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Die Aylesford Affare englisch Aylesford Affair war ein gesellschaftlicher Skandal der 1875 und 1876 die obere viktorianische Gesellschaft im Vereinigten Konigreich erschutterte Anlass war die Affare zwischen dem Marquess of Blandford Erbe des 7 Duke of Marlborough und Lady Aylesford Nachdem die Affare Lord Aylesford bekannt geworden war verlangte er eine Doppelscheidung Der jungere Bruder von Lord Blandford Lord Randolph Churchill der hinter den Vorgangen den ehemaligen Liebhaber von Lady Aylesford Eduard Prince of Wales sah versuchte daraufhin den Thronerben mithilfe kompromittierender Briefe zu erpressen Dieser forderte daraufhin Churchill zu einer Entschuldigung oder zu einem Duell Nachdem er Premierminister Benjamin Disraeli eingeschaltet und durch dessen Intervention die geforderte Entschuldigung erhalten hatte sorgte er dafur dass Randolph Churchill fur die nachsten Jahre gesellschaftlich geachtet wurde Lady Aylesford um 1890 Prinz Eduard 1894 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Hergang des Skandals 3 Spatere Vorgange 4 Literatur 5 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenDer Marquess of Blandford Erbe des Duke of Marlborough hatte im November 1869 Lady Albertha Frances Anne Hamilton eine Tochter von James Hamilton 1 Duke of Abercorn geheiratet Die arrangierte Ehe war jedoch nicht glucklich wie Blandford spater unzufrieden ausserte hatte er bei der Wahl seiner zukunftigen Frau lediglich die Auswahl zwischen den Tochtern des Duke of Abercorn gehabt Schnell gelangweilt von seiner Ehe begann er bald damit sich fur andere Frauen zu interessieren 1 In den geschlossenen oberen Gesellschaftszirkeln des Viktorianischen Zeitalters wurde dies stillschweigend ignoriert bis er eine Affare mit Lady Aylesford begann Beide gehorten wie auch Eduard Prince of Wales zum sogenannten Marlborough House Set einem geschlossenen gesellschaftlichen Zirkel der britischen Upper Class rund um Eduard und einige seiner engeren Freunde 2 Lady Aylesford hatte zuvor bereits eine Affare mit dem Prince of Wales gehabt Ihr Ehemann Heneage Finch 7 Earl of Aylesford einer der regularen Gefahrten des Prince of Wales hatte diese Affare pflichtschuldig absichtlich ubersehen war jedoch nicht bereit dies bei anderen Mannern ebenfalls zu tun Als ihm seine Frau ubereilt die Affare mit Lord Blandford per Brief beichtete und schrieb sie habe vor mit Blandford auszureissen war er zu einem stillschweigenden Kompromiss nicht bereit 3 Lord Aylesford der in diesem Herbst 1875 den Prince of Wales auf einer Reise nach Britisch Indien als ein personlicher Gast begleitete 4 brach die Reise ab und kehrte noch vor dem Prince of Wales zuruck 5 Er leitete nun die Scheidung ein und forderte Lord Blandford dazu auf sich ebenfalls scheiden zu lassen Hergang des Skandals Bearbeiten nbsp Randolph ChurchillLord Randolph Churchill sprang nun seinem Bruder bei Uberzeugt davon dass ein gekrankter Prince of Wales die eigentliche treibende Kraft hinter dem ganzen Scheidungsverfahren sei versuchte er bei diesem einen Meinungswandel zu forcieren Er brachte von seinem Bruder fruhere Liebesbriefe des Prince of Wales in seinen Besitz die an Lady Aylesford adressiert und mit seinem Spitznamen Bertie unterzeichnet waren Mit diesen Briefen als Ruckversicherung ausgestattet begann er Druck auszuuben so liess er im Beisein der Frau von Eduard Alexandra von Danemark die Bemerkung fallen dass er im Besitz von Briefen sei die eine Garantie dafur seien dass Eduard niemals auf dem Thron sitzen wurde 6 Ein zorniger Eduard forderte daraufhin Lord Hardwicke auf die ganze Angelegenheit vor Premierminister Benjamin Disraeli zu bringen Parallel