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Das Hauptziel der unterrichtlichen Kartenarbeit besteht darin dass die Schuler aus kartografischen Unterrichtsmitteln raumliche Vorstellungen und Informationen von Georaumen gewinnen Wenn auch die Kartenarbeit in der allgemein bildenden Schule also der Umgang mit Karten als Tragern von Rauminformationen nicht vorrangig Selbstzweck Arbeit an der Karte ist sondern vor allem als Mittel zum Zweck Arbeit mit der Karte dient so gilt es im Verlaufe der Schuljahre auch die Kartenkompetenz der Schuler zu erhohen Kartenkompetenzen sind die Fahigkeiten welche es erlauben Karten zu dekodieren zu bewerten und zu erstellen Fur raumbezogene Wissenschaften und Unterrichtsfacher ist die Karte als Medium zur Darstellung von Rauminformation und somit die Kartenkompetenz unverzichtbar So wird auch von A Huttermann 1998 S 14 zwischen Wissen uber Karten und der unterrichtlichen Arbeit mit Karten unterschieden Nachfolgende Ausfuhrungen gelten vor allem fur das deutsche Schulwesen Inhaltsverzeichnis 1 Unterstufe 2 Mittel und Oberstufe 3 Siehe auch 4 LiteraturUnterstufe BearbeitenDie schulische Kartenarbeit beginnt bereits in den Unterstufenklassen 2 3 und 4 also in der Grundschule Die Einfuhrung der Schuler in das Wesen des Mediums Karte Arbeit an der Karte und in die Nutzung dieses Unterrichtsmittels zur georaumlichen Vorstellungsbildung und zur Informationsgewinnung uber Erlebnis und Heimatraume der Schuler Arbeit mit der Karte muss im Heimatkunde Sachkundeunterricht der Unterstufe erfolgen da die regionalen Einheiten dieses Faches beim Fortschreiten vom Nahen zum Fernen in den meisten Fallen nicht mehr durch die unmittelbare direkte Betrachtung und Beobachtung Wanderung Unterrichtsgang Exkursion Projekttag etc erschlossen werden konnen In der Jahrgangsstufe 3 ist es im Allgemeinen der Heimatkreis bzw fur Grossstadte der Stadtteil oder der Stadtbezirk in der vierten Klasse ist es das heimatliche Bundesland bzw das Gesamtterritorium der Grossstadt und Umgebung So werden im Allgemeinen die Schuler von der direkten Beobachtung uber Modelle und Plane des Schulgrundstuckes und des Heimatortes induktiv zur Karte des heimatlichen Kreises Klassen 2 und 3 und zur Karte des eigenen Bundeslandes Klasse 4 gefuhrt Dabei mussen von den Schulern vor allem folgende Abstraktionsstufen bewaltigt werden Umdenken von der Ansicht uber die Schragsicht zur Draufsicht Erlernen der linearen Verkleinerung auf Bildern als Folge von Massstabsveranderungen Gedankliche Ubersetzung von der bildhaften Darstellung in die kartografische Abbildung vom Bild zur Karte Verstehen der fortschreitenden kartografischen Vereinfachung inhaltliche und grafische Generalisierung als Folge weiterer Massstabsverkleinerungen Wachsen der gedanklichen Betrachtungshohe Himmelsrichtungsbestimmung auf und mit der Karte Entfernungsbestimmung mithilfe der Massstabsleiste auf der Karte Bei Potsdamer Schulversuchen mit Anaglyphenmaterialien 1967 1970 wurde statt des herkommlichen induktiven Vorgehens bei der Einfuhrung der Schuler in das Kartenverstandnis der deduktive Erkenntnisweg zeitersparend beschritten Ziel des Erkenntnisweges beim Kennenlernen der Merkmale einer Karte sind meistens die allgemein geographischen Karten des Heimatkreises und des heimatlichen Bundeslandes wobei die Reliefdarstellung auf diesem Kartentyp einen didaktischen Schwerpunkt bildet zumal er nicht nur die Lage wichtiger Landschaftsregionen markiert sondern auch entscheidend zur Herausbildung von dreidimensionalen Raumvorstellungen dient Ausserdem lernen die Schuler Techniken der Kartennutzung kennen z B Einnorden der Karte Entfernungsbestimmung auf der Karte Arbeit mit der Legende Lagebestimmung und Lagebeschreibung von Objekten auf der Karte Auch werden sie an das selbststandige Kartenzeichnen z B Umrisskartenarbeit Anfertigung einfacher Kartenskizzen herangebracht Somit sollten die Schuler am Ende der vierten Jahrgangsstufe ein Basiswissen uber das Medium Karte besitzen und erste Fertigkeiten in der Nutzung von Landkarten aufweisen Mittel und Oberstufe BearbeitenIn der Mittelstufe Jahrgangsstufen 5 7 8 und in der Oberstufe Jahrgangsstufen 8 9 12 13 der Schulen bildet ein breit gefachertes