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Alfred Moller 12 August 1860 in Berlin 4 November 1922 in Eberswalde war ein deutscher Forstwissenschaftler Er begrundete die Idee vom Dauerwald und war damit der Vordenker einer okologischen Wende in der deutschen Waldwirtschaft Alfred Moller ca 1920Mollergrab im Eberswalder StadtforstUberreste von Mollers Pilzhausehemaliges Moller Institut am Schwappachweg in EberswaldeAlfred Moller Strasse in Eberswalde Waldcampus Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirkung 2 Dauerwaldgedanke als Leitgedanke naturgemasser Waldwirtschaft 3 Reminiszenzen 4 Werke 5 Literatur 6 WeblinksLeben und Wirkung BearbeitenAlfred Moller gehort mit Robert Hartig Wilhelm Pfeil Bernhard Danckelmann Adam Schwappach und Alfred Dengler zu den bekanntesten Wissenschaftlern der Eberswalder forstlichen Lehre und Forschung Moller geboren am 12 August 1860 in Berlin studierte an der Hoheren Forstlehranstalt in Eberswalde und absolvierte danach sein Referendariat bei Max Kienitz Nach Staatsexamen und Promotion unternahm Moller eine dreijahrige Studienreise durch Sudbrasilien die er zu Forschungen uber tropische Pilze nutzte Er stand dabei in sehr engem Kontakt mit seinem Onkel dem grossen Naturforscher Fritz Muller in Kollegenkreisen auch Furst der Beobachter genannt Fritz Muller schuf sein wissenschaftliches Werk in volliger raumlicher Abgeschiedenheit in der deutschsprachigen Kolonie Blumenau in Sudbrasilien und arbeitete mit einfachsten technischen Mitteln Seit 1899 lehrte Moller als Professor fur Botanik an der Forstakademie Eberswalde und fuhrte diese von 1906 bis 1921 als deren Direktor In Eberswalde grundete er ein anerkanntes Pilzinstitut In dieser Zeit lernte er den Wald des Freiherrn Friedrich von Kalitsch im Flaming Barenthoren kennen Er untersuchte intensiv ein Jahrzehnt lang den Kalitsch schen Wald in Barenthoren und erkannte in dessen Methode den Wald zu bewirtschaften den Beweis fur seine Theorie vom Dauerwald dem Wald als komplexem Organismus Dazu schrieb Moller1922 Fur alle Wirtschaftenden alle Betriebsarten die unter dem gemeinsamen Grundgedanken Stetigkeit des gesunden Waldwesens ihr Handeln stellen brauchte ich einen neuen Ausdruck ich nannte solche Wirtschaften Dauerwaldbetriebe und stellte sie ausdrucklich allen anderen gegenuber die jenen Leitgedanken nicht anerkannten und die besondere Wirtschaftsart des Herrn von Kalitsch beschrieb ich unter der Uberschrift Kieferndauerwaldwirtschaft In mehreren grundlegenden Veroffentlichungen popularisierte Moller seine Idee vom Dauerwald Die beabsichtigte Wirkung seiner Schriften erlebte er nicht mehr da er 1922 einer schweren Krankheit erlag Als Nachfolger auf seinen Lehrstuhl wurde Alfred Dengler berufen Anhanger und Skeptiker des Dauerwaldes lieferten sich in den Jahren nach 1922 einen z T heftigen Streit Hausendorf Wiebecke Krutzsch und in den 1930er Jahren von Keudell nahmen wesentliche Elemente des Konzeptes auf und forderten eine grossflachige Umsetzung der Idee bzw setzten diese an einigen Orten bereits in die Praxis um so z B Krutzsch in Barenfels im Erzgebirge Die kritischen Stimmen wie z B jene von Dengler oder Wiedemann wiesen insbesondere auf praktische Misserfolge der Dauerwaldwirtschaft in Barenthoren hin und beklagten Rechenfehler bei der Ertragsbestimmung Trotz seiner kritischen Stellungnahme formulierte Dengler 1925 Der Dauerwaldgedanke hat in seinem Kern dem Zuruck zur Natur fur jeden Menschen