dazu forderte er Randolph Churchill zu einer formlichen Entschuldigung auf Falls Churchill dem nicht nachkomme forderte er ihn zum Duell sobald er selbst von seiner Reise zuruckgekehrt sei Randolph Churchill verweigerte jedoch die Entschuldigung Das Duell mit dem Prince of Wales selbst lehnte er ebenfalls ab und offerierte er wurde sich stattdessen jederzeit mit einem Ersatzmann duellieren gegen seinen zukunftigen Souveran konne er dagegen jedoch nicht die Hand erheben 7 In einem belehrenden weiteren Brief fuhrte er weiterhin aus dass Eduard bewusst sein musse dass er die Herausforderung niemals annehmen konne da kein britischer Staatsburger jemals die Hand gegen den Thronerben erheben konne 8 Zum Zeitpunkt von Eduards Ruckkehr war die Angelegenheit im britischen Hochadel in aller Munde Lord Hardwicke und seine Frau Alexandra rieten Eduard dazu angesichts der ausserst ernsten Situation und der Gefahr fur seinen Ruf Premierminister Disraeli als Vermittler einzuschalten 9 Premierminister Disraeli vermittelte nun Er lud zunachst seinen Parteigenossen Randolph Churchill vor und versuchte erfolglos auf ihn einzuwirken Gemeinsam mit Lord Hardwicke konnte er jedoch Lord Aylesford dazu bringen die Scheidungsklage zuruckziehen Ein weitergehender offentlicher Skandal durch ein Scheidungsverfahren im Licht der Offentlichkeit war nun zunachst verhindert worden Eduard Prince of Wales war jedoch nicht zufrieden Die Churchills wurden nun gesellschaftlich geachtet Eduard liess verlauten er wurde fortan kein Haus mehr betreten welches die beiden Churchill Bruder empfange Lady Aylesford wurde wahrenddessen zu einer persona non grata und ihr Ehemann entzog ihr das Sorgerecht fur die gemeinsamen Kinder 10 Die Churchills in ihrem Gesellschaftszirkel nahezu geachtet brachen zu einer Amerika Reise auf wurden jedoch von Briefen eingeholt in denen Eduard sie aufforderte ein Entschuldigungsschreiben zu unterzeichnen das vom Lord Chancellor aufgesetzt worden und sowohl von Premierminister Disraeli als auch vom liberalen Oppositionsfuhrer Lord Hartington bestatigt worden war Randolph Churchill unterzeichnete dieses Schreiben zwar wahlte jedoch ganz bewusst den Jahrestag der Schlacht von Saratoga und fugte in einem Postscriptum bei er habe als Gentleman das Schreiben des Lord Chancellor akzeptieren mussen 11 Eduard verweigerte daraufhin erneut einen Ausgleich zwischen sich und Randolph Churchill Disraeli wirkte nun auf den Vater der Churchills den 7 Duke of Marlborough ein Dieser nahm widerwillig das Amt des Lord Lieutenant of Ireland an und ging nach Dublin Noch 1874 hatte er der Unannehmlichkeiten und hohen Kosten wegen dieses Amt ausgeschlagen um das Amt auszufullen waren finanzielle Aufwendungen von 40 000 Pfund per annum notwendig die finanzielle Entschadigung betrug jedoch lediglich die Halfte 12 Widerstrebend nahm er das Amt nun an um seinen dritten Sohn den er mit sich als seinen Privatsekretar nach Irland nahm aus der Schusslinie zu entfernen Randolph Churchill begleitete ihn mit seiner Frau und seinem jungen Sohn Winston der spater den Aufenthalt in Irland zu seinen fruhesten Jugenderinnerungen zahlte 13 Spatere Vorgange BearbeitenLord Blandford der in den eigentlichen Erpressungsversuch nicht sichtbar involviert gewesen war fand dagegen problemlos erneut Zugang zur hoheren Gesellschaft und versohnte sich zunachst mit seiner Ehefrau setzte die Affare mit Lady Aylesford gleichzeitig jedoch in Paris fort Aus der Affare entsprang 1881 ein gemeinsames Kind Guy Bertrand Spencer Da die Illegitimitat des Kindes offensichtlich war Lord und Lady Aylesford lebten seit langem getrennt wurde die Vaterschaft des Kindes von Lord Aylesford angefochten und im Juli 1885 