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Schwefelwasserstoff auch Wasserstoffsulfid Dihydrogensulfid nicht zu verwechseln mit dem Hydrogensulfid Anion HS ist eine chemische Verbindung aus Schwefel und Wasserstoff mit der Formel H2S Schwefelwasserstoff ist ein ubelriechendes farbloses hochgiftiges Gas Es ist korrosiv brennbar leicht entzundlich und geringfugig schwerer als Luft Es ist in Wasser wenig in Ethanol etwas besser loslich H2S ist eine sehr schwache Saure deren Salze die Sulfide und Hydrogensulfide sind StrukturformelAllgemeinesName SchwefelwasserstoffAndere Namen Wasserstoffsulfid Dihydrogensulfid Sulfan IUPAC Summenformel H2SKurzbeschreibung farbloses extrem toxisches nach faulen Eiern riechendes Gas 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 7783 06 4EG Nummer 231 977 3ECHA InfoCard 100 029 070PubChem 402ChemSpider 391Wikidata Q170591EigenschaftenMolare Masse 34 08 g mol 1Aggregatzustand gasformigDichte 0 99 g cm 3 am Siedepunkt 2 1 54 kg m 3 0 C 1 Schmelzpunkt 85 7 C 1 Siedepunkt 60 2 C 1 Dampfdruck 1 82 MPa 20 C 1 pKS Wert 7 00 3 14 17 3 Loslichkeit in Wasser 3 98 g l 1 0 C 1000 hPa 1 in Ethanol 11 12 l l 1 als Gas bei 20 C 2 Dipolmoment 0 97833 D 4 3 263 10 30 C m Brechungsindex 1 307 16 85 C 5 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung EG Nr 1272 2008 CLP 6 ggf erweitert 1 GefahrH und P Satze H 220 280 330 335 400P 210 260 273 304 340 315 377 381 403 405 1 MAK DFG Schweiz 5 ml m 3 bzw 7 1 mg m 3 1 7 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Brechungsindex Na D Linie 20 CSchon in sehr geringen Konzentrationen ist Schwefelwasserstoff durch seinen typischen Geruch nach faulen Eiern zu erkennen Er entsteht u a bei der Zersetzung von schwefelhaltigen Aminosauren in den Proteinen von Eiklar und Dotter Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 2 Gewinnung und Darstellung 3 Eigenschaften 3 1 Physikalische Eigenschaften 3 2 Chemische Eigenschaften 3 3 Sicherheitstechnische Kenngrossen 4 Verwendung 4 1 Grosschemie 4 2 Chemische Analytik 5 Toxikologie 5 1 Toxizitat 5 2 Kurzzeitige Giftwirkung 5 3 Langzeitwirkung 6 Physiologie 6 1 Metabolismus 6 2 Oxidation zu Sulfat 6 3 Funktion 6 4 Anwendung 7 Analytik 7 1 Instrumentelle Analytik 7 1 1 Optische Bestimmung 7 1 2 Elektroanalytik 7 1 3 Gaschromatographie 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseVorkommen BearbeitenIn der Natur kommt Schwefelwasserstoff als sehr variabler Bestandteil von Spuren bis zu 80 Vol in Erdgas als vulkanisches Gas und in Quellwasser gelost vor Er entsteht ausserdem beim Abbau von Biomasse durch Faulnis bzw Verwesung z B Tierkadaver Leichen Zersetzung der Laubstreu Faulschlammbildung am Grund eutropher Seen usw oder bei Verdauungsvorgangen im Darm den er mit dem Flatus verlasst Der bei solchem Biomasseabbau entstehende Schwefelwasserstoff in Mulldeponien Gullegruben Abwasserhochdruckleitungen oder anderen technischen Einrichtungen verursacht in der Folge Schaden in Milliardenhohe an Betonbauwerken biogene Schwefelsaurekorrosion Ein Verursacher des unangenehmen Mundgeruchs beim Menschen ist neben anderen fluchtigen schwefelhaltigen organischen