www.wikidata.de-de.nina.az
Emissionszertifikate werden eingesetzt um Schadstoffemissionen verschiedener wirtschaftlicher Bereiche zu steuern Der Emissionszertifikatehandel oder auch rechtehandel ist ein Instrument der Umweltpolitik das insbesondere dem Zweck dient die Emission von Treibhausgasen zu den geringsten volkswirtschaftlichen Kosten zu reduzieren vgl EU Emissionshandel und Emissionsrechtehandel Der Emissionszertifikatehandel kann jedoch auch freiwillig auf unternehmensinterner Ebene organisiert werden In diesem Fall ist es das Ziel innerhalb eines Unternehmens umweltschadliche Emissionen verschiedener Art moglichst kosteneffizient zu reduzieren Der innerbetriebliche Zertifikatehandel stellt ein Instrument des Nachhaltigkeitsmanagements dar und wurde bereits vor der Einfuhrung staatlich organisierter Handelssysteme von einzelnen Unternehmen exemplarisch erprobt Inhaltsverzeichnis 1 Voraussetzungen 2 Starken und Potential fur das Nachhaltigkeitsmanagement 2 1 Okologisch 2 2 Okonomisch 2 3 Integrativ 3 Grenzen und Schwachen 4 Praxisbeispiele 4 1 BP Amoco GHG GreenHouseGas Emission Trading 4 2 Royal Dutch Shell Shell Tradable Emission Permit System STEPS 4 3 Otto Versand 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVoraussetzungen BearbeitenUm einen Emissionszertifikatehandel in ein Unternehmen einfuhren zu konnen muss vorher genau festgelegt werden wie hoch die Schadstoffemissionen maximal sein durfen z B CO2 SO4 Anschliessend wird von der verantwortlichen Stelle eine entsprechende Anzahl von Zertifikaten in den Umlauf gebracht Diese Zertifikate mussen zu Beginn nach einem festgelegten Schlussel verteilt werden Die verschiedenen Abteilungen Unternehmensbereiche oder Standorte werden beispielsweise entsprechend ihrer aktuellen Emissionsmenge mit Zertifikaten grandfathering versorgt oder die Zertifikate werden ihnen nach Benchmarks z B CO2 pro kWh zugeteilt Unverzichtbare Instrumente zur Umsetzung des Zertifikatehandels sind ein leistungsfahiges Rechnungswesen und ein Betriebliches Umweltinformationssystem BUIS um zu gewahrleisten dass der Handel die Verteilung und die Einhaltung der Emissionskontingente kontrolliert verlaufen Weiterhin bedarf es einer innerbetrieblichen Handelsplattform oder Borse an der die verschiedenen Unternehmensbereiche Transaktionen vornehmen konnen 1 Starken und Potential fur das Nachhaltigkeitsmanagement BearbeitenOkologisch Bearbeiten Der Handel mit Emissionszertifikaten setzt unternehmensintern eine klare Limitierung der Emissionen eines Stoffes voraus Somit ist die Gesamtemission uber die Ausgabe von Zertifikaten regelbar Besteht nun das Ziel die Gesamtemissionen zu senken so gibt es zwei Moglichkeiten dieses zu erreichen Die Unternehmensleitung kann erstens Zertifikate aus dem Umlauf nehmen oder zweitens reduziert sie die Menge der Emissionen die pro Zertifikat emittiert werden darf Uber den Emissionszertifikatehandel kann die Okoeffektivitat eines Unternehmens direkt gesteuert werden Okonomisch Bearbeiten Ein grosser Vorteil von Emissionszertifikaten gegenuber starren Reduktionsvorgaben ist die Verringerung der Emissionen zu moglichst geringen Kosten Ist es fur einen Unternehmensbereich gunstiger Emissionen zu vermeiden so wird er das tun und uberschussige Zertifikate verkaufen Ist die Vermeidung von Emissionen jedoch teurer als die Zertifikate so wird der Unternehmensbereich Zertifikate kaufen um entsprechend emittieren zu durfen Somit wird eine kosteneffiziente Verringerung von Emissionen und eine Erhohung der Okoeffizienz erreicht Integrativ Bearbeiten Der unternehmensinterne Zertifikatehandel ist ein potenter Ansatz vermehrt umweltrelevante Themen in das Management zu integrieren Daruber hinaus kann er auch als kaufmannischer Anreiz verstanden werden der im Unternehmen rationalisierende Effekte zur Folge haben kann Grundsatzlich ist ein Zertifikatehandel einfacher in das bestehende Management zu integrieren als starre administrative Restriktionen Dies ist u a auf seine selbstregulativen Eigenschaften zuruckzufuhren Grenzen und Schwachen BearbeitenDer Emissionszertifikatehandel ist erst ab einer bestimmten Unternehmensgrosse sinnvoll da eine gewisse Mindestanzahl von Emissionsquellen notwendig ist zwischen denen gehandelt