www.wikidata.de-de.nina.az
Agent In Akronym fur Anti Gender Networks Information war ein Online Lexikon das Informationen uber Netzwerke Organisationen und Personen sammelte und bereitstellte welche die Autoren dem Antifeminismus bzw Anti Genderismus zurechneten Es wurde im Juli 2017 veroffentlicht und hatte nach eigenen Angaben 180 Mitarbeiter die sich wissenschaftlich theoretisch und aktivistisch mit Antifeminismus beschaftigten Ehrenamtliche Initiatoren und Mitglieder der Redaktion waren die Soziologen Elisabeth Tuider Henning von Bargen und Andreas Kemper 1 Die Website wurde vom Gunda Werner Institut der Heinrich Boll Stiftung betrieben 2 Agent InInformation on Anti Gender NetworksOnline Lexikon zum Themenbereich AntifeminismusSprachen DeutschBetreiber Heinrich Boll StiftungRegistrierung neinOnline seit Juli 2017https web archive org web 20170801184637 http www agentin org index php HauptseiteVor allem wegen ihrer Artikel uber Einzelpersonen stiess die Plattform auf breite Kritik Seit dem 4 August 2017 knapp drei Wochen nach dem Start war das Netzwerk nach eigenen Angaben vorubergehend offline 3 Am 4 November 2017 erklarte die Heinrich Boll Stiftung ihren Ausstieg und gab bekannt sie werde das Wiki nicht fortfuhren 4 Inhaltsverzeichnis 1 Historie 2 Zielsetzung und Arbeitsweise 3 Kritik 4 Reaktionen von Agent In Redaktion und Boll Stiftung 5 Diskursatlas Antifeminismus 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHistorie BearbeitenDie Website ging am 17 Juli 2017 mit rund 500 Eintragen davon ca 177 zu Personen online 3 Die Heinrich Boll Stiftung beschrieb Agent In zur Veroffentlichung als ein kritisches Online Lexikon zu Antifeminismus das ein gemeinsames Projekt des Gunda Werner Instituts in Zusammenarbeit mit einer Gruppe von feministischen Autor innen sei Gleichzeitig mit Agent In wurde eine zusammen mit der Rosa Luxemburg Stiftung erstellte Broschure Gender raus Zwolf Richtigstellungen zu Antifeminismus und Gender Kritik veroffentlicht Laut Boll Stiftung erganzten sich Lexikon und Broschure gegenseitig 5 Anfang August 2017 wurden zahlreiche kritische Kommentare in Zeitungen und Online Portalen veroffentlicht Die Inhalte des Online Lexikons waren ab dem 4 August 2017 nicht mehr aufrufbar Ein Text informierte dass die Seite derzeit uberarbeitet und erweitert werde um sie verstandlicher und vielfaltiger zu machen Die gewahlte Form habe die gesellschaftspolitische Auseinandersetzung zu Antifeminismus uberlagert 3 Die Boll Stiftung teilte in einer Stellungnahme am 7 August 2017 mit das Projekt sei in Abstimmung mit der Redaktion vom Netz genommen worden 3 6 Laut FAZ Blogger Rainer Meyer soll es uber die Versionsverwaltung des Online Lexikons moglich gewesen sein die Entwurfe der Artikel und die Nicknamen der Autoren einzusehen In Summe hatte dies 7 000 Eintragen entsprochen die seit dem 15 Dezember 2015 getatigt wurden Man habe erkennen konnen dass die Mehrheit der Artikel unter dem Nicknamen Andreas Kemper angelegt worden sei 7 Zielsetzung und Arbeitsweise BearbeitenDie Website Agent In wollte nach eigenen Angaben uber Ideologien Kampagnen Organisationen und Personen informieren die von den Autoren dem Antifeminismus zugerechnet wurden Diese Personen wurden in Kategorien eingeordnet z B als maskulistisch antifeministisch ultrakatholisch oder rechtspopulistisch Es sollten Einflussnahmen auf die Politik in Deutschland aufgezeigt werden Journalisten Aktivisten Multiplikatoren sowie Bildungseinrichtungen sollte die Moglichkeit eroffnet werden mittels eigener Recherche die entsprechenden Zusammenhange hinsichtlich der beteiligten Personen Parteien und Organisationen zu erkennen 8 Die Redaktion bestand aus den Soziologen von Bargen Kemper und Tuider Die Artikel selbst wurden von einer Gruppe ehrenamtlich tatiger Autoren verfasst die der Redaktion namentlich bekannt seien deren Identitaten jedoch nicht bekanntgegeben wurden Unterstutzt wurden diese durch Honorarkrafte Agent In basierte