Verbindungen Methanthiol Dimethylsulfid Schwefelwasserstoff 8 Gewinnung und Darstellung BearbeitenSchwefelwasserstoff lasst sich labormassstabmassig herstellen indem man im Kippschen Apparat Salzsaure auf Eisen II sulfid tropfen lasst F e S 2 H C l F e C l 2 H 2 S displaystyle mathrm FeS 2 HCl rightarrow FeCl 2 H 2 S nbsp Aus Eisen II sulfid und Salzsaure entsteht Eisen II chlorid und Schwefelwasserstoff Das so entstehende Produkt ist in der Regel durch Gase wie Wasserstoff und Luft verunreinigt Bei Verwendung von naturlichem Eisensulfid z B Pyrrhotin kann das Produkt zusatzlich auch noch mit Spuren von Arsenwasserstoff Monophosphan Selenwasserstoff Tellurwasserstoff und ahnlichem verunreinigt sein Reiner Schwefelwasserstoff kann durch Erhitzen einer konzentrierten Magnesiumhydrogensulfid Losung oder aus den Elementen aber auch aus Natriumsulfid und Phosphorsaure erhalten werden 9 In der Petrochemie Raffinerien fallt Schwefelwasserstoff in grossen Mengen bei der Hydrodesulfurierung von Erdol an Eigenschaften Bearbeiten nbsp Bindungslange und winkelPhysikalische Eigenschaften Bearbeiten kritische Temperatur 100 15 C 10 kritischer Druck 89 7 bar 10 Thermodynamik DfH0g 20 5 kJ molS0g 1 bar 205 77 J mol K In 1 l Wasser losen sich bei Raumtemperatur bis zu 2 582 l Schwefelwasserstoffgas Schwefelwasserstoff ist geringfugig schwerer als Luft unter Normalbedingungen betragt der Dichteunterschied etwa 19 Unter einem Druck von 18 2 bar verflussigt sich Schwefelwasserstoff bei Raumtemperatur Bei 90 GPa soll Schwefelwasserstoff in eine metallische Phase ubergehen die bei 203 K 70 C Typ II supraleitend wird vermutet wird die Bildung der Ionen H3S und HS 11 12 Das H2S Molekul ist gewinkelt gebaut Der Bindungswinkel betragt 92 1 und der Kernabstand 133 6 pm Wegen der geringen Elektronegativitatsdifferenz der Bindungspartner und somit geringen Bindungspolaritat spielen Wasserstoffbruckenbindungen im Schwefelwasserstoff keine wesentliche Rolle was sich im relativ niedrigen Schmelz und Siedepunkt ausdruckt 13 Chemische Eigenschaften Bearbeiten Mit einem pKs Wert von 7 0 ist Schwefelwasserstoff eine sehr schwache Saure Die wassrige Losung reagiert mit vielen Schwermetallsalzen zu unloslichen Sulfiden was man sich im Kationentrennungsgang zunutze macht Entsprechend wird das Gas mit Bleiacetatpapier nachgewiesen da es mit Blei II Ionen zu schwarzem Blei II sulfid reagiert Ebenso reagiert es mit Eisen II Ionen zu schwarzem Eisen II sulfid Die obige Reaktion zur Gewinnung ist auch umkehrbar Unter naturlichen Bedingungen pH 5 10 kann man Schwefelwasserstoff in wassriger Losung mit Eisen II chlorid zu Eisen II sulfid binden H 2 S F e C l 2 F e S 2 H C l displaystyle mathrm H 2 S FeCl 2 longrightarrow FeS 2 HCl nbsp Dies ist bei Biogas Faulgas und im Abwasserkanal gangige Praxis Man macht sich die grosse Affinitat von Eisen zu Schwefel zunutze um Biogas und Faulgas zu reinigen Sonst wurde bei Verbrennung von Biogas in Gasmotoren das entstehende Schwefeldioxid erhebliche Korrosionsprobleme verursachen Schwefelwasserstoff verbrennt bei reichlicher Luftzufuhr mit blauer Flamme zu Schwefeldioxid und Wasser wobei