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Eine nichtdeterministische Turingmaschine NTM NDTM in der theoretischen Informatik ist eine Turingmaschine die anstatt einer Ubergangsfunktion eine Ubergangsrelation verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Informelle Beschreibung 2 Formale Definition 3 Aquivalenz zu Deterministischen Turingmaschinen 4 Bedeutung in der Komplexitatstheorie 5 Siehe auch 6 Literatur 7 QuellenhinweisInformelle Beschreibung BearbeitenEine deterministische Turingmaschine im Folgenden DTM hat eine Ubergangsfunktion die fur einen gegebenen Zustand und ein Symbol unter dem Lesekopf drei Dinge spezifiziert das Symbol das auf das Band geschrieben werden soll die Richtung in die der Lesekopf bewegt werden soll und den Zustand in den gewechselt werden soll Eine NTM unterscheidet sich von einer DTM dadurch dass der aktuelle Zustand und das aktuelle Bandsymbol diese drei Dinge nicht mehr eindeutig festlegen vielmehr gibt es mehrere mogliche Ubergange Die NTM hat also fur jede Eingabe nicht etwa einen eindeutigen Lauf sondern viele verschiedene mogliche Laufe Das kann so interpretiert werden dass sie zufallig einen der moglichen Laufe ausfuhrt oder aber so dass sie alle moglichen Laufe parallel ausfuhrt Sie akzeptiert die Eingabe sofern es einen akzeptierenden Lauf gibt Da dieses Verhalten nach heutigem Kenntnisstand nicht ohne Weiteres realisierbar ist handelt es sich um ein theoretisches Maschinenmodell Trotzdem hat dieses Modell aus verschiedenen Grunden eine grosse Bedeutung fur die theoretische Informatik insbesondere fur den Bereich der Komplexitatstheorie Formale Definition BearbeitenEine nichtdeterministische Turingmaschine kurz NTM ist ein 7 Tupel M Q S G d q 0 F displaystyle M Q Sigma Gamma delta q 0 square F nbsp wobei Zustandsmenge Q displaystyle Q neq emptyset nbsp ist eine endliche nichtleere Menge Eingabealphabet S displaystyle Sigma neq emptyset nbsp ist eine endliche nichtleere Menge Bandalphabet G G S displaystyle Gamma neq emptyset Gamma supset Sigma nbsp ist eine endliche nichtleere Menge Ubergangsrelation d Q F G Q G L N R displaystyle delta subseteq Q setminus F times Gamma times Q times Gamma times L N R nbsp Startzustand q 0 Q displaystyle q 0 in Q nbsp Blank Symbol G S displaystyle square in Gamma setminus Sigma nbsp Menge der Endzustande F Q displaystyle F subseteq Q nbsp Eine Konfiguration der NTM M displaystyle M nbsp ist ein 4 Tupel u q a v displaystyle u q a v nbsp wobei u G displaystyle u in Gamma star nbsp q Q displaystyle q in Q nbsp a G displaystyle a in Gamma nbsp und v G displaystyle v in Gamma star nbsp fur eine Definition von G displaystyle Gamma star nbsp siehe Kleenesche Hulle Intuitiv bedeutet eine Konfiguration u q a v displaystyle u q a v nbsp dass sich die NTM M displaystyle M nbsp im Zustand q displaystyle q nbsp befindet das Feld auf dem sich der Schreib Lese Kopf befindet das Symbol a displaystyle a nbsp enthalt das unendliche Band links vom Schreib Lese Kopf den Inhalt u displaystyle u nbsp hat wobei unendlich viele Blank Symbole links von u displaystyle u nbsp nicht mit einbezogen werden und rechts vom S L Kopf den Inhalt v displaystyle v nbsp aufweist auch hier wird wieder nur der endliche Teil betrachtet der alle Nicht Blank Symbole enthalt Die Menge der Konfigurationen von M displaystyle M nbsp sei mit conf M displaystyle operatorname conf M