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Als Kurvenflug werden alle Flugmanover bezeichnet bei denen der Pilot eines Flugzeugs eine kontrollierte Richtungsanderung vornimmt Sicht aus dem Cockpit einer Cessna 206 V5 MAG im Kurvenflug mit einer 40 Grad Querneigung Der kunstliche Horizont ist exakt parallel zum Horizont der Erde ausgerichtet Die Flugzeuginsassen spuren ein Lastvielfach von 1 3 Inhaltsverzeichnis 1 Korrekte Koordination 2 Steuerung 3 Geschichte 4 Physik 4 1 Kurvenradius 4 1 1 Beispiele 4 2 Standardkurve 4 3 g Faktor 4 4 Wirkung der Krafte auf Piloten und Passagiere 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseKorrekte Koordination BearbeitenFur einen aerodynamisch korrekten Kurvenflug muss das Fluggerat jene Schraglage einnehmen bei der die Fliehkraft dem Seitwartsgleiten durch die Querneigung genau entgegenwirkt siehe Scheinlot Zur Kontrolle einer korrekten Koordination des Kurvenflugs steht in vielen Flugzeugen ein Wendezeiger zur Verfugung der zur Mindestausrustung beim Instrumentenflug zahlt Im Linienflug gelten 30 als maximale Schraglage Steuerung BearbeitenDer Kurvenflug wird durch gleichzeitiges Betatigen von Querruder und Seitenruder eingeleitet Mit dem Seitenruder wird das negative Wendemoment das durch die Betatigung der Querruder hervorgerufen wird ausgeglichen Bei Steuerung mit Autopilot wird nur die gewunschte Richtungsanderung bzw der Steuerkurs eingegeben und vom Gerat die Drehrate maximal 3 pro Sekunde mit der passenden Querneigung gesteuert Der Autopilot ist zu diesem Zweck mit Horizont Sensoren gekoppelt Geschichte Bearbeiten nbsp Beim Flug des 1902 Gliders in Rechtslage ist an der Seitenruderstellung nach links zu erkennen dass eine koordinierte Linkskurve mit Flugelverwindung und Seitenruder eingeleitet wurde 24 Oktober 1902 Die Notwendigkeit den Kurvenflug neben der Einleitung einer Schraglage mit Querrudern oder Flugelverwindung zusatzlich mit dem Seitenruder zu unterstutzen entdeckten die Bruder Wright bei Gleitflugen mit ihrem Doppeldecker Gleiter 1902 Der Kurvenflug nur mittels Flugelverwindung gelang nicht Erst das Anbringen eines beweglichen Seitenruders und die Synchronisation seiner Ausschlage mit der Flugelverwindung gestattete es das negative Moment aufzuheben und dadurch nach Belieben zu manovrieren Physik BearbeitenKurvenradius Bearbeiten nbsp Kraftediagramm eines Flugzeuges im Kurvenflug 1 Um ein Flugzeug eine Kurve mit dem Radius r displaystyle r nbsp fliegen zu lassen muss das Flugzeug in Richtung Kurvenzentrum mit der Beschleunigung b v 2 r displaystyle b v 2 r nbsp zentripetal beschleunigt werden Um diese Beschleunigung zu erreichen muss auf das Flugzeug der Masse m displaystyle m nbsp eine zentripetale Kraft F z m v 2 r displaystyle F z mv 2 r nbsp wirken Diese Kraft wird mit dem Auftrieb der Flugel geschaffen indem das Flugzeug in Richtung Kurvenzentrum gekippt wird Der Auftrieb F a displaystyle F a nbsp der Flugel wird beim Neigen des Flugzeuges vektoriell in eine senkrechte und in eine zentripetale horizontale Komponente geteilt Die senkrechte nach oben wirkende Komponente F s displaystyle F s nbsp ist dem Gewicht des Flugzeuges entgegengerichtet und hat denselben Betrag wie das Gewicht F s F g displaystyle F s F g nbsp Mit dem Flugzeug Neigungswinkel b displaystyle beta nbsp englisch bank angle genannt wird die zentripetale Kraft betragsmassig F z F g s tan b displaystyle F z F g s tan beta nbsp und somit ist m v 2 r m g tan b displaystyle frac mv 2 r m cdot g tan beta nbsp Hier stellt g 9 81 m s 2 displaystyle g 9 81 mathrm m s 2 nbsp die Erdbeschleunigung dar Der Kurvenradius den ein Flugzeug mit der Geschwindigkeit v displaystyle v nbsp und einem Neigungswinkel b displaystyle beta nbsp fliegt ist r v 2 g tan b displaystyle r frac v 2 g tan beta nbsp Der Kurvenradius nimmt bei einem bestimmten Neigungswinkel b displaystyle beta nbsp im Quadrat mit der Geschwindigkeit