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Das Schweizer Mass System SMS bis 1996 SINK Norm ist ein herstellerneutraler Schweizer Standard fur Einbaukuchen Das Masssystem regelt im Gegensatz zur jungeren europaischen Norm EN 1116 alle Einbaumasse fur Einbaukuchen und ermoglicht herstellerubergreifenden Gerateersatz Das Grundmass ist 55 60 90 55 cm Elementbreite gegenuber 60 cm bei der Euronorm 60 cm Arbeitstiefe und 90 cm Arbeitshohe Die Hoheneinteilung basiert auf einem Raster von Sechsteln 1 6 127 mm 5 Zoll Die Ursprunge des Systems sind heute nicht mehr rekonstruierbar Wegweisend fur die Entwicklung war die Frankfurter Kuche Drei treibende Krafte lassen sich ausmachen der Elektrogeratehersteller Therma AG dessen technischer Direktor und Chefdesigner von 1958 bis 1968 Hans Hilfiker sowie die Metallwarenfabrik Franke Diesen Pionieren schlossen sich weitere interessierte Kreise in der Arbeitsgemeinschaft Schweizerische Industriekommission zur Normung der Kuche SINK an Seit Beginn seiner Tatigkeit bei Therma widmete sich Hilfiker der Rationalisierung Er erkannte die Bedeutung der Masshaltigkeit fur die Einbaukuche und war an der Ausarbeitung des Systems federfuhrend beteiligt Ab seinem Firmeneintritt bei Therma basierten alle Neuentwicklungen auf diesem Grundmass In Verbindung mit einer entsprechenden Gestaltung gelang ihm eine beispielhafte formale Einheit von Produktgestalt Konstruktion Funktion und werbegrafischem Erscheinungsbild 1 Ein Prototyp nach dieser Norm wurde auf der EXPO 1964 in Lausanne gezeigt 2 Die Norm wurde nie geandert Mit der aufgezwungenen Ubernahme der Europaischen Norm 1995 verlor das Massystem den Status einer Norm und wurde auf einen Branchenstandard herabgestuft Allgemein weiterhin als Schweizer Norm CH Norm bezeichnet blieb es jedoch auf dem Schweizer Markt dominierend und Gerate nach diesem Standard hatten 2005 noch zwei Drittel Marktanteil 3 Inhaltsverzeichnis 1 Herleitung 1 1 90 die Arbeitshohe 1 2 60 die Arbeitstiefe 1 3 55 das Elementmass 1 4 Sechstel n 6 1 5 Asthetik 2 Normenstreit 3 Vergleich 4 Markt 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseHerleitung BearbeitenGrundlage fur die Masskonvention waren die in der Kuche zu verrichtenden Arbeiten und statistisch ermittelte anthropometrische Masse 4 90 die Arbeitshohe Bearbeiten Die mittlere Arbeitshohe zum Kochen wurde mit 85 cm ermittelt Fur den Spultrog ergab sich bei einer Beckentiefe von 16 cm eine mittlere Hohe von 92 cm Griffachse nach unten Da ein Kochherd leicht auch etwas hoher angeordnet sein kann ein tieferes Spulbecken aber eine sehr unangenehme gebuckte Haltung erfordert wurde zugunsten einer Einheitshohe der Kompromiss von 90 cm geschlossen Da die Sockelhohe frei wahlbar ist lassen sich aber auch individuelle Arbeitshohen realisieren 60 die Arbeitstiefe Bearbeiten Die Arbeitstiefe von 60 cm leitet sich von der mittleren Armlange ab Griffachse nach vorn Stosselemente haben auch 30 cm 55 das Elementmass Bearbeiten Das Elementmass ist eine rein rational rechnerisch abgeleitete Grosse Die wirtschaftlichste Grundflache eines Gerats ist das Quadrat Es galt also von der Arbeitsplattentiefe herunterzurechnen Vorne waren das zunachst 2 cm Uberstand fur den Tropfrand seitlich und hinten je 2 cm fur die Mobelwandstarke Um einen hygienischen Wandanschluss gewahrleisten und bauliche Toleranzen ausgleichen zu konnen rechnete Hilfiker zusatzlich 1 cm Die Seitenlange war