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ʿUmar ibn ʿAbd al ʿAziz arabisch عمر بن عبد العزيز DMG ʿUmar ibn ʿAbd al ʿAziz auch ʿUmar II oder Omar Ibn Abdel Aziz ca 680 Februar 720 in Dair Samʿan war der achte Kalif der Umayyaden 717 720 Er war der Sohn von ʿAbd al ʿAziz ibn Marwan und Layla bint Assem ibn Umar ibn al Chattab Enkelin des zweiten Kalifen ʿUmar ibn al Chattab 634 644 Von Umar Ibn Abd al Aziz herausgegebene ummayadischen Dirhams Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Jahre 2 Kalifat 2 1 Belagerung von Konstantinopel 717 718 2 2 ʿUmars Gesellschafts und Steuerreformen 2 3 Erben und Ableben 3 Korrespondenz 4 Literatur 5 AnmerkungenFruhe Jahre BearbeitenʿUmar verbrachte seine fruhen Lebensjahre in Agypten wo sein Vater ʿAbd al ʿAziz von 686 bis 705 als Statthalter seines Bruders Marwan I tatig war Nach dem Tode seines Vaters wurde er von ʿAbd al Malik nach Damaskus gerufen und mit dessen Tochter Fatima verheiratet Kurz danach ernannte ihn ʿAbd al Malik zum Statthalter von Medina Im Februar Marz 706 trat er seinen neuen Posten an Seine Rechtshoheit schloss auch die beiden Stadte Mekka und Taif ein Uber seine Aktivitaten in der Stadt ist wenig bekannt allerdings wird berichtet dass er schon fruh den Umgang mit den Fuqaha von Medina gesucht habe Im Jahre 707 beaufsichtigte ʿUmar im Auftrag von al Walid I die Bauarbeiten zur Erweiterung der Prophetenmoschee in Medina Aufgrund seiner bekannten Milde flohen viele Iraker die mit al Haddschadsch ibn Yusuf in Konflikt geraten waren in den Hedschas Dies fuhrte schliesslich auch dazu dass ʿUmar im Mai Juni 712 auf Druck von al Haddschadsch aus seinem Amt abberufen wurde Die folgenden Jahre verbrachte ʿUmar am Umayyadenhof in Damaskus wo er zusammen mit dem Gelehrten Radscha ibn Haiwa 730 als Berater seines Cousins dem Kalifen Sulaiman 715 717 fungierte Im Jahre 716 begleitete er Sulaiman in dieser Funktion auf einer Wallfahrt Haddsch nach Mekka Als Sulaiman im gleichen Jahr bei den Vorbereitungen des Feldzugs gegen Konstantinopel in Nordsyrien erkrankte schlug Radscha dem Herrscher vor nicht einen seiner Bruder sondern seinen Cousin ʿUmar als seinen Nachfolger zu designieren In Erwartung dass diese ungewohnliche Nachfolgeregelung bei den Umayyaden aus der Linie ʿAbd al Maliks Opposition hervorrufen wurde liess man sie den Treueid baiʿa nicht auf ʿUmar sondern dessen noch nicht nominierte Nachfolger schworen Der Widerstand gegen diese Entscheidung wurde erst mit dem Versprechen gebrochen dass nach dem Tod ʿUmars die Nachfolge wieder an die Sohne ʿAbd al Maliks Yazid II Hisham zuruckkehren wurde 1 2 Kalifat Bearbeiten nbsp Kaiser Leo III links der byzantinische Gegenspieler des Kalifen Umar II nbsp Kaiser Leo III konnte mit Hilfe des Griechischen Feuers den Ansturm der Truppen der Kalifen Sulaiman und Umar II auf Konstantinopel AD 717 718 stoppen und damit die islamische Expansion im Osten Europas aufhalten Belagerung von Konstantinopel 717 718 Bearbeiten ʿUmars Kalifat begann mitten im Krieg gegen Byzanz Sein Vorganger der Kalif Sulaiman 715 717 hat im Sommer 717 mit der zweiten arabischen Belagerung Konstantinopels begonnen Das Kriegsunternehmen scheiterte aber wie bereits die erste Belagerung von Konstantinopel 674 678 unter schwersten Verlusten fur die Araber Der uberaus fahige byzantinische Kaiser Leo III konnte unter anderem mit Hilfe einer waffentechnischen Innovation dem Griechischen Feuer den Ansturm der Truppen des Kalifen Sulaiman und seines Nachfolgers ʿUmar auf Konstantinopel stoppen Zwei Monate nach Beginn der Belagerung starb Sulaiman entweder am 22 September oder 1 Oktober 717 und seine Nachfolger der Kalif ʿUmar setzte die Belagerung zehn Monate erfolglos fort Fur die Geschichte Europas war