zu und er ist unabhangig von der Grosse des betrachteten Flugzeuges oder Vogels Beispiele Bearbeiten Eine Beechcraft Bonanza A36 fliegt im Reiseflug mit einer Geschwindigkeit von 160 kt 296 km h Bei einer Neigung von b 30 displaystyle beta 30 circ nbsp ist der Radius der geflogenen Kurve 1194 Meter Eine Linienflugzeug fliegt im Reiseflug mit einer Geschwindigkeit von zum Beispiel 450 kt 833 km h Bei einer Neigung von b 30 displaystyle beta 30 circ nbsp ist der Radius der geflogenen Kurve 9453 Meter Standardkurve Bearbeiten Hauptartikel Standardkurve Man spricht von einer Standardkurve wenn ein Flugzeug einen Kreis von 360 in zwei Minuten fliegt Die im Kreis geflogene Distanz ist D 2 p r displaystyle D 2 pi r nbsp Um diesen Kreis in zwei Minuten T 0 120 s displaystyle T 0 120 mathrm s nbsp abzufliegen muss das Flugzeug eine Querneigung von b 2Min arctan 2 p v g T 0 displaystyle beta text 2Min arctan left frac 2 pi v gT 0 right nbsp haben Fur kleine Geschwindigkeiten v lt 200 k t displaystyle v lt 200 mathrm kt nbsp ist b 2Min 0 15 v k t displaystyle beta text 2Min circ 0 15 cdot v mathrm kt nbsp eine gute Naherung Eine Beechcraft Bonanza A36 die im Reiseflug eine Geschwindigkeit von 160 kt 296 km h hat fliegt eine Standardkurve bei einer Querneigung von b 23 7 displaystyle beta 23 7 circ nbsp g Faktor Bearbeiten nbsp g Faktor als Funktion der Querneigung b displaystyle beta nbsp Der in einer Kurve auf das Flugzeug und die Insassen wirkende g Faktor auch Lastvielfaches genannt ist das Verhaltnis des in der Kurve benotigen Auftriebes F a displaystyle F a nbsp zum Auftrieb F g s displaystyle F g s nbsp im Horizontalflug g Faktor F a F g s 1 cos b displaystyle g text Faktor frac F a F g s frac 1 cos beta nbsp Der g Faktor ist fur Querneigungen bis zu 30 sehr gering und als Passagier kaum spurbar Fur Querneigungen uber 30 steigt der g Faktor steil an Fur jedes fliegende Objekt sei es ein Flugzeug oder ein Vogel ist das Lastvielfache unabhangig von Masse und unabhangig von der Geschwindigkeit bei einer Querneigung von 60 immer 2 g Faktor b 60 2 displaystyle g text Faktor beta 60 circ 2 nbsp Beispiel Eine Beechcraft Bonanza A36 darf bei eingefahrenen Landeklappen und bei Hochstabfluggewicht mit einem g Faktor von hochstens 4 4 belastet werden 2 Dieses Lastvielfach wird bei einer Querneigung von 77 erreicht Wirkung der Krafte auf Piloten und Passagiere Bearbeiten nbsp Die Resultierende aus Zentrifugalkraft und Gewicht druckt die Passagiere und Piloten in jeder beliebigen Schraglage des Flugzeuges senkrecht in den Sitz 1 Im Kurvenflug ist ein Flugzeug ein beschleunigtes System Innerhalb dieses Systems wirken auf die Piloten und Passagiere die Gravitation f g M g displaystyle f g Mg nbsp und die horizontale Zentrifugalkraft f z M v 2 r displaystyle f z Mv 2 r nbsp wobei hier M displaystyle M nbsp die Masse des betrachteten Passagieres oder Piloten ist Die zwei Krafte addieren sich vektoriell in eine Resultierende deren Richtung dem Auftrieb F a displaystyle F a nbsp entgegengesetzt ist und den Flugzeuginsassen unabhangig von der Querneigung b displaystyle beta nbsp des Flugzeuges immer mit dem um das Lastvielfache vergrosserten Gewicht senkrecht in den Sitz druckt Im Gegensatz zu Autofahrten werden Piloten und Passagiere selbst in sehr steilen Kurven nie vom Sitz seitlich weggedruckt solange diese koordiniert geflogen wird Also nicht geschoben oder geschmiert wird Siehe auch BearbeitenSchiebekurve Skid und Schmierkurve Slip Steuerknuppel Gyrosyn StandardkurveLiteratur BearbeitenSegelflugverband der Schweiz Die Minimalgeschwindigkeit in der Kurve August 2012 Einzelnachweise Bearbeiten a b Das in der Grafik verwendete Flugzeugsymbol wurde dem Icon Airplane from behind svg entnommen Airplane Flight Manual der Beechcraft Bonanza A36 Seite 2 11 Aufgerufen am 30 Januar 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurvenflug amp oldid 232025706