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Die Bekleidungsphysiologie ist das Wissen um die planmassige Konstruktion funktioneller Kleidung Ziel ist es dabei die physiologischen Vorgange im Korper optimal zu unterstutzen Dazu gehort dass die Textilien bei Kalte eine ausreichende Warmeisolation bieten und bei Warme oder korperlicher Belastung der Schweiss vom Korper weg und an die Umgebung abgegeben wird um die Kuhlung des Korpers zu unterstutzen Inhaltsverzeichnis 1 Trage und Schlafkomfort 1 1 Thermophysiologischer Komfort 1 2 Hautsensorischer Komfort 1 3 Ergonomischer Komfort 2 Untersuchungsmethoden 2 1 Untersuchungsmethoden thermophysiologischer Komfort 2 1 1 Hohensteiner Hautmodell 2 1 2 Thermische Gliederpuppe 2 1 3 Thermoregulationsmodell schwitzende Hand und schwitzender Fuss 2 1 4 Polsterprufgerat 2 1 5 Menschliche Probanden 2 2 Untersuchungsparameter hautsensorischer Komfort 2 2 1 Klebeindex 2 2 2 Kontaktpunkte und Oberflachenindex 2 2 3 Biegesteifigkeit 2 2 4 Sorptionsindex 2 3 Untersuchungsmethode ergonomischer Komfort 3 Komfortnote 4 LiteraturTrage und Schlafkomfort BearbeitenThermophysiologischer Komfort Bearbeiten Die Fahigkeit von Kleidung zum Feuchte und Warmemanagement wird als thermophysiologischer Komfort bezeichnet Zusammen mit dem Empfinden von Textilien auf der Haut hautsensorischer Komfort macht er den physiologischen Tragekomfort von Kleidungsstucken aus oder bei Bettwaren und Schlafsacken den physiologischen Schlafkomfort Hautsensorischer Komfort Bearbeiten Die hautsensorischen Eigenschaften gehoren ebenso wie das Warme und Feuchtemanagement von Textilien zu den massgeblichen Aspekten des Tragekomforts So erzeugt ein auf der nassen Haut herab rinnender Schweisstropfen einen unangenehmen Beruhrungsreiz und schweissfeuchte Textilien werden auf der Haut als unangenehm empfunden Ergonomischer Komfort Bearbeiten Die Passform der Kleidung entscheidet zusammen mit dem physiologischen Komfort daruber wie wohl sich ein Mensch in seiner Kleidung fuhlt und wie gut diese akzeptiert wird Letzteres ist vor allem im Hinblick auf das Tragen von Berufs oder Personlicher Schutzausrustung ein wichtiger Gesichtspunkt Untersuchungsmethoden BearbeitenUntersuchungsmethoden thermophysiologischer Komfort Bearbeiten Die verschiedenen Aspekte des Trage und Schlafkomforts lassen sich objektiv durch wissenschaftliche Untersuchungsmethoden quantifizieren Hohensteiner Hautmodell Bearbeiten Das Hohensteiner Hautmodell wurde um 1956 von Jurgen Mecheels an den Hohenstein Instituten in Bonnigheim entwickelt Mit seiner Hilfe lasst sich der thermische Komfort von textilen Flachengebilden Gewebe und Gestricke objektiv messen und beurteilen Das Hohensteiner Hautmodell besteht aus einer elektrisch auf Hauttemperatur beheizbaren porosen Metallplatte der Wasser zugefuhrt wird und die in einem Klimaschrank mit variabler Temperatur Luftfeuchtigkeit und Luftbewegung eingebaut ist Das Hautmodell simuliert die Warme und Feuchteabgabe der Haut Die Messungen mit dem Hautmodell liefern spezifische Kenngrossen wie z B Warmeisolation Wasserdampfdurchgangswiderstand als Mass fur die Atmungsaktivitat Schweisstransport und Schweisspufferung Trocknungszeit usw Diese Kenngrossen charakterisieren die thermophysiologische Qualitat der Textilien Um diese heute weltweit im Bereich der Bekleidungsphysiologie etablierten Untersuchungsmethoden und die damit verbundenen