somit mit 55 cm bestimmt In der Folge sollte dieses Mass zu den meisten Diskussionen Anlass geben da es vom allgemeinen 10 cm Bauraster abweicht Der Umstand dass dieses Mass nicht direkt von einem Korpermass abgeleitet war bot einen willkommenen Ansatzpunkt fur Kritik Vergleicht man es aber mit der wenig spater lancierten Gastronorm 530x325 und den darauf basierenden Tablettgrossen VESKA 530x375 bzw EN 530x370 ergibt sich kein Bedarf fur eine grossere Breite Interessanterweise kam Interlubke unabhangig davon allerdings viel spater mittels Ableitung von der Schulterbreite bideltoid ebenfalls auf ein Innenmass von 55 cm 5 Sechstel n 6 Bearbeiten Der Sechstel ist die Einheit in der die Hohe von Kuchenmobeln und Geraten bemessen ist Mit dem Hohenraster in Sechsteln n 6 sind alle Lichtmasse der Nische bestimmt Diese Hoheneinteilung ist im Bereich der Kuchennormen einzigartig und ermoglicht einen einfachen herstellerunabhangigen Austausch von Geraten auch noch nach Jahrzehnten ein gewichtiger Grund warum sich dieses Masssystem gegenuber anderen so gut gehalten hat Da es damals in der Schweiz ublich war die Kuchenkombination auf einen gemauerten Sockel von 10 5 cm Sockelplatte von 10 cm plus 5 mm Fuge zu stellen und die Arbeitsplatte aus Chromstahl eine Starke von 3 cm aufwies blieben 76 5 cm fur die Geratehohe ubrig die es sinnvoll zu unterteilen galt Die Teilung in sechs gleiche Teile erschien Hans Hilfiker die gunstigste Abgerundet auf den ganzen Millimeter ergab sich so eine Hohe von 12 7 cm Die verbleibenden 3 mm Rundungsdifferenz begrundete er mit Masstoleranzen Sie sind aber auch fur die Beluftung der Einbaugerate notwendig und ermoglichen ein einfaches Einschieben der Einbauelemente Der Zwischenraum zwischen Unter und Oberschranken je 6 6 bemisst sich ebenfalls in Sechsteln 4 6 sodass sich die Horizontaleinteilung uber die ganze Kuche erstreckt und auch die Hochschranke 16 6 mit einbezieht Asthetik Bearbeiten Mit der Fronteinteilung in drei unterschiedlich grosse Zonen bei Einbauherden visualisierte Hilfiker die Hoheneinteilung und setzte so einen gestalterischen Akzent Damit implizierte Hilfiker dass man es nicht mehr mit einem Einzelobjekt aus einem Guss zu tun hatte sondern mit einem modularen Objekt das aus einzelnen auswechselbaren Elementen bestand und Teil eines grosseren Ganzen war Die formale Auspragung des Kochherds war somit Ausdruck einer gestalterischen Haltung die nicht mehr das Einzelstuck sondern das Zusammenwirken einzelner Teile in einem Gesamtkomplex in den Vordergrund ruckte 6 Das Verhaltnis der Arbeitshohe zur Elementbreite ist eine gute Naherung des Goldenen Schnitts Normenstreit BearbeitenBereits in den funfziger Jahren fruher als in anderen europaischen Landern war es in der Schweiz ublich der Philosophie der Frankfurter Kuche folgend Wohnungen mit gebrauchsbereiten Kuchen auszustatten Bis in die sechziger Jahre verstand man im restlichen Europa unter Einbau dass Gerate unter eine durchgehende Arbeitsplatte gestellt werden konnen Diese Unterbaufahigkeit wurde durch einen abnehmbaren Geratedeckel erreicht Die Gerate wurden ublicherweise bei einem Wohnungswechsel mitgezugelt Weitere Gerate stellte man wie bei der Schwedenkuche weiterhin einfach seitlich an Als 1967 die SINK ihre Norm dem deutschen Kuchenverband AMK vorstellte und zur Ubernahme empfahl bestand ein riesiger Unterschied in der Auffassung was uberhaupt eine Einbaukuche ist Die deutschen