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Mit dem Begriff Netzregelverbund NRV wird ein Konzept bezeichnet das das Gleichgewicht von Verbrauch und Erzeugung elektrischer Leistung Systembilanz in untereinander verbundenen Stromnetzen optimiert indem die gleichzeitige Aktivierung von positiver und negativer Regelleistung vermieden wird sofern es die Netzkapazitaten und die Netzsicherheit zulassen Abbildung 1 Die Abbildung zeigt eine beispielhafte Darstellung der horizontalen Struktur einzelner Regelzonen RZ A bis E Die control programs beschreiben dabei den geplanten Energieaustausch uber Fahrplane Bei engpassbehafteten Grenzen sind die freien Kapazitaten NTC Congestion zwischen den einzelnen Regelzonen zu berucksichtigen Die Kapazitaten durfen von dem geplanten Energieaustausch nicht uberschritten werden Abbildung 2 Die horizontale Struktur der Regelzonen RZ wurde um den NRV erganzt NRV programs grune Pfeile Der bisherige Austausch gemass Abbildung 1 bleibt dabei bestehen Regelzonen die unterdeckt sind rot bekommen im Rahmen von Modul 1 zusatzlich Energie von Regelzonen die uberdeckt sind blau Der gegenlaufige Abruf von Regelleistung wird so zwischen den einzelnen Regelzonen vermieden Die Berucksichtigung der freien Kapazitaten bleibt dabei bestehen Leistungsflusse resultierend von dem Modulen 2 4 werden identisch behandelt Inhaltsverzeichnis 1 Prinzip des Netzregelverbunds 1 1 Modul 1 Vermeidung gegenlaufiger Regelleistungs Aktivierung 1 2 Modul 2 Gemeinsame Regelleistungs Dimensionierung 1 3 Modul 3 Gemeinsame Sekundarregelleistungs Beschaffung 1 4 Modul 4 Kostenoptimale Regelleistungs Aktivierung 2 Technische Funktionsweise 3 Systemsicherheit und Engpassmanagement 4 Wirtschaftlicher Nutzen des Netzregelverbunds 5 Teilnehmer am Netzregelverbund 6 Internationale Kooperation Grid Control Cooperation GCC 7 Historische Entwicklung des Netzregelverbunds 8 Literatur 9 EinzelnachweisePrinzip des Netzregelverbunds Bearbeiten nbsp Abbildung 3 Module des NetzregelverbundsDer Netzregelverbund besteht aus vier Modulen siehe Abbildung 3 welche jeweils unterschiedliche technische bzw wirtschaftliche Optimierungen verfolgen Modul 1 Vermeidung gegenlaufiger Regelleistungs Aktivierung Bearbeiten Es ist unvermeidlich dass es Zeiten gibt in denen Regelzonen einen Mangel an Leistung haben wahrend andere Regelzonen gleichzeitig einen Leistungsuberschuss aufweisen Das Ziel von Modul 1 ist die konsequente Vermeidung der gegenlaufigen Aktivierung von Regelleistung durch kontrollierten und gezielten Energieaustausch zwischen den Regelzonen Das Einsparpotential liegt in der Reduktion der gegenlaufigen Regelleistungsarbeit und der damit verbundenen Kosten 1 Modul 2 Gemeinsame Regelleistungs Dimensionierung Bearbeiten Das Ziel von Modul 2 ist die gemeinsame regelzonenubergreifende Dimensionierung der Regelleistung und damit die Reduktion der vorzuhaltenden Leistung sowie der entsprechenden Kosten Im Beispiel der vier deutschen Regelzonen ist die Dimensionierung nach Umsetzung von Modul 2 identisch zu einer fiktiven deutschen Regelzone 1 Modul 3 Gemeinsame Sekundarregelleistungs Beschaffung Bearbeiten Modul 3 ermoglicht den teilnehmenden Ubertragungsnetzbetreibern Sekundarregelleistung von Anbietern in allen teilnehmenden