegen die Presseordnung bzw. Regelverletzungen geahndet werden. Es wurden Strafgelder gezahlt und Verhöre durchgeführt, wobei verschleiert wurde, dass diese von Organen des Staatsschutzes abgehalten wurden.
Originalzitat von Ferenc Kőszeg
Freie Übersetzung des Zitats:
Die 20. Ausgabe, in der der Társadalmi szerződés („Gesellschaftsvertrag“) erschien erreichte auf Grund des großen Interesses eine Auflage von 2000 Exemplaren.
Pseudonyme Bearbeiten
Teilweise erschienen die gedruckten Kommentare unter Pseudonymen, wobei oft die Redakteure selbst nicht wussten, wer sich hinter manchen Namen verbarg. Einige der benutzten Decknamen waren:
Pseudonym | echter Name |
---|---|
Pál Ada | Iván Pető |
Dénes Csonka | Tamás Bauer |
Elek Fényes | János M. Rainer |
Eszter Kovács | Erzsébet Szalai |
Dávid Rikárdó | Lajos Bokros |
Nach dem Systemwechsel Bearbeiten
Nach dem Fall des kommunistischen Systems wurde die Zeitschrift legal herausgegeben. Zwischen 1989 und 1996 erschien sie wöchentlich, danach nur noch einmal oder zweimal im Monat. Der erste legale Chefredakteur war Ferenc Kőszeg. Von 1995 bis 2003 hatte Ilona Kiss diese Position und seither András Mink.
Einzelnachweise Bearbeiten
Weblinks Bearbeiten
- Zoltan Adam: 25 Jahre Jubiläum einer Samisdat-Zeitschrift. Bundeszentrale für politische Bildung, 1. Januar 2006, abgerufen am 6. Dezember 2008.
- Barát József, Kőszeg Ferenc és Vince Mátyás a rendszerváltás médiájáról. Médiakutató Alapítvány, abgerufen am 6. Dezember 2008 (ungarisch).
- Beszélő. Politikai és kulturális folyóirat. László Neményi, abgerufen am 6. Dezember 2008 (ungarisch).
- Laudatio. Verleihung der PRO ASYL-Hand 2006 an Stefan Schmidt und Ferenc Község. (PDF; 16 kB) Abgerufen am 6. Dezember 2008 (ungarisch).