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Waldbaur war ein Stuttgarter Schokoladenhersteller der fast 130 Jahre lang von 1848 bis 1977 zu den wichtigsten Schokoladeproduzenten in Deutschland gehorte Grunder der Firma waren die Bruder Franz und Gustav Waldbaur Sie begrundeten zusammen mit anderen Pionieren der Schokoladenindustrie wie Moser Roth Eszet und Ritter den Ruf Stuttgarts als bedeutende Schokoladenstadt Eingangsportal der ehemaligen Schokoladenfirma Waldbaur Stuttgart Rotebuhlstrasse 83 Das Unternehmen war zwei Generationen in Familienbesitz und von 1887 bis 1964 im Besitz von Max Loes Vater und Karl Loes Sohn 1964 ging die Firma auf Gerd Ruisinger uber Nach ihrer Auflosung 1977 wurde die Schokoladenfirma in die Waldbaur Verwaltungs und Beteiligungs GmbH umgewandelt die unter anderem das Waldbaur Areal in Stuttgart verwaltet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grunder 1 2 Nachfolger 1 2 1 Gustav und Hermann Waldbaur 1 2 2 Max und Karl Loes 1 2 3 Gerd Ruisinger 1 3 Firmenauflosung 2 Werbemittel 3 Gebaude 4 Literatur 4 1 Allgemein 4 2 Hilfsliteratur 5 Weblinks 6 FussnotenGeschichte BearbeitenGrunder Bearbeiten Die Schokoladenfabrik Waldbaur wurde 1848 von den beiden Brudern Franz Waldbaur 1808 1866 und Gustav Albert Waldbaur 1814 1861 gegrundet Ihr Vater war der Boblinger Lehrersohn Gottlob Waldbaur Er absolvierte eine Apothekerlehre und ubernahm nach neun Jahren als Apothekergehilfe 1802 die Mohrenapotheke in Mohringen 1803 heiratete er die Pfarrerstochter Wilhelmine Luise Grundler 1782 1842 die ihm 14 Kinder gebar darunter die beiden Bruder Franz und Gustav Gottlob Waldbaur starb 1823 im Alter von 47 Jahren 1 nbsp Anzeige der Gebruder Waldbaur im Stuttgarter Adressbuch 1871 nbsp Waldbaur Reklametafel in Besigheim Franz der altere der beiden Bruder absolvierte nach dem Tod seines Vaters von 1823 bis 1827 eine Apothekerlehre und war anschliessend vier Jahre als Apothekergehilfe in Ulm Tubingen und Stuttgart tatig 2 Nach dem Tod des Vaters hatte seine Mutter die Mohrenapotheke verkauft Als der Kaufer nach einigen Jahren von Mohringen wegziehen wollte kaufte Franz Waldbaur 1831 die Mohrenapotheke zuruck 1832 legte er das Apothekerexamen ab und heiratete Caroline Bohn 1812 1910 Sie schenkte ihm drei Sohne die schon im Kindesalter starben Sein jungerer Bruder Gustav Waldbaur wurde Kaufmann und lebte seit den 1830er Jahren in Stuttgart Aus seiner Ehe mit Amalie Springer gingen vier Kinder hervor In den 1840er Jahren begann Franz Waldbaur im Laboratorium seiner Apotheke mit der Herstellung von Schokolade Er konnte sich dabei an zwei Stuttgarter Pionieren der Schokoladenproduktion orientieren den Konditormeistern Wilhelm Roth jr und Eduard Otto Moser die 1841 bzw 1846 die beiden ersten Schokoladenfirmen in Stuttgart gegrundet hatten 3 Der Geschaftserfolg seiner kleinen Manufaktur veranlasste ihn eine Fabrik in Stuttgart aufzubauen Er gab seinen Beruf auf und verkaufte die Apotheke in Mohringen 2 Zusammen mit seinem jungeren Bruder Gustav richtete er ausserhalb der Stadt im Stuttgarter Westen gegenuber dem Feuersee eine Schokoladenfabrik ein Die Bruder installierten eine moderne dampfbetriebene Schokoladenmaschine zum Antrieb der Kakaomuhlen 4 In einer Annonce im Stuttgarter Adressbuch von 1851 warben sie fur ihre Dampfschokoladen unter Hinweis auf ihre Dampf Chocolade Fabrik nach der neuesten Pariser Einrichtung mittelst welcher die Chocolade auf das Feinste durch Granitwalzen ohne mit Eisen in Beruhrung zu kommen bereitet wird 5 Die Schokoladenproduktion in Stuttgart