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Auf dem Banat Air Flug 166 Flugnummer BZ166 ereignete sich am 13 Dezember 1995 bei Verona ein schwerer Flugunfall Eine Antonow An 24 die die rumanische Banat Air von der Romavia geleast hatte um einen Charterflug von Verona nach Timișoara vorzunehmen verungluckte kurz nach dem Start vom Flughafen Verona Unfallursache war ein Stromungsabriss und Kontrollverlust wegen einer fehlenden Flugzeugenteisung Bei dem Unfall kamen alle 49 Personen an Bord der Maschine ums Leben Banat Air Flug 166Eine baugleiche MaschineUnfall ZusammenfassungUnfallart Stromungsabriss beim Start durch Vereisung und UberladungOrt bei Villafranca di Verona Italien ItalienDatum 13 Dezember 1995Todesopfer 49Uberlebende 0LuftfahrzeugLuftfahrzeugtyp Sowjetunion Antonow An 24Betreiber Rumanien Romavia fur Rumanien Banat AirKennzeichen Rumanien YR AMRAbflughafen Flughafen Verona Italien ItalienZielflughafen Flughafen Timișoara Rumanien RumanienPassagiere 41Besatzung 8Listen von Flugunfallen Inhaltsverzeichnis 1 Flugzeug 2 Besatzung und Passagiere 3 Wetter 4 Vor dem Abflug 5 Unfallhergang 6 Rettungseinsatz 7 Opfer 8 Unfalluntersuchung 8 1 Hypothese eines mechanischen Versagens 8 2 Menschlicher Faktor Fahrlassigkeit 9 QuellenFlugzeug BearbeitenDas Flugzeug war eine Antonow An 24B mit der Werksnummer 77303309 die im April 1968 an die rumanische Regierung ubergeben und zunachst als Regierungsmaschine spater dann bei der TAROM eingesetzt wurde In den fruhen 1990er Jahren ging die Maschine bei der neu gegrundeten zweiten staatlichen Fluggesellschaft aus Rumanien Romavia in Betrieb Von April bis Dezember 1993 war die Maschine an die Kish Air verleast Im Jahr 1995 verleaste die Romavia das Flugzeug an die Banat Air Das zweimotorige Kurzstrecken Passagierflugzeug war mit zwei Turboprop Triebwerken des Typs Iwtschenko AI 24A mit einer Leistung von je 1 877 kW 2 552 PS ausgestattet Besatzung und Passagiere BearbeitenDie gesamte Besatzung der Maschine stammte aus Rumanien und wurde von der Romavia gestellt Die Cockpitbesatzung bestand aus dem Flugkapitan Ivan Vasile Dan Mircea dem Ersten Offizier Ivan Marin dem Navigator Cornel Vlaghea und den Technikern Georghe Popescu Viorel Ilie und Anesia Gliga Daruber hinaus waren die Purserin Corina Chelu und der Flugbegleiter Alexandru Socol an Bord Den Flug hatten 41 Passagiere angetreten von denen die meisten aus verschiedenen Regionen im Norden Italiens kamen Wetter BearbeitenAm fruhen Nachmittag des Unfalltages begann es in Verona leicht zu schneien Zum Abend hin setzte dann ein starker Schneefall ein Vor dem Abflug BearbeitenFur die Wintersaison 1995 1996 hatte die private rumanische Fluggesellschaft Banat Air von der italienischen Luftfahrtbehorde die Genehmigung erhalten auf der Strecke Bukarest Timișoara Verona Nonstop Charterfluge durchzufuhren Der Flug wurde an wechselnden Tagen Montag Mittwoch Freitag und Sonntag im Auftrag des rumanischen Reiseburos Banat Air Travel in Zusammenarbeit mit der italienischen Agentur Business Jet durchgefuhrt Das verwendete Flugzeug war normalerweise eine ROMBAC 1 11 die in Rumanien gefertigte Lizenzversion der britischen BAC 1 11 Der Flug wurde im Wet Lease durchgefuhrt die staatliche Romavia stellte jeweils Flugzeug samt Besatzung Die ROMBAC 1 11 konnte etwa hundert Passagiere befordern Da fur Flug vom 13 Dezember 1995 weniger Passagiere als gewohnlich Tickets fur den Flug gelost hatten beschloss die Fluggesellschaft diesen mit einer kleineren Maschine vom Typ Antonow An 24 durchzufuhren Mit der Ubermittlung des Flugzeugtyps gab es Probleme Um 12 14 Uhr verschickte die Banat Air ein Fax nach Verona in dem sie den Flugzeugwechsel mitteilte jedoch angab dass der Flug mit einer Tupolew durchgefuhrt