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Der Begriff der s displaystyle sigma Endlichkeit auch s displaystyle sigma Finitheit wird in der mathematischen Masstheorie verwendet und liefert eine Abstufung von messbaren Mengen von unendlichem Mass in s displaystyle sigma endliche und nicht s displaystyle sigma endliche Mengen Er wird aus ahnlichen Grunden eingefuhrt wie der Begriff der Abzahlbarkeit bezuglich der Anzahl von Elementen einer Menge Allgemein ist die s displaystyle sigma Endlichkeit eine Eigenschaft von Mengenfunktionen in Verbindung mit einem Mengensystem Oftmals wird aber auf die Angabe des Mengensystems verzichtet wenn klar ist um welches es sich handelt Inhaltsverzeichnis 1 Definition fur Masse 2 Beispiele 3 Anwendung 4 Aquivalenz zu Wahrscheinlichkeitsmassen 5 Definition fur Mengenfunktionen 5 1 Definition 5 2 Bemerkung 6 Verwandte Begriffe 7 LiteraturDefinition fur Masse BearbeitenGegeben sei ein Messraum X A displaystyle X mathcal A nbsp Dann heisst ein Mass m displaystyle mu nbsp ein s displaystyle sigma nbsp endliches Mass wenn es eine der drei folgenden aquivalenten Bedingungen erfullt Es existieren abzahlbar viele Mengen A 1 A 2 A 3 displaystyle A 1 A 2 A 3 dots nbsp aus A displaystyle mathcal A nbsp die ausserdem m A n lt displaystyle mu A n lt infty nbsp fur alle n N displaystyle n in mathbb N nbsp erfullen und die X displaystyle X nbsp uberdecken Es gilt also n N A n X displaystyle bigcup n in mathbb N A n X nbsp Es existieren abzahlbar viele disjunkte Mengen A 1 A 2 A 3 displaystyle A 1 A 2 A 3 dots nbsp aus A displaystyle mathcal A nbsp die ausserdem m A n lt displaystyle mu A n lt infty nbsp fur alle n N displaystyle n in mathbb N nbsp erfullen und die X displaystyle X nbsp uberdecken Es gilt also n N A n X displaystyle bigcup n in mathbb N A n X nbsp Es existiert eine strikt positive d h f x gt 0 displaystyle f x gt 0 nbsp fur alle x X displaystyle x in X nbsp messbare Funktion f displaystyle f nbsp so dass f x m d x lt displaystyle int f x mu mathrm d x lt infty nbsp Der Massraum X A m displaystyle X mathcal A mu nbsp wird dann auch als s displaystyle sigma nbsp endlicher Massraum bezeichnet Allgemeiner wird ein signiertes Mass s displaystyle sigma nbsp endlich genannt wenn seine Variation s displaystyle sigma nbsp endlich ist Beispiele BearbeitenDas Lebesgue Mass l displaystyle lambda nbsp auf den reellen Zahlen versehen mit der Borelschen s Algebra ist nicht endlich aber s displaystyle sigma nbsp endlich Denn betrachtet man die Mengen I n n n B R displaystyle I n n n in mathcal B mathbb R nbsp so ist l I n 2 n lt displaystyle lambda I n 2n lt infty nbsp und n 1 I n R displaystyle bigcup n 1 infty I n mathbb R nbsp Somit erfullt das Lebesgue Mass das erste Kriterium in der obigen Konstruktion Eine disjunkte Uberdeckung mit Mengen endlichen Masses wie im zweiten Punkt der Definition liefern beispielsweise die Mengen B n I n I n 1 displaystyle B n I n setminus I n 1 nbsp wobei B 1 I 1 displaystyle B 1 I 1 nbsp ist Dann ist l B n 2 displaystyle lambda B n 2 nbsp und es gilt wieder n 1 B n R displaystyle bigcup n 1 infty B n mathbb R nbsp Eine strikt positive Funktion mit endlichem Integral wie im dritten Punkt der Definition gefordert erhalt man beispielsweise durch f x n 1 1 B n x 2 n displaystyle f x sum n 1 infty frac mathbf 1 B n x 2 n nbsp Hierbei ist 1 A displaystyle mathbf 1 A nbsp die Indikatorfunktion auf der Menge A displaystyle A nbsp Zu beachten ist dass s displaystyle sigma nbsp Endlichkeit immer eine Eigenschaft eines Masses in Kombination mit einem Messraum ist So ist das Zahlmass auf einer Menge M displaystyle M nbsp versehen mit der Potenzmenge als s displaystyle sigma nbsp Algebra endlich wenn M displaystyle M nbsp endlich ist und genau dann s displaystyle sigma nbsp endlich wenn M displaystyle M nbsp hochstens abzahlbar ist Anwendung BearbeitenNicht endliche Masse konnen pathologische Eigenschaften aufweisen jedoch sind viele der haufig betrachteten Masse nicht endlich Die Klasse der s displaystyle sigma nbsp endlichen Masse teilt mit den endlichen Massen einige