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Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung United States of America vs Philip Morris USA Inc et al ist der bedeutendste Wirtschaftsprozess in der Geschichte der Vereinigten Staaten Die fuhrenden Tabakkonzerne Philip Morris R J Reynolds British American Tobacco Liggett und Lorillard sowie die von ihnen gegrundeten tabakbezogenen Handelsorganisationen das Tobacco Institute und das Council for Tobacco Research wurden am 17 August 2006 fur schuldig befunden durch ihre Marketingmethoden Minderjahrige zum Rauchen zu verfuhren die Gesundheitsrisiken des Tabakkonsums zu verschweigen die Unschadlichkeit und Unbedenklichkeit des Zigarettenrauchens zu suggerieren und Forschungsergebnisse zu falschen und zu vertuschen Neben einer Geldstrafe wurden in dem Urteil auch einschneidende Auflagen verfugt die Restriktionen der Marketingmassnahmen und Offenlegungen vormals interner Dokumente beinhalteten Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Argumente der Staatsanwaltschaft 3 Argumente der Tabakindustrie 4 Fakten 5 Urteil und Auflagen 6 Bedeutung fur Deutschland 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenAufgrund neuer Ergebnisse in der Forschung wurde die Kritik an Tabakprodukten und deren Herstellern Anfang der Neunziger Jahre immer lauter Wahrend sich Gesundheitsorganisationen und Experten schon seit vielen Jahren und Jahrzehnten der Schadlichkeit des Tabakkonsums bewusst waren begann nun auch die breite Offentlichkeit das Rauchen zu achten Viele Gemeinden Stadte und sogar Staaten begannen den Tabakkonsum an offentlichen Orten zu unterbinden Daruber hinaus zeigte auch das Rauchverbot in Flugzeugen die fortschreitende Denormalisierung des Tabakkonsums Jeffrey Wigand damaliger Forschungsdirektor bei Brown amp Williamson heute BAT entfachte 1997 die Diskussion um das Wissen der Tabakindustrie uber die Schadlichkeit von Zigaretten und Passivrauchen sowie die Abhangigkeit der Konsumenten von Nikotin neu indem er dem Universitatsprofessor Stanton Glantz mehrere Tausend ursprunglich geheime Dokumente der Tabakindustrie zukommen liess Diese Dokumente zeigten deutlich dass die Tabakindustrie nicht nur uber die Schadlichkeit des Tabakkonsums sondern ebenso uber die Suchtgefahr des Nikotins Bescheid wusste Daruber hinaus wiesen die Dokumente nach dass Tabakunternehmen wissentlich und durch spezielle Zuchtungen den Nikotingehalt der Tabakpflanze zu erhohen versuchten ohne dass dies durch die Tests der FDA offengelegt wurde und dadurch auf der Zigarettenpackung vermerkt werden musste Neben der Manipulation der Produkte wurde so auch die wissentliche Tauschung der Konsumenten durch Tabakhersteller aufgedeckt Der Veroffentlichung der Dokumente folgte eine anschwellende Woge von Haftungsklagen Privatpersonen deren Gesundheit durch den jahrelangen Tabakkonsum Schaden genommen hatte machten die Tabakindustrie fur ihr Leiden verantwortlich und warfen ihr vorsatzliche Tauschung der Konsumenten und wissentliche Fehlinformation vor Die grossen Tabakkonzerne versuchten dem durch einen Globalvergleich entgegenzuwirken Im November 1998 wurde das sogenannte Master Settlement Agreement von fast allen Staaten sowie den vier grossten Tabakkonzernen unterzeichnet wodurch weitere Klagen von Seiten der Geschadigten unzulassig waren Die amerikanische Regierung allerdings war nicht bereit sich auf diesen Vergleich einzulassen und nur wenige Monate nach Verabschiedung des Master Settlement Agreements kundigte Prasident Bill Clinton in seiner State of the Union Address eine eigene Klage der Regierung gegen die fuhrenden Tabakkonzerne an Prasident Clinton wollte die Unternehmen fur die vielen Milliarden Dollar haftbar machen und die Summe von den Herstellern zuruckverlangen die im Rahmen des Medicare Programmes fur die Behandlung von tabakbedingten