Hersteller zogen das Planungsmodul 6M 60 cm vor Als die erste DIN 68901 Kucheneinrichtungen Koordinationsmasse fur Kuchenmobel und Kuchengerate 1973 Gultigkeit erlangte war der Streit um die richtige Breite eroffnet Hauptkritikpunkt war und ist die Nischenbreite von 55 cm die nicht dem ublichen Baumodul 10 cm entspricht Man storte sich aber auch an der Bevorzugung von in der Schweiz hergestellten Produkten Die Auseinandersetzungen gipfelten in den achtziger Jahren in der Spaltung des damaligen Kuchenverbandes und dem Einbezug der Kartellkommission 1983 spaltete sich der Verband zur Forderung der Modernen Kuche VFMK vom Verband der Schweizer Fabrikanten von Einbaukuchen VSFE ab der Mitte der siebziger Jahre aus der SINK hervorgegangen war Er distanzierte sich klar von der Schweizer Norm und pflegte den Kontakt mit Kuchen und Gerate Importeuren mit deren Unterstutzung er die Diskussion um Normen und Kartellverstosse in Gang hielt Die Gegenseite bekampfte diese internationale Unzulanglichkeit vehement Die Kartellkommission entschied 1989 dass die SINK Norm zwar die auslandischen Hersteller benachteilige fand dies aber gerechtfertigt da die SINK Norm herstellerunabhangig sei was man von der DIN Norm nicht sagen konne Weil die Schweizer Norm alter als alle anderen Normen sei konne man auch nicht von einer absichtlichen Benachteiligung reden Die Kommission setzte auf eine europaische Harmonisierung der sich die Schweiz anpassen musse Mit der EN 1116 erschien 1995 erstmals eine europaische Norm fur Kuchenmobel und Gerate Sie basiert auf der DIN Norm 68901 Die SINK Norm blieb unberucksichtigt Durch internationale Vertrage gebunden war die Schweizerische Normen Vereinigung verpflichtet diese ebenfalls zu ubernehmen Seit 1996 existieren daher auf dem Schweizer Markt zwei offizielle Masssysteme das Schweizer Mass System vormals SINK Norm als Branchenusanz und die SN EN 1116 als Schweizer Norm 7 Im Jahr 2000 schlossen sich die zwei Verbande wieder zum heutigen Kuchen Verband Schweiz zusammen In der Haltung bezuglich Normen gibt man sich pragmatisch und uberlasst die Wahl dem Kunden Das sind in der Schweiz mit einem im europaischen Vergleich sehr hohen Mietwohnungsanteil in erster Linie institutionelle Anleger Pensionskassen mit einem hohen Altwohnungsbestand in dem das Schweizer Mass System einen kostengunstigen Gerateersatz garantiert Vergleich Bearbeiten nbsp Schweizer Mass System vormals SINK Norm Gerat mit 1 3 2 Fronteinteilung nach Hans Hilfiker nbsp EN 1116 vormals DIN 68901 Kucheneinrichtungen Koordinationsmasse fur Kuchenmobel und Kuchengerate Der wesentliche konstruktive Unterschied zwischen SMS und EN 1116 ist dass im schweizerischen System das Gerat zwischen flankierende Wande eingeschoben wird wahrend die europaische Norm einen Einbau in ein auf Herstellerangaben beruhendes Gehause verlangt Die spatiale Definition der schweizerischen Norm definiert die Nische Die Frontflache von EU Geraten Unterbaumodell mit Arbeitsplatte bzw Anstellgerat entspricht einem DIN A1 Blatt Die axiale Definition der europaischen Norm legt lediglich ein vertikales Raster fest dem sowohl Mobel als auch Geratehersteller verpflichtet sind Daraus resultiert ein Zielkonflikt denn ein 60 cm breites Gerat z B Spulmaschine kann nicht in ein ebensobreites Mobel eingebaut werden Daher muss zwischen Unterbaumodellen und echten Einbaugeraten unterschieden werden Die Breite der Einbaunische fur europaische Gerate