werden kann Weiterhin mussen die Umwelteinwirkungen gut mess und dokumentierbar sein da sonst Effizienz und Effektivitatsvorteile nicht nachvollziehbar gemacht werden konnen Er kann nur auf Emissionen angewendet werden deren Entstehungsort gleichgultig ist da es sonst zu einer lokalen Kumulation oder einer blossen Verlagerung von Umweltschaden kommen kann Es muss eine adaquate Menge von Zertifikate ausgegeben werden Sie sollte bei der Einfuhrung nicht an der aktuellen Emissionsmenge bemessen werden da sonst ungewollt ein Anreiz fur die Unternehmensbereiche entstehen kann eine moglichst grosse Menge Emissionen auszustossen um zukunftig mehr Zertifikate zugewiesen zu bekommen Abhangig vom Verteilungsschlussel bei der Einfuhrung der Zertifikate mussen die Unternehmensbereiche uber ausreichende Mittel verfugen um anschliessend entweder in Reduktionsmassnahmen oder den Kauf von zusatzlichen Zertifikaten investieren zu konnen 2 Praxisbeispiele BearbeitenBP Amoco GHG GreenHouseGas Emission Trading Bearbeiten BP beschloss als weltweit erstes Unternehmen die Einfuhrung eines Emissionshandelssystems auf Unternehmensebene 3 Im Jahr 2000 startete die Einfuhrung eines innerbetrieblichen Emissionszertifikatehandels auf internationaler Ebene bei dem 127 Unternehmenseinheiten in uber 100 Landern einbezogen wurden Zuvor wurde eine 16 monatige Testphase durchlaufen Nach dem Cap and Trade Beschranken und Handeln Prinzip wurde eine Reduzierung der Emissionen um 10 gegenuber dem Stand der Emissionen von 1990 bis zum Jahre 2010 festgelegt Dies entspricht einer Reduzierung von 30 Millionen Tonnen CO2 Aquivalent 4 Jeder Unternehmenseinheit wird jahrlich eine bestimmte Menge an Emissionsrechten zugeteilt welche im Januar 2000 der Menge der Emissionen von 1998 entsprach und jahrlich prozentual gemindert wird um das Reduktionsziel zu erreichen Die Emissionsmenge wird anhand der CO2 Ausstosse der operativen und nicht operativen Aktivitaten kalkuliert und nur direkte Emissionen dieser Aktivitaten werden berucksichtigt CO2 und CH4 Methan konnen gehandelt werden wobei CH4 in CO2 Aquivalente umgerechnet werden Die Zertifikate Allowances genannt entsprechen einer metrischen Tonne CO2 Das angestrebte Ziel einer 10 prozentigen Reduktion der Emissionen gegenuber 1990 wurde bereits 2001 erreicht Die Summe der direkten Emissionen belief sich im Jahr 2000 auf 83 7 Mio t CO2 Aquivalente und sank bis zum Jahresende 2001 auf 80 5 Mio t Aquivalente Im Jahr 2000 betrug das Handelsvolumen ca 2 7 Mio t CO2 Aquivalente und im Jahr darauf bereits 4 55 Mio t CO2 Aquivalente Der Preis pro Aquivalent lag dabei in 2000 bei 7 6 t und in 2001 bei 36 63 t Ausschlaggebend fur das hohere Preisniveau im Jahr 2001 waren nicht wie zu vermuten die gestiegenen Emissionsvermeidungskosten sondern die hoher gesteckten Ziele fur das Jahr 2001 5 Royal Dutch Shell Shell Tradable Emission Permit System STEPS Bearbeiten Das Handelssystem von Royal Dutch Shell war im Kern ein Versuchsprojekt welches von vornherein nur befristet angelegt war Ziel war es bessere Kenntnisse uber die eigenen Emissionen die Einsparpotentiale die damit verbundenen Einsparkosten und Kenntnisse uber entsprechende Handelssysteme zu gewinnen Das STEPS Programm wurde im Jahr 2000 eingefuhrt mit dem Ziel bis 2002 das Emissionsniveau um mehr als 10 des Standes von 1990 zu senken Weiterhin war geplant die umgesetzten Massnahmen fortzufuhren um bis zum Jahr 2010 den Anforderungen des Kyoto Protokolls gerecht zu werden Das STEPS Programm war wie bei BP Amoco ein Cap and Trade System innerhalb dessen CO2 und CH4 als CO2 quivalent gehandelt wurden In einem Zeitraum von etwa 2 Jahren wurden etwa 19 Mio t CO2 mit einem mittleren Preis von 5 US t gehandelt Das Projekt wurde am 31 Dezember 2002 beendet Shell beteiligte sich aufgrund seiner gewonnenen Erfahrungen aktiv an der Einfuhrung des britischen Emissionszertifikatehandels UK Emission Trading Scheme ETS 6 Otto Versand Bearbeiten Die weltweit grosste Versandhandelsgruppe der Otto Versand hat sich bereits 1986 dem Umweltschutz als Unternehmensziel gewidmet 1997 ein Umweltmanagementsystem eingefuhrt und beschlossen durch ein Emissionshandelssystem besonders die transportbedingten Emissionen zu verringern Die Otto