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Partizipation bezeichnet in der Museumswissenschaft die Teilhabe und Teilnahme der Besucher nicht nur im Sinne einer Rezeption der Ausstellungsinhalte sondern im Sinne einer Mit Produktion und einer aktiven Beteiligung an oder in Museen und Ausstellungen Die Bezeichnung als Partizipation erfolgte erst in den letzten Jahren die Idee der Offnung und Beteiligung von Besuchern oder der Gesellschaft bzw Community ist jedoch weitaus alter Als fester Bestandteil und Museumsaufgabe wurde und wird Partizipation in den Konzepten des in den 1970er Jahren in Frankreich entwickelten Ecomusee gefordert das auch im Zuge der Neuen Museologie Einfluss auf deutsche Museen hatte sowie in den Konzepten der Neighbourhood oder Community Museen in den USA und dem angelsachsischen Raum und den Museos Comunitarios in Mittel und Sudamerika 1 In den letzten Jahren erfuhr das Konzept vor allem durch Nina Simon internationale Aufmerksamkeit 2 im deutschsprachigen Raum vor allem durch Anja Piontek 3 und zahlreiche Publikationen des Historischen Museums Frankfurt namentlich v a Jan Gerchow Susanne Gesser und Angela Jannelli Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Problematik 3 Verschiedene Stufen der Partizipation 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenVon Partizipation wird im Museum gesprochen wenn Besucher die Moglichkeit erhalten eigene Inhalte auf bedeutende und ansprechende Art und Weise einzubringen oder zu teilen Der Hauptunterschied zwischen traditioneller Museumsarbeit und einem partizipativen Ansatz ist der Informationsfluss zwischen der Institution und den Besuchern Traditionell gilt das Museum als Sender und der Besucher als Empfanger Bei einem partizipativen Ansatz findet ein Austausch statt und beide Parteien fungieren sowohl als Sender als auch Empfanger 4 Problematik BearbeitenNicht jede Form der Interaktion ist gleichermassen partizipativ Der Unterschied zwischen den beiden Termini liegt darin dass im Gegensatz zu Interaktion bei der es um das Mitmachen bei vorgegebenen Strukturen geht bei Partizipation in diese Strukturen eingegriffen werden kann 5 Zusatzlich zu dieser Definitionsproblematik gesellen sich die unterschiedlichen landerspezifischen Auffassungen So ist die Auslegung Andrea Witcombs bezuglich Interaktion im eigentlichen Sinne das was hierzulande als Partizipation wahrgenommen wird Zumindest wenn man als Basis das Konzept von Nina Simon verwendet 6 Verschiedene Stufen der Partizipation BearbeitenNach Nina Simon lasst sich die partizipative Museumsarbeit in drei Stufen unterteilen deren Abstufung durch die unterschiedlichen Grade der Beteiligungsmoglichkeiten festgelegt ist Auf Stufe eins befindet sich die Contribution Hierbei gibt das Museum einen festen Rahmen vor Die Teilhabenden konnen innerhalb dessen ihren Teil beisteuern Stufe zwei bezeichnet die Collaboration Hier erhalten die Partizipienten die Moglichkeit als Experten und aktive Partner eines Museumsprojektes zu fungieren Die oberste Stufe bezeichnet die Co Creation bei welcher die Besucher gleichberechtigt mit dem Museum Inhalte und Projekte kreieren und verwirklicht 7 Simon fugte diesen drei Stufen noch eine Vorstufe hinzu die sie als Hosting bezeichnete Derlei Projekte sind solche bei denen die Institution einen Teil ihrer Raumlichkeiten und oder Ressourcen normalen Besuchern oder offentlichen Gruppen zur Verfugung stellt damit diese dort eigens entwickelte und realisierte Projekte prasentieren konnen 8 Anja Piontek hat in ihrer Dissertation das wohl bisher umfangreichste Modell zur Klassifizierung und Analyse von Partizipation entwickelt das sie als Dimensionenmodell bezeichnet 9 Ein Aspekt dieses Modells ist u a ebenfalls eine Typologie von partizipativer Museumsarbeit die die Stufung von Nina Simon als Grundlage aufgreift und entsprechend ihrer eigenen Definition von Partizipation weiterentwickelt Sie unterscheidet zwischen Ausarbeitung Ausfuhrung Zuarbeit Mitarbeit und Zusammenarbeit als zentralen Formen von Partizipation 10 macht aber auch deutlich dass in der Praxis durchaus Mischformen bestehen 11 Nicht jedes Projekt und jede Ausstellung muss immer das gleiche Mass an Partizipationsmoglichkeiten bieten Denn es darf nicht ausser Acht gelassen werden dass nicht alle Rezipienten in diesem Masse teilhaben mochten Es sollte stets die Moglichkeit bestehen einen ganz normalen Museumsbesuch zu absolvieren damit diese Besuchergruppe der Institution nicht verloren geht 12 Viele Museen fokussieren sich bei der Art der Partizipation rein auf das Inhalte kreieren und ubersehen hierbei dass