Beurteilungsmodelle entwickeln zu konnen waren zahlreiche Messreihen mit menschlichen Probanden notwendig deren Korperfunktionen erfasst wurden und die ihren subjektiven Tragekomfort einstufen mussten Testpersonen kommen auch heute noch zum Einsatz wenn es gilt ein vollstandig neues Produkt zu entwickeln oder die Ergebnisse der Untersuchungen mit Hautmodell und thermischer Gliederpuppe zu bestatigen Thermische Gliederpuppe Bearbeiten Mit Hilfe der an den Hohenstein Instituten entwickelten thermischen Gliederpuppen Charlie Standardmann und Charlene Standardkind und Charlotte Standardfrau lasst sich die Warmeisolation konfektionierter Kleidungsstucke Bettwaren und Schlafsacke ermitteln Das so genannte Thermoregulationsmodell des Menschen besteht aus Kupfer bzw Kunststoff und ist mit einem computergesteuerten Heizsystem versehen mit dem sich die Warmeproduktion fur verschiedene Korpersektionen getrennt voneinander regeln lasst Die thermische Gliederpuppe ist in einer Klimakammer untergebracht in der sich die verschiedensten Umgebungstemperaturen simulieren lassen Je mehr Warme beispielsweise an Armen oder Beinen abgegeben wird desto schlechter ist dort die Warmeisolation des untersuchten Kleidungsstuckes Da diese ganz gravierend von den Ventilationseffekten beeinflusst wird die durch Bewegungen zustande kommen bewegt sich die Gliederpuppe bei der Untersuchung von Kleidung an einem Gestange so als wurde sie flott marschieren Die Untersuchungen an den thermischen Gliederpuppen sind eine wichtige Erganzung zu denen am Hautmodell da hierbei der Einfluss der Konfektion Passform elastische Bundchen Rollkragen usw berucksichtigt wird Weil die thermische Gliederpuppe nicht schwitzt lasst sich das Feuchte Management und damit ein wichtiger Aspekt des thermophysiologischen Tragekomforts nur beurteilen wenn als Basis Untersuchungen am Hautmodell vorliegen Thermoregulationsmodell schwitzende Hand und schwitzender Fuss Bearbeiten In der schwitzenden Hand und dem schwitzenden Fuss sind die Funktionsprinzipien des Hautmodells und der thermischen Gliederpuppen miteinander kombiniert worden d h die Warme und Feuchtigkeitsabgabe bei kontrollierten klimatischen Umgebungsbedingungen Mit den Messinstrumenten lassen sich damit sowohl die Warmeisolation wie auch die Atmungsaktivitat von Handschuhen sowie Socken und Schuhen beurteilen Polsterprufgerat Bearbeiten Sowohl bei ausgekuhlten wie auch aufgeheizten Kfz Sitzen dauert es einige Zeit bis sich ein angenehmer Sitzkomfort eingestellt hat Mit Hilfe des Polsterprufgerates wird der Temperatureindruck Initialwarmefluss den ein Mensch beim ersten Kontakt empfindet ermittelt Daruber hinaus wird die effektive Warmeisolation von Sitzen wahrend langerer Autofahrten bei den unterschiedlichsten Umgebungstemperaturen erfasst Menschliche Probanden Bearbeiten Mit Hilfe des Hohensteiner Hautmodells und den thermischen Gliederpuppen lasst sich der thermophysiologische Komfort objektiv messen und beurteilen Um diese heute weltweit im Bereich der Bekleidungsphysiologie etablierten Untersuchungsmethoden und die damit verbundenen Beurteilungsmodelle entwickeln zu konnen waren zahlreiche Messreihen mit menschlichen Probanden notwendig Diese kommen bei den Hohenstein Instituten auch heute noch zum Einsatz wenn es gilt ein vollstandig neues Produkt zu entwickeln oder die Ergebnisse der Untersuchungen mit Hautmodell und thermischer Gliederpuppe zu