Regelzonen zu beschaffen Jeder Anbieter muss lediglich bei einem Ubertragungsnetzbetreiber uber eine fernwirktechnische Verbindung verfugen Das Einsparpotential bei Modul 3 liegt in der Kostenreduktion durch mehr Wettbewerb als Folge der Reduzierung des technischen Aufwands fur die Anbieter 1 Daruber hinaus ist eine enge Kopplung aus Systemverantwortung und der physikalischen Wirkung des Regelleistungseinsatzes erreicht Diese enge Kopplung ist dann von Vorteil wenn es zum Beispiel um die Beurteilung von Regelleistungsflussen geht und insbesondere im Storungsfall zum Beispiel im Fall einer Inselnetzbildung Fur Tertiarregelleistung Minutenreserve besteht die gemeinsame Beschaffung schon langer da keine fernwirktechnische Verbindung erforderlich ist Modul 4 Kostenoptimale Regelleistungs Aktivierung Bearbeiten Der Einsatz der Regelleistung erfolgt wie bei einer Regelzone kostenoptimal fur ganz Deutschland Im Fall von drohenden Netzengpassen konnen die Ubertragungsnetzbetreiber den Leistungsaustausch zwischen den Regelzonen richtungsabhangig einschranken oder aussetzen Ziel von Modul 4 ist damit die regelzonenubergreifende wirtschaftliche Optimierung der Regelleistungs Aktivierung Das Einsparpotential liegt somit in der Reduktion der Kosten fur Regelarbeit 1 Technische Funktionsweise Bearbeiten nbsp Abbildung 4 Grundprinzip der SRL OptimierungDas Grundprinzip des Netzregelverbunds basiert auf einer Optimierungs Software Die koordinierenden Funktionen sind in Abbildung 4 dargestellt Die Funktionsweise stellt sich generell so dar Aufgrund von a priori unbekannten Schwankungen in Verbrauch und Erzeugung weicht die Leistungsbilanz einer Regelzone vom geforderten Sollwert ab Der resultierende Bilanzfehler muss durch Aktivierung von Sekundarregelleistung ausgeglichen werden Die Sekundarregelleistungs Bedarfe der teilnehmenden Regelzonen werden der Optimierungs Software gemeldet Dieser berechnet einen Korrekturwert der auf den Sollwert der entsprechenden Regelzone aufgeschlagen wird Entsprechend andert sich die Eingangsgrosse des Sekundarreglers Die Summe aller Korrekturwerte fur alle am Netzregelverbund teilnehmenden Regelzonen ist zu jedem Zeitpunkt Null Die Korrekturaufschaltung berechnet sich gemass den entsprechenden Algorithmen kurzzyklisch 2 Systemsicherheit und Engpassmanagement BearbeitenDer koordinierte Betrieb mehrerer Sekundarregler im Netzregelverbund fuhrt zu zusatzlichen Stromflussen im Netz der beteiligten Regelzonen und in ihrer Nachbarschaft Im Fall von Netzengpassen muss der regelzonenubergreifende Energieaustausch eingeschrankt werden Jeder Ubertragungsnetzbetreiber hat deshalb die Moglichkeit Import und Exportschranken fur den aus der Optimierung resultierenden Energieaustausch festzulegen und im laufenden Betrieb jederzeit mit sofortiger Wirkung zu andern Im Notfall ist auch ein vorubergehender Austritt aus dem Netzregelverbund moglich 2 Der Netzregelverbund erschliesst somit das Optimum aus Netzsicherheit und der Nutzung von Synergien im Ubertragungsnetz siehe Abbildung 2 Wirtschaftlicher Nutzen des Netzregelverbunds BearbeitenDer wirtschaftliche Nutzen des Netzregelverbunds hangt generell von den Storungen des Leistungsgleichgewichts in den beteiligten Regelzonen sowie den Preisen fur