www.wikidata.de-de.nina.az
Der Tschechoslowakische Wall tschechisch ceskoslovenske opevneni slowakisch cesko slovenske opevnenia war ein ausgedehntes Grenzbefestigungssystem der Tschechoslowakei entlang der Landesgrenzen zum Deutschen Reich zu Osterreich Polen und Ungarn wobei weitere Linien im Landesinnern verliefen Er galt als eines der besten Festungsbausysteme des 20 Jahrhunderts wurde jedoch nicht vollstandig fertiggestellt und konnte seinen ursprunglichen Zweck nie erfullen Soldaten vor einem Bunker bei Prostredni Lipka 1938Karte des Tschechoslowakischen WallsDie ersten Befestigungsobjekte des Befestigungssystems zugleich die ersten dauerhaften Befestigungsanlagen der Tschechoslowakei entstanden 1933 in Petrzalka bei Bratislava Die restlichen Teile wurden zwischen Winter 1934 und Oktober 1938 gebaut Wahrend der tschechoslowakischen Mobilmachung im September 1938 wurden grosse Teile des Walls fertiggestellt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Nutzung durch die Wehrmacht 3 Typen 3 1 LB Baureihe 3 1 1 LB 36 3 1 2 LB 37 4 Einzelobjekte und Bunker Linien 5 Literatur 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Bunker bei Schatzlar im Sudetenland Oktober 1938 nbsp Museumsbunker Brezinka bei Nachod 2005Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten in Deutschland und dem Beginn der Aufrustung der Wehrmacht sah sich die geographisch langgestreckte Tschechoslowakei nicht in der Lage die im Falle eines Angriffs zur Verteidigung erforderlichen 25 bis 30 Divisionen mit einer Starke von 600 000 Mann aufzustellen und zu unterhalten In einer am 4 Mai 1934 vorgestellten Studie fur den Kriegsfall mit Deutschland wurden die Kosten der militarischen Ausrustung der Armee mit 4 5 Milliarden Kronen beziffert Diese hatten sich noch um 180 Millionen Kronen pro Tag fur die bei der erforderlichen Heeresstarke notwendige Munition bei Kriegshandlungen erhoht Aus diesem Grunde fiel die Entscheidung fur den Bau eines Festungsgurtels nach dem Vorbild der franzosischen Maginot Linie Fur die Verteidigung der Festungsanlagen ging die Planung von einer Starke von 165 000 Mann aus die sich aus sechs Divisionen und den Besatzungen der Festungsanlagen zusammensetzte Als Gesamtkosten fur den Bau die Ausrustung und die Mannschaft einschliesslich der Munition wurden 4 5 Milliarden Kronen veranschlagt Am 20 Marz 1935 nahm die vom Verteidigungsministerium eingerichtete Direktion der Befestigungsanlagen ROP Reditelstvi opevnovacich praci zu deren Leiter General Karel Husarek ernannt worden war ihre Arbeit auf Unter massgeblicher Mitwirkung franzosischer Experten im Rahmen der Kleinen Entente entstand ein Konzept mehrerer Befestigungslinien entlang der Landesgrenzen die aber wegen deren Lange nicht durchgangig errichtet wurden Uberwiegend handelte es sich um leichte Befestigungen die in der Nahe der grenznah gelegenen Zentren Bratislava Pressburg Komarno Komorn und Kosice Kaschau zusatzlich durch schwere Befestigungen verstarkt wurden Zum Schutz des Wirtschaftszentrums Plzen Pilsen und der Hauptstadt Prag wurden im Landesinnern zwei weitere leichte Festungslinien geschaffen die Angriffe aus westlicher und nordlicher Richtung aufhalten sollten Die ersten Prototypen der schweren Anlagen