entwickelte sich anfangs langsam 1861 gab es die vier Firmen Roth gegrundet 1841 Moser 1846 Waldbaur 1848 und Eszet 1857 die zusammen 37 Mitarbeiter beschaftigten 6 Die Gebruder Waldbaur erweiterten ihre Produktpalette im Lauf der Jahre um Kakaopulver Likore und Tee Das Unternehmen firmierte als Gebr Waldbaur Dampfchocolade und Liqueurfabrik 1855 und Gebr Waldbaur Chocolade Liqueursfabrik und Theehandlung 1871 Nachfolger Bearbeiten Gustav und Hermann Waldbaur Bearbeiten Als 1861 Gustav Waldbaur im Alter von 47 Jahren starb ubernahmen seine beiden Sohne Gustav Adolf Waldbaur 1839 1874 und Hermann Waldbaur 1840 1886 die Firma Sie strichen das e im bisherigen Namen Waldbauer und nannten sich fortan Waldbaur 1862 vergrosserten sie die Fabrik um ein weiteres Gebaude Max und Karl Loes Bearbeiten nbsp Max Loes 5 mit Frau 6 und Sohn 7 1900 nbsp Villa Diemershaldenstrasse 11 2009 Nach dem fruhen Tod von Gustav 1874 und Hermann Waldbaur 1886 wurde 1887 Max Loes der aus Kraichtal Oberowisheim stammende Sohn eines Mullers 7 Besitzer der Firma Waldbaur 8 Er liess 1889 das Haupthaus Rotebuhlstrasse 83 neu aufrichten 1899 auch das Gebaude Rotebuhlstrasse 85 Max Loes war verheiratet mit Thekla Kreuzer 9 Aus der Ehe ging der Sohn Karl Loes 1877 1964 hervor der 1912 nach Beendigung seines Studiums die Firma ubernahm Unter der Geschaftsfuhrung von Loes Vater und Sohn nahm die Firma Waldbaur einen rapiden Aufschwung nach 150 Mitarbeitern im Jahr 1910 10 bestand die Belegschaft 1960 bereits aus 500 Mitarbeitern Nach dem Zweiten Weltkrieg liess Karl Loes die zerstorten Gebaude wieder aufbauen Anfang der 1950er Jahre urteilte Karl Loes uber seine eigene Leistung Unter seiner Leitung hat sich der Betrieb ausserordentlich gut entwickelt Das Werk gehort heute mit zu den bedeutendsten Markenartikelfirmen dessen Erzeugnisse an der Spitze der deutschen Qualitatsschokolade stehen 11 1926 kaufte Karl Loes die Villa Wittmann in der Diemershaldenstrasse 11 einen herrschaftlichen Wohnsitz den der Bankier Ludwig Wittmann 1923 erbaut hatte 12 Nach dem Zweiten Weltkrieg verkaufte er die Villa in der von 1951 bis 2013 das Institut francais residierte Gerd Ruisinger Bearbeiten Nach dem Tod von Karl Loes 1964 ging die Firma Waldbaur auf Gerd Ruisinger 1918 2008 uber 13 Er wurde in Freudenstadt als Sohn eines Oberlehrers geboren und promovierte 1960 zum Dr Ing am Institut fur Landmaschinen der Technischen Universitat Munchen uber das Thema Die Feinzerkleinerung von Schokoladenmasse Er heiratete Praxedis Loes die Tochter von Karl Loes Aus der Ehe gingen zwischen 1951 und 1963 zwei Tochter und die beiden Sohne Bjorn Ruisinger und Hans Joachim Ruisinger hervor Er war Mitglied im Bundesverband der Deutschen Susswarenindustrie und gehorte von 1969 bis 1977 dem Vorstand der Fachsparte Schokolade Schokoladenerzeugnisse und Kakao an Firmenauflosung Bearbeiten nbsp Waldbaur Reklamemarke vor 1913 Durch weltweite Uberkapazitaten geriet die Schokoladenbranche in den 1970er Jahren in wirtschaftliche Bedrangnis Beruhmte Stuttgarter Schokoladenhersteller gaben den Betrieb auf bereits 1967 Moser Roth bzw Haller und 1975 Eszet Nach 128 Jahren verkaufte Waldbaur die Markenrechte 1976 an den Kolner Schokoladenhersteller Stollwerck und stellte 1977 die Produktion ein 14 700 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz Heute erinnert als einzige noch die Schokoladenfirma Ritter Sport 1912 in Cannstatt gegrundet und heute in Waldenbuch ansassig an die ruhmreiche Vergangenheit der Schokoladenstadt Stuttgart 15 Die Firma Waldbaur ging uber auf die Waldbaur