die Spanne an Partizipationsmoglichkeiten um ein Vielfaches breiter ist Auch Besucher die den generierten Inhalt konsumieren kommentieren organisieren umarbeiten und weiterverbreiten partizipieren Und diese Personengruppe macht einen wesentlich grosseren Teil aus als die aktiven Teilhabenden 13 Festzuhalten ist dass ein partizipativer Ansatz ein Prozess mit offenem Ende ist der sich durch seine kommunikative Ausrichtung auszeichnet 14 Ferner muss fur die Partizipierenden deutlich werden aus welchem Grund sie teilhaben durfen sollen Partizipation um der Partizipation willen ist nicht sinnvoll und auch nicht zielfuhrend If the museum doesn t care about the outcomes of visitors participation why should visitors participate 15 Und aus diesem Grund sollte immer klar kommuniziert werden welchen Nutzen die Partizipation fur das Museum hat Besucher wollen Wertschatzung erfahren und das Gefuhl haben zu etwas beitragen zu konnen Ebenso ist es wichtig ihnen im Anschluss zu danken und wenn moglich sie uber den weiteren Verlauf zu informieren Zusatzlich sind partizipative Angebote ein nicht zu unterschatzender Mehraufwand fur die Museumsmitarbeiter Einen Nutzen daraus ziehen zu konnen ist also nur legitim 16 Die Museumsmitarbeiter durfen in diesem Prozess nicht alleingelassen werden denn auch fur sie bedeutet die neue Ausrichtung veranderte Arbeitsbedingungen und Anforderungen Sie mussen ebenso begleitet und unterstutzt werden wie die beteiligte Bevolkerung Denn von ihnen wird verlangt dass sie einen Grossteil ihrer Autoritat teilen und abgeben Der zuvor allwissende Kurator muss durch diese Teilhabe anderen den Status eines Experten zugestehen flexibel mit der neuentstandenen Situation umgehen und ein hohes Mass an Offenheit und Improvisationsfahigkeit mitbringen 17 Literatur BearbeitenSimon Nina Principles of Participation in Reinventing the Museum The Evolving Conversation on the Paradigm Shift hrsg von Gail Anderson u a New York 2012 S 330 350 Simon Nina The participatory museum Santa Cruz 2010 Piontek Anja Museum und Partizipation Theorie und Praxis kooperativer Ausstellungsprojekte und Beteiligungsangebote Transcript Bielefeld 2017 Piontek Anja Partizipative Ansatze in Museen und deren Bildungsarbeit in Handbuch Museumspadagogik Kulturelle Bildung in Museen hrsg von Beatrix Commandeur Hannelore Kunz Ott und Katrin Schad Kopaed Munchen 2016 S 198 205 Online https www kubi online de artikel partizipative ansaetze 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2012 S 330 350 hier S 331 332 Sternfeld Nora Partizipation in Handbuch Ausstellungstheorie und praxis hrsg von ARGE schnittpunkt u a Wien 2013 S 178 Witcomb Andrea Interactivity Thinking Beyond in A companion to museum studies hrsg von Sharon Macdonald u a Chichester 2011 S 353 361 hier S 360 Gesser Susanne Wir machen Museum in Historische Museen heute hrsg v Barricelli u Golgath Schwalbach Ts 2014 S 68 75 hier S 70f Simon Nina The participatory museum Santa Cruz 2010 S 187 Simon Principles of Participation in Reinventing the Museum u a New York 2012 S 330 350 hier S 187 Piontek Anja Museum und Partizipation Theorie und Praxis kooperativer Ausstellungsprojekte und Beteiligungsangebote Transcript Bielefeld 2017 S 138 258 Piontek Anja Museum und Partizipation Theorie und Praxis kooperativer Ausstellungsprojekte und Beteiligungsangebote Transcript Bielefeld 2017 S 193 204 Sowie Dies Partizipative Ansatze in Museen und deren Bildungsarbeit in Handbuch Museumspadagogik Kulturelle Bildung in Museen hrsg von Beatrix Commandeur Hannelore Kunz Ott und Katrin Schad Kopaed Munchen 2016 S 198 205 Online https www kubi online de artikel partizipative ansaetze museen deren bildungsarbeit Piontek Anja Museum und Partizipation Theorie und Praxis kooperativer Ausstellungsprojekte und Beteiligungsangebote Transcript Bielefeld 2017 S 204 ff Nina Simon Principles of Participation in Reinventing the museum u a New York 2012 S 330 350 hier S 333 Simon Nina Principles of Participation in Reinventing the museum u a New York 2012 S 330 350 hier S 335 Gesser Susanne Wir machen Museum in Historische Museen heute hrsg v Barricelli u Golgath Schwalbach Ts 2014 S 68 75 hier S 73 Simon Nina Principles of Participation in Reinventing the museum u a New York 2012 S 330 350 hier S 339 Simon Nina Principles of Participation in Reinventing the museum u a New York 2012 S 330 350 hier S 338 341 Gesser Susanne Wir machen Museum in Historische Museen heute hrsg v Barricelli u Golgath Schwalbach Ts 2014 S 68 75 hier S 73f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Partizipation Museum amp oldid 234928439