wurden auf dem Truppenubungsplatz Brdy im Brdywald errichtet und auf ihre Wirksamkeit hin getestet Als Fertigstellungstermin der gesamten Landesbefestigung war die Zeit nach 1950 vorgesehen Schwerpunkt der Verteidigungslinien war der Norden des Landes Hier entstand eine sich vom Rehorngebirge bis zum Altvatergebirge erstreckende Linie schwerer Befestigungen um die ins Land hereinragende Grafschaft Glatz in welcher der Hauptangriffspunkt auf das Land gesehen wurde Ostlich des Altvatergebirges setzten sich die schweren Anlagen bis zur polnischen Grenze fort hier galt der Schutz dem Industriezentrum Ostrava Mahrisch Ostrau ab 1941 Ostrau gegen einen Angriff aus Richtung Leobschutz und Ratibor Von den vorgesehenen rund 16 000 leichten Anlagen waren etwa 9 500 und von 1 300 schweren Befestigungsbauten 229 vollstandig errichtet und ausgerustet als im September 1938 infolge der politischen Ergebnisse des Munchner Abkommens die Arbeiten im Sudetenland eingestellt wurden und die deutsche Wehrmacht widerstandslos das Land besetzte Mit der Besetzung der Rest Tschechei am 15 Marz 1939 wurden die Arbeiten am Tschechoslowakischen Wall endgultig beendet Nutzung durch die Wehrmacht Bearbeiten nbsp Hindernisrest am Westwall aus tschechischem Beutematerial nbsp Hindernis am Westwall aus Beutematerial nbsp Tschechisches U Profil bei Geilenkirchen der Trager dient heute als Zaunpfahl1939 wurden die Anlagen des Prager Bruckenkopfes vollstandig gesprengt Damit sollte verhindert werden dass sie von tschechischen Freischarlern genutzt werden konnten Die weiteren Anlagen wurden unbrauchbar gemacht und dienten der Wehrmacht fur Beschuss und Bombardierungsubungen in Vorbereitung der Angriffe auf die Maginot Linie wahrend des Frankreichfeldzuges im Jahre 1940 Unversehrt blieb nur der Bruckenkopf Engerau bei Bratislava Pressburg vgl Pressburger Bruckenkopf Der deutsche Kommandeur der Luftlandetruppe bei der Einnahme der Festung Eben Emael in Belgien Hauptmann Rudolf Witzig beschrieb die tschechischen Ubungsobjekte in ihrer Ausfuhrung im Vergleich mit den belgischen als fast uneinnehmbar Eine Weiterverwendung fanden Panzerkuppeln und glocken wegen ihrer hervorragenden Materialgute beim Beschuss am Westwall wobei die ursprungliche Herkunft verschwiegen wurde In der Nahe von Geilenkirchen befinden sich Hindernisreste die aus tschechoslowakischem Beutematerial stammen Das Hindernis gegen schwere Fahrzeuge bestand aus zwei Betonschwellen mit aufgesetzten U Profilen die mit Beton ausgegossen wurden Das Hindernis selbst war etwa zwei Kilometer lang die U Profile wurden nach dem Krieg mit dem Schneidbrenner abgetrennt und verschrottet Zum Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte im Fruhling 1945 eine Wiederinbetriebnahme der Befestigungsanlagen vor Ostrava im Kampf gegen die 4 Ukrainische Front der Roten Armee Jedoch konnten in der Kurze der Zeit die Beschadigungen nur provisorisch ausgebessert werden Fur die Ausrustung mit Waffen der Wehrmacht wurden die Scharten vergrossert und schweres Gerat ungeschutzt im Gelande aufgestellt Die Linie hielt 57 Tage mehreren sowjetischen Angriffen der Mahrisch Ostrauer Operation stand ehe sie am 15 April 1945 durchbrochen wurde Eine zweite Linie zwischen Mokrolasetz Hrabin