nbsp bezeichnet Wir definieren eine binare Relation M displaystyle Rightarrow M nbsp auf conf M displaystyle operatorname conf M nbsp genannt Konfigurationsubergangsrelation wie folgt Fur zwei Konfigurationen c 1 u 1 q 1 a 1 v 1 displaystyle c 1 u 1 q 1 a 1 v 1 nbsp und c 2 u 2 q 2 a 2 v 2 displaystyle c 2 u 2 q 2 a 2 v 2 nbsp gilt c 1 M c 2 displaystyle c 1 Rightarrow M c 2 nbsp genau dann wenn eine der folgenden Bedingungen erfullt ist e displaystyle varepsilon nbsp steht hier fur das leere Wort u 1 u 2 displaystyle u 1 u 2 nbsp v 1 v 2 displaystyle v 1 v 2 nbsp und q 1 a 1 q 2 a 2 N d displaystyle q 1 a 1 q 2 a 2 N in delta nbsp oder es gibt ein a G displaystyle a in Gamma nbsp so dass u 1 u 2 e displaystyle u 1 u 2 varepsilon nbsp a v 1 v 2 displaystyle av 1 v 2 nbsp a 2 displaystyle a 2 square nbsp und q 1 a 1 q 2 a L d displaystyle q 1 a 1 q 2 a L in delta nbsp oder es gibt ein a G displaystyle a in Gamma nbsp so dass u 1 u 2 a 2 displaystyle u 1 u 2 a 2 nbsp a v 1 v 2 displaystyle av 1 v 2 nbsp und q 1 a 1 q 2 a L d displaystyle q 1 a 1 q 2 a L in delta nbsp oder es gibt ein a G displaystyle a in Gamma nbsp so dass u 1 a u 2 displaystyle u 1 a u 2 nbsp v 1 v 2 e displaystyle v 1 v 2 varepsilon nbsp a 2 displaystyle a 2 square nbsp und q 1 a 1 q 2 a R d displaystyle q 1 a 1 q 2 a R in delta nbsp oder es gibt ein a G displaystyle a in Gamma nbsp so dass u 1 a u 2 displaystyle u 1 a u 2 nbsp v 1 a 2 v 2 displaystyle v 1 a 2 v 2 nbsp und q 1 a 1 q 2 a R d displaystyle q 1 a 1 q 2 a R in delta nbsp Die Anfangskonfiguration von M displaystyle M nbsp auf dem Eingabewort w S displaystyle w in Sigma star nbsp ist die Konfiguration c 0 e q 0 w displaystyle c 0 varepsilon q 0 square w nbsp Eine Konfiguration c u q a v displaystyle c u q a v nbsp heisst Endkonfiguration wenn q F displaystyle q in F nbsp Ist c displaystyle c nbsp eine Endkonfiguration dann heisst sie akzeptierende Endkonfiguration wenn a displaystyle a neq square nbsp ansonsten heisst sie nicht akzeptierende Endkonfiguration Ein endlicher Lauf von M displaystyle M nbsp auf dem Eingabewort w displaystyle w nbsp ist eine endliche Sequenz c 0 c 1 c n displaystyle c 0 c 1 ldots c n nbsp von Konfigurationen wobei c 0 displaystyle c 0 nbsp die Anfangskonfiguration auf w displaystyle w nbsp ist c n displaystyle c n nbsp eine Endkonfiguration und fur jede naturliche Zahl i displaystyle i nbsp mit 1 i n displaystyle 1 leq i leq n nbsp gilt c i 1 M c i displaystyle c i 1 Rightarrow M c i nbsp Ein endlicher Lauf auf w displaystyle w nbsp heisst akzeptierend wenn c n displaystyle c n nbsp akzeptierend ist ansonsten heisst er nicht akzeptierend Ein unendlicher Lauf von M displaystyle M nbsp auf Eingabe w displaystyle w nbsp ist eine unendliche Sequenz c 0 c 1 c 2 displaystyle c 0 c 1 c 2 ldots nbsp von Konfigurationen wobei c 0 displaystyle c 0 nbsp die Anfangskonfiguration auf w displaystyle w nbsp ist und fur jede naturliche Zahl i displaystyle i nbsp mit 1 i displaystyle 1 leq i nbsp gilt c i 1 M c i displaystyle c i 1 Rightarrow M c i nbsp Ein Entscheider ist eine NTM die keinen unendlichen Lauf hat Sei M displaystyle M nbsp ein Entscheider Die von M displaystyle M nbsp akzeptierte Sprache L M S displaystyle L M subseteq Sigma star nbsp ist definiert als L M w S displaystyle L M left w in Sigma star mid right nbsp es gibt einen akzeptierenden Lauf von M displaystyle M nbsp auf