werden wurde Der Mitarbeiter bemerkte das Schreiben nicht und leitete es daher auch nicht weiter Um 15 11 Uhr traf ein weiteres Fax ein Darin wurde korrigierend mitgeteilt dass nicht eine Tupolew sondern eine Antonow eintreffen wurde In der Zentrale in Verona wurde das Schreiben fluchtig durchgelesen und als Flugzeugtyp eine Tupolew vermerkt Der Fehler fiel zunachst nicht weiter auf Um 16 Uhr wurde der Fluglotse in Verona daruber informiert dass es sich bei dem Flugzeug um eine Antonow An 24 mit 21 Tonnen Gewicht handele Er korrigierte jedoch den Vermerk Tupolew nicht sondern notierte lediglich das Gewicht dazu Die Maschine sollte planmassig um 16 00 Uhr Ortszeit in Timișoara starten und nach 1 Stunden Flugzeit um 16 30 Uhr Ortszeit in Verona landen Der Flug startete erheblich verspatet um 18 43 Uhr Ortszeit in Timișoara Um 18 50 Uhr Ortszeit landete die Maschine in Verona und rollte zum Gate B6 woraufhin 44 Passagiere ausstiegen und das Gepack entladen wurde Der Rampenwarter ein Angestellter der Flughafenassistenzfirma SpA Valerio Catullo kontaktierte Kapitan Mircea ubermittelte diesem den Wetterbericht ging die Passagierliste durch und besprach mit Mircea den Ladeplan Anschliessend erfolgte das Boarding sowie die Gepackverladung die um 19 30 Uhr beide abgeschlossen waren Angesichts der widrigen Wetterbedingungen es herrschte starker Schneefall fragte der Abfertiger Kapitan Mircea ob dieser eine Flugzeugenteisung vornehmen mochte Der Vorgang hatte 12 Minuten in Anspruch genommenen und eine Rechnung von 250 Tausend Lira verursacht Mircea lehnte eine Enteisung entschieden ab Es wurden 2015 Liter Kerosin aufgetankt womit die Maschine wieder vollgetankt war Es befanden sich somit 4800 Liter Kerosin in den Tanks Kapitan Mircea erklarte dass er den Ladeplan selbst ausfullen wolle Kurz darauf lieferte der Rampenwarter den ausgefullten Ladeplan im Buro der Flughafenzentrale ab Bei dieser Gelegenheit fiel niemandem auf dass dieser offensichtlich falsche Werte enthielt Gemass den Angaben hatte die Maschine 2000 Kilogramm Kerosin wahrend des Stopps in Verona verbraucht Kurz darauf erfuhr derselbe Mitarbeiter bei der Uberprufung der technischen Daten der Antonow im Archiv dass auf fruheren Flugen zwei Besatzungen derselben Fluggesellschaft den Plan fur die abfliegende Fracht nicht eingereicht hatten Das Problem wurde jedoch nicht weiter untersucht Der Tower gab dem Kapitan die Freigabe zum Start der Motoren Funf Minuten danach forderte der Betriebsleiter des Flughafens den Ladeplan der Antonow an dieser lag dem zustandigen Mitarbeiter jedoch nicht vor Angesichts des Fehlens dieses Dokuments beschloss das Buro keine weiteren Kontrollen durchzufuhren und informierte die Flugsicherung nicht uber die unvollstandige Dokumentation aufgrund derer der Start hatte verweigert werden konnen Unfallhergang BearbeitenUm 19 33 Uhr erteilte der Fluglotse der YR AMR die Freigabe zur Startposition von Bahn 22 zu rollen Nachdem die Besatzung diese Position erreicht hatte erhielt sie die Anweisung unmittelbar nach dem Start in westlicher Richtung zu fliegen um das Dorf Sommacampagna gemass den Bestimmungen uber die Larmbelastung zu umfliegen und dann den Flug in sudlicher Richtung fortzusetzen Zwanzig Minuten nach dem Beginn des Rollens als sich die Wetterbedingungen verschlechterten der Schnee wurde flockiger und die Sicht nahm von Minute zu Minute ab begann die Antonow den Startlauf von Bahn 22 Kurz darauf ereignete sich der Unfall Das Flugzeug befand sich im Anfangssteigflug und hatte eine Hohe von 200 300 Metern uber dem Boden bei einer Fluggeschwindigkeit von 480 km h erreicht Kurz darauf 49 Sekunden nach dem Start kam es zu einem Stromungsabriss den die Piloten aufgrund der geringen Flughohe zu diesem