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Patientenzufriedenheit ist ein in der Sozialforschung entwickeltes Konzept das die Zufriedenheit von Patienten mit den in Anspruch genommenen Leistungen im Gesundheitswesen beschreibt Konkret wird unter Patientenzufriedenheit die Differenz zwischen der vom Patienten erwarteten Qualitat einer medizinischen Versorgung und der von ihnen wahrgenommenen Qualitat im Rahmen seiner Versorgung verstanden Inhaltsverzeichnis 1 Theoretische Bezuge 2 Teilaspekte 3 Messung 4 Daten 5 Literatur 6 EinzelnachweiseTheoretische Bezuge BearbeitenEs wird angenommen dass der Patient eine Erwartung bezuglich unterschiedlicher Leistungsaspekte seiner medizinischen Behandlung a priori entwickelt und diese anhand seiner Erfahrungen und Erlebnisse bewertet Die daraus resultierende Bilanz aus Ist und Sollleistungen fuhrt entweder zur Zufriedenheit die Erwartungen waren niedriger als die wahrgenommenen Leistungen oder zu Unzufriedenheit die Erwartungen waren hoher als die wahrgenommenen Leistungen Diese Betrachtungsweise ist der Kundenzufriedenheitsforschung entliehen und findet die Ursprunge im Diskonfirmationsparadigma Werden diese Ursprunge auf das Gesundheitswesen ubertragen kann die medizinische Versorgungsleistung anhand folgender Dimensionen kategorisiert werden Strukturqualitat Prozessqualitat Ergebnisqualitat SozialqualitatDies fuhrt in der Praxis immer wieder zu dem Vorwurf dass der Patient nicht ausschliesslich Kunde sei und seine Rolle als Ko Produzent der medizinischen Leistung wahrgenommen werden musse Teilaspekte BearbeitenDas Konstrukt Patientenzufriedenheit stellt gewissermassen einen Sammelbegriff fur alle Leistungen dar die ein Patient wahrend seines Krankenhausaufenthaltes wahrnimmt und mit denen er zufrieden oder unzufrieden ist Klassischerweise werden diese Leistungen in drei Bereichen zusammengefasst Medizinische Leistungen Pflegerische Leistungen Hotel leistungenDabei mussen diese drei Bereiche wiederum als kumulierte Beurteilungen diverser Teilbereiche gelten Hall und Dornan haben in einer historischen Metaanalyse von 221 Forschungsarbeiten einen Bereich von einem bis zwolf Gesichtspunkten gefunden die zur Operationalisierung von Patientenzufriedenheit herangezogen wurden Sie nennen u a Menschlichkeit Informiertheit technische Kompetenz burokratische Prozesse und Erfolg der Behandlung Cleary nennt in seiner Arbeit die Dimensionen the personal aspects of care the technical quality of care accessibility and availability of care continuity of care patient convenience physical settings financial considerations and efficacy Jacob und Bengel geben in ihrer kritischen Bestandsaufnahme einen Uberblick uber verschiedene Dimensionen die zur Messung von Patientenzufriedenheit herangezogen werden Sie weisen darauf hin dass bei aller Differenzierung auch in Betracht gezogen werden sollte welche Bedeutung und Wichtigkeit verschiedene Aspekte bzw Dimensionen der wahrgenommenen Leistung fur die Gesamtzufriedenheit der Patienten haben Gemeint ist damit dass die Zufriedenheit beispielsweise mit den sogenannten Hotelleistungen im Verhaltnis mit der Zufriedenheit mit der wahrgenommenen medizinischen Leistung nur schwer vergleichbar ist Erlebt ein Patient seinen Aufenthalt in einem Krankenhaus nicht als kurierend bzw zumindest nicht als schmerzlindernd so hebt auch ein ansprechendes Ambiente der Zimmer und Warteraume die Zufriedenheit mit dem Krankenhaus nicht bedeutsam Neben Zufriedenheit mit den konkreten Leistungen spielt also die Wichtigkeit der beurteilten Dimensionen aus Sicht des Patienten eine entscheidende Rolle Messung BearbeitenEs gibt verschiedene Moglichkeiten die Zufriedenheit von Patienten zu erheben Grundsatzlich kann unterschieden werden zwischen der Befragung aktueller Patienten Inhouse Befragung oder bereits entlassenen Patienten und der Fragebogenerhebung oder der Befragung Bei der Befragung aktueller Patienten kommt dem Befragungstermin eine besondere Bedeutung zu Befragungen zu Beginn des Krankenhausaufenthalts konnen dazu fuhren dass der befragte Patient nicht alle Dimensionen hinreichend beurteilen kann Wird der Patient erst am Ende seines Krankenhausaufenthaltes befragt ist bekannt dass sein Urteil tendenziell positiver ausfallt als wahrend seines Aufenthalts Halo Effekt das positive Erleben der Entlassungssituation schont die personlichen Erinnerungen im Ruckblick Bei der Befragung ehemaliger Patienten begibt man sich in den Bereich der Erinnerungsfehler Einzelerlebnisse werden eventuell uberbewertet oder aber abgeschwacht insgesamt kommt es eventuell zu Verzerrungen Andererseits konnen erst entlassene Patienten sinnvoll Ruckmeldung zum Entlassungsvorgang und damit verbundener Aspekte geben Ausserdem