und Chabitschau sudostlich von Troppau hielt den sowjetischen Vormarsch bis zum 27 April 1945 auf Bis zum Ende des Krieges wurden mehrere Abschnitte nicht eingenommen und ein Angriff der Roten Armee auf Mahrisch Ostrau ganzlich verhindert Typen BearbeitenLB Baureihe Bearbeiten Die leichten Befestigungsanlagen waren als Kampflinien im Falle eines Truppeneinmarsches und auch als Verteidigungslinien fur Ruckzugsgefechte konzipiert Die Anlagen tschechoslowakischer Bauart unterscheiden zwei Baureihen Bunker bzw Ruinen dieser Baureihen finden sich in grosser Anzahl uber das gesamte Grenzgebiet von Tschechien verteilt LB 36 Bearbeiten Bei der LB 36 handelt es sich um im Jahre 1935 begonnene Nachbauten verschiedener Typen der Maginot Linie Dabei wurden funf Typen entwickelt die je zwei bis sechs Mann Besatzung haben sollten Die Anlagen mit einer Wand bzw Deckenstarke von 30 50 cm waren widerstandsfahig gegen Geschutzgranaten bis Kaliber 75 und Werfergranaten bis Kaliber 81 LB 36 E hatte eine Scharte Zweischartig waren LB 36 A und LB 36 B ihre Wande und Decken waren um zehn Zentimeter verstarkt LB 36 C besass drei Scharten Ob die Typen D und F von denen einer dem Flankenfeuer dienen sollte je zur Ausfuhrung kamen ist ungewiss Je nach Standort der Anlage gab es Modifikationen vom Standard So besitzen verschiedene Anlagen Drainagen beziehungsweise Deckenoffnungen fur ein Feldperiskop andere wurden mit Handgranatenauswurfrohren versehen Zu Beginn des Jahres 1937 wurde der Bau der LB 36 eingestellt Ihr entscheidender Nachteil war der fehlende gegenseitige Feuerschutz Insgesamt entstanden 856 Verteidigungsanlagen die spater in die Linien der LB 37 integriert wurden und weitere acht zu Testzwecken LB 37 Bearbeiten nbsp Ohrenstand LB 37 A an der Eger in Louny 2007Die LB 37 stellte gegenuber ihren Vorgangern eine wesentliche Verbesserung dar Sie wurden als Feuerschutzlinien errichtet wobei sich einzelne Stellungen aus bis zu vier Reihen zusammensetzten Dabei wurden in der ersten Linie fast ausschliesslich die Bautypen A und D gebaut Die LB 37 bildete in der Regel die zweite Reihe hinter den schweren Befestigungsanlagen An Grenzabschnitten an denen keine schweren Befestigungen errichtet wurden stellten sie die Hauptbefestigung dar Fur diese Befestigungsanlagen wurden sieben Typen A B C D E G H verwendet die neben der Standardbauweise auch in verstarkter Bauart errichtet wurden Der als Ohrenstand bekannte LB 37 A kam auch in reduzierter Bauart zur Ausfuhrung Der Standard mit einer Wand beziehungsweise Deckenstarke von 50 bis 80 Zentimeter bot Schutz gegen Geschosse bis zu 10 5 Zentimeter die verstarkte Form bis zu 15 5 Zentimeter Besondere Ausfuhrungen der LB 37 A wurden in Flusslaufen Felsgebieten oder an unzuganglichen Gebirgshangen errichtet Entsprechend der erforderlichen Winkelstellung der Schartenachsen bestanden bei den Typen A und B mehrere Bauformen Die am haufigsten anzutreffende Form ist der Ohrenstand der zwei seitliche Scharten hat Dem Frontal und Flankenbeschuss diente der gleichfalls zweischartige Typ B Der Bautyp D entsprach einer Halfte des Ohrenstandes Die Typen C und E waren ebenfalls einschartig Eine Besonderheit stellte der einschartige LB 37 G dar der als Schiessstand fur eine