w displaystyle left w right nbsp Aquivalenz zu Deterministischen Turingmaschinen BearbeitenDa jede deterministische Ubergangsfunktion einer DTM als Ubergangsrelation einer NTM aufgefasst werden kann sind NTM mindestens so machtig wie DTM da sie diese komplett enthalten Umgekehrt kann auch jede von einer NTM erkannte Sprache von einer DTM erkannt werden Die DTM simuliert alle Ubergange der NTMs indem sie mehrere Kopien des simulierten Zustands erstellt sofern mehrere Ubergange moglich sind diese werden dann parallel simuliert Kann z B ein Problem von einer NTM in polynomieller Zeit gelost werden so kann es von einer deterministischen Turingmaschine in exponentieller Zeit gelost werden Es gibt dann auch eine DTM die das Problem mit polynomiellem Speicheraufwand lost Satz von Savitch Bedeutung in der Komplexitatstheorie BearbeitenDie Bedeutung nichtdeterministischer Turingmaschinen erklart sich wie folgt Man betrachtet ein Problem nur dann als effizient losbar wenn es sich in Polynomialzeit entscheiden lasst Auf deterministischen Turingmaschinen werden alle Probleme fur die dies gilt der Klasse P zugerechnet Es gibt jedoch eine recht grosse Anzahl von praktisch sehr bedeutsamen Problemen fur die noch nicht gezeigt werden konnte ob sie in P liegen Wie sich herausgestellt hat lassen sich zahlreiche dieser Probleme auf einer nichtdeterministischen Turingmaschine in polynomieller Zeit entscheiden sie liegen in NP Die Tatsache dass so viele wichtige aber deterministisch bisher nicht effizient losbare Probleme in dieser Klasse liegen hat die Hoffnung genahrt durch eine Untersuchung des nichtdeterministischen Turingmaschinentyps Hinweise auf eine effizientere Losung dieser Probleme zu erhalten Liesse sich etwa ein allgemeines Verfahren finden mit dem eine nichtdeterministische Turingmaschine durch eine deterministische in Polynomialzeit simuliert werden kann so ware fur alle genannten Probleme gezeigt dass sie in P liegen und damit effizient losbar sind Die Klassen P und NP waren dann identisch Dies ist aber bis heute nicht gelungen Die Fragestellung ist auch als P NP Problem bekannt Mittels nichtdeterministischer Turingmaschinen werden neben NP eine Reihe bedeutsamer Komplexitatsklassen definiert Die Menge aller Zeitkomplexitatsklassen die auf nichtdeterministische Turingmaschinen zuruckgefuhrt werden heisst NTIME Analog ist NSPACE die Menge aller Raumkomplexitatsklassen dieses Maschinentyps Siehe auch BearbeitenDeterministische Turingmaschine DTM Linear beschrankte Turingmaschine LBA Turingmaschine mit Zusatzeingabe Orakel TuringmaschineLiteratur BearbeitenJohn E Hopcroft Rajeev Motwani Jeffrey D Ullman Einfuhrung in die Automatentheorie formale Sprachen und Komplexitatstheorie 3 aktualisierte Auflage Pearson Studium Munchen 2011 ISBN 978 3 86894 082 4 8 4 4 Nichtdeterministische Turing Maschinen englisch Introduction to Automata Theory Languages and Computation 2007 Ubersetzt von Sigrid Richter und Ingrid Tokar Ingo Wegener Theoretische Informatik Eine algorithmenorientierte Einfuhrung B G Teubner Stuttgart ISBN 3 519 02123 4 3 2 Nichtdeterministische Turingmaschinen und die Klasse NP Quellenhinweis BearbeitenDies ist eine freie nicht vollstandige Ubersetzung des Eintrags in der Englischen Wikipedia Fur Quellenangaben vgl dort Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nichtdeterministische Turingmaschine amp oldid 235122482