Verwaltungs und Beteiligungs GmbH die auch die Immobilien des Waldbaur Areals verwaltet Mieter in den Gebauden des Areals sind etwa 30 Unternehmen darunter mehrere Waldbaur Firmen die Messefirma Mesago der Panini Verlag die IT Firma Sprinteins die Galerie von Braunbehrens sowie einige Freiberufler und Startups Werbemittel BearbeitenEine Vielzahl von Werbemitteln hat das Ende der Firma Waldbaur uberlebt Zu den begehrten Sammlerobjekten gehoren Reklameschilder Verpackungen Reklamemarken Malvorlagen Kartenspiele Comicstrips Aschenbecher und Zahlteller Besonders beliebt sind die Dosen und Schachteln der beruhmten Waldbaur Katzenzungen mit funf niedlichen Katzchen als Dekor 16 Gebaude Bearbeiten nbsp Grundriss des Waldbaur Areals dunkelgrau Waldbaur Gebaude 2016 Gabriele Kreuzberger schreibt in ihrem Standardwerk uber Fabrikbauten in Stuttgart 17 Da jedoch 1948 die gesamten Bauakten der Jahre zwischen 1830 und 1883 entfernt wurden lasst sich das Aussehen und die Geschichte der alten Waldbaur Gebaude nicht mehr nachvollziehen Nach ihrer Grundung bezog die Firma Waldbaur 1848 das Haus Vor dem Calwerthor 7 ab 1851 Rotebuhlstrasse 83 in dem vorher bereits die Firma Marklin amp Scholl eine Likor Senf und Parfumerie Fabrik betrieben hatte 18 Das Haus Nummer 85 wurde als Wohn und Miethaus benutzt 1862 liessen Gustav und Hermann Waldbaur einen Fabrikanbau errichten der die Hausnummer 85b und ab 1867 die Nummer 87 erhielt 19 1889 wurde das Haupthaus Rotebuhlstrasse 83 durch einen reprasentativen Neubau ersetzt 20 das einzige erhaltene Zeugnis aus der grossen Zeit der ehemaligen Schokoladenfabrik Uber dem Eingang des Gebaudes prangt in grossen Lettern der Schriftzug Waldbaur daruber das Firmenwappen mit den Buchstaben WWW dem Monogramm des Werbespruchs Wir wollen Waldbaur 21 1899 liess Max Loes durch den Stuttgarter Architekten Friedrich Eisenlohr statt des Miets und Geschaftshauses Rotebuhlstrasse 85 einen Neubau im Stil der Neurenaissance errichten 22 nbsp Turgiebel eines ehemaligen Waldbaur Gebaudes Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurden die Gebaude Rotebuhlstrasse 85 und 87 zerstort Karl Loes liess sie nach dem Krieg wiederaufbauen Ein Inschriftenstein aus dem Jahr 1955 mit seinen Initialen KL der an dem Gebaude 87C angebracht ist zeugt von dem Wiederaufbau Im Jahr 1962 hundert Jahre nach der Erbauung des Gebaudes Rotebuhlstrasse 87 liess Karl Loes das Gebaude 87G errichten Es tragt zur Erinnerung uber dem Eingang zur Galerie von Braunbehrens einen aus den Trummern des Kriegs geretteten alten Turgiebel daruber einen Stein mit dem Monogramm von Gustav und Hermann Waldbaur G amp H W 1862 und darunter einen Stein mit der Inschrift KL 1962 Die Waldbaur Gebaude liegen in dem Geviert zwischen Rotebuhlstrasse und Augustenstrasse bzw Hermannstrasse und Senefelderstrasse Sie belegten ursprunglich die Hausnummern Rotebuhlstrasse 83 bis 87 heute 81 bis 89 Im dritten Stock des 1862 von den Waldbaurs erbauten Hauses Hermannstrasse 11 wohnte von 1864 bis 1870 der Schriftsteller Wilhelm Raabe 23 nbsp Waldbaur Gebaude Rotebuhlstrasse 85 Baujahr 1899 im Zweiten Weltkrieg zerstort nbsp Fassadenskulptur Aufsteigende Kraniche am Gebaude Rotebuhlstrasse 87G nbsp Tanzender Kosak von Rotraut im Hof des Waldbaur Areals Literatur BearbeitenAllgemein Bearbeiten Egid Fleck Aus der Geschichte der heutigen Mohren Apotheke in Mohringen auf den Fildern In Armin Wankmuller Herausgeber Beitrage zur wurttembergischen Apothekengeschichte Band VI Heft 1 Juni 1963 Seite 2 4 online Mohringer Apotheker In Armin Wankmuller