technisch auf der Software MediaWiki als Content Management System 9 Kritik BearbeitenWenige Tage nach Freischaltung schlug sich die mediale Wahrnehmung der Agent In Webseiten in einer Vielzahl von Berichten und Kommentaren nieder Das Angebot stiess auf negative Kritik auf verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Ebenen 3 Bernd Matthies Redakteur des Tagesspiegels bezeichnete in einer Glosse die Plattform als denunziatorische Liste von Organisationen und Namen die sich wie eine Art Verfassungsschutzbericht der Gender Szene lese Er bezeichnete es als ideologisch motivierten Trick von rechtsextremen Fanatikern uber streitbare Konservative bis zu Liberalen die lediglich die Gendertheorie fur Unfug halten alles in den Sack Anti Feminismus und Gender Kritik zu stecken und gleich zu prugeln genderkritisch gleich homophob gleich antifeministisch gleich pfui 10 Henryk M Broder beschrieb in einem Gastkommentar in der Welt die Plattform als Webseite auf der antifeministische Personen denunziert werden sowie als skurriles Dossier und Massendenunziation von Menschen die lediglich andere Meinungen vertraten als die Verfasser 11 Milena Zwerenz von ze tt der Onlineplattform der Zeit fur junge Leser bemangelte den geringen Informationsgehalt des Angebots Das Online Lexikon werfe mehr Fragen auf als Antworten zu geben Es lose selbst bei denen die Antifeminismus und Homophobie bekampfen wollen einen merkwurdigen Beigeschmack aus 12 Carolina Schwarz Die Tageszeitung kritisierte das Fehlen von Fakten und transparenten Arbeitsweisen Das Projekt habe einfache Muster seiner Gegner ubernommen und es den Kritikern leicht gemacht solche Listen zu erstellen ist sonst eher von Rechten bekannt Die Antifeminismus Liste ziehe den Vorwurf des Online Prangers auf sich 13 Das Jugendmagazin Vice bezeichnete das Projekt zwar als unfein und undifferenziert aufgebaute Bah Liste fur Menschen und Organisationen deren kleinster gemeinsamer Nenner traditionelle Geschlechterrollen sind es sei aber auch eine Plattform fur das Problem Anti Feminismus Vielleicht nicht auf die feinste aber sicherlich auch nicht wirklich auf denunziatorische Art 14 Laut Kathleen Hildebrand Redakteurin der Suddeutschen Zeitung zielt Agent In durchaus darauf ab dass Vertreter antifeministischer Positionen nicht mehr zufallig in den Medien zu Wort kommen sondern moglichst erst nachdem sich ein Journalist uber sie auf agentin org informiert habe Sie stellte auch einen Bezug zum antifeministischen Portal WikiMANNia her das ein Hetzportal sei dessen Betreiber anonym bleiben und sich rechtlicher Verfolgung etwa wegen Beleidigung entziehen Die Autoren von Agent in verzichteten hingegen auf hetzerische Sprache Wahrend die Macher ihr Werk nur als Reaktion auf eine Dynamik sahen mit der sich Debatten uber Geschlechterfragen in den vergangenen Jahren im Internet radikalisiert haben konne man Agent In auch als Teil der Dynamik betrachten 15 Hier steht wer alles doof ist titelte Spiegel Online Kolumnistin Margarete Stokowski und meinte Es ist nicht gut Listen von Menschen nach politischer Gesinnung anzulegen Siehe Weltgeschichte Ihre Schlussfolgerung So kampft man nicht fur Gleichberechtigung 16 Thomas Assheuer Die Zeit erinnerte daran dass nach der Ermordung Hanns Martin Schleyers im Spatsommer 1977 konservative Medien eine Hexenjagd auf linke Netzwerke und Sympathisanten eroffneten Damals habe auf deren Liste der Name des Schriftstellers Heinrich Boll ganz oben gestanden Boll habe schon das Auflisten von Namen als Denunziation empfunden Man konne verstehen so Assheuer dass den Betreibern des Online Lexikons der Kragen geplatzt sei nach all dem Anti Gender Hass der ihnen aus dem rechten Dunstkreis taglich entgegenquillt Manche die sich nun uber die grune Inquisition emporten seien selbst begnadete Dauerdenunzianten Dennoch sei die Liste eine Kapitulation Listen sind eine Spezialitat der Rechten Man muss ihnen nicht alles nachmachen 17 Unter der Uberschrift