Erkrankungen ausgegeben wurde Der grosste Wirtschaftsprozess in der Geschichte der Vereinigten Staaten stand unmittelbar bevor Noch im selben Jahr namlich 1999 wurden eine Untersuchung und anschliessend ein Verfahren eingeleitet In den folgenden Jahren wurden etliche potenzielle Zeugen und Beteiligte verhort Dokumente analysiert und Anklagepunkte gepruft Erst 2004 wurde der Prozess offiziell eroffnet Argumente der Staatsanwaltschaft BearbeitenDie Staatsanwaltschaft bezichtigte die fuhrenden Tabakkonzerne des vorsatzlichen betrugerischen und unrechtmassigen Verhaltens und forderte daher die Ruckerstattung tabakbezogener medizinischer Ausgaben im Rahmen der Medicare Programme Das Gericht liess die Klage wegen betrugerischen und unrechtmassigen Verhaltens zu wies jedoch die Forderung nach Erstattung der Ausgaben fur tabakbedingte Krankheiten ab Die Anklager versuchten im folgenden Verfahren nachzuweisen dass die fuhrenden Tabakkonzerne ihre Konsumenten wissentlich und vorsatzlich den Gefahren des Tabakkonsums ausgesetzt hatten Rauchern durch Verschleierung und Manipulation wissenschaftlicher Forschungsergebnisse Informationen vorenthalten wurden die das Konsumverhalten beeinflusst hatten und dass Zigarettenhersteller durch ihre Marketingstrategien gezielt versuchten Minderjahrige zum Rauchen zu verfuhren Die Staatsanwaltschaft war davon uberzeugt dass die fuhrenden Tabakkonzerne durch die gezielte Anwerbung von minderjahrigen Neukonsumenten sogenannte Ersatzraucher rekrutierten die die alteren Raucher ersetzen sollten wenn diese starben Neben der Ruckerstattung bereits aufgewendeter Kosten wurden ausserdem striktere Gesetze gegen Marketingmassnahmen der Tabakindustrie gefordert Zusammengefasst beschuldigte die Staatsanwaltschaft die Tabakindustrie insgeheim Jagd auf Kinder und Jugendliche zu machen Raucher uber Risiken und Gefahren des Zigarettenkonsums zu tauschen und Forschungsergebnisse zu vertuschen und zu verfalschen Argumente der Tabakindustrie BearbeitenDie Tabakkonzerne wiesen alle Anschuldigungen von sich und erklarten es bestunde kein Zusammenhang zwischen dem Konsum von Tabakprodukten und gesundheitlichen Schaden Daruber hinaus argumentierten die Konzerne sie wurden ihre Marketingkampagnen ausschliesslich auf erwachsene Raucher ausrichten Durch das Marketing sollten keine neuen Raucher rekrutiert sondern lediglich bestehende erwachsene Raucher von der eigenen Marke uberzeugt werden Da die Markenloyalitat bei Rauchern besonders hoch sei mussten Mittel aufgewendet werden um sie von einer bestimmten Marke zu uberzeugen Ferner wiesen die Zigarettenhersteller alle Anschuldigungen der Manipulation und Vertuschung von Forschungsergebnissen ab Fakten BearbeitenIn den sieben Jahren zwischen Prasident Clintons Ankundigung eines Gerichtsverfahrens 1999 bis zur Urteilsverkundung 2006 standen sich insgesamt 30 Staatsanwalte auf Seiten des Justizministeriums im Namen des amerikanischen Volkes und uber 300 Verteidiger der Tabakindustrie gegenuber Mehrere Millionen Seiten an Dokumenten wurden dem Gericht vorgelegt wobei die Staatsanwaltschaft allein 40 000 Seiten an Beweismaterial auflistete Wahrend des Verfahrens wurden rund 1 000 Zwischenentscheidungen getroffen 300 potenzielle Zeugenaussagen wurden vorgelegt darunter die von Wissenschaftlern Gesundheitsexperten oder Geschaftsfuhrern ausserdem sagten vor Gericht 84 hochkaratige Experten aus Die Kosten des Verfahrens beliefen sich fur die amerikanische Bundesregierung auf etwa 140 Millionen Obwohl von der Industrie nicht bestatigt oder veroffentlicht kann davon ausgegangen werden dass die Prozesskosten fur die Tabakunternehmen bedeutend hoher waren Die Klage des Justizministeriums stutzte sich auf den 1971 verabschiedeten RICO Act der ursprunglich zur Verfolgung der Mafia erlassen worden war Die Staatsanwaltschaft begrundete diesen Schritt mit dem