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Hotel Buchholz ist ein Roman von Julius Stinde der 1897 in Berlin im Verlag von Freund amp Jeckel erschienen ist Darin wird aus dem Blickwinkel der Kleinburgersfrau Wilhelmine Buchholz die Berliner Gewerbeausstellung von 1896 beschrieben Hotel Buchholz von Julius Stinde 1897Offizielles AusstellungsplakatStinde wurde von Alfred Holzbock dem Herausgeber der im Verlag von August Scherl erscheinenden Officiellen Ausstellungsnachrichten gebeten auf mittlere Familien berechnete Berichte uber die Gewerbeausstellung unter der fingierten Verfasserschaft der Berliner Kleinburgersfrau Wilhelmine Buchholz zu liefern Stindes Bedingungen unter denen er diesen Auftrag angenommen hat sind in einem Schreiben an Alfred Holzbock vom 29 Marz 1896 Staatsbibliothek zu Berlin Nachlass Holzbock festgehalten Dieser Brief ist abgedruckt in einer Sammlung von Briefen Stindes an Verleger Herausgeber und Redakteure Darin heisst es unter anderem Das ausgesetzte Honorar von 1200 Zwolfhundert Mark ist in Betracht auf die Honorare wie sie mir gezahlt werden kein glanzendes da ich mir jedoch das Buchverlagsrecht der Feuilletons nach Schluss der Ausstellung vorbehalte so kann ich auf Ihren Vorschlag eingehen wenn ferner einige Erleichterungen eintreten die als Aequivalent fur das intime Studium der Ausstellung zu betrachten sind Die Vorarbeiten fur die Artikel nehmen ja mehr Zeit als zu ihrer Ausarbeitung gehort Der Verlag besorgt mir eine Eintrittskarte Presskarte so wie den Einlass zu besonderen Ausstellungsfestlichkeiten anlasslich deren letzteren es mir gestattet sein muss personliche Spesen zu liquidieren naturlich nur dann wenn Frau W Buchholz uber die Feste u dergl berichtet Immer glatt und aufrichtig das ist meine Geschaftsmaxime Bargfeld 1993 Seite 38 Aus diesen Artikeln hat Stinde sein Buch Hotel Buchholz Ausstellungs Erlebnisse der Frau Wilhelmine Buchholz Herausgegeben von Julius Stinde zusammengestellt Das Buch beginnt mit der Schilderung der hauslichen Probleme die fur Frau Wilhelmine durch das Annehmen dieses Auftrages entstehen was dem Autor Gelegenheit gibt das in sechs vorausgegangenen Buchholz Buchern erprobte und bewahrte Personal um die passende Zahl von Jahren gealtert wieder aufleben zu lassen die Erzahlerin selbst ihren Mann Karl ihren Bruder Fritz die inzwischen verheirateten Tochter Emmi und Betti und die Intim Feindinnen Frau Bergfeldt die jetzt durch Tod des Mannes und Wiederheirat eine Frau Butsch geworden ist und die Krausen Bei einem ersten Besichtigungsausflug mit Nachbarinnen und Bekannten nimmt Frau Buchholz die Gelegenheit zu einem ersten Rundblick auf die Gebaude ihre Lage und Einrichtung indem sie alles von ihrem aufs Praktische gerichteten Hausfrauenstandpunkt aus beurteilt Die Meeresflache im Hintergrunde mit dem weissen Wasserthurm und dem Hauptrestaurant vorne die Blumengefilde die Obelisken und dazu Musik aus den Pavillons das war wirklich wunderschon Und dann durch einfache Umdrehung des menschlichen Korpers der Blick auf das Industriegebaude mit der Kuppel und den Thurmen deren Aluminiumkappen in der Sonne glanzten wie nagelneue Suppentopfe und die Orangenbaume auf dem Dache des Vorbaues der in zwei Wandelhallen auslauft Julius Stinde Hotel Buchholz Seite 29 30 Als erfahrener Dramatiker weiss Stinde dass ohne Komplikationen keine Lesespannung entstehen kann Deshalb holt sich Wilhelmine als Beistand furs Schreiben uber die technisch wissenschaftlichen Aspekte der Ausstellung die Tochter einer Halbcousine Ottilie mit Namen denn die ist auf Sauerstoff Spectralismus Galvanistik und alle anderen neueren Bildungsmittel examiniert worden Ferner verschreibt sie sich den Architekten Krieberg der ihr bei der Beschreibung der Baulichkeiten behilflich sein soll Weiteres Personal erwachst dem Buch aus Besuchern die fernher kommend bei Buchholzens logieren um die Treptower Ausstellung zu sehen Ungermanns Kliebischs Reisebekanntschaft aus Buchholzens in Italien Tante Lina eine alte Jungfer und der Amtsrichter ein lebenskluger Vetter von Herrn Buchholz Alle Personen bringen einen eigenen Schicksals und Handlungsstrang in das Buch ein und Stinde versteht es mit grossem Geschick ein themenreiches Ganzes mit dramatischen Hohepunkten daraus zu komponieren ohne dass die Beschreibung der Ausstellung und ihrer Sehenswurdigkeiten dabei zu kurz kame Hotel Buchholz von Julius Stinde 1897 Seite 46Hotel Buchholz von Julius Stinde 1897 Seite 35Im sechsten Kapitel verschafft sich Wilhelmine einen Uberblick uber das Ganze und erkennt in der Gestaltung des Haupt Industrie Gebaudes einen Stiefelknecht im Neuen See eine Bassgeige und im Karpfenteich eine Fischfigur Der Maler Richard Knotel hat Wilhelmines Eindrucke kongenial festgehalten Eigene Kapitel sind dem Lichtfest den Maschinen der Architektur dem Dauerregen den Kunstalpen dem nachgebauten Alt Berlin und dem Thema Spree Afrika gewidmet und weitere Einzelheiten werden zwischen die dramatischen Verwicklungen eingeschoben Auch Karl Buchholz stellt die Produkte seiner kleinen Wirkwarenfabrik aus Leider streicht der Redakteur der Officiellen Ausstellungsnachrichten gerade diesen Passus aus Wilhelmines Manuskript heraus und ausgerechnet der missgunstigen Frau Krause gibt sie das Manuskript zum Lesen die es denn auch samt Redakteurskommentar laut vorliest Der Glanzpunkt der gesammten Ausstellung wie noch niemals da war und die Augen der Nationen auf sich lenken wird befindet sich links im Hauptgebaude Es ist dies ein aus diamantschwarzen Strumpfen auf weissem Grunde kunstlerisch hergestellter Reichsadler unter Garantie absolut farb und waschecht mit verstarkten Spitzen und verstarkten Fersen ein grosser Theil der Qualitaten ausserdem mit verstarkten Sohlen eine Musterleistung des Hauses Buchholz und Sohn Julius Stinde Hotel Buchholz Seite 127Weblinks BearbeitenHotel Buchholz im Internet Archive Digitalisat in der Digitalen Landesbibliothek Berlin der Zentral und Landesbibliothek Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php 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