www.wikidata.de-de.nina.az
Kosog sches Diktat nennt man einen von Joseph Lammertz 1903 verfassten Text der die meisten Zweifelsfalle der deutschen Rechtschreibung enthalt und durch Oskar Kosog eine weite Verbreitung erfahren hat Inhaltsverzeichnis 1 Verfasser 2 Verbreitung 3 Originaltext entsprechend der Orthographischen Konferenz von 1901 4 Neufassung zur Rechtschreibung 2006 5 Literatur 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVerfasser BearbeitenDas Kosog sche Diktat ist eigentlich ein Text des Germanisten Joseph Lammertz den er unter der Uberschrift Aus dem Testamente einer Mutter in seinem Buch Ausfuhrliche Rechtschreiblehre veroffentlicht hatte Sein Ziel war es einen Text zu verfassen der moglichst alle Zweifelsfalle der Gross und Kleinschreibung in der deutschen Orthographie enthalten sollte Damit wollte er aufzeigen dass ein dringender Reformbedarf besteht Verbreitung BearbeitenWeite Verbreitung erfuhr der Text Aus dem Testamente einer Mutter durch den Breslauer Lehrer Oskar Kosog der ihn in seinem Buch Unsere Rechtschreibung und die Notwendigkeit ihrer grundlichen Reform 1912 als Beispiel fur die Komplexitat und Reformbedurftigkeit der deutschen Sprache verwandte Wegen des intensiven Engagements von Kosog zur Verbreitung dieses Textes wurde er Kosog sches Diktat benannt Seit der Rechtschreibreform 1996 dient eine Neufassung des Textes des Kosog schen Diktats dazu die Entwicklung der Rechtschreibung am konkreten Beispiel aufzuzeigen Daneben wird er auch heute wieder benutzt um die Reformbedurftigkeit der deutschen Rechtschreibung zu verdeutlichen Originaltext entsprechend der Orthographischen Konferenz von 1901 BearbeitenAus dem Testamente einer MutterLiebe Kinder heute nacht nahm ich mir vor Euch diesen Morgen einige Lehren furs Leben des nahern niederzuschreiben Leset sie oftmals durch so werdet Ihr Euch bei Gelegenheit des Naheren entsinnen und danach handeln Zwar kann ich Euch nur etwas weniges hinterlassen aber Euch etwas Gediegenes lernen zu lassen dazu habe ich mein Bestes ja mein moglichstes getan Ihr seid alle gut im Stande so dass Ihr imstande seid Euch redlich durchzuschlagen Sollte jedoch einer von Euch in Noten sein so ist es durchaus vonnoten dass Ihr Euch gegenseitig helft Seid stets willens Euch untereinander zu Willen zu sein Irrt einer von Euch so sollen die ubrigen ihn eines anderen und zwar eines Besseren zu belehren versuchen Achtet jedermann Vornehme und Geringe arm und reich Seid keinem feind denn jemandes Feind sein bringt oft Unheil Tut niemand ein Leid an so wird man Euch nicht leicht etwas zuleide tun Euer seliger Vater sagte oft zu seinen Schulern Tut nie Boses so widerfahrt Euch nichts Boses Macht Euch eine abrahamsche Friedfertigkeit zu eigen indem Ihr im Streit nach dem Abrahamschen Wort handelt Gehst Du zur Rechten so gehe ich zur Linken Wer von Euch der klugste sein will der handle nach dem Sprichwort Der Klugste gibt nach Tut nie unrecht seid Ihr aber im Recht so habt Ihr recht ja das grosste Recht wenn Ihr Euer Recht sucht und Ihr werdet dann im allgemeinen auch recht behalten Lasst nichts ausser acht ja ausser aller Acht wenn Ihr Freundschaft schliesst Wahlt nicht den ersten besten als Freund und sorgt dass Ihr unter Euern Mitarbeitern nie die letzten seid Wollt Ihr Wichtiges zuwege bringen so musst Ihr ernstlich zu Werke gehen