unter anderem Schweflige Saure entsteht Aus seiner wassrigen Losung scheidet sich bei Luftzufuhr allmahlich Schwefel ab Autoxidation Mit Schwefeldioxid komproportioniert Schwefelwasserstoff in Anwesenheit von Wasserdampf zu Schwefel und Wasser Redoxreaktion mit geringen Mengen Chlor bilden sich Schwefel und Chlorwasserstoffgas Schwefelwasserstoff ist zudem ein kraftiges Reduktionsmittel Schwefelwasserstoff ist in Wasser massig loslich Die wassrige Losung wird als Schwefelwasserstoffwasser bezeichnet Schwefelwasserstoff dissoziiert in der wassrigen Losung in sehr geringem Umfang Dissoziation Chemie H 2 S H 2 O H S H 3 O displaystyle mathrm H 2 S H 2 O rightleftharpoons HS H 3 O nbsp H S H 2 O S 2 H 3 O displaystyle mathrm HS H 2 O rightleftharpoons S 2 H 3 O nbsp Die Dissoziation in der zweiten Stufe findet wegen der extrem kleinen Dissoziationskonstanten praktisch nicht statt 14 Die Moglichkeit den Dissoziationsvorgang der ersten Stufe durch die Wahl des pH Wertes der Losung beeinflussen zu konnen d h die Hydrogensulfid Ionenkonzentration willkurlich einstellen zu konnen ist die Grundlage fur die analytische Trennung der Kationen nach dem H2S Trennungsgang Man muss dabei davon ausgehen dass die Fallung von Metallsulfiden ein vielstufiger Prozess ist bei dem die Aquakomplexe der Metall Kationen zunachst einen Ligandenaustausch mit Hydrogensulfid Ionen eingehen wonach sich uber viele mehrkernige Metallkomplexe schliesslich die unloslichen Sulfide bilden Wahrend die sich in saurer Losung einstellende geringe Hydrogensulfidionen Konzentration genugt die besonders schwer loslichen Sulfide der Elemente der H2S Gruppe auszufallen werden die Loslichkeitsprodukte der etwas leichter loslichen Sulfide der Elemente der NH4HS Gruppe erst in Ammoniaklosung erreicht An der Luft verbrennt Schwefelwasserstoff je nach herrschenden Bedingungen zu Schwefel oder Schwefeldioxid Claus Verfahren Mit Fluor setzt er sich explosionsartig zu Fluorwasserstoff und Schwefelhexafluorid um H 2 S 4 F 2 2 H F S F 6 displaystyle mathrm H 2 S 4 F 2 longrightarrow 2 HF SF 6 nbsp Sicherheitstechnische Kenngrossen Bearbeiten Schwefelwasserstoff bildet leicht entzundliche Gas Luft Gemische Der Explosionsbereich liegt zwischen 4 3 Vol 60 g m3 als untere Explosionsgrenze UEG und 45 5 Vol 650 g m3 als obere Explosionsgrenze OEG Der maximale Explosionsdruck betragt 5 9 bar Die Grenzspaltweite wurde mit 0 83 mm bestimmt Es resultiert damit eine Zuordnung in die Explosionsgruppe IIB Die Zundtemperatur betragt 270 C Der Stoff fallt somit in die Temperaturklasse T3 15 Verwendung BearbeitenGrosschemie Bearbeiten Hauptartikel Claus Prozess Schwefelwasserstoff ist die Hauptquelle fur elementaren Schwefel welcher wiederum zu uber 80 Prozent zu Schwefelsaure umgesetzt wird Dazu wird zunachst ein Teil des Schwefelwasserstoffs zu Schwefeldioxid verbrannt 2 H 2 S 3 O 2 2 S O 2 2 H 2 O displaystyle mathrm 2 H 2 S 3 O 2 longrightarrow 2 SO 2 2 H 2 O nbsp Ein Teil des ubrigen Schwefelwasserstoffs reagiert mit dem entstandenen Schwefeldioxid unter Komproportionierung zu elementarem Schwefel 4 H 2 S 2 S O 2 3 S 2 4 H 2 O displaystyle mathrm 4 H 2 