wurde vom Oberhaus House of Lords geurteilt dass das Kind illegitim sei und keine Anrechte auf den Familientitel habe 14 Nachdem sie von Blandford verlassen worden und von ihrem Mann nur mit einer Pension bedacht worden war verbrachte Lady Aylesford ihre letzten Lebensjahre in Armut 15 Nach den Unterhauswahlen 1880 bildeten die siegreichen Liberalen unter William Gladstone erneut die Regierung 16 sie nominierten einen eigenen Lord Lieutenant of Ireland wodurch die Churchills aus ihrem irischen Exil zuruckkehren konnten Randolph Churchill betatigte sich nun erneut aktiv als Politiker Als Anfuhrer einer Gruppe junger progressiver Konservativer bald als vierte Partei bezeichnet wurde er als begabter Redner in kurzer Zeit zu einem der fuhrenden konservativen Politiker im Unterhaus 17 Er formulierte deren Programm das unter dem Schlagwort Tory Democracy bekannt wurde 18 So stieg er bis zum Schatzkanzler im Kabinett von Lord Salisbury auf bevor er durch einen spektakularen Rucktritt seine politische Karriere abrupt beendete 19 Eduard der weitaus mehr mit den Konservativen als mit den Liberalen sympathisierte 20 fand sich nun zu einem Rapprochement bereit und pflegte bald erneut privaten Umgang mit Randolph Churchill und dessen Familie 21 Literatur BearbeitenRobert Blake Disraeli Prion London 1998 ISBN 1 85375 275 4 S 692 695 deutsch Disraeli Ubersetzung Klaus Dockhorn Societats Verlag Frankfurt am Main 1980 ISBN 3 7973 0360 2 Sebastian Haffner Winston Churchill Kindler Verlag Berlin 2001 ISBN 3 463 40413 3 S 10 11 Anne Jordan Love Well the Hour The Life of Lady Colin Campbell 1857 1911 Matador Leicester 2010 ISBN 978 1 84876 611 2 S 43 44 Mary S Lovell The Churchills In Love and War W W Norton amp Company London 2011 ISBN 978 0 393 34225 3 S 54 63 Philip Magnus Edward the Seventh John Murray Publishers London 1964 ISBN 978 0 7195 0345 0 S 143 150 Einzelnachweise Bearbeiten Anne Jordan Love Well the Hour The Life of Lady Colin Campbell 1857 1911 Matador Leicester 2010 S 43 Mary S Lovell The Churchills In Love and War W W Norton amp Company London 2011 S 54 Mary S Lovell The Churchills In Love and War W W Norton amp Company London 2011 S 56 Sidney Lee King Edward VII A Biography Macmillan London 1925 S 378 Sidney Lee King Edward VII A Biography Macmillan London 1925 S 391 Mary S Lovell The Churchills In Love and War W W Norton amp Company London 2011 S 57 Sebastian Haffner Winston Churchill Kindler Verlag Berlin 2001 S 11 Mary S Lovell The Churchills In Love and War W W Norton amp Company London 2011 S 59 Mary S Lovell The Churchills In Love and War W W Norton amp Company London 2011 S 59 f Anne Jordan Love Well the Hour The Life of Lady Colin Campbell 1857 1911 Matador Leicester 2010 S 44 Robert Blake Disraeli Faber and Faber London 2010 S 693 Robert Blake Disraeli Faber and Faber London 2010 S 692 Sebastian Haffner Winston Churchill Kindler Verlag Berlin 2001 S 11 f Mary S Lovell The Churchills In Love and War W W Norton amp Company London 2011 S 61 Mary S Lovell The Churchills In Love and War W W Norton amp Company London 2011 S 75 Mary S Lovell The Churchills In Love and War W W Norton amp Company London 2011 S 75 Robert Blake Disraeli Faber and Faber London 2010 S 712 Robert Blake The Conservative Party from Peel to Major Faber and Faber London 1997 S 135 Sebastian Haffner Winston Churchill Kindler Verlag Berlin 2001 S 12 f Roy Jenkins Churchill Macmillan London Basingstoke Oxford 2001 S 11 ff Philip Magnus Edward the Seventh John Murray Publishers London 1964 S 147 Robert Blake Disraeli Faber and Faber London 2010 S 694 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aylesford Affare 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