Heinrich Boll wurde sich fur seine Stiftung schamen kritisierte Matthias Iken stellvertretender Chefredakteur des Hamburger Abendblatts Agent In Seiner Meinung nach paarten die Agent innen erschreckende Humorlosigkeit mit einem stasihaften Verfolgungswahn Indem Journalisten wie Martenstein Kissler und Matussek aufgelistet wurden werde die Botschaft gesendet Passt auf liebe Journalist en was ihr schreibt Sonst kommt ihr auf unsere Liste Fur junge Journalisten konne ein Eintrag wie ein Berufsverbot wirken Iken kritisierte weiterhin das tagelange Schweigen der Boll Stiftung zu den Vorwurfen 18 Michael Pruller schrieb in der Presse zum Ende von Agent in dass vielleicht das Auflisten eines antifeministischen Agentennetzes zu deutlich offenbart habe dass die Akteure in diesem Eck von Gendertheorie und Feminismus eben doch nicht die Sozialwissenschaftler seien die sie zu sein vorgaben sondern eben auch nur Ideologen Anti Antifeministen 19 In einem Kommentar fur die Neue Zurcher Zeitung befand Claudia Schwartz dass das Projekt mit dem Ziel einer personlichen Beschadigung des politischen Gegners eine Grenze demokratischer Auseinandersetzung uberschritten habe Andererseits habe Agent in sinnvolle offentliche Debatten uber Denunziationspraktiken im Internet angestossen 20 Reaktionen von Agent In Redaktion und Boll Stiftung BearbeitenHenning von Bargen wies gegenuber der Suddeutschen Zeitung den Vorwurf des Prangers und der Diffamierung zuruck Das Wiki richte sich an Menschen die wissen wollten welche Gruppen und Personen antifeministische Positionen verbreiten wie die dass die Gender Ideologie Ehe und Kernfamilie abschaffen wolle Oder dass Feminismus gleichzusetzen sei mit Mannerhass 15 Gegenuber dem Neuen Deutschland rechtfertigte er die vielfach kritisierte Einbeziehung von Harald Martenstein Martenstein habe sich in der Vergangenheit abwertend gegenuber Gender Forschung und Gender Mainstreaming positioniert So habe er Gender Forschung als Antiwissenschaft bezeichnet 21 Der Vorstand der Heinrich Boll Stiftung entschuldigte sich jedoch in einer Stellungnahme am 7 August 2017 infolge der vorgebrachten Kritik Die offentlich und intern geubte Kritik am Format der Agent In hat uns deutlich gemacht dass dieser Weg nicht geeignet ist die gesellschaftspolitische Auseinandersetzung zu Antifeminismus zu fuhren Wir bedauern sehr dass durch die gewahlte Form manche an antidemokratische Methoden erinnert werden und entschuldigen uns bei denjenigen die sich moglicherweise personlich verletzt fuhlen Man werde Ziele und Format sowie die Zusammenarbeit mit dem Netzwerk und die Wirkung der Agent in kritisch hinterfragen zeitnah intern beraten und die offentliche Debatte fuhren Solange ruhe das Projekt 22 In einem Interview mit der taz argumentierte Kemper im August danach gefragt warum auch Journalisten aus linksliberalen Medien genannt wurden dass das Wort Antiwissenschaft fur Gender ein solcher Journalist erfunden habe und die Rechten es freudig aufgegriffen hatten 23 Am 4 November 2017 erklarte die Heinrich Boll Stiftung ihren endgultigen Ausstieg aus dem Wiki und gab ihre Entscheidung bekannt das Projekt nicht fortzufuhren Stattdessen wurden in der Auseinandersetzung mit Rechtspopulismus und Angriffen auf feministische und gleichstellungspolitische Errungenschaften zukunftig andere Formate der politischen Bildungsarbeit genutzt und neu entwickelt 4 Am 9 November 2017 schrieb das Portal queer de Nachdem der Fall monatelang intern beraten wurde hat die Boll Stiftung jetzt entschieden das Projekt endgultig zu beenden Kemper kundigte an Wir werden das Projekt nun in einer uberarbeiteten Form fortsetzen Er kritisierte dass die Redaktion an der Entscheidung nicht beteiligt worden sei 24 Diskursatlas Antifeminismus Bearbeiten Hauptartikel Diskursatlas Antifeminismus Im April 2018 ging ohne Beteiligung der Heinrich Boll Stiftung das Nachfolgeprojekt Diskursatlas Antifeminismus online 25 Das Wiki ist eine Weiterentwicklung