S 2 SO 2 longrightarrow 3 S 2 4 H 2 O nbsp Chemische Analytik Bearbeiten Im klassischen Kationentrennungsgang wird H2S zum Ausfallen einer ganzen Gruppe benutzt Schwefelwasserstoffgruppe Durch Einleiten von H2S Gas in schwach saure Losungen fallen aus As2S3 SnS2 Sb2S3 HgS SnS PbS Bi2S3 CuS und bei Verdunnen mit Wasser auch CdS Diese Kationen sind dann weiter aufzutrennen und mithilfe von Nachweisreaktionen zu identifizieren Wegen seiner Giftigkeit wird im Kationen Trennungsgang zunehmend auf Schwefelwasserstoff verzichtet Stattdessen werden die benotigten Hydrogensulfid Anionen in situ erzeugt zum Beispiel durch Hydrolyse von Thioacetamid in kleineren Mengen auch durch Erhitzen von Schwefel mit Kerzenwachs H2S Gang Dieses Verfahren baut auf dem klassischen Trennungsgang auf Durch spezifische Reagenzien werden chemisch ahnliche Kationen gruppenweise zur Fallung gebracht Der Niederschlag wird in weiterer Folge aufgetrennt und analysiert mit dem Uberstand der Losung wird weitergearbeitet und daraus die nachste Gruppe zur Fallung gebracht Toxikologie BearbeitenToxizitat Bearbeiten Schwefelwasserstoff ist ein ausserst giftiges Gas das sehr schnell zum Tod fuhren kann was zahlreiche Berichte uber Unfalle in der chemischen Industrie belegen Durch seine etwas hohere Dichte als Luft sammelt sich das Gas am Boden Der charakteristische Geruch nach faulen Eiern in faulen Eiern entsteht ebenfalls Schwefelwasserstoff wird individuell bereits bei einer Konzentration von 0 0005 bis 0 13 ppm wahrgenommen und ist ein Vorteil gegenuber anderen todlich wirkenden Gasen Man gewohnt sich jedoch an den Geruch und bei hoheren Konzentrationen bleibt die Geruchswahrnehmung aus da Schwefelwasserstoff die Eigenschaft hat die Geruchsrezeptoren zu betauben An Ratten und Mausen stellte man eine konzentrationsabhangige neurotoxische Schadigung am olfaktorischen Epithel Nasenschleimhaut bei Konzentrationen ab 30 ppm fest Die maximale Arbeitsplatzkonzentration MAK Wert ab 2006 betragt 5 ppm 16 Der Schwellwert fur die Betaubung der menschlichen Geruchsrezeptoren liegt bei einer Konzentration von 200 ppm H2S 17 Kurzzeitige Giftwirkung Bearbeiten Schwefelwasserstoff bildet bei Kontakt mit Schleimhauten und Gewebeflussigkeit im Auge der Nase des Rachens und in der Lunge Alkalisulfide die sehr stark reizen Eine Folge sind Wassereinlagerungen in der Lunge Diese verschwinden gewohnlich in wenigen Wochen Die Giftwirkung beruht auf der Zerstorung des roten Blutfarbstoffes Hamoglobin und damit der Lahmung der intrazellularen Atmung Der Mechanismus ist bislang unklar Vermutet wird dass schwermetallhaltige sauerstoffubertragende Enzyme inaktiviert werden Der kleinere nichtoxidierte Teil des Schwefelwasserstoffs kann dem zentralen und evtl peripheren Nervensystem schaden Auf den Menschen ergeben sich folgende Wirkungen 18 ab 20 ppm Hornhautschaden bei langerer Einwirkung 100 ppm Reizung der Schleimhaute an Auge und Atemwegen Speichelfluss Hustenreiz gt 200 ppm Kopfschmerz Atembeschwerden gt 250 ppm Betaubung der Geruchsrezeptoren gt 300 ppm Brechreiz 500 ppm Kraftlosigkeit Benommenheit Schwindel gt 500 ppm Krampfe BewusstlosigkeitLangzeit