betragt ungefahr 56 cm und ist nicht naher definiert Der effektive Unterschied ist mit etwa 1 cm sehr gering Gerate die in beiden Normen auf dem Markt sind unterscheiden sich nur in der Geratefront bei gleichem Innenleben In diesem Vergleich sind notwendige Randabstande die zum Bedienen notwendig sind nicht berucksichtigt Im europaischen System kommen also auf beiden Seiten noch 5 cm hinzu um wieder im Dezimeter Raster zu sein Beim SMS sind dies nur 0 2 5 cm pro Seite Das Schweizer Mass System ermoglicht somit eine bessere Raumausnutzung Beide Systeme basieren in den Massen auf der Durchschnittsgrosse von Frauen Eine Arbeitshohe von 86 cm wie sie die DIN vorsah ist lediglich zum Kochen ideal Die neueste Ausgabe der europaischen Norm sieht neben der ursprunglichen Arbeitshohe auch eine Arbeitshohe von 91 cm vor Hochraumgerate Gerate mit identischen Abmessungen sind selbst beim selben Hersteller nicht garantiert Der Aufwand zum Einpassen in das Mobel wird meist zusatzlich verrechnet 8 Markt BearbeitenAuf dem Schweizer Markt konkurrieren die EU Norm und der schweizerische Standard miteinander In beiden Masssystemen stehen ausreichend Gerate bei vergleichbaren Preisen zur Verfugung Lange boten europaische Hersteller konsequent nur EU Gerate an Inzwischen bieten auch sie auf dem Schweizer Mass System basierende Produkte an 3 9 10 Siehe auch BearbeitenHoheneinheit und Teilungseinheit fur Elektronikgerate SchwedenkucheLiteratur BearbeitenChristina Sonderegger Zwischen Fortschritt und Leerlauf die genormte Kuche Anmerkungen zur Entwicklung der Schweizer Kuchennorm in Die Kuche Lebenswelt Nutzung Perspektiven Edition Wohnen 1 Birkhauser Verlag Basel 2006 ISBN 3 7643 7280 X Schweizerische Industriekommission zur Normung der Kuche SINK Schweizer Kuchen Kuchen mit System Schweizer Mass System SINK fur Kuchenmobel und Einbauapparate VSFE 1985 Bildungsnetz Schweizer Schreiner Fachzeichnen Kuche pdfEinzelnachweise Bearbeiten Christina Sonderegger Zwischen Fortschritt und Leerlauf Seite 99 Claude Lichtenstein in Architektenlexikon der Schweiz 19 20 Jh S 268 a b Christian Huggenberg Weisswaren Eigenart beginnt in der Kuche Handelszeitung vom 23 Mai 2005 H W Jurgens aktuelle Erhebung anthropometrischer Masse zur Aktualisierung der DIN 33 402 Teil 2 Forschungsbericht 1023 aus der Schriftenreihe der Bundesanstalt fur Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2004 pdf Interlubke Serie S07 Christina Sonderegger Zwischen Fortschritt und Leerlauf Seite 104 Bundesrat Antwort auf Frage 3 betreffend Kuhlschranke und Kuchenmobel PDF 12 kB Gernot Schonfeldinger Helga Schimmer Kuchen planen amp einrichten Verein fur Konsumenteninformation 2011 3 Auflage ISBN 978 3 99013 004 9 S 72 Vor allem das Hohenraster hat enorme Vorteile und lasst auch nach vielen Jahren Reparaturen und Ersatz von Mobelfronten zu Der Entscheid bei SMS mit der Marke Siemens einzusteigen fiel auf Grund der hohen Akzeptanz der Siemens Einbaugerate beim Kuchenfachhandel und den Endverbrauchern Siemens Prospekt 2007 pdf 1 2 Vorlage Toter Link www traumpreis ch Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Miele prasentiert neue Geschirrspuler in Schweizernorm Pressemitteilungen Miele 2014 abgerufen am 14 Marz 2017 Mit der Einfuhrung von Geraten in Schweizernorm beweist Miele einmal mehr die hohe Relevanz des Schweizer Marktes Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schweizer Mass System amp oldid 229337357