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Jugendhilfeplanung ist ein Teilaspekt der Sozialplanung und thematisiert den Versuch einer perspektivisch bedarfsgerecht abgestimmten Versorgung eines definierten Sozialraums z B einer Kommune mit Leistungen der Jugendhilfe z B Kindertageseinrichtungen erzieherische Hilfen Angebote der Jugendsozialarbeit der offenen und verbindlichen Jugendarbeit etc auf der Basis einer empirisch gestutzten zukunftsorientierten Planung 1 Inhaltsverzeichnis 1 Definition und Ziele der Jugendhilfeplanung 2 Begriff und Geschichte 3 80 Jugendhilfeplanung 4 Planungsansatze 4 1 c Techniken und Verfahren 5 EinzelnachweiseDefinition und Ziele der Jugendhilfeplanung BearbeitenJugendhilfeplanung wird beschrieben als ein Instrument zur systematischen innovativen und damit zukunftsgerichteten Gestaltung und Entwicklung der Handlungsfelder der Jugendhilfe mit dem Ziel positive Lebensbedingungen fur junge Menschen und ihre Familien zu erhalten oder zur schaffen 1 KJHG und ein qualitativ und quantitativ bedarfsgerechtes Jugendhilfeangebot rechtzeitig und ausreichend bereitzustellen 19 KJHG Als Fachplanung geht es bei der Jugendhilfeplanung um die Entwicklung von Strategien zur Losung der komplexen Aufgaben der Jugendhilfe Jordan Schone 1992 S 19 Jugendhilfeplanung ist damit das zentrale Steuerungsinstrument der Kinder und Jugendhilfe Dabei gilt es sowohl gesellschaftliche Entwicklungen zu berucksichtigen die das Leben der Kinder und Jugendlichen sowie deren Familien bedingen als auch die fachliche Qualitat und den dafur notwendigen Standard in den Diensten Massnahmen und Angeboten der kommunalen Jugendhilfe stetig weiterzuentwickeln Begriff und Geschichte BearbeitenBis in die 1960er Jahre hinein war die Jugendhilfe weitgehend durch Planungsabstinenz gekennzeichnet Mit dem Begriff der Planung wurden in diesem Bereich insbesondere die Vorstellung von Kontrolle Einengung der sozialen Arbeit sowie Verlust von Spontanitat Kreativitat und Handlungsspielraumen verbunden Diese Widerstande resultieren wesentlich aus einem gesellschaftspolitischen Denken das ausgehend von Werten wie Pluralismus Subsidiaritat Personennahe weltanschauliche Bindung offentliche Planung im sozialen Sektor mit staatlicher Reglementierung und Unfreiheit gleichsetzte 2 Erst mit dem sozialpolitischen Reformoptimismus der sozialliberalen Regierungskoalition setzte eine erste Welle von Ansatzen der Sozialplanung ein die allerdings zunehmend durch sozialtechnokratische Tendenzen uberlagert wurde und in den 1980er Jahren wiederum zu einer Planungsskepsis fuhrte vgl Merchel 1994 S 12 80 Jugendhilfeplanung BearbeitenSozialgesetzbuch SGB Achtes Buch VIII Kinder und Jugendhilfe Artikel 1 des Gesetzes v 26 Juni 1990 BGBl I S 1163 80 Jugendhilfeplanung 1 Die Trager der offentlichen Jugendhilfe haben im Rahmen ihrer Planungsverantwortung1 den Bestand an Einrichtungen und Diensten festzustellen 2 den Bedarf unter Berucksichtigung der Wunsche Bedurfnisse und Interessen der jungen Menschen und der Personensorgeberechtigten fur einen mittelfristigen Zeitraum zu ermitteln und3 die zur Befriedigung des Bedarfs notwendigen Vorhaben rechtzeitig und ausreichend zu planen dabei ist Vorsorge zu treffen dass auch ein unvorhergesehener Bedarf befriedigt werden kann 2 Einrichtungen und Dienste sollen so geplant werden dass insbesondere1 Kontakte in der Familie und im sozialen Umfeld erhalten und gepflegt werden konnen 2 ein moglichst wirksames vielfaltiges und aufeinander abgestimmtes Angebot von Jugendhilfeleistungen gewahrleistet ist 3 junge Menschen und Familien in gefahrdeten Lebens und Wohnbereichen besonders gefordert werden 4 Mutter und Vater Aufgaben in der Familie und Erwerbstatigkeit besser miteinander vereinbaren konnen 3 Die Trager der offentlichen Jugendhilfe haben die anerkannten Trager der freien Jugendhilfe in allen Phasen ihrer Planung fruhzeitig zu beteiligen Zu diesem Zwecke sind sie vom Jugendhilfeausschuss soweit sie uberortlich tatig sind im