Regelleistung und Regelenergie ab Da die Faktoren variieren lassen sich die Einsparungen durch den Netzregelverbund nur qualitativ bewerten 2 Ein Gutachten das von der Bundesnetzagentur 2009 in Auftrag gegeben wurde beziffert die Einsparungen fur Deutschland durch Vermeidung gegenlaufiger Aktivierung der Regelleistung Modul 1 auf etwa 120 Mio Euro jahrlich Daruber hinaus ergeben sich weitere Einsparungen durch die Reduzierung der vorzuhaltenden Regelleistung Modul 2 von ca 140 Mio Euro pro Jahr 3 6 die direkt den Netznutzern zugutekommen 2 Durch die gemeinsame Beschaffung Modul 3 sowie die regelzonenubergreifende Kostenoptimierung Modul 4 des Einsatzes von Sekundarregelleistung und Tertiarregelleistung Minutenreserve erzielt der Netzregelverbund einen weiteren kostensenkenden Effekt Simulationsuntersuchungen zu Modul 4 zeigen dass die entsprechenden Einsparungen sich im zweistelligen Millionenbereich bewegen 2 Ein weiterer Vorteil des Netzregelverbunds ist die Einfuhrung des regelzonenubergreifenden einheitlichen Bilanzausgleichsenergiepreises reBAP Damit werden die Bilanzkreisabweichungen in allen deutschen Regelzonen mit demselben Ausgleichsenergiepreis abgerechnet 2 Teilnehmer am Netzregelverbund Bearbeiten nbsp Abbildung 5 Aufteilung der UNB Regelzonen in DeutschlandDer Netzregelverbund wurde in Deutschland beginnend mit dem Modul 1 im Dezember 2008 in Betrieb genommen und sukzessive um weitere Module erweitert Die vier in Deutschland tatigen Ubertragungsnetzbetreiber haben dazu eine Verbindung zwischen ihren Leistungs Frequenz Reglern eingerichtet Jeder Netzbetreiber verfugt aber weiterhin uber einen voll funktionsfahigen Leistungs Frequenz Regler und ist im Notfall in der Lage seine Regelzone autark im Leistungsgleichgewicht zu halten Der Netzregelverbund kann sukzessive auf weitere Regelzonen ausgedehnt werden Aktuell nehmen folgende Regelzonen am Netzregelverbund teil nbsp Abbildung 6 Deutschland ist seit dem NRV ein gemeinsamer Regelenergiemarkt50Hertz Transmission GmbH fruher Vattenfall Europe Transmission GmbH seit Dezember 2008 TenneT TSO fruher E ON Netz GmbH seit Dezember 2008 TransnetBW GmbH fruher EnBW Transportnetze AG TNG seit Dezember 2008 Amprion GmbH seit Mai 2010Teilnehmer aus dem Ausland nur Modul 1 Danemark Energinet dk seit Oktober 2011 Niederlande TenneT seit Februar 2012 Schweiz swissgrid seit Marz 2012 Tschechische Republik CEPS seit Juni 2012 Belgien Elia System Operator seit Oktober 2012 Osterreich APG seit April 2015 Frankreich RTE seit Februar 2016 Slowenien ELES seit Februar 2019 Kroatien HOPS seit Februar 2019Internationale Kooperation Grid Control Cooperation GCC Bearbeiten nbsp Abbildung 7 Geplante internationale Erweiterung des NetzregelverbundsIm kontinentaleuropaischen Verbundnetz ENTSO E RG CE ehemals UCTE gibt es derzeit uber 30 Regelzonen 3 Diese sind unabhangig voneinander fur ihr Leistungsgleichgewicht verantwortlich Die autarke Netzregelung hat den Vorteil eines definierten Energieaustausches und einer planbaren Netzbelastung bewirkt allerdings hohere Kosten Entsprechend gibt es auch auf europaischer Ebene ein Interesse am Konzept des in Deutschland eingefuhrten Netzregelverbunds Am einfachsten lasst sich die Vermeidung einer gegenlaufigen Aktivierung der Regelleistung