bestatigen Untersuchungsparameter hautsensorischer Komfort Bearbeiten Klebeindex Bearbeiten Eine porose gesinterte Glasplatte der Wasser mittels einer Motorburette zugefuhrt wird simuliert die schwitzende Haut Die Textilprobe befestigt an einem zylindrischen Kraftaufnehmer wird uber die Platte gezogen Die dazu notwendige Kraft wird gemessen und ergibt den so genannten Klebeindex anhand dessen sich beurteilen lasst ob das Textil beim Schwitzen unangenehm an der Haut kleben wird Kontaktpunkte und Oberflachenindex Bearbeiten An einen Oberflachenscanner bzw ein Mikroskop angekoppelte Bildanalyse Systeme zeigen fur Textilien die Anzahl der Kontaktpunkte sowie einen Oberflachenindex als Massstab fur die Kontaktflache mit der Haut bzw die Haarigkeit der Oberflache Biegesteifigkeit Bearbeiten Zur Ermittlung der Steifigkeit eines textilen Materials wird in einer Messeinrichtung per Laserstrahl der Biegewinkel des auf einem dunnen Zapfen aufgelegten Stoffstreifens gemessen Auf Basis jahrzehntelanger Erfahrungen wurden fur verschiedene Produkt und Einsatzbereiche Vorgaben definiert die einen optimalen Tragekomfort gewahrleisten und mechanische Hautirritationen aufgrund zu hoher Biegesteifigkeit ausschliessen Sorptionsindex Bearbeiten Weil die Sensibilitat der Haut fur mechanische Irritationen mit zunehmender Feuchtigkeit grosser wird ist es fur den sensorischen Tragekomfort von Vorteil wenn ein textiles Material den Schweiss moglichst rasch von der Haut abtransportiert Der Sorptionsindex gibt die Geschwindigkeit an mit der ein auf das Textil auftreffender Wassertropfen von diesem absorbiert wird Untersuchungsmethode ergonomischer Komfort Bearbeiten Bei der Prufung der Passform werden die Kleidungsstucke von Versuchspersonen anprobiert deren Korpermasse mit der im Etikett angegebenen Konfektionsgrosse ubereinstimmen Grundlage der Passformbewertung bei Berufskleidung bilden wie bei der Alltagskleidung die Grossentabellen fur Damenoberbekleidung DOB sowie Herren und Knabenkonfektion HAKA Von erfahrenen Bekleidungstechnikern werden die Kleidungsstucke hinsichtlich Langen und Weitenmassen Gebrauchstauglichkeit Bewegungsfreiheit Funktion und bzgl der Optik beurteilt Diese Prufung wird nicht nur bei neuen Kleidungsstucken durchgefuhrt sondern auch nach erfolgter Pflegebehandlung d h Waschen Reinigen und Trocknen Die Passform eines Kleidungsstuckes soll sich im Optimalfall ebenso wie der Zustand des Materials der Nahte usw nicht verandern Komfortnote BearbeitenDie Ergebnisse der Untersuchungen am Hautmodell und den thermischen Gliederpuppen thermophysiologischer Komfort fliessen zusammen mit der Beurteilung der Hautsensorik in die so genannte Trage bzw Schlafkomfortnote ein Dies ist moglich da Forschungsarbeiten gezeigt haben dass die Tragekomfortempfindung zu ca 66 durch die thermophysiologischen und zu ca 34 durch die hautsensorischen Eigenschaften der Textilien verursacht werden Die Komfortnote wird im Schulnotensystem von 1 fur sehr gut bis 6 fur ungenugend vergeben und ermoglicht dem Verbraucher den einfachen Vergleich zwischen unterschiedlichen Produkten In Normen zur Ausgestaltung von Berufskleidung oder Personlicher Schutzausrustung finden sich z T Mindestvorgaben fur die Tragekomfortnote Literatur BearbeitenKorper Klima Kleidung Jurgen Mecheels ISBN 3 7949 0619 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bekleidungsphysiologie amp oldid 195516978