angenehme Eigenschaften s displaystyle sigma nbsp Endlichkeit kann in dieser Hinsicht mit der Separabilitat von topologischen Raumen verglichen werden Einige Satze der Analysis wie der Satz von Radon Nikodym und der Satz von Fubini gelten zum Beispiel nicht mehr fur nicht s displaystyle sigma nbsp endliche Masse mitunter ist jedoch eine Ubertragung auf allgemeinere Falle moglich indem man den Satz fur alle s displaystyle sigma nbsp endlichen Teilraume anwendet Das Birkhoff Integral fur Banachraum wertige Funktionen wird mit Hilfe von s displaystyle sigma nbsp endlichen Massen definiert Aquivalenz zu Wahrscheinlichkeitsmassen BearbeitenZwei Masse m displaystyle mu nbsp und n displaystyle nu nbsp auf einem gemeinsamen Messraum X A displaystyle X mathcal A nbsp heissen aquivalent wenn sie dieselben Nullmengen besitzen Das heisst es gilt sowohl m n displaystyle mu ll nu nbsp als auch n m displaystyle nu ll mu nbsp sie sind gegenseitig absolut stetig Hierdurch ist tatsachlich eine Aquivalenzrelation auf Massen erklart Wir nehmen im Weiteren an m 0 displaystyle mu not equiv 0 nbsp sei nicht das Nullmass Viele der Anwendungen s displaystyle sigma nbsp endlicher Masse ergeben sich nun aus dem folgenden Satz Jedes s displaystyle sigma nbsp endliche Mass m displaystyle mu nbsp ist aquivalent zu einem Wahrscheinlichkeitsmass P displaystyle P nbsp Die Bedeutung des Satzes liegt in der Aquivalenz zu einem endlichen Mass selbst dann wenn m X displaystyle mu X infty nbsp unendlich ist Insbesondere gibt es stets eine m displaystyle mu nbsp integrierbare Funktion w L 1 m displaystyle w in L 1 mu nbsp so dass 0 lt w x lt 1 displaystyle 0 lt w x lt 1 nbsp fur alle x X displaystyle x in X nbsp gilt Definition fur Mengenfunktionen BearbeitenDefinition Bearbeiten Gegeben sei ein Mengensystem M displaystyle mathcal M nbsp auf der Grundmenge X displaystyle X nbsp also M P X displaystyle mathcal M subset mathcal P X nbsp Sei m M 0 displaystyle mu mathcal M to 0 infty nbsp eine positive Mengenfunktion Dann heisst die Mengenfunktion s displaystyle sigma nbsp endlich wenn es eine abzahlbare Folge A n n N displaystyle A n n in mathbb N nbsp von Mengen aus M displaystyle mathcal M nbsp gibt so dass n 1 A n X displaystyle bigcup n 1 infty A n X nbsp gilt und m A n lt fur alle n N displaystyle mu A n lt infty text fur alle n in mathbb N nbsp gilt Insbesondere muss die Menge X displaystyle X nbsp aber nicht im Mengensystem M displaystyle mathcal M nbsp enthalten sein Bemerkung Bearbeiten Mit der obigen Definition lasst sich die s displaystyle sigma nbsp Endlichkeit auf allgemeinere Mengenfunktionen ausweiten Eine der wichtigsten Anwendungen dieses Begriffes ist der Masserweiterungssatz von Caratheodory nach dem jedes s displaystyle sigma nbsp endliche Pramass auf einem Halbring eindeutig zu einem Mass auf der erzeugten s displaystyle sigma nbsp Algebra fortsetzbar ist Ohne die s displaystyle sigma nbsp Endlichkeit folgt hier nicht die Eindeutigkeit Verwandte Begriffe BearbeitenEin dem s displaystyle sigma nbsp endlichen Mass verwandter Begriff ist der eines moderaten Masses Hierbei handelt es sich um ein Borel Mass fur das eine abzahlbare Uberdeckung der Grundmenge mit offenen Mengen endlichen Masses existiert Zudem existiert ein Begriff der s Finitheit Man nennt ein Mass m displaystyle mu nbsp s displaystyle s nbsp finit falls es die abzahlbare Summe von endlichen Massen ist Jedes s displaystyle sigma nbsp endliche Mass ist immer s displaystyle s nbsp finit aber nicht jedes s displaystyle s nbsp finite Mass ist s displaystyle sigma nbsp endlich Literatur BearbeitenJurgen Elstrodt Mass und Integrationstheorie 6 korrigierte Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2009 ISBN 978 3 540 89727 9 doi 10 1007 978 3 540 89728 6 Achim Klenke Wahrscheinlichkeitstheorie 3 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2013 ISBN 978 3 642 36017 6 doi 10 1007 978 3 642 36018 3 Walter Rudin Real and Complex Analysis 3 Auflage McGraw Hill New York 1987 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title S Endlichkeit amp oldid 217747005