Einwirkung unter niedrigen Dosen kann zu Mudigkeit Appetitlosigkeit Kopfschmerzen Gereiztheit Gedachtnisschwache und Konzentrationsschwache fuhren Auf den Menschen ergeben sich konzentrationsabhangig Vergiftungserscheinungen lt 100 ppm nach mehreren Stunden gt 100 ppm lt 1 Stunde 500 ppm lebensgefahrlich in 30 Minuten 1000 ppm lebensgefahrlich in wenigen Minuten 5000 ppm entspricht einem Volumenanteil von 0 5 todlich in wenigen SekundenBereits H2S Konzentrationen von 0 1 wirken nach wenigen Minuten todlich Bewusstlosigkeit tritt ab jener Konzentration schon durch einen oder mehrere Atemzuge ein In menschlichen Zellen hemmt bereits die Konzentration von 0 32 µmol l an H2S in vitro die Zellatmung 19 Langzeitwirkung Bearbeiten Tierversuche zeigen dass Schweine die mit schwefelwasserstoffhaltigen Nahrungsmitteln gefuttert wurden nach einigen Tagen an Diarrhoe leiden und einen Gewichtsverlust nach etwa 105 Tagen zeigen Physiologie BearbeitenMetabolismus Bearbeiten nbsp Strukturformel von Cystein nbsp Bandermodell von Cytochrom c Oxidase Schwefelwasserstoff blockiert die Bindungsstelle fur Sauerstoff im aktiven Zentrum Schwefelwasserstoff entsteht im Korper kurzfristig beim Abbau eines Uberschusses von Cystein mittels der Cystathionin g Lyase EC 4 4 1 1 die normalerweise Cystathionin zu Cystein abbaut jedoch auch Cystein weiter abbauen kann C y s t e i n H 2 O S e r i n H 2 S displaystyle mathrm Cystein H 2 O longrightarrow Serin H 2 S nbsp In Ratten wurde eine weitere Reaktion desselben Enzyms nachgewiesen die von Cystin ausgeht beim Menschen aber keine Rolle spielt C y S S C y P y r u v a t N H 3 C y S S H 2 H C y s H 2 S displaystyle mathrm CyS text SCy longrightarrow Pyruvat NH 3 CyS text SH xrightarrow 2H Cys H 2 S nbsp Das Gas verbindet sich schnell mit Thiolresten von in der Umgebung befindlichen Proteinen Cys wird zu CySSH und verandert dadurch deren biologische Aktivitat Insbesondere das Enzym Cytochrom c Oxidase wird dadurch deaktiviert Der Grossteil wird jedoch in den Mitochondrien uber Thiosulfat und Sulfit zu Sulfat oxidiert oder uber Cysteinsulfinat zu Sulfit Sulfat oder Taurin prozessiert 20 Oxidation zu Sulfat Bearbeiten Mitochondrien schutzen sich vor H2S beziehungsweise HS durch dessen Oxidation zu Sulfat die in drei Schritten stattfindet 2 H S O 2 H 2 O S 2 O 3 2 4 e 4 H displaystyle mathrm 2 HS O 2 H 2 O longrightarrow S 2 O 3 2 4 e 4 H nbsp Zunachst wird H2S durch einen Enzymkomplex zu Thiosulfat oxidiert Im Detail finden drei Einzelreaktionen statt die durch die Enzyme Sulfid Chinon Oxidoreduktase EC 1 8 5 Schwefeldioxygenase EC 1 13 11 18 und Rhodanase katalysiert werden 21 S 2 O 3 2 2 G S H S O 3 2 H 2 S G S S G displaystyle mathrm S 2 O 3 2 2 GSH longrightarrow SO 3 2 H 2 S GSSG nbsp S 2 O 3 2 R S H S O 3 2 R S S H displaystyle mathrm S 2 O 3 2 RSH longrightarrow SO 3 2 RSSH nbsp Ein Teil der Oxidation von Thiosulfat zu Sulfit geschieht mithilfe von Glutathion und dem Enzym Thiosulfatreduktase EC 2 8 1 3 ein anderer Teil nutzt die Thiosulfat Schwefeltransferase 20 S O 3 2 H 2 O S O 4 2 2 e 2 H displaystyle mathrm SO 3 2 H 2 O longrightarrow SO 4 2 2 e 2 H nbsp