Zeitpunkt nicht abfangen konnten Innerhalb von 10 12 Sekunden sturzte die Maschine zu Boden und schlug nordwestlich von Bahn 04 in einer Entfernung von etwa 1500 m von der Landeschwelle der Startbahn auf Die 4800 Liter Kerosin gerieten umgehend in Brand Von den 49 Insassen schaffte es niemand sich aus dem Wrack zu retten Rettungseinsatz Bearbeiten nbsp Losch und Bergungsarbeiten an der Absturzstelle nbsp Das Wrack der MaschineUm 19 56 Uhr suchte der Fluglotse in Villafranca die Maschine auf seinem Radar um sich von der Besatzung eine Bestatigung des Starts einzuholen und sie anzuweisen auf die Funkfrequenz von Garda zu wechseln Der Lotse erhielt keine Antwort auch nicht nachdem er die Maschine drei oder viermal ausrief Nach Rucksprache mit der Anflugkontrolle von Garda die ihm mitteilte sie stehe nicht im Kontakt mit der Antonow wurde die Flughafenfeuerwehr alarmiert Ohne den genauen Absturzort zu kennen begab sich diese sofort auf die Suche nach der Unfallstelle Innerhalb von einer Minute nach dem Absturz gingen mehrere Notrufe aus der Bevolkerung ein Um 19 57 Uhr wahlte eine Frau die Notrufnummer 113 und erklarte aufgebracht dass ein Flugzeug auf den Kopf gefallen war Um 19 59 Uhr folgte der Anruf eines Bauern der die Notrufnummer 115 wahlte deren Einsatzzentrale bereits mit dem Flughafen von Villafranca in Verbindung stand und den Sturz eines Flugzeugs in seinen Garten meldete Die ersten beiden Anrufer waren nicht in der Lage den Unfallort nachvollziehbar anzugeben Ein dritter Anrufer der um 20 06 Uhr die Notrufnummer 118 wahlte konnte schliesslich genaue Angaben zum Ort des Absturzes machen Gegen 20 09 Uhr erreichten die Feuerwehrfahrzeuge die Absturzstelle in der Gegend von Poiane di Sommacampagna und begannen die Flammen zu loschen Zwei Minuten spater trafen auch erste Krankenwagen ein Innerhalb einer halben Stunde stellte sich heraus dass es im Wrack der Antonow keine Uberlebenden gab sodass um 20 40 Uhr die meisten Rettungskrafte wieder abzogen Opfer BearbeitenBei dem Unfall wurden alle 49 Personen an Bord getotet Von den 41 getoteten Passagieren hatten 30 die italienische Staatsburgerschaft Mit 6 Passagieren und 8 Besatzungsmitgliedern kamen die zweitmeisten Opfer aus Rumanien daruber hinaus wurden vier Serben und ein Niederlander getotet Staatsangehorigkeit Passagiere Besatzung GesamtItalien nbsp Italien 30 30Rumanien nbsp Rumanien 6 8 14Serbien nbsp Serbien 4 4Niederlande nbsp Niederlande 1 1Gesamt 41 8 49Unfalluntersuchung Bearbeiten nbsp Trummerteile am AbsturzortHypothese eines mechanischen Versagens Bearbeiten Kurz nach dem Unfall wurde eine Flugunfalluntersuchung eingeleitet Die Ermittler gingen zunachst der Hypothese eines mechanischen Versagens nach Dabei wurden vor allem mogliche mechanische Ausfalle vermutet Eine Hypothese war dass der rechte Motor ausgefallen sei Hinweise auf ein solches Ereignis ergaben sich aus den Daten des Flugdatenschreibers und den Uberresten der Cockpitinstrumente deren Dekodierung durch die Kalibrierung auf andere Masseinheiten als in Europa und die in kyrillischer Schrift geschriebenen Formulierungen erschwert wurden und die Zusammenarbeit mit Ubersetzern erforderlich machten Mehrere Passagiere die auf dem Hinflug mit demselben Flugzeug geflogen waren gaben bei Befragungen an dass sie hammerahnliche Schlage vom rechten Triebwerk gehort hatten wahrend das Fahrwerk herausgefahren wurde Bei der Untersuchung der Propellerfragmente wurden Schaden festgestellt die zu einem Triebwerksschaden gepasst hatten In einem solchen Fall hort der Propeller auf sich zu drehen und erzeugt einen hohen Luftwiderstand der das Flugzeug verlangsamt Es wurde fast sofort ausgeschlossen dass dieses Problem durch das Ablosen von Eisstucken von den Tragflachen