Modul 1 umsetzen Eine solche Kooperation ist mit den Landern Danemark Niederlande Schweiz und Belgien realisiert Fur die weiteren Module sind unterschiedlichste wirtschaftliche regulatorische und technische Harmonisierungen notwendig weshalb diese ublicherweise erst in einem zweiten Schritt umgesetzt werden 2 Historische Entwicklung des Netzregelverbunds BearbeitenBereits im Dezember 2008 haben drei der vier deutschen Ubertragungsnetzbetreiber EnBW Transportnetze AG heute TransnetBW GmbH E ON Netz GmbH heute TenneT TSO GmbH und Vattenfall Europe Transmission GmbH heute 50Hertz Transmission GmbH das erste Modul des Netzregelverbunds in Betrieb genommen Dieses dient der Vermeidung eines gegenlaufigen Abrufes von Regelleistung Im Mai 2009 folgte das Modul 2 Dieses erlaubt den Ubertragungsnetzbetreibern unter anderem eine Dimensionierung der Regelleistung die der einer einzigen Regelzone entspricht Die Bildung eines einheitlichen Regelleistungsmarkts fur Sekundarregelleistung Modul 3 folgte im Juli 2009 und wurde im September 2009 durch den regelzonenubergreifenden kostenoptimalen Sekundarregelleistungsabruf Modul 4 erganzt 1 Seit Juli 2010 rufen die vier deutschen UNB zudem die Minutenreserve uber alle vier Regelzonen preisoptimal ab ausgenommen bei Netzengpassen oder sonstigen Storungen Nach dem Beschluss der Bundesnetzagentur die deutschlandweite Einfuhrung des Netzregelverbunds bis spatestens 31 Mai 2010 umzusetzen 4 5 ist der vierte deutsche Ubertragungsnetzbetreiber Amprion GmbH im Mai 2010 dem Netzregelverbund beigetreten Literatur BearbeitenPressemitteilung vom 4 Mai 2010 EnBW Transportnetze AG EnBW Energie Baden Wurttemberg AG abgerufen am 29 April 2011 P Zolotarev M Treuer T Weissbach Universitat Stuttgart M Gokeler EnBW Transportnetze AG Netzregelverbund Koordinierter Einsatz von Sekundarregelleistung VDI Berichte 2080 VDI Verlag 2009 ISBN 978 3 18 092080 1 Pavel Zolotarev Universitat Stuttgart IFK Melchior Gokeler EnBW Transportnetze AG Netzregelverbund Koordinierter Einsatz von Sekundarregelleistung Grid Control Cooperation Coordination of Secondary Control Marz 2011 TU Dortmund E Bridge Consulting GmbH Wissenschaftliches Gutachten Optimierung der Ausregelung von Leistungsungleichgewichten 2009 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e P Zolotarev M Treuer T Weissbach Universitat Stuttgart M Gokeler EnBW Transportnetze AG Netzregelverbund Koordinierter Einsatz von Sekundarregelleistung VDI Berichte 2080 VDI Verlag GmbH 2009 ISBN 978 3 18 092080 1 S 2 4 a b c d e f g Pavel Zolotarev Universitat Stuttgart IFK Melchior Gokeler EnBW Transportnetze AG Netzregelverbund Koordinierter Einsatz von Sekundarregelleistung Grid Control Cooperation Coordination of Secondary Control Marz 2011 S 5 7 ENTSO E Member Companies In entsoe eu Abgerufen am 2 Februar 2018 englisch Beschluss in dem Verwaltungsverfahren wegen der Festlegung zum Einsatz von Regelenergie PDF Az BK6 08 111 Beschlusskammer 6 der Bundesnetzagentur 16 Marz 2010 S 5 11 abgerufen am 2 Februar 2018 Bundesnetzagentur ordnet Netzregelverbund fur die deutschen Stromnetze an PDF Pressemitteilung Bundesnetzagentur 16 Marz 2010 abgerufen am 2 Februar 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Netzregelverbund amp oldid 190908638