Zuletzt oxidiert die Sulfitoxidase Sulfit zu Sulfat Eine Bestatigung des Abbauwegs ergab sich durch die Identifikation der mitochondrialen Schwefeldioxygenase mit dem ETHE1 Gen das bei einer seltenen Mutation zu einer Erbkrankheit mit Schadigungen durch erhohte H2S Konzentrationen fuhrt 20 Funktion Bearbeiten nbsp Glattes Muskelgewebe im lichtmikroskopischen LangsschnittSchwefelwasserstoff wirkt im Korper ahnlich wie Stickstoffmonoxid als Botenstoff siehe Gasotransmitter und erweitert Blutgefasse vasodilatativ Es wird sowohl in Endothelzellen der Blutgefasse als auch in glatten Muskelzellen aus der Aminosaure L Cystein gebildet Wird Gefassendothel uber Muskarinische Acetylcholinrezeptoren stimuliert wird H2S freigesetzt Dies aktiviert in glatten Muskelzellen der Gefassmuskulatur spannungsaktivierte und kalziumaktivierte Kaliumkanale Dadurch kommt es zur Hyperpolarisation glatter Muskelzellen und letztlich zur Erweiterung der Blutgefasse Vasodilatation 22 Anwendung Bearbeiten Schwefelwasserstoff konnte moglicherweise als Mittel gegen Erektionsstorungen Anwendung finden Es wird naturlich in den Schwellkorpern des Penis und der glatten Muskulatur der Penis Arterie gebildet Versuche zeigten dass sowohl L Cystein als auch Schwefelwasserstoff Salz extern zugefuhrt eine konzentrationsabhangige Erektion in den Penisschwellkorpern Corpora cavernosa penis verursachen 23 In niedriger Konzentrationen bremst Schwefelwasserstoff bei Mausen Stoffwechselvorgange und senkt die Korpertemperatur ab Der winterschlafahnliche Zustand ist voll reversibel und fur die Tiere unschadlich 24 Untersucht wird daher ob man damit bei Transplantationen die Qualitat und Uberlebenszeit von zur Transplantation vorgesehenen Organen steigern kann 25 Auch wird in Humanstudien gepruft ob Schwefelwasserstoff die Uberlebenswahrscheinlichkeit von Notfallpatienten verbessern 26 um durch Inhalation bzw Injektion von H2S den Stoffwechsel zu verlangsamen und den Sauerstoffbedarf zu reduzieren Im Idealfall konnte dies der Rettungsdienst praklinisch vornehmen 27 Gemass einer Studie von 2007 an der University of Alabama at Birmingham die im Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences erschien verursacht Schwefelwasserstoff sehr gering dosiert vermutlich die gesundheitliche Wirkung von Knoblauch da Knoblauch Risiken fur Herzerkrankungen durch Bluthochdruck erhohte Blutfette und andere Faktoren senkt In Bevolkerungsgruppen die viel Knoblauch verzehren gebe es weniger Probleme mit zu hohem Blutdruck 28 Analytik BearbeitenSowohl die Toxizitat als auch seine biologische Relevanz stellen hohe Anforderungen an die Analytik von Schwefelwasserstoff Im Gegensatz zur oben erwahnten Verwendung von H2S im anorganischen Trennungsgang werden hier instrumentelle quantitative Nachweisverfahren fur H2S vorgestellt Instrumentelle Analytik Bearbeiten Optische Bestimmung Bearbeiten Die am haufigsten verwendete chromogene Reaktion fur den photometrischen Nachweis von H2S und Sulfiden ist die Reaktion mit N N Dimethyl p phenylendiamin zum Methylenblau Dabei werden Eisen III Salze als Katalysator verwendet Das Reaktionsprodukt weist ein