jahrzehntelangen Handeln der Tabakindustrie als kriminelle Vereinigung die sich uber lange Zeit hinweg abgesprochen hatte um die Konsumenten systematisch uber die Gefahren und Gesundheitsrisiken des Rauchens zu tauschen und vorsatzlich Kinder und Jugendliche zum Rauchen verleitet hatte um die sterbenden alteren Raucher zu ersetzen Das kriminelle Handeln zeigte sich laut Staatsanwaltschaft auch darin dass Zigarettenhersteller ihrem Produkt bis zu 600 Zusatzstoffe beigefugt hatten um das Suchtpotenzial zu erhohen und den Raucher vom Aufhoren abzuhalten Neben der Feststellung der Tabakindustrie als kriminelles Kartell erhoffte sich das Justizministerium durch das Stutzen ihrer Anklage auf den RICO Act neben der strafrechtlichen Verfolgung der Zigarettenhersteller ausserdem die Geltendmachung von zivilrechtlichen Anspruchen Aufgrund der geringen Beweislast schien ein zivilrechtlicher Prozess gewinnversprechender Die Staatsanwaltschaft hoffte dass alle Gewinne und Zinsen der Tabakindustrie berucksichtigt wurden die die Zigarettenhersteller seit 1954 erwirtschaftet hatten Daher veranschlagte die Staatsanwaltschaft eine Ruckerstattung von 742 Milliarden Eine tatsachliche Falligkeit dieser Summe hatte die Insolvenz der gesamten Tabakindustrie bedeutet Die Tabakindustrie zahlte mit Spenden in Hohe von 2 7 Millionen zu den grossten Sponsoren des republikanischen Wahlkampfes 2000 Kurz nach George W Bushs Amtsantritt im Fruhjahr 2001 wurde die veranschlagte Summe auf 280 Milliarden herabgesenkt Im Jahre 2005 wurde eine Gewinnabschopfung im Zivilprozess als unzulassig abgewiesen da dies laut Richterin Gladys Kessler einer Strafe gleichkame Das Urteil wurde am 17 August 2006 von Gladys Kessler auf 1683 Seiten verkundet und bestatigte die Vorwurfe der Regierung 1 Urteil und Auflagen BearbeitenDas im August 2006 gesprochene Urteil fiel zu Gunsten der Anklager aus Die finanziellen Folgen waren fur die Tabakindustrie verhaltnismassig niedrig die Auswirkungen auf das offentliche Ansehen sowie auf Marketingkonzepte und massnahmen jedoch weitaus einschneidender Durch die Entscheidung des Gerichts waren die Zigarettenhersteller gezwungen die Prozesskosten zu ubernehmen und wurden daruber hinaus fur schuldig erklart uber Jahrzehnte hinweg todliche Produkte mit Eifer Tauschung mit ausschliesslicher Konzentration auf finanziellen Erfolg und ohne Rucksicht auf menschliche Tragodien und soziale Kosten vermarktet und verkauft zu haben Ferner stellte das Gericht fest dass die Tabakkonzerne wissenschaftliche Erkenntnisse uber den Zusammenhang von Krankheiten und Tod mit Zigarettenkonsum verschleiert und die Schadlichkeit verheimlicht hatten Laut dem Gerichtsurteil war ausserdem bewiesen dass die Industrie bereits seit den 1950er Jahren uber die Suchtwirkung der Zigarette und insbesondere des Wirkstoffes Nikotin Bescheid wusste und die Machart ihrer Produkte daraufhin auf die Bereitstellung des Nikotins ausgelegt hatte Neben der Feststellung der Schuld wurden die Zigarettenhersteller auch zu verschiedenen Auflagen verurteilt So untersagte das Gericht den Unternehmen ab dem 1 Januar 2007 mit irrefuhrenden Bezeichnungen wie teerarm leicht ultraleicht mild oder naturlich fur ihre Produkte zu werben sodass potenzielle Konsumenten nicht uber die tatsachliche Gesundheitsschadlichkeit hinweggetauscht wurden Das bedeutete ein Verbot aller Zigarettendeskriptoren die von gesundheitlichen Folgen ablenkten beziehungsweise Unschadlichkeit und Unbedenklichkeit suggerierten Ferner wurden die Konzerne angehalten in grossen Zeitungen den drei fuhrenden Fernsehsendern sowie auf Informationszetteln in den Zigarettenschachteln und auf Einzelhandelsauslagen fruhere Marketingstrategien die gesundheitliche Unbedenklichkeit suggerierten zu berichtigen Hierbei mussten die Hersteller auf die Gesundheitsschadlichkeit des Rauchens die Suchtwirkung