Wurttembergische Apotheker des 16 18 Jahrhunderts Folge XXVII Oberndorf Dietenheim Kochendorf und Mohringen In Armin Wankmuller Herausgeber Beitrage zur wurttembergischen Apothekengeschichte Band VII Heft 1 Dezember 1965 Seite 23 25 hier 25 online Ulrich Gohl Stuttgart war die Heimat von beruhmten Marken Aber seit 1985 ist der Kakaoduft verzogen In City extra Nummer 1 April 2009 online Karl Loes In Karl von Klimesch Herausgeber Kopfe der Politik Wirtschaft Kunst und Wissenschaft Augsburg 1951 ohne Seitenzahl Gabriele Kreuzberger Fabrikbauten in Stuttgart ihre Entwicklung von der Mitte des 19 Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg Stuttgart 1993 Seite 387 388 396 398 Karl Loes In Karlheinz Mamecke Das goldene Buch der alten Stuttgarter Firmen Stuttgart Daco Verlag 1956 Seite 68 Andreas Ruisinger Ruisinger Sippenbuch Neusass 1995 online Achim Worner Ein Tafelvergnugen Stuttgart von der Schokoladenseite In Stuttgarter Zeitung 20 Mai 2000 online Hilfsliteratur Bearbeiten Christine Breig Der Villen und Landhausbau in Stuttgart 1830 1930 Ein Uberblick uber die unterschiedlichen Umsetzungen und Veranderungen des Bautypus Villa in Stuttgart Stuttgart 2004 Seite 120 121 Uber die Villa Diemershaldenstrasse 11 Horst Denkler Wilhelm Raabe Legende Leben Literatur Tubingen 1989 Seite 124 Festschrift zur Feier des 50jahrigen Bestehens der Wurttembergischen Handelskammern 2 Grossindustrie und Grosshandel in Wurttemberg Stuttgart 1910 Seite 43 44 Karl Fricker Wilhelm Raabes Stuttgarter Jahre im Spiegel seiner Dichtung Stuttgart 1939 besonders Seite 114 125 Annette Schmidt Ludwig Eisenlohr Ein architektonischer Weg vom Historismus zur Moderne Stuttgarter Architektur um 1900 Stuttgart Hohenheim 2006 Seite 371 372 Uber das Haus Rotebuhlstrasse 85 von 1899 Stuttgarter Adressbucher 1800 1943 online Heinz Erich Walter 1200 Jahre Oberowisheim jetzt Stadtteil von Kraichtal Kreis Karlsruhe das Ortsbuch von Oberowisheim 771 1971 Ludwigsburg 1973 Uber den Heimatort von Max Loes Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Waldbaur Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien www wirtemberg de Waldbaur Werbemittel Waldbaur Stuttgarts Schokoladenseite schmeckt nicht mehr PDF Datei 2 10 MB Fussnoten Bearbeiten Fleck 1963 Seite 2 3 Fleck 1965 a b DFG Viewer Beitrage zur wurttembergischen Apothekengeschichte hrsg von Armin Wankmuller Abgerufen am 25 November 2022 SWP Historie Stuttgarts Schokoladenseiten 1 April 2017 abgerufen am 25 November 2022 Albert Gieseler Gebr Waldbaur Abgerufen am 25 November 2022 Stuttgarter Adressbucher 1851 Festschrift 1910 Walter 1973 Seite 326 328 Klimesch 1951 Walter 1973 Seite 327 Festschrift 1910 Klimesch 1951 Breig 2004 Waldbaur Stuttgart im Bild Abgerufen am 25 November 2022 Stuttgarter Zeitung Stuttgart Germany Ritter Sport war nur einer der Schokoladen Produzenten der Stadt im 19 Jahrhundert Wir blicken zuruck auf Stuttgarts susse Vergangenheit Stuttgarter Zeitung Abgerufen am 25 November 2022 Gohl 2009 Eine Auswahl von Werbemitteln zeigt die Seite www wirtemberg de Kreuzberger 1993 Seite 396 Fleck 1963 Seite 4 Stuttgarter Adressbucher Stuttgarter Adressbucher Nach Kreuzberger 1993 Seite 396 wurde der Neubau 1873 nach den Planen des Architekten oder Werkmeisters Eugen Albert erbaut Seit 1861 verwendete die Brauerei Wulle den ungleich bekannteren Werbespruch Wir wollen Wulle Schmidt 2006 Kreuzberger 1993 Seite 396 Denkler 1989 Seite 124 Das Haus tragt seit 1931 eine bronzene Gedenktafel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waldbaur amp oldid 238547620