Óscar Bonilla Bradanovic (* 24. Dezember 1918 in Iquique; † 3. März 1975 in Curicó bei einem Hubschrauberabsturz) war ein chilenischer Generalmajor und Politiker, der unter anderem während der Militärdiktatur unter General Augusto Pinochet zwischen 1973 und 1974 Innenminister sowie anschließend von 1974 bis zu seinem Tod 1975 Verteidigungsminister war. Er gehörte zu den Hauptinitiatoren des Militärputsches vom 11. September 1973.
Leben Bearbeiten
Militärische Laufbahn und Militärputsch vom 11. September 1973 Bearbeiten
Bonilla absolvierte nach dem Schulbesuch eine Ausbildung zum Offizier bei der Infanterie. Es liegen keine Erkenntnisse vor, ob Bonilla Absolvent der Escuela de las Américas der US Army in Fort Benning in Columbus (Georgia) absolviert hatte, ein 1946 gegründetes Trainingscamp, das von mehr als 60.000 lateinamerikanischen Militärs durchlaufen wurde.
Er war Mitte der 1960er Jahre Kommandant des in Iquique stationierten Infanterieregiments 5 Carampangue, ehe er 1966 als Oberst Aide-de-camp von Staatspräsident Eduardo Frei Montalva wurde. Im Anschluss wurde er Militärattaché an der Botschaft in Spanien, während Oberst Sergio Arellano Stark sein Nachfolger als Aide-de-camp von Präsident Frei Montalva wurde. Bonilla und Arellano gehörten einige Jahre später aufgrund ihrer intimen Kenntnisse der Präsidialgewalt zu der ausgewählten Gruppe von Offizieren die frühzeitig Kritik an der Regierung von Staatspräsident Salvador Allende übten.
Später war Bonilla als Generalmajor Direktor der Logistikabteilung des Heeres. Bei einem Treffen beim Oberbefehlshaber des Heeres, General Augusto Pinochet, am 23. August 1973 forderte Pinochet alle Generale des Heeres auf, ihr Rücktrittsgesuch einzureichen. Bonilla und Arellano, die beide noch über gute Beziehungen zum ehemaligen Präsidenten Frei Montalva und den reaktionären Kräften in dessen Partido Demócrata Cristiano de Chile (PDC) verfügten, lehnten dies jedoch ab.
Am Tag vor dem Staatsstreich kam es am 10. September 1973 zu einem erneuten Treffen zwischen Pinochet und den Generalen Bonilla, César Benavides, Arellano und Javier Palacios Ruhmann im Verteidigungsministerium, bei dem Bonilla zum möglichen Nachfolger Pinochets als Oberbefehlshaber des Heeres bestimmt wurde. In seinen Memoiren schrieb Pinochet, dass im Falle seines Todes bei dem Staatsstreich, der dienstzeitälteste General, also Bonilla, sein Nachfolger werden sollte. Tatsächlich befand sich Bonilla, ein Vertrauter Pinochets, an siebter Stelle in der Hierarchie der Heeresführung. Am Putschtag übernahm Bonilla das Kommando über das Nachrichtenregiment in Peñalolén und hielt somit die Verbindungen zwischen dem Oberbefehlshaber und den beim Staatsstreich eingesetzten Verbände.
Innenminister und Verteidigungsminister Bearbeiten
Einen Tag nach dem Militärputsch wurde Bonilla am 12. September 1973 Innenminister (Ministro del Interior) und damit Nachfolger von Carlos Briones Olivos. Dieses Ministeramt bekleidete er bis zum 11. Juli 1974 und wurde dann von César Benavides Escobar abgelöst.
Er selbst wurde am 11. Juli 1974 als Nachfolger von Patricio Carvajal Prado Verteidigungsminister (Ministro de Defensa Nacional) der Militärjunta und übte dieses Ministeramt bis zu seinem Tod am 3. März 1975 aus. Nachfolger wurde daraufhin Hermán Brady Roche.
Der Journalist Pablo Azocar schrieb über Bonillas Rolle während der Militärdiktatur:
Tatsächlich hatte Bonilla Ende 1973 Tejas Verdes besucht und dort auch die unterirdischen Anlagen gesehen, die sich unter einem Kasino befanden. Er hatte dabei auch die gefolterten Menschen gesehen und Contreras darauf angesprochen, der jedoch über Jahrzehnte leugnete, dass es Folterungen gegeben hätte.
Kritik am Geheimdienst DINA und ungeklärter Unfalltod Bearbeiten
Bei einem Treffen Bonillas mit dem früheren Chef des Heeresgeheimdienstes SIME (Servicio de Inteligencia Militar del Ejército), General Augusto Lutz Urzua, erklärten beide am 24. Juni 1974 ihre abweichenden Ansichten zu der ursprünglichen Erklärung der Streitkräfte (Pronunciamiento de las Fuerzas Armadas) und äußerten auch ihre Kritik am Geheimdienst DINA.
Fünf Monate später am 28. November 1974 starb General Lutz, mittlerweile Befehlshaber der in Punta Arenas stationierten 5. Heeresdivision, unter ungeklärten Umständen. Weitere vier Monate später kam auch Bonilla unter ungeklärten Umständen ums Leben, nach dem sein Hubschrauber kurz nach dem Start aus Santiago de Chile bei Curicó abstürzte. Die beiden Techniker, die vom französischen Herstellerunternehmen zur Untersuchung der Unglücksursache nach Chile entsandt wurden, kamen unter ähnlichen Umständen ums Leben, und verstarben im ausgebrannten Hubschrauber vor Abschluss ihrer Untersuchungen.
Andererseits erschien sein Name auch immer wieder im Zusammenhang im Prozess um die sogenannte „Todeskarawane“ (Caravana de la Muerte). Im Oktober 1973 besuchte er unter anderem das Gefangenenlager Pisagua, um die Todesurteile zu ratifizieren, durch die ein Kriegsgericht mehrere Gefangene zum Tod durch Erschießen verurteilt hatte.
Bonilla war verheiratet und Vater von drei Kindern.
Weblinks Bearbeiten
- Eintrag (Nr. 6) in 11 DE SEPTIEMBRE DE 1973: Golpe Militar en Chile
- El Clan Bonilla
Einzelnachweise Bearbeiten
- Pablo Azocar: Pinochet. Epitafio para un tirano, S. 38, 196, Ed. Cuarto Propio, 1999
- Causas que lleva el abogado Francisco Bravo en representación de ex detenidos en Tejas Verdes, in: Diario Primera Línea vom 1. Februar 2001
- General Bonilla muere en accidente aéreo (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2023. Suche in Webarchiven.) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.