Absorptionsmaximum bei 670 Nanometer auf und kann photometrisch bestimmt werden 29 Elektroanalytik Bearbeiten AmperometrieWeit verbreitet sind amperometrische H2S Sensoren Bei der Amperometrie wird an eine Arbeitselektrode ein Potential angelegt und der resultierende Strom gemessen dieser ist proportional zur Konzentration des H2S Schwefelwasserstoff wird dabei zum Sulfat oxidiert Mit Kohlenstoffnanorohren modifizierte Elektroden 30 erzielten bei einem Oxidationspotential von 100 mV eine Nachweisgrenze von 0 3 µmol l Die Bauart der verwendeten Elektroden ist eng verwandt mit der der Clark Elektrode zur Sauerstoffbestimmung 31 PotentiometrieFur die Sensorik von gasformigem H2S wurden auch potentiometrische Sonden entwickelt Als Beispiel konnen Feststoffelektrolyt basierte galvanische Halbzellen genannt werden die zusammen mit H2S eine elektromotorische Kraft liefern die gemessen wird Mit Yttriumoxid stabilisierten Zirkoniumrohren als Sensor konnten H2S Konzentrationen in Luft bis 0 2 ppm mit zuverlassiger Reproduzierbarkeit gemessen werden 32 Unter Verwendung von Hexacyanoferrat als Redoxpartner konnten sogar 30 ppb H2S nachgewiesen werden 33 Gaschromatographie Bearbeiten Fur die Analytik von gasformigen Substanzen ist haufig die Gaschromatographie die erste Wahl Nach erfolgter Trennung konnen Schwefelverbindungen wie H2S flammenphotometrisch bei einer Emissionswellenlange von 397 Nanometer detektiert werden 34 Ein Verfahren zum schnellen Spurennachweis von Schwefelwasserstoff in Kohlegas erzielte eine Nachweisgrenze von 10 ppb 35 36 Siehe auch BearbeitenDisulfanLiteratur BearbeitenDieter Weismann Manfred Lohse Hrsg Sulfid Praxishandbuch der Abwassertechnik Vulkan Essen 2007 ISBN 978 3 8027 2845 7 Tatjana Hildebrandt Manfred K Grieshaber Die vielen Seiten des Sulfids Todlich und doch lebensnotwendig In Biologie in unserer Zeit Band 39 Nr 5 2009 S 328 334 doi 10 1002 biuz 200910403 F P Springer Uber Schwefel und Schwefelwasserstoff Zur Geschichte dieser Bestandteile von Erdgas Erdol Erdgas Kohle Heft 10 2011 S 382 388 Ralf Steudel David Scheschkewitz Chemistry of the Non Metals Syntheses Structures Bonding Applications 2nd ed de Gruyter Berlin Boston 2020 ISBN 978 3 11 057805 8 S 555 564 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schwefelwasserstoff Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Schwefelwasserstoff Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen baua de Merkblatt zur BK Nr 1202 Erkrankungen durch Schwefelwasserstoff Underwater River in Mexico In Visboo 17 November 2009 Fotos einer sichtbaren Schwefelwasserstoffansammlung am Grund einer Hohle Aktuelle Seite nur zum Thema SchwefelwasserstoffEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Eintrag zu Schwefelwasserstoff in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 8 Januar 2021 JavaScript erforderlich a b Eintrag zu Schwefelwasserstoff In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 1 Juni 2014 a b Ralf Steudel David Scheschkewitz Chemistry of the Non Metals Syntheses Structures Bonding Applications 2nd ed de Gruyter Berlin Boston 2020 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