auch fur mich etwas ungemein Sympathisches Erst nach Ende des 2 Weltkrieges kam es durch die Grundung der Arbeitsgemeinschaft Naturgemasse Waldwirtschaft ANW in Westdeutschland und der Einfuhrung der programmatisch ahnlichen Vorratspfleglichen Waldwirtschaft in der DDR zu einer Renaissance des Dauerwaldgedankens In der DDR stellten ab 1960 bei ihrer Kritik an Moller vor allem Wagenknecht und Richter die standortliche Bindung der Waldwirtschaft in den Vordergrund Nach ihrer Auffassung waren die Waldstrukturen im bekannten Kiefernrevier in Barenthoren kein Dauerwald sondern aufgrund der einsetzenden Bodenverbesserung u a aufgrund der Aufgabe der Streunutzung ein zweihiebiges Ubergangsstadium hin zum Laubmischwald Die forstliche Ausbildungsstatte in Eberswalde vermittelte fortan und bis heute sowohl die etablierte Lehre vom sog Altersklassenwald als auch die des Dauerwaldes bzw des vorratspfleglichen Waldes Im Zentrum der waldbaulichen Ausbildung an der Hochschule fur nachhaltige Entwicklung steht heute die gesamte Breite der waldbaulichen Konzepte und Verfahren einschliesslich ihrer historischen Entwicklung mit einem Schwerpunkt im Bereich des naturnahen bzw naturgemassen Waldbaus wie er von zahlreichen privaten und offentlichen Waldbesitzern in Deutschland erfolgreich praktiziert wird Insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels wird in einem arten und strukturreichen Waldokosystem ein Schlussel fur anpassungsfahige und resiliente Walder gesehen Dauerwaldgedanke als Leitgedanke naturgemasser Waldwirtschaft BearbeitenMoller gilt als Begrunder der Dauerwaldbewegung international Continuous Cover Forestry und als Mentor der naturgemassen Waldwirtschaft Moller sah das zu erntende Holz im Wirtschaftswald nur als Frucht und den Wald in seiner Gesamtheit als den produzierenden Organismus an den es stetig zu schutzen und zu pflegen gilt Entsprechend forderte er im Vorwort seiner Schrift Der Dauerwaldgedanke den Holzackerbau d h den Altersklassenwald zu beenden und sich in der Forstwirtschaft nicht langer an der grossen Schwester Ackerbau d h der Landwirtschaft zu orientieren Wesentliche Elemente des Dauerwaldkonzeptes sind Stetigkeit Organismusgedanke Asthetik und Harmonie Essentialismus und IntuitionDie Stetigkeit also die im Gleichgewicht befindliche Waldwirtschaft besteht nach Moller in einer standortsgemassen Baumartenzusammensetzung und dauernden Bodengesundheit sowie in der Unterlassung aller plotzlichen die Normalentwicklung des Waldes unterbrechenden Eingriffe Die strikte Ablehnung des Kahlschlages war hierin begrundet Der Organismusgedanke ist ein weiterer zentraler Begriff der Dauerwaldbewegung und bedingte den Wald und den Boden als Einheit zu betrachten Die Dauerwaldwirtschaft sieht in dem Walde ein einheitliches lebendiges Wesen mit unendlich vielen Organen die alle zusammenwirken und miteinander in Wechselbeziehung stehen Mollers Kritiker lehnten den Organismusgedanken ab da er der biologischen Definition des Organismus entgegensteht und schlugen stattdessen den Begriff Biozonose vor Dengler Der Organismusbegriff der zu Beginn des 20 Jahrhunderts auch in anderen soziopolitischen Kontexten angewandt wurde kann bei breiter Auslegung auch als ein Vorlaufer des Okosystemansatzes bzw des holistischen Prinzips im Gegensatz zum analytisch mechanistischen Prinzip gesehen werden Insbesondere in der fruhen Phase der Dauerwaldbewegung vertraten seine Befurworter die These von der Schonheit des