die Verteidigung Konstantinopels 717 718 unter Fuhrung des byzantinischen Kaisers Leo III von grosster historischer Bedeutung Durch den fast vollstandigen Verlust der arabischen Flotte war die Seeherrschaft der Araber im ostlichen Mittelmeer auf Jahrzehnte hinaus gebrochen An den Meerengen zwischen Schwarzem Meer und Agais war der Vormarsch der Muslime die zu jener Zeit uber die Halfte der Mittelmeerkuste unter ihrer Kontrolle hatten zum Stehen gebracht worden Ohne die Verteidigung Konstantinopels ware das Tor fur die islamische Expansion nach Europa offen gestanden Fur das Entstehung des mittelalterlichen Europas war die Verteidigung Konstantinopels 717 718 von essentieller Bedeutung Die Abwehr der Truppen der Kalifen Sulaiman und Umar II durch Kaiser Leo III stellt das ostliche Gegenstuck zur Schlacht von Tours und Poitiers 732 zur Verteidigung Europas gegen die islamische Expansion dar ʿUmars Gesellschafts und Steuerreformen Bearbeiten Unter ʿUmars Regierung wurden Verwaltungsreformen gefordert mit der Absicht soziale Spannungen auszugleichen Ebenso verbot er die offentliche Verunglimpfung von Ali Ibn Abi Talib Ausserdem erliess er ein beruhmtes nach ihm benanntes Edikt das klar stellte wie Christen und Juden sich verhalten mussen um Muslime und ihren Glauben nicht zu beleidigen Unter anderem machte er es zur Pflicht dass Juden einen Gelben Fleck tragen mussten Juden und Christen durften keine hohen Verwaltungsamter mehr innehaben Offentliche Kreuze liess er zerstoren Dieses Edikt forderte massiv die Islamisierung der Gesellschaft Nicht zuletzt wegen dieser Massnahmen gilt er aus islamischer Sicht bis heute als besonders fromm Allerdings stellte sich damit verstarkt das Problem des Glaubensubertritts von Nichtmuslimen zum Islam Dies musste eigentlich zum Wegfall der Kopfsteuer fuhren die von Nichtmuslimen an den Kalifen zu entrichten war Durch die zunehmende Ubernahme des Islam durch die nichtarabische Bevolkerung seit Beginn des 8 Jahrhunderts wurde die finanzielle Grundlage des Kalifats massiv bedroht Unter Umar kam es deshalb zu der Regelung dass sich die erhobene Steuer auf den Boden und nicht auf den Menschen beziehe womit der einmal fur die Steuer veranlagte Boden auch weiterhin steuerpflichtig bleibe Das Problem der Gleichberechtigung der neuen Muslime konnte mit dieser Regelung naturlich nicht gelost werden Erben und Ableben Bearbeiten ʿUmar hatte einen Sohn namens ʿAbd al Malik den er sehr geliebt haben soll 3 Ihm werden Gottesfurcht und eine umfassende Bildung nachgesagt 4 ʿAbd al Malik diente ʿUmar als Berater und drangte ihn zur raschen Umsetzung der von ihm geplanten Reformen doch starb er schon 719 im Alter von 17 Jahren in Dair Samʿan 5 In einem Schreiben an seinen Gouverneur in Kufa verbot ʿUmar dass man fur seinen Sohn die Totenklage hielt wie es damals bei Ableben von Herrschern und ihren Sohnen ublich war 6 Er selbst verstarb wenige Wochen spater im Februar 720 an demselben Ort wie sein Sohn Sein Nachfolger wurde sein Cousin Yazid II 720 724 einer der Sohne des funften Kalifen der Umayyaden Abd al Malik 685 705 Korrespondenz BearbeitenDie mittelalterlichen muslimischen Gelehrten uberlieferten eine Anzahl von Briefen die ʿUmar II wahrend seines Kalifats mit dem basrischen Prediger al Hasan al Basri ausgetauscht haben soll 7 Daruber hinaus haben sich Fragmente aus einer Pseudo Korrespondenz zwischen ʿUmar und dem byzantinischen Kaiser Leo III erhalten 8 Dabei handelt es sich um eine bemerkenswerte christlich muslimische Polemik die aus dem ausgehenden 10 Jahrhundert uberliefert ist In ihr vertreten die beiden Universalmonarchen Kalif ʿUmar II und Kaiser Leo III stellvertretend fur ihre Glaubensgemeinschaften ihre Positionen Das antichristliche Pamphlet eines