System den Stundenplan des Unterrichts Eine mehr oder weniger systematische Weiterentwicklung des in der Unterstufe Klassen 1 4 der Grundschule eingefuhrten Kartenverstandnisses und des Gebrauchs von Karten erfolgt vor allem im Fach Geografie wofur fast in jedem geografischen Weltatlas und Regionalatlas ein Teil Einfuhrung in das Kartenverstandnis oder Vom Bild zur Karte verfugbar ist mitunter sind auch Einfuhrungen in unterschiedliche Kartentypen oder spezielle Hinweise zur Nutzung des vorliegenden Atlasses enthalten Auch in einigen anderen Unterrichtsfachern beispielsweise in Geschichte Sozialkunde und Politik werden in zunehmendem Masse kartografische Darstellungen als Medien eingesetzt In diesen Nachbarfachern der Geografie ist jedoch die Kartenarbeit vornehmlich Arbeit mit der Karte Die folgenden Ausfuhrungen sind zwar auf analoge Karten gedruckte Karten bezogen lassen sich aber grosstenteils auch auf den digitalen Bereich anwenden Im Geografieunterricht der Klasse 5 werden nicht nur das bisherige kartografische Wissen und Konnen der Schuler gefestigt sondern durch die Einfuhrung und den Einsatz thematischer Karten wesentlich erweitert Es betrifft physisch geografische Themen z B Geomorphologie und Klima anthropogeografische Themen z B Wirtschaft und Verkehr und politische Karten z B Verwaltungsgliederung oder Staatengruppierung Jeder Kartentyp besitzt seinen eigenen speziellen Zeichenschlussel den die Schuler bewusst zu beachten haben Legendenvariationen gibt es auch zwischen Titeln eines Typs Dabei erkennen die Schuler unter anderem dass auf verschiedenen Kartentypen und in verschiedenen Massstaben Gleiches nicht immer gleich dargestellt wird z B Verkehrswege und Siedlungen Gleiches bei verschiedenen Kartentypen gleich erscheint z B Flusse oder Ungleiches eine gleiche Darstellung erfahren kann z B Hohenschichten und Bodennutzung Auch Geschichtskarten die ab der funften Jahrgangsstufe zum Einsatz kommen sind thematische Karten zum Beispiel Standortkarten von Burgen Klostern oder Schlachtorten Territorialkarten von Herrschaftsbereichen oder Karten von Kriegszugen Volkerwanderungen und Gebietsveranderungen Die Geschichtslehrer setzen meist Kartenverstandnis und kartografisches Konnen sowie territorial raumliche Vorstellungen bei den Schulern voraus Der in Klasse 5 parallel einsetzende Geografieunterricht behandelt vorwiegend den Nahraum Deutschland im Geschichtsunterricht jedoch bilden in den meisten Bundeslandern die ferneren Regionen des Mittelmeeres und Vorderasiens den Erschliessungs und Erkenntnisraum der Schuler Von nicht wenigen Schulern wird daher in der 5 Klassenstufe die Geschichte als Sammlung einzelner isolierter Handlungsbilder erlebt Dennoch ist auch der Geschichtsunterricht in der Klasse 5 eine entscheidende Etappe bei der Einfuhrung der Schuler in die Vielfalt der Kartenwelt die sich in dieser Jahrgangsstufe den Schulern offnet Die Klasse 5 ist das Hauptfeld der Weiterentwicklung des Kartenverstandnisses Bereits in dieser Klassenstufe aber forciert in den folgenden Schuljahren fungiert neben dem einfachen Kartenlesen was wo das Kartenauswerten als Schwerpunkt der unterrichtlichen Kartenarbeit Das Erkennen von Zusammenhangen die Entnahme von indirekten Informationen insbesondere durch Kartenvergleiche synoptische Kartenauswertung steht im Vordergrund Das Kartenlesen ist im Prinzip nur eine punkthafte Kartenanalyse in Form von Elementar Bestandsanalysen was wo und von Merkmalsanalysen wie welche Auspragung ausgewahlter Einzelobjekte z B Orte oder Bodenschatzlagerstatten ist also vorwiegend topographische Arbeit was wo wie Das Kartenauswerten dagegen ist eine flachenhaft angelegte Erkundung in Form von Merkmalsanalysen was wo wie und von Kausal und Funktionalanalysen warum wozu umfasst also das Beschreiben von Regionalstrukturen z B hydrografische Situation Siedlungsnetz oder Verkehrsnetz sowie das besonders durch thematische Kartenvergleiche geforderte Erkennen bzw Ableiten und Erklaren Deuten von territorialen Prozessen Entwicklungen z B Standortbeziehungen Landschaftsveranderungen Machtbereichsveranderungen Die Schuler mussen in den entsprechenden Unterrichtsfachern zu einem steigenden Selbststandigkeitsgrad im