verursacht worden sein konnte Da sich die Motoren der Antonow An 24 unter der Tragflache befanden waren sie vor einem solchen Ereignis geschutzt gewesen Im Falle des beschriebenen Szenarios hatte der Kapitan der Maschine die Propellerblatter in die Segelstellung bringen konnen sodass diese durch eine parallele Ausrichtung zum Luftstrom wenig Luftwiderstand verursacht hatten Jedoch ware das Zeitfenster fur die Ausfuhrung dieses Manovers aufgrund der geringen Flughohe womoglich zu kurz gewesen Die starken Beschadigungen und Brandschaden denen die Triebwerke und Instrumente ausgesetzt waren ermoglichte es den Ermittlern jedoch nicht mit hinreichender Sicherheit festzustellen ob der beschriebene Fehler tatsachlich aufgetreten war Menschlicher Faktor Fahrlassigkeit Bearbeiten Bei den Untersuchungen wurde festgestellt dass Fahrlassigkeit und Fehler der Piloten und des Bodenpersonals die Hauptursachen des Unfalls waren Insbesondere wurde beanstandet dass die Piloten trotz des heftigen Schneefalls und der Temperaturen unter dem Gefrierpunkt zum Zeitpunkt des Unfalls eine Enteisung der Tragflachen abgelehnt hatten Es wurde gemutmasst dass diese Entscheidung insbesondere aufgrund des Kostenfaktors von 250 000 Lire fur die Enteisung getroffen wurde Eine derart rigide Sparpolitik bei der Sicherheitsmassnahmen aufgrund von Kostenuberlegungen verworfen wurden sei unter Fluggesellschaften in Osteuropa nicht unublich gewesen Daruber hinaus seien die beiden Piloten der Ansicht gewesen dass die Bauweise der An 24 deren Flugverhalten durch ihre grosszugig bemessenen Flugelprofile theoretisch nicht durch geringe Eisansatze zu beeintrachtigen war einen Start auch ohne vorherige Enteisung ermoglichte Die Piloten bedachten dabei nicht dass das Eis nicht nur die aerodynamischen Eigenschaften veranderte sondern auch das Gewicht der Maschine erhohte was zu einer Veranderung des Auftriebs fuhrte und die Kontrollierbarkeit der Antonow wesentlich eingeschrankt hatte Bei der Untersuchung des Startgewichts der Antonow wurden die Ermittler auf weitere Unregelmassigkeiten aufmerksam Es stellte sich heraus dass das Flugzeug vollbesetzt und vollgetankt gewesen war Pro Passagier wurden 70 Kilogramm Gepack verladen obwohl jeweils 90 Kilogramm pro Passagier inklusive Gepack zu kalkulieren gewesen waren Die Ermittler kalkulierten dass die Maschine im Gegensatz zu dem in den Betriebshandbuchern festgeschriebenen maximalen Startgewicht um rund 2000 Kilogramm uberladen war Aufgrund der Uberladung hatte die Maschine keine Startfreigabe erhalten durfen Wie aus den Ermittlungen zu den Ablaufen am Flughafen vor dem Unfall hervorging wurde der Start der uberladenen und vereisten Maschine erst durch eine Ereigniskette ermoglicht die eine Reihe von Nachlassigkeiten und Verfehlungen durch das Bodenpersonal in Verona enthielt Bei einem disziplinierten Vorgehen der Angestellten hatte der Absturz der Antonow verhindert werden konnen Die Ermittler kritisierten insbesondere das Einreichen eines fehlerhaften Flugplans Nach geltenden Bestimmungen hatte auch aus diesem Grund der Start verhindert werden mussen Das Personal in Verona hatte wenige bis keine Kenntnisse uber den betroffenen Flugzeugtyp Dessen technische Daten einschliesslich Betriebsanleitungen und Gewichtsgrenzen waren nicht im ARCO Programm enthalten Die Zustandigkeiten fur die Durchfuhrung von entsprechenden Kontrollen unter diesen Bedingungen waren nicht klar geregelt Quellen BearbeitenUnfallbericht im Aviation Safety Network Bild der Maschine und des Wracks B3A Bureau of Aircraft Accident Archives Betriebsgeschichte auf rzjets net45 376267 10 856894 Koordinaten 45 22 35 N 10 51 25 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Banat Air Flug 166 amp oldid 237050325