Rahmen der Jugendhilfeplanung des uberortlichen Tragers vom Landesjugendhilfeausschuss zu horen Das Nahere regelt das Landesrecht 4 Die Trager der offentlichen Jugendhilfe sollen darauf hinwirken dass die Jugendhilfeplanung und andere ortliche und uberortliche Planungen aufeinander abgestimmt werden und die Planungen insgesamt den Bedurfnissen und Interessen der jungen Menschen und ihrer Familien Rechnung tragen 3 Planungsansatze BearbeitenBereichsorientierte Planung strukturiert den Prozess aus der Perspektive der verschiedenen Handlungsfelder der Jugendhilfe In jedem dieser Arbeitsfelder wird nach dem Bestand gefragt eine Bewertung des Bestandes im Hinblick auf die Angemessenheit des Angebots vorgenommen und es werden Massnahmen zur Erweiterung und qualitativen Veranderung des Angebots in dem entsprechenden Bereich vorgeschlagen ebd S 75 f Bereichsorientierte Planung basiert auf der Annahme dass sich die Jugendhilfe insgesamt im Sinne eines Baukastenprinzips uber die einzelnen Arbeitsfelder rekonstruieren und planerisch weiterentwickeln lasst 4 Sozialraumorientierte Planung geht von der Gesamtheit eines abgegrenzten Sozialraums z B Stadtteil Wohnsiedlung als Planungseinheit aus Methodisch wird hier von einer sozialraumlichen Analyse ausgegangen um dadurch in differenzierter und regionalisierter Form Informationen uber Lebenslagen Sozialisationsbedurfnisse Handlungspotentiale und Defizitlagen von Kindern Jugendlichen und ihren Familien zu erhalten Ausgehend von der Hypothese dass sich in einem Planungsraum eher unterschiedliche Konzentrationen von Problemlagen finden lassen soll zum einen eine sozialraumliche Prioritatensetzung und Ressourcenkonzentration ermoglicht zum anderen aber auch eine hohere Adressatennahe erreicht werden Jordan Schone 1992 S 45 Ein zielorientiertes Planungsverfahren leitet die inhaltlichen Anspruche an eine angemessene Jugendhilfe aus einem ubergeordnetes Zielsystem sozialpadagogischer Interventionen ab Planung vollzieht sich in einer moglichst logischen und nachvollziehbaren Ableitung Deduktion einzelner Anforderungen an die Jugendhilfe aus den als zentral definierten Zielen sowie in einem Diskurs uber die Frage welche Angebote in qualitativer und quantitativer Hinsicht Jugendhilfe schaffen muss damit die jeweiligen Ziele erreicht werden konnen Im Rahmen eines solchen deduktiven Denkmodells wird der Versuch unternommen aus allgemeinen Normen uber verschiedene Schritte der Ableitung Grobziele und Feinziele zu entwickeln um dadurch Grundlagen zur Bewertung und zur weiteren Gestaltung des ortlichen Jugendhilfe Angebots zu erhalten Merchel 1994 S 78 Ein zielgruppenorientiertes Vorgehen konzentriert die Bemuhungen der Planung auf bestimmte Adressatengruppen die sich aufgrund eines oder mehrere Merkmale in ihrer besonderen Lebenssituation von anderen Bevolkerungsgruppen unterscheiden Solche Merkmale konnen das Geschlecht die Nationalitat die soziale Schichtzugehorigkeit die Zugehorigkeit zu einer bestimmten Altersgruppe bestimmte soziale Auffalligkeiten z B Drogenkonsum u a m sein ebd S 80 c Techniken und Verfahren Bearbeiten Die angedeutete Palette an konzeptionellen Orientierungen in der Jugendhilfeplanung macht deutlich dass je nach gewahltem Ansatz ganz unterschiedliche Instrumente benotigt werden um den Planungsprozess sach und fachgerecht zu gestalten In jedem Fall aber ist zu konstatieren dass die Gute und Qualitat der Datenbasis der vorhandenen erhobenen und analysierten Informationen nicht nur die Basis planerischen Handelns darstellen sondern zugleich auch die Angemessenheit der Planungsergebnisse bestimmen Einzelnachweise Bearbeiten Michael Galuske Methoden der Sozialen Arbeit 10 Auflage Beltz Juventa ISBN 978 3 7799 1447 1 S 372 Jordan Schone Jordan Schone 1992 S 14 Bundesamt fur Justiz Sozialgesetzbuch SGB Achtes Buch VIII Kinder und Jugendhilfe Abgerufen am 3 Mai 2020 Jordan Schone Jordan Schone 1992 S 42 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jugendhilfeplanung amp oldid 236113749