Group hat sich 2007 durch die Verabschiedung einer Klimaschutzstrategie eine Reduktion von 50 ihrer transport mobilitats und standortbezogenen CO2 Emissionen bis 2020 zum Ziel gesetzt In diesem Zusammenhang wurde eine Simulation eines betriebsinternen Emissionszertifikatehandels im Otto Konzern fur den Zeitraum 2003 2007 durchgefuhrt Fur den Dienstleistungssektor lasst sich feststellen dass die spezifischen Emissionen relativ gering sind keiner Betriebsgenehmigung bzw Grenzwerten genugen mussen und bisher eine Bilanzierung im Rahmen von Umweltmanagementsystemen stattfindet Kritisch zu beurteilen ist daher fur ein Dienstleistungsunternehmen wie den Otto Versand ob ein funktionsfahiger Markt mit ausreichend Marktvolumen Emissionen Liquiditat Marktteilnehmern sowie signifikant unterschiedlichen Grenzkosten fur die Emissionsvermeidung geschaffen werden kann 7 Literatur BearbeitenR Betz B Geook K Rogge J Schleich Flexible Instrumente im Klimaschutz Emissionsrechtehandel Clean Development Mechanism Joint Implementation Eine Anleitung fur Unternehmen Fraunhofer Institut fur Systemtechnik und Innovationsforschung Karlsruhe 2005 Fraunhofer Publica R Betz J Schleich C Wartmann Flexible Instrumente im Klimaschutz Eine Anleitung fur Unternehmen Fraunhofer Institut fur Systemtechnik und Innovationsforschung Karlsruhe 2003 J Horisch Combating climate change through organisational innovation An empirical analysis of internal emission trading schemes In Corporate Governance 13 5 2013 S 569 582 R Kosobud Emissions Trading Wiley New York 2000 ISBN 0 471 35504 6 S Sorrell J Skea Hrsg Pollution for sale Emissions trading and Joint Implementation Elgar Cheltenham 1999 T Tietenberg Transferable Discharge Permits and the Control of Air Pollution A Survey and Synthesis In Zeitschrift fur Umweltpolitik und Umweltrecht 1980 S Trautwein Chancen und Probleme des betriebsinternen CO2 Zertifikatehandels am Beispiel des Otto Versand Hamburg Center for Sustainability Management CSM Luneburg 2002 ISBN 3 935630 23 9 CSM Luneburg Weblinks BearbeitenFlexible Instrumente im Klimaschutz Eine Anleitung fur Unternehmen Fraunhofer Institut fur System und Innovationsforschung ISI Bundesministerium fur Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Emissionshandel S Schaltegger C Herzig O Kleiber T Klinke J Muller Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen Von der Idee zur Praxis Managementansatze zur Umsetzung von Corporate Social Responsibility und Corporate Sustainability Memento vom 13 Januar 2011 im Internet Archive PDF 1 54 MB Einzelnachweise Bearbeiten Bundesumweltministerium BMU econsense Hrsg S Schaltegger C Herzig O Kleiber T Klinke J Muller Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen Von der Idee zur Praxis Managementansatze zur Umsetzung von Corporate Social Responsibility und Corporate Sustainability 3 Auflage BMU econsense Centre for Sustainability Management Berlin Luneburg 2007 ISBN 978 3 935630 60 3 S 121 Bundesumweltministerium BMU econsense Hrsg S Schaltegger C Herzig O Kleiber T Klinke J Muller Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen Von der Idee zur Praxis Managementansatze zur Umsetzung von Corporate Social Responsibility und Corporate Sustainability 3 Auflage BMU econsense Centre for Sustainability Management Berlin Luneburg 2007 S 122 S Trautwein Chancen und Probleme des betriebsinternen CO2 Zertifikatehandels am Beispiel des Otto Versand Hamburg Center for Sustainability Management CSM Luneburg 2002 S 42 Internal Emissions Trading Memento vom 21 Juli 2008 im Internet Archive auf environment gov au R Betz J Schleich C Wartmann Flexible Instrumente im Klimaschutz Eine Anleitung fur Unternehmen Fraunhofer Institut fur Systemtechnik und Innovationsforschung Karlsruhe 2003 S 80 R Betz J Schleich C Wartmann Flexible Instrumente im Klimaschutz Eine Anleitung fur Unternehmen Fraunhofer Institut fur Systemtechnik und Innovationsforschung Karlsruhe 2003 S 81 S Trautwein Chancen und Probleme des betriebsinternen CO2 Zertifikatehandels am Beispiel des Otto Versand Hamburg Center for Sustainability Management CSM Luneburg 2002 S 83 104 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unternehmensinterner Emissionszertifikatehandel amp oldid 237330899