von Agent In 26 Initiator und Verantwortlicher ist Andreas Kemper der auch als Einziger namentlich auftritt 27 Katja Thorwarth schrieb in der Frankfurter Rundschau Das Autorenteam hielt dabei an der Idee eines Online Nachschlagewerkes nach dem Vorbild von Wikipedia fest Selbstgesetztes Ziel sei es uber Diskursstrategien antifeministischer Gruppen aufzuklaren 26 Finanziert wird er laut Andreas Kemper aus eigener Tasche 28 Siehe auch BearbeitenMeldestelle Antifeminismus der Amadeu Antonio StiftungWeblinks BearbeitenAgent In Aufzeichnung im WebarchivEinzelnachweise Bearbeiten Christian Meier Antifeminismus aber bitte verstandlich In Die Welt Nr 186 11 August 2017 S 26 online abgerufen am 22 Oktober 2019 Gender raus und Agent in erschienen Heinrich Boll Stiftung abgerufen am 5 August 2017 a b c d e Heide Oestreich Agent in vorubergehend offline taz 4 August 2017 abgerufen am 4 August 2017 a b Gunda Werner Institut Stellungnahme des Vorstands zum endgultigen Ausstieg aus dem Wiki Agent in gwi boell de 4 November 2017 Heinrich Boll Stiftung 17 07 2017 Gender raus und Agent in erschienen online abgerufen am 10 August 2017 Stellungnahme des Vorstands der Heinrich Boll Stiftung vom 7 August 2017 Rainer Meyer Das Vermachtnis der schwarzen Liste In Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr 183 9 August 2017 S 13 Neu Agent In ein kritisches Online Lexikon zu Anti Feminismus Heinrich Boll Stiftung Gunda Werner Institut 17 Juli 2017 abgerufen am 4 August 2017 FAQ Seite des Internetangebotes abgerufen am 24 Juli 2017 Bernd Matthies Eine Art Verfassungsschutzbericht der Gender Szene Der Tagesspiegel 24 Juli 2017 abgerufen am 22 Oktober 2019 Henryk M Broder Am skurrilen Online Pranger der Heinrich Boll Stiftung Die Welt 2017 abgerufen am 26 Juli 2017 Milena Zwerenz Neues Gender Wiki will auf eigenartige Weise Klischees bekampfen ze tt 25 Juli 2017 abgerufen am 26 Juli 2017 Carolina Schwarz Aber doch nicht so Die Tageszeitung 27 Juli 2017 abgerufen am 27 Juli 2017 Die grunen nahe Heinrich Boll Stiftung veroffentlicht eine Liste mit Anti Feministen Vice 2017 abgerufen am 28 Juli 2017 a b Kathleen Hildebrand Pranger oder Alltag im Geschlechterkampf In Suddeutsche Zeitung 28 Juli 2017 online abgerufen am 31 Juli 2017 Margarete Stokowski Antifeminismus Lexikon der Boll Stiftung Hier steht wer alles doof ist In Spiegel Online Abgerufen am 1 August 2017 Thomas Assheuer Geistige Mulltrennung In Die Zeit Nr 32 3 August 2017 S 37 Paywall abgerufen am 22 Oktober 2019 Matthias Iken Heinrich Boll wurde sich fur seine Stiftung schamen In Hamburger Abendblatt Nr 181 5 August 2017 S 2 Paywall abgerufen am 22 Oktober 2019 Michael Pruller Pfui und Doof In Die Presse 12 August 2017 abgerufen am 14 August 2017 Claudia Schwartz Die verlorene Ehre der Boll Stiftung In Neue Zurcher Zeitung Abgerufen am 15 August 2017 Samuela Nickel Antifeminismus verbindet vor allem Rechte und Konservative Das Lexikon Agent In informiert uber die Verstrickungen unter Abtreibungsgegnern Nationalisten und religiosen Fundamentalisten In Neues Deutschland 29 Juli 2017 abgerufen am 7 August 2017 Stellungnahme der Heinrich Boll Stiftung vom 7 August 2017 Heide Oestreich Ein hochideologischer und verzerrter Diskurs In taz 18 August 2017 S 3 Online abgerufen am 4 Januar 2018 Auseinandersetzung mit Rechtspopulismus Uber Demo fur alle schreiben Fur die Boll Stiftung zu heikel Bericht auf queer de vom 9 November 2017 abgerufen am 18 April 2018 Patricia Hecht Agent in reaktiviert taz 26 April 2018 a b Katja Thorwarth Wo sich linksversifft und Homolobby treffen In Frankfurter Rundschau 4 Mai 2018 abgerufen am 22 Oktober 2019 Der Diskursatlas Antifeminismus In Kultur am Mittag WDR 3 1 Juni 2018 archiviert vom Original am 12 Juni 2018 abgerufen am 22 Oktober 2019 Interview mit Andreas Kemper 7 46 Minuten Patricia Hecht Die Agent in ist reaktiviert TAZ online 26 April 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Agent In amp oldid 236073579