Panzerabwehrkanone der Infanterie konzipiert war Dieser Typ kam nur ein einziges Mal zur Ausfuhrung und ist zwischen Velke Hostice und Male Hostice Opava zu finden ein ahnlicher Bautyp namens LB 37 F kam nicht zur Ausfuhrung Bei der LB 37 H handelt es sich um einen Stahlbetonunterstand gleichfalls fur eine Panzerabwehrkanone der ebenfalls nur einmal bei Petrzalka gebaut wurde Die Weiterentwicklung des Typs H der Typ K wurde nie realisiert Die zum Pressburger Bruckenkopf gehorigen vier Kampfstande fur Kompanie und Bataillonskommandanten mit Stab waren eine weitere Form leichter Befestigungsanlagen Diese Schutzraume fur bis zu 18 Mann sind anderweitig nirgends errichtet worden Einzelobjekte und Bunker Linien BearbeitenArtilleriebefestigung Festung Stachelberg oberhalb Babi nahe Trutnov heute Museum Kette von Kleinstbunkern entlang des Flusses Eger Sudseite bei Klasterec nad Ohri und nordlich des Duppauer Gebirges 1 ringformige Kette von Kleinstbunkern insbesondere nordlich um Chomutov 2 Bunker Brezinka bei Nachod Museum unvollendete Festung Dobrosov bei Nachod Museum einzelne Bunker zwei sudlich der Talsperre Pressnitz auf dem Erzgebirgskamm Schoberlinie im Lausitzer GebirgeLiteratur BearbeitenMichael Bellmann Die Bunker Linie an der Sachsisch Bohmischen Grenze Eine Dokumentation zur Geschichte in der nordbohmischen Grenzregion Heimatbuchverlag Bellmann Freital 2020 ISBN 978 3 937537 36 8 Martin Rabon Tomas Svoboda Karel Vancura Milan Blum Der Tschechoslowakische Wall Skoda Fortprint Brno 1994 ISBN 80 901580 4 8 Emil Trojan Betonova Hranice Ceskoslovenska pohranini opevnni 1935 1938 Bd 2 Oftis Usti nad Orlici 1997 ISBN 80 86042 05 7 Siehe auch BearbeitenGeschichte der Tschechoslowakei Grenzbefestigungen der CSSR im Kalten Krieg TschechenigelWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Tschechoslowakischer Wall Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Detaillierte Informationen auf bunkry cz tschechisch Zeichnungen Bilder Erklarungen Karte fur Anlagen im Lausitzer Gebirge auf luzicke hory cz tschechisch Zeichnungen zum Ohrenstand LB 37 A Memento vom 14 Juni 2008 im Internet Archive auf team delta de Tschechoslowakische Kleinbefestigungsanlagen 1936 1938 Memento vom 6 September 2003 im Internet Archive auf ropiky netEinzelne AnlagenVorstellung und Fotos eines LB 37 A Memento vom 14 Juni 2008 im Internet Archive auf team delta de Festung Berghohe Memento vom 14 Juni 2008 im Internet Archive auf team delta de Dolni Morava im Umfeld der Festung Baudenkoppe Memento vom 14 Juni 2008 im Internet Archive auf team delta de Festung Baudenkoppe auf boudamuseum comEinzelnachweise Bearbeiten touristische Wanderkarte Shocart KRUSNE HORY CHOMUTOVSKO deutsch Erzgebirge und Chomutov Komotau Massstab 1 40000 SHOCART Verlag Vizovice Tschechien 2015 ISBN 978 80 7224 685 4 Bunker des Tschechoslowakischen Walles sudwestlich von Klasterec nad Ohri touristische Wanderkarte Shocart KRUSNE HORY CHOMUTOVSKO deutsch Erzgebirge und Chomutov Komotau Massstab 1 40000 SHOCART Verlag Vizovice Tschechien 2015 ISBN 978 80 7224 685 4 Bunker des Tschechoslowakischen Walles nordlich und ostlich von Chomutov Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tschechoslowakischer Wall amp oldid 231659793