des Nikotins und des Rauchens die Mangel der bedeutsamen gesundheitlichen Vorteile durch das Rauchen von teerarmen Zigaretten die Manipulation von Machart und Zusammensetzung der Zigaretten zur Gewahrleistung der optimalen Nikotinausschuttung und auf die gesundheitsschadliche Wirkung des Passivrauchens aufmerksam machen Den Herstellern wurde eine Frist von 60 Tagen gewahrt die Inhalte dieser Richtigstellungen zu formulieren und dem Gericht vorzulegen Des Weiteren wurden die Beklagten dazu verurteilt der Regierung ihre aufgeschlusselten Marketingunterlagen zur Verfugung zu stellen die anschliessend als vertraulich und hochsensibel behandelt werden wurden Um die zukunftige Einhaltung des RICO Acts zu gewahrleisten wurden die Tabakkonzerne uberdies durch die sogenannte Transparenzauflage zur Einrichtung von Dokumentenarchiven und Websites verurteilt sodass sowohl die Regierung als auch die breite Offentlichkeit stets Zugang zu den Industriedokumenten hatten die wahrend des Gerichtsverfahrens offengelegt worden waren Bedeutung fur Deutschland BearbeitenDie fuhrenden Tabakunternehmen hatten sich im sogenannten Gentlemen s Agreement darauf verstandigt in ihren Marketingkampagnen keine direkten Behauptungen gegen Konkurrenten aufzustellen und beispielsweise das eigene Produkt als weniger schadlich als andere darzustellen Daruber hinaus hatten die Hersteller beschlossen in Amerika keine Tests an lebenden Tieren durchzufuhren und dennoch sollten die Auswirkungen des Tabakkonsums auf den lebenden Organismus erforscht werden Daher begannen die Unternehmen ihre Forschungen im Ausland voranzutreiben Philip Morris betrieb ein Labor in Koln das Institut fur biologische Forschung INBIFO Neben dem Gentlemen s Agreement wurde das Kolner Versuchslabor auch bevorzugt da es sich ausserhalb des Einflussbereiches der amerikanischen Justiz befand und daher geheime Forschungsergebnisse leichter vor der amerikanischen Offentlichkeit verborgen bleiben konnte Deutschland galt bereits vor der Offenlegung der kontroversen Labortatigkeiten amerikanischer Zigarettenhersteller als Paradies der Tabakindustrie Als die Europaische Union die europaweite Einfuhrung von Tabakwerbeverboten beschliessen wollte reichte die Regierung Kohl dagegen Klage beim Europaischen Gerichtshof ein Die Klage wurde von der Regierung Schroder fortgefuhrt sodass das Werbeverbot letztendlich nicht umgesetzt werden konnte Daruber hinaus wurde die jahrzehntelange Zusammenarbeit namhafter Wissenschaftler einflussreicher Politiker und hoher Beamter mit der deutschen Tabakindustrie bekannt Das journalMED schrieb dazu In keinem anderen europaischen Land war der Lobbyismus der Tabakindustrie zur Verhinderung von Werbeverboten zur Verhinderung des Nichtraucherschutzes und gegen Vertriebsbeschrankungen fur Zigaretten derart erfolgreich wie in Deutschland Literatur BearbeitenAdams Michael ed Das Geschaft mit dem Tod Der Grosste Wirtschaftsprozess der USA und der Anfang vom Ende der Tabakindustrie Frankfurt am Main Zweitausendeins 2007 Weblinks Bearbeitenhttp publichealthlawcenter org topics tobacco control tobacco control litigation united states v philip morris doj lawsuit http www tobaccofreekids org what we do industry watch doj lawsuit timeline http www justice gov civil cases tobacco2 index htm http www journalmed de newsview php id 10882 http archive tobacco org Einzelnachweise Bearbeiten Gladys Kessler Civil Action No 99 2496 GK UNITED STATES OF AMERICA Plaintiff TOBACCO FREE KIDS ACTION FUND AMERICAN CANCER SOCIETY AMERICAN HEART ASSOCIATION AMERICAN LUNG ASSOCIATION AMERICANS FOR NONSMOKERS RIGHTS and NATIONAL AFRICAN AMERICAN TOBACCO PREVENTION NETWORK Intervenors v PHILIP MORRIS USA INC et al assets tobaccofreekids org Abgerufen von https de wikipedia org w index php title United States of America vs Philip Morris USA Inc et al amp oldid 237004641