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Hauptweg und Nebenwege ist ein Gemalde von Paul Klee Es gehort zur Gruppe seiner zahlreichen Lagen und Streifenbilder und entstand im Januar 1929 nach Klees zweiter Agyptenreise Als Leihgabe von Werner Vowinckel wurde es zunachst im Kolner Wallraf Richartz Museum gezeigt und ist heute im Museum Ludwig zu sehen Hauptweg und Nebenwege 1929 Ol auf Leinwand 83 7 67 5 cm Museum Ludwig Koln Inhaltsverzeichnis 1 Thema 2 Technik 3 Rezeption 4 EinzelnachweiseThema BearbeitenDer Titel des Bildes und dessen Konnotationen korrespondieren mit seinem Aufbau In der Mitte verlauft der gerade konturierte Hauptweg mehrfach unterteilt durch Farbkontraste differenziert die sich vor allem zwischen Blau Orange und Rot Grun bewegen dabei fast auf die Mitte ausgerichtet und sich in seiner horizontalen Binnengliederung schichtweise verjungend Dabei ist der Hauptweg nicht nur Weg sondern auch ein bis zur hohen Zone des streifigen Blau und Violett 45mal quergeteilter Felderstreifen eher also ein Bild der himmelstragenden Treppe einer Stufenpyramide 1 Links und rechts davon verlaufen die kleinteiliger gestalteten Nebenwege sehr viel unregelmassiger als verschlungene und ungeordnete Pfade die teils im Nichts teils ebenso am selben blau grauen Horizont enden der auch dem Hauptweg sein klares Ziel zu geben scheint 2 Technik BearbeitenHauptweg und Nebenwege zahlt zu den grossformatigsten Werken des Kunstlers Noch grossere Olgemalde entstanden in nennenswerter Zahl erst in den 1930er Jahren Ungewohnlich ist neben dem Format und dem programmatischen Titel auch die Technik Ol auf einer gipsgrundierten und auf Keilrahmen aufgezogenen Leinwand die Klee zumindest bis zum Jahre 1929 nur in wenigen Fallen und auch spater nicht sehr haufig verwandte Hauptweg und Nebenwege gilt daher und naturlich aufgrund der vielen geistreichen Deutungen uneingeschrankt als ein Schlusselwerk Paul Klees Fur den Bildaufbau von Hauptweg und Nebenwege wurde der grosste Teil des Liniengerustes in einen frischen Gipsgrund geritzt im Falle der beiden Begrenzungen des Hauptweges mit einem scharfen Griffel und mit Hilfe eines Lineals in fast allen anderen Fallen mit der freien Hand und einem groberen Instrument das an einigen Stellen Verwerfungen und Grate in der Grundierung hinterlassen hat Die Zuordnung zu den Streifenbildern einer Gruppe von gut funf Dutzend Zeichnungen farbigen Werken und einer Radierung deren formale Gestalt grosstenteils auf einer horizontalen Anordnung von Bildfeldern und einem mehr oder minder konsequent angewendeten Konstruktionsprinzip basiert leitet sich sowohl aus den wie Lagen aufeinander geschichteten Bildfeldern als auch aus Klees eigener Nomenklatur ab Das dem Gemalde Hauptweg und Nebenwege und fast allen Bildern derselben Werkgruppe mehr oder weniger exakt zugrundeliegende von Klee auch als Cardinalprogression bezeichnete Strukturgesetz lasst sich folgendermassen charakterisieren Ausgangspunkt der Bildkonstruktion ist die Lage ein als Norm verstandenes waagerechtes Bildfeld von zumeist langlicher Ausdehnung das beim Zusammentreffen mit einer unregelmassig gesetzten vertikalen oder schragen Linie halbiert wird Bei jedem erneuten Zusammentreffen der nun geteilten Lage mit Vertikalen oder Schragen erfolgt ihre erneute Halbierung woraus weitere Unterteilungen im Rhythmus von 1 4 1 8 und 1 16 resultieren Die von den unregelmassig in der Bildflache positionierten Schrag und Vertikalstrichen