naturwuchsigen Waldes oder des Urwaldes bzw des Plenterwaldes der ihm am nachsten komme In den Prinzipien der Dauerwaldbewegung manifestiert sich auch ein essentialistisches Waldverstandnis Der Wald konne mit analytisch empirischen Methoden in seiner Ganze nicht erfasst werden das Wesen des Waldes liege gleichsam im Verborgenen Die Dauerwaldbewegung empfand sich schliesslich als Ausdruck einer neuen Zeit in der Forstwirtschaft sie wurde als Rettung gesehen auf einem Weg heraus aus der Krisenhaftigkeit der Kahlschlagbewirtschaftung Naturnahe Waldwirtschaft und Dauerwald bzw naturgemasse Waldwirtschaft sind heute stark konvergente Waldbewirtschaftungskonzepte die sich vor allem in der Bewertung des Kahlschlags unterscheiden Wahrend dieser in der naturnahen Waldwirtschaft zwar kaum noch praktiziert wird jedoch nicht vollkommen ausgeschlossen ist lehnt das Dauerwaldkonzept die Kahlschlagsnutzung kategorisch ab Reminiszenzen BearbeitenDie Fachzeitschrift der naturgemassen Waldwirtschaft in Deutschland herausgegeben von der ANW tragt als Name den von Moller gepragten und in die Fachliteratur eingefuhrten Begriff der Dauerwald 2011 grundete der Waldbesitzer und NABU Waldsprecher Eckehardt Wenzlaff in Mecklenburg Vorpommern die erste deutsche Dauerwaldstiftung die sich das Ziel gesetzt hat den Dauerwaldgedanken in Ausbildung und Praxis der offentlichen Forstbetriebe zu fordern Die Pilzgattung Moelleriella die zu den Mutterkornpilzverwandten gehort wurde zu Ehren von Alfred Moller von Giacomo Bresadola 1897 nach ihm benannt Die artenreiche Gattung mit Verbreitungsschwerpunkt in den Tropen ist darauf spezialisiert Schildlause zu befallen Der Fruchtkorper uberwachst die befallenen Insekten komplett und bildet kleine oft gelbe oder weisse Fruchtkorper Eine Strasse wurde nach ihm in Eberswalde benannt Werke BearbeitenAlfred Moller Der Dauerwaldgedanke sein Sinn und seine Bedeutung J Springer Verlag in Wilhelm Bode kommentierter Reprint des Originals von 1922 Oberteuringen 1992 Alfred Moller Die Pilzgarten einiger sudamerikanischer Ameisen in Botanische Mittheilungen aus den Tropen Heft 6 G Fischer Verlag Jena 1893 Alfred Moller Brasilische Pilzblumen in Botanische Mittheilungen aus den Tropen Heft 7 G Fischer Verlag Jena 1895 online Alfred Moller Phycomyceten und Ascomyceten Untersuchungen aus Brasilien G Fischer Verlag Jena 1901 online Literatur BearbeitenHofmann G 2010 Alfred Moller Wegweiser in die Waldzukunft Laudatio anlasslich des 150 Geburtstages am 12 August 2010 Archiv f Forstwesen u Landsch okol 44 3 137 141 Moller A 1922 Der Dauerwaldgedanke Sein Sinn und seine Bedeutung In Bode Hrsg 1990 Kommentierter Reprint Degreif Verlag Oberteuringen 134 S Seling I 1997 Die Dauerwaldbewegung in den Jahren zwischen 1880 und 1930 Schriften aus dem Institut fur Forstokonomie der Universitat Freiburg Band 8 128 S Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alfred Moller Sammlung von Bildern Jan Engel Dauerwald bleibt Dauerbrenner Gemeinsame Erinnerung an Alfred MOLLERs 150 Geburtstag PDF 1 83 MByte Normdaten Person GND 118930893 lobid OGND AKS LCCN n87890902 NDL 00450301 VIAF 8186659 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Moller AlfredKURZBESCHREIBUNG deutscher ForstwissenschaftlerGEBURTSDATUM 12 August 1860GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 4 November 1922STERBEORT Eberswalde Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alfred Moller Forstwissenschaftler amp oldid 235920843