syrischen Muslims wurde dabei als Brief ʿUmars II an Leo III ausgegeben Die christliche Antwort auf diesen Pseudo Kalifenbrief wurde dann im Namen Leos III verfasst Im Pseudo Kalifenbrief den man heute als eine muslimische Propagandaschrift bezeichnen wurde wurde der byzantinische Kaiser nicht nur als theologischer Gegenpart sondern sehr geschickt als Legitimationsnachweis fur das Prophetentum Mohammeds eingebunden So habe der byzantinische Kaiser Herakleios 610 641 aufgrund des Erhalts eines Briefes des Propheten Mohammed die Schahada abgelegt und anschliessend vergeblich versucht seine Generale ebenfalls zum Ubertritt zum Islam zu bewegen Der Kaiser beugte sich daraufhin dem Willen seiner Generale prophezeite jedoch schlimme Folgen fur das kunftige Schicksal der im falschen Glauben Din verharrenden Rhomaer 9 10 Literatur BearbeitenP M Cobb ʿUmar II b ʿAbd al ʿAziz In The Encyclopaedia of Islam New Edition Band 10 S 821a 822b Jean Marie Gaudeul The Correspondence between Leo and ʿUmar ʿUmar s Letter rediscovered In Islamochristiana 6 1980 S 109 157 H A R Gibb The fiscal rescript of Umar II in Arabica 2 1955 1 16 Gerald R Hawting The first dynasty of Islam The Umayyad caliphate A D 661 750 Croom Helm London 1986 S 76 81 Robert G Hoyland The Correspondence of Leo III 717 741 and ʿUmar II 717 720 In Aram 6 1994 S 165 177 Tobias Mayer Neue Aspekte zur Nominierung Umars II durch Sulaiman b Abdalmalik 96 715 99 717 In Die Welt des Orients 25 1994 S 109 115 ISSN 0043 2547 William Muir The Caliphate its rise decline and fall from original sources New and rev ed repr Grant Edinburgh 1924 S 369 374 Digitalisat Julius Wellhausen Das Arabische Reich und sein Sturz Reimer Berlin 1902 S 166 194 Digitalisat Anmerkungen Bearbeiten Vgl Cobb 821b Hawting 72 Dekret des Kalifen Sulaiman aus dem Jahr 717 Im Namen Gottes des barmherzigen Erbarmers Dieses Schreiben von Gottesknecht Sulaiman Befehlshaber der Glaubigen ist an ʿUmar Sohn des ʿAbd al ʿAziz gerichtet Ich habe dich als meinen Nachfolger ins Kalifat und als deinen Nachfolger Yazid Sohn des ʿAbd al Malik eingesetzt siehe auch Almut Hofert Kaisertum und Kalifat Der imperiale Monotheismus im Fruh und Hochmittelalter Campus Verlag 2015 ISBN 978 3 593 50283 0 S 261 Vgl Ibn Raǧab Sirat ʿAbd al Malik ibn ʿUmar ibn ʿAbd al ʿAziz Ed ʿIffat Wiṣal Ḥamza Dar Ibn Ḥazm Beirut 1993 S 76 Vgl Abu l ʿAbbas Aḥmad ibn Saʿid as Sammaḫi Kitab as Siyar Ed Muḥammad Ḥasan 3 Bande Dar al Madar al Islami Bairut 2009 Band I S 192 Vgl Muir The Caliphate 1924 S 374 Vgl Ibn Raǧab Sirat ʿAbd al Malik ibn ʿUmar ibn ʿAbd al ʿAziz 1993 S 70 Vgl Suleiman Ali Mourad Early Islam between Myth and History Al Ḥasan al Baṣri d 110H 728CE and the Formation of his Legacy in Classical Islamic Scholarship Leiden Brill 2006 S 121 139 Vgl Gaudeul und Hoyland Almut Hofert Kaisertum und Kalifat Der imperiale Monotheismus im Fruh und Hochmittelalter Frankfurt New York 2015 ISBN 978 3 593 50283 0 S 296 297 Vgl dazu Barbara Roggema The Legend of Sergius Baḥira Eastern Christian Apologetics and Apocalyptic in Response to Islam Brill Leiden 2009 S 153 VorgangerAmtNachfolgerSulaiman ibn Abd al MalikKalif der Umayyaden 717 720Yazid II Kalifen der Umayyaden Muawiya I Yazid I Muawiya II Marwan I Abd al Malik al Walid I Sulaiman Umar II Yazid II Hischam al Walid II Yazid III Ibrahim Marwan II Normdaten Person GND 118589938 lobid OGND AKS LCCN n81114537 VIAF 48091386 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME ʿUmar ibn ʿAbd al ʿAzizALTERNATIVNAMEN Umar II عمر بن عبد العزيز arabisch KURZBESCHREIBUNG achter Kalif der Umayyaden 717 720 GEBURTSDATUM um 680STERBEDATUM 720STERBEORT Dair Samʿan Abgerufen von https de wikipedia org w index php title ʿUmar ibn ʿAbd al ʿAziz amp oldid 228149924