ausgehende Unterteilung verstand Klee als individuelles die regelmassig geschichteten Lagen selbst als dividuelles Ordnungsprinzip Das Individuelle wird also mit Unregelmassigkeit das Dividuelle mit Regelmassigkeit assoziiert Vorformen dieser Schichtung von Lagen und Anordnung von Linien sind aus fruheren Werken Klees und aus seinem Bauhausunterricht bekannt Doch erst beginnend mit dem Jahre 1929 nach seiner Ruckkehr aus Agypten ordnete Klee die Zusammenstellung horizontaler Parallellinien und der dazwischen angesiedelten Farbfelder nach der genannten Teilungsregel der Cardinalprogression an Rezeption BearbeitenHorst Keller Direktor im Wallraf Richartz Museum nannte Hauptweg und Nebenwege ein unbeschreibliches Zauberbild Es zeige eine unermessliche Landschaft mit der allersublimsten Malerei ausgedruckt die nicht von einem Menschen erdacht zu sein und nicht von einem mit der Hand gefuhrten Pinsel hingeschrieben scheine 3 Die Kunstkritik war sich weitgehend einig dass das Gemalde Hauptweg und Nebenwege den optimistischen Geist des Sudens atme Es spiegele unmittelbare Licht und Farberfahrungen wider die Klee wie andere Kunstler vor ihm in den Mittelmeerlandern im Ursprungsraum der westlichen Kultur gesammelt hatte in diesem Fall in Agypten Ihre Farbigkeit zeuge so die in der alteren Literatur vorherrschende Meinung von den in Agypten erfahrenen atmospharischen Eindrucken und weise die Spuren einer uralten Kultur auf Das Blau erinnere an das Wasser des Nils die Erdfarben an seinen Schlamm das Gelb Orange an die agyptische Sonne die Farbschichtungen an Ornamentbander in den Grabkammern Assuans Die verzweigten Nebenwege konne man zudem mit den Verzweigungen von Bewasserungskanalen in Zusammenhang bringen die Klee selbst in einem Brief aus Agypten beschreibt Nach seiner Ruckkehr ins heimische Dessau berichtet der Kunstler seiner Frau in einem weiteren Brief von der besonderen Atmosphare wahrend der Arbeit an seinem Aquarell Monument im Fruchtland uber das er Folgendes mitteilt Ich male eine Landschaft etwa wie den Blick von den weiten Bergen des Tales der Konige ins Fruchtland Die Polyphonie zwischen Untergrund und Atmosphare ist so locker wie moglich gehalten Inspiriert von dem Gemalde komponierte der Schweizer Komponist Christian Henking 1992 sein Gitarrensolo Sillis 4 Thomas Blumenthal spielte es 2002 auf die CD 8 Pieces on Paul Klee von Creative Works Records ein 5 Der Komponist Michael Denhoff schrieb 1998 ein fast dreistundiges Klavierquintett das in bewusster Anlehnung an Klee den Titel Hauptweg und Nebenwege Aufzeichnungen op 83 tragt Das Werk wurde im Jahr 2000 beim Internationalen Beethovenfest in Bonn durch das Auryn Quartett und Birgitta Wollenweber Klavier uraufgefuhrt Eine CD Einspielung erschien 2005 beim Label col legno mit dem Vogler Quartett und Birgitta Wollenweber Einzelnachweise Bearbeiten Horst Keller Hauptweg und Nebenwege In Die Goldene Palette Tausend Jahre Malerei in Deutschland Osterreich und der Schweiz Stuttgart Hamburg 1968 Vgl hierzu und zu den folgenden Abschnitten Frank Zollner Paul Klee Hauptweg und Nebenwege 1929 PDF 146 kB Wallraf Richartz Jahrbuch 61 2000 S 263 290 Horst Keller Hauptweg und Nebenwege In Die Goldene Palette Tausend Jahre Malerei in Deutschland Osterreich und der Schweiz Stuttgart Hamburg 1968 S 475 Werkverzeichnis PDF S 5 Werkverzeichnis von Christian Henking PDF 427 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hauptweg und Nebenwege amp oldid 236787515