zeigt sich in statistischen Vergleichen kein signifikanter Unterschied zwischen dem Urteil aktueller und ehemaliger Patienten Ein kommerzieller Anbieter von Patientenzufriedenheitsbefragungen schlagt aus diesen Grunden vor eine stichtagsbezogene Mehrfacherhebung mit aktuellen Patienten durchzufuhren und diese durch eine postalische Befragung ehemaliger Patienten die nicht langer als 4 Wochen das Krankenhaus verlassen haben durchzufuhren Stichtagsbezogen heisst dass an einem vor bestimmten Tage alle Patienten einer beteiligten Station befragt werden soweit diese physisch und psychisch dazu in der Lage sind Dieses Vorgehen fuhrt dazu dass aktuelle Verweildauern der Patienten zufallig vermischt werden und es keinen Bias des Befragungstermins gibt Diese Stichtagsbefragung wird so lange wiederholt bis eine vorher festgelegte Anzahl von Fragebogen verteilt wurde Eine Patientenbefragung mit Fragebogen hat dabei den Vorteil dass Patienten anonym auf die Fragen antworten konnen und wegen ihres Urteils keine negative Konsequenzen in ihrem weiteren Krankenhausaufenthalt befurchten mussen Im Gegensatz zu Interviews sind Fragebogenerhebungen okonomischer zeitlich schneller und werden von den Patienten starker als freiwillig wahrgenommen Allerdings konnen bestimmte Erkrankungen dazu fuhren dass einige Patienten keine Fragebogen ausfullen konnen Diese mussen dann entweder aus der Befragung bewusst ausgeschlossen oder aber zusatzlich per Interview befragt werden Tabletbasierte Patientenbefragungen ermoglichen die direkte elektronische Erfassung und Auswertung der Patientenumfrage Diese elektronischen Systeme vereinfachen und erleichtern die Durchfuhrung und Auswertung der Patientenzufriedenheitsumfrage erheblich 1 Daten BearbeitenNach Ergebnissen der GEDA Zusatzbefragung Informationsverhalten und Selbstbestimmung von Burger inne n und Patient inn en aus dem Jahr 2009 gibt der Grossteil der Befragten an sehr zufrieden mit den Kontakten im Gesundheitswesen zu sein 2 Manner sind dabei insgesamt zufriedener als Frauen Zufriedenheit mit dem letzten Kontakt im Gesundheitswesen 2 sehr zufrieden zufrieden wenig zufrieden gar nicht zufriedenGesamt 26 2 61 5 11 1 1 2 Frauen 26 7 59 9 11 4 2 0 Manner 25 9 63 0 10 7 0 4 Literatur BearbeitenM Avis M Bond A Arthur Satisfying solutions A review of some unresolved issues in the measurement of patient satisfaction In Journal of Advanced Nursing 22 1995 S 316 322 P D Cleary Patient Satisfaction as an Indicator of Quality Care In Inquiry 25 1988 S 25 36 W Duer W Grossmann H Schmied Patientenzufriedenheit und Patientenerwartung im Krankenhaus In M Bullinger U Ravens Sieberer J Siegrist Hrsg Lebensqualitatsforschung aus medizinpsychologischer und soziologischer Perspektive Hogrefe Gottingen 2000 S 222 243 J A Hall M C Dornan Meta Analysis of satisfaction with medical care Description of Research Domain and Analysis of overal satisfaction levels In Social Science amp Medicine 27 6 1988 S 637 644 G E Hardy M A West F Hill Components and predictors of patient satisfaction In British Journal of Health Psychology 1 Part 1 1996 S 65 85 G Jacob J Bengel Das Konstrukt Patientenzufriedenheit Eine kritische Bestandsaufnahme The construct of client satisfaction A critical review In Zeitschrift fuer Klinische Psychologie Psychiatrie und Psychotherapie 48 3 2000 S 280 301 A Leimkuehler Patientenzufriedenheit Artefakt oder soziale Tatsache Patient satisfaction Artifact or social fact In Der Nervenarzt 67 9 1996 S 765 773 W Satzinger Patientenbefragungen als Instrument des QM im Krankenhaus In K Zapotoczky A Grausgruber T Mechtler Hrsg Gesundheit im Brennpunkt 1996 J Schmidt F Lamprecht W W Wittmann Zufriedenheit mit der stationaren Versorgung Entwicklung eines Fragebogens und erste Validitatsuntersuchungen In Psychother med Psychol 39 1989 S 248 255 3 W Zinn Patientenbefragungen nach dem Modell der Forschungsgruppe Metrik In W Satzinger A Trojan P Kellermann Muhlhoff Hrsg Patientenbefragungen in Krankenhausern Asgard Verlag Sankt Augustin 2001 W Zinn R Schena Patientenbefragung in Krankenhausern In Das Krankenhaus Band 1 W Kohlhammer Stuttgart 2000 Einzelnachweise Bearbeiten M Bickel Bereitschaft niedergelassener Arzte fur technische Innovationen am Beispiel des deutschen Gesundheitssystems PDF 1 6 MB Bachelorarbeit 2012 Fakultat fur Wirtschaftswissenschaften Technische Universitat Munchen a b K Horch L Ryl B Hintzpeter M L Dierks Kompetenz und Souveranitat im Gesundheitswesen Die Nutzerperspektive GBE kompakt 2 2011 Hrsg Robert Koch Institut Berlin Fragebogen in der Verfahrensdatenbank beim iqpr Institut fur Qualitatssicherung in Pravention und Rehabilitation GmbH Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Patientenzufriedenheit amp oldid 232852701