Umgang mit den verschiedenen Kartentypen befahigt werden Auch die Forderung des Kartenzeichnens Anfertigung einfacher Kartenskizzen wodurch insbesondere die Erarbeitung und die Festigung des topografischen Wissens unterstutzt werden ist eine wichtige Aufgabe in den mittleren und oberen Klassenstufen Das Kennenlernen des Gradnetzes und die Arbeit am Globus im Geografieunterricht der mittleren Jahrgangsstufen schranken das Einpragen falscher Weltbilder Deformierungen Flachendisproportionen ein Hierzu tragt auch die bevorzugte Verwendung des Winkelschen Netzentwurfs auf Weltkarten bei Der wachsende thematische Weltkartenanteil in allen Welt Schulatlanten sollte besonders genutzt werden zumal in den Rahmenplanen vieler Unterrichtsfacher globale Themen immer mehr ihren Platz finden So ist auch die neue Entwicklung von facherubergreifenden Integrationsatlanten sehr zu begrussen Im osterreichischen Lehrplan fur Geographie und Wirtschaftskunde der 10 bis 14 Jahrigen besteht uber die thematische Struktur eine Lernrampe Kartenverstandnis Ausgehend von einem Blick auf die Erde fangt man dabei in der 1 Kl 5 Schulstufe mit der Arbeit mit dem Atlas kleinmassstabige Karten an setzt in der 6 Schulstufe bei den Themen Leben in stadtisch industriellen Raumen zusatzlich mit der Arbeit am Stadtplan ferner mit der Strassenkarte und Topogrammen fort nutzt in der 7 Schulstufe zusatzlich bei der Erarbeitung der Grosslandschaften Osterreichs die OK 1 50 000 oder 25V bzw andere grossmassstabige Wanderkarten und Satellitenbilder Siehe auch BearbeitenBezirkskartenwerk Kartengestaltung Kartenverstandnis und Kartennutzung KreiskartenwerkLiteratur BearbeitenAtlas und Karte Geographie und Schule H 80 1992 Themenheft Breetz Egon Die systematische Einfuhrung des Kartenlesens in der Unterstufe eine wesentliche Voraussetzung fur die effektive Gestaltung des Geographieunterrichts In Wiss Zt d PH Potsdam H 4 1970 S 773 781 Breetz Egon Zum Kartenverstandnis im Heimatkunde und Geographieunterricht Ost Berlin 1975 126 S Fiala Hans Joachim Die Karte im Geschichtsunterricht Ost Berlin 1967 104 S Haubrich Hartwig Hrsg Geographie unterrichten lernen Munchen 2006 Herzig Reinhard Die Erstbegegnung des Schulers mit der topographischen Karte bei der Analyse des Heimatgebietes In Zt f d Erdkundeunterr H 11 1993 S 308 315 Herzig R Huttermann A Fichtner U Kartographische Kompetenz von Studienanfangern geowissenschaftlicher Fachrichtungen In Kartogr Nachr H 6 2007 S 318 326 Huttermann Armin Die topographische Karte als geographisches Arbeitsmittel Der Erdkundeunterricht H 26 1978 72 S Huttermann Armin Kartenlesen k eine Kunst Didaktik der Geographie Munchen 1998 148 S Huttermann Armin Kartenkompetenz weiterentwickeln In geographie heute H 269 2009 S 16 22 Jarausch Helga Zur Spezifik der Kartenarbeit bei der Erkundung des heimatlichen Lebensraumes durch Grundschulkinder im Sachunterricht In Kartogr Schr Bd 8 Bonn 2003 S 16 32 Krumbholz Dieter Die Arbeit mit Handlungsvorschriften notwendiger Bestandteil zur Effektivierung von Schulertatigkeiten oder eine Modeerscheinung In Zt f d Erdkundeunter H 11 1979 S 417 427 Pellens Karl Historische Karten im Unterricht In Didaktik der Geschichte Villingen Schwenningen 1986 S 260 274 Raisch Herbert Weniger ist oft mehr Grundlagen der Kartenarbeit im Geschichtsunterricht In Praxis Geschichte H 4 1999 S 4 11 Rhode Juchtern Tilman Den Raum lesen lernen Perspektivenwechsel als geographisches Konzept Munchen 1996 Schlimme Wolfgang Topographisches Wissen und Konnen im Geographieunterricht Ost Berlin 1983 128 S Schwalm Edgar Instrumentale und kognitive Lernziele bei der Kartenarbeit im Geschichts und Politikunterricht In H Sussmuth Hrsg Historisch politischer Unterricht Medien Stuttgart 1973 S 70 132 Sitte Christian Die Lernrampe sich orientieren PDF 4 2 MB in den GW Lehrplanen und im Geographie und wirtschaftskunde Unterricht in Hinblick auf die Kompetenzorientierung In Wiener Schriften zur Kartographie und Geographie Bd 20 Wien 2011 S 251 266 Sperling Walter Karten und Luftbildinterpretation als instrumentale Lernziele In Geographie f d Schule Braunschweig 1978 S 226 232 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kartenarbeit amp oldid 216431341