Sucht auf dem laufenden zu bleiben und zieht nie eine ernste Sache ins Lacherliche denn etwas Lacherliches gibt es nicht Verachtet nie das Leichte dann wird es Euch schliesslich ein leichtes auch das Schwierigste zu uberwinden Es ist aber das schwierigste dass man sich selbst bezwingt Seid Ihr in einer Angelegenheit im dunkeln so ubt Vorsicht denn im Dunkeln stosst man leicht an Seid auch im Geringsten nicht im geringsten untreu Zum letzten rate ich Euch folgendes Befolgt das Vorstehende so braucht Euch nicht angst zu sein ohne Angst konnt Ihr dann zu guter Letzt auf das beste standhalten auf das Beste hoffen und zeit Eures Lebens dem Schicksal Trotz bieten 1 Hier gibt es eine Ubung zur Originalfassung des Kosog schen Diktates 2 Neufassung zur Rechtschreibung 2006 BearbeitenVorbemerkungen Klammern und Schragstriche bedeuten dass mehrere Moglichkeiten zulassig sind Diese Fassung spiegelt eine Zeitungsveroffentlichung wider und entspricht nicht an allen Stellen den amtlichen Rechtsschreib und Zeichensetzungsregeln Aus dem Testamente einer MutterLiebe Kinder heute Nacht nahm ich mir vor euch Euch diesen Morgen einige Lehren furs Leben des Naheren niederzuschreiben Leset sie oftmals durch so werdet ihr Ihr euch Euch bei Gelegenheit des Nahern entsinnen und danach handeln Zwar kann ich euch Euch nur etwas weniges Weniges hinterlassen aber euch Euch etwas Gediegenes lernen zu lassen habe ich mein Bestes ja mein Moglichstes getan Seht zu dass ihr Ihr andere Menschen kennen lernt kennenlernt die euch Euch wenn es vonnoten ist in Noten helfen Hangt keine blauen Blauen Briefe ans schwarze Schwarze Brett weder im Buro noch im Hohen Haus Legt nicht jedes Wort auf die Waage denn es gibt keinen grosseren Frevel als jemandem feind ja spinnefeind zu sein und damit geringzuschatzen Behandelt vielmehr den Obdachlosen nicht nur wie einen Abt sondern wie einen Kaiser achtet jedermann d h Vornehme und Geringe Arm und Reich Aufeinander zu achten nicht aneinanderzukleben Findet ihr Ihr euren Euren Rhythmus und befolgt ihr Ihr das Vorstehende so braucht ihr Ihr nicht kopfstehen und konnt dem Schicksal Trotz bieten Eure Mutter 3 Literatur BearbeitenRainer W Campmann Schulgeschichten Fischer Frankfurt am Main 1977 ISBN 3 436 02398 1 Oskar Kosog Unsere Rechtschreibung und die Notwendigkeit ihrer grundlichen Reform Berlin Leipzig 1912 Joseph Lammertz Ausfuhrliche Rechtschreiblehre 3 Auflage Schoningh Verlag Paderborn 1915 Siehe auch BearbeitenRechtschreibreform Geschichte der deutschen Rechtschreibung Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996Weblinks BearbeitenInformationen auf der Internetprasenz Orthographiereform von Wilfried Kurscher Andys Rechtschreib Seite Wortlaut des Kosog schen DiktatsEinzelnachweise Bearbeiten Marek Breuning Kosog sches Diktat SKolNET Lernen un Lehren in der Grundschule 27 April 2013 abgerufen am 28 Februar 2021 Oskar Kosog Unsere Rechtschreibung und die Notwendigkeit ihrer grundlichen Reform Berlin Leipzig 1912 S 9 11 zitiert nach Das Oskar Kosog sche Diktat Memento vom 8 Juli 2007 im Internet Archive Kerstin Guthert unter Zuarbeit von Ruth Mell und Constantin Weber Rechtschreibvariationen von Goethe bis heute In Die Rheinpfalz Nr 176 2006 vom Dienstag 1 August 2006 Seite 01 Kultur Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kosog sches Diktat amp oldid 209413263