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Georg Wolfgang Loewenstein 18 April 1890 in Breslau 27 Mai 1998 in Largo Florida 1 war ein deutscher Dermatologe Sexualwissenschaftler und Sozialhygieniker Wahrend der Weimarer Republik war er Stadtarzt in Nowawes und in Berlin Lichtenberg Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften Auswahl 3 Zeitschriftenbeitrage Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenSein Vater Julius Loewenstein war ein nach Borsenspekulationen verarmter Kaufmann und seine Mutter Auguste Lowenstein Klettschoff Als Freischuler besuchte Georg Loewenstein das Konigliche Wilhelms Gymnasium in Berlin An den Universitaten Rostock und Berlin studierte er Medizin Im Ersten Weltkrieg war er 40 Monate lang Frontsoldat und wurde schwer verletzt Die Kriegserlebnisse machten ihn zum Pazifisten und Sozialisten Er wurde unter anderem Mitglied im Verein sozialistischer Arzte VSA und im Verein fur Frauen und Jugendschutz Nach Kriegsende schloss er uber sechs Monate lang sein Medizinstudium im Juni 1920 mit dem Staatsexamen ab und wurde approbiert Gleichzeitig arbeitete er als Medizinalpraktikant beim Gynakologen Ernst Bumm Dieser machte ihn mit dem Dermatologen Alfred Blaschko bekannt der ihn als Privatsekretar beschaftigte und weiter an Felix Pinkus vermittelte Blaschko und Pinkus waren aktiv in der Deutschen Gesellschaft zur Bekampfung der Geschlechtskrankheiten DGBG Georg Loewenstein redigierte die Mitteilungen der DGBG und er hielt Vortrage fur die Gesellschaft Daneben war er von 1919 bis 1922 unter Felix Pinkus Volontar und spater Assistenzarzt auf der Krankenstation des Stadtischen Obdachs Aus dieser Arbeit entstand 1922 seine Dissertation 2 mit der er zum Dr med promoviert wurde Von 1921 bis 1933 war er Dozent am Kaiserin Friedrich Haus und von 1922 bis 1933 zudem im Kaiserin Auguste Viktoria Sauglingsheim tatig 3 Seine Arbeitsschwerpunkte waren die sexuelle Aufklarung Prostitution und Geschlechtskrankheiten Vom 2 Dezember 1922 bis zum 30 September 1925 war Georg Loewenstein Stadtarzt in Nowawes Von 1921 bis 1922 war Max Hodann sein Vorganger in diesem Amt gewesen Aufgrund anhaltender Differenzen mit einem machthungrigen und ehrgeizigen Amtmann bei fehlender Ruckendeckung durch einen politisch farblosen Burgermeister musste Georg Loewenstein seine Arbeit in Nowawes als nicht sehr erfolgreich einstufen 1925 wurde er von der Stadtverordnetenversammlung Berlin Lichtenberg zum Stadtarzt gewahlt und angestellt Am 1 April 1926 erfolgte seine Ernennung als Gemeindebeamter auf Lebenszeit Zusammen mit dem Bezirksburgermeister Alfred Siggel und dem Lichtenberger Stadtrat Ernst Torgler konnte er wichtige sozial und gesundheitspolitische Innovationen umsetzen Die Organisation einer Volksspeisung in Berlin Lichtenberg Die Einrichtung von naturalwirtschaftlicher Selbstversorgung im Krankenhaus Lichtenberg Die Reorganisation der Armen und Krankenpflege durch Anstellung von beruflichen Wohlfahrtspflegerinnen Die Einrichtung von Beratungsstellen fur Ehe und Familienprobleme mit weitgehender Anerkennung der sozialen Indikation zum Schwangerschaftsabbruch Die Einrichtung einer Schulfursorge und einer nachgehenden Fursorge fur Strafentlassene Zusammen mit dem Bauamt die Erstellung von Wohnungen unter Berucksichtigung neuester hygienischer Erkenntnisse Luft und Licht In Berlin trafen sich die 20 Stadtarzte 14 taglich Organisiert wurden diese Treffen von Alfred Korach dem Stadtarzt in Berlin Prenzlauer Berg In guter Erinnerung war Georg Lowenstein auch die Zusammenarbeit mit Richard Roeder dem Stadtarzt in Berlin Treptow Dagegen beurteilte er Richard Schmincke den Stadtarzt von Berlin Neukolln als rucksichtlos aktiv er wirkte wie ein Elefant im Porzellanladen 4 Die sich 1925 zuspitzenden Spannungen zwischen dem SPD Flugel und dem KPD Flugel innerhalb des Vereins sozialistischer Arzte VSA insbesondere die nach seiner Einschatzung provozierend uberzogenen Forderungen des KPD Flugels an die meist in offentlicher Verantwortung stehenden SPD Mitglieder fuhrten dazu dass er sich ab 1925 zunehmend vom VSA abwandte Loewenstein war an der Ausarbeitung der Gesetze zur Bekampfung der Geschlechtskrankheiten sowie deren Ausfuhrungsbestimmungen beteiligt 5 6 und Mitarbeiter eines Entwurfs fur ein Reichsbewahrungsgesetz 7 8 Am 18 April 1933 wurde Georg Lowenstein von Nationalsozialisten darunter auch ehemalige Sozialdemokraten aus seiner Dienststelle abgeholt und bei Freilauf niedrigster Instinkte unter Fluchen auf Juden und Sozis offentlich gedemutigt und gequalt Am 23 September erfolgte seine Entlassung aus dem Amt Seine Nachfolge ubernahm der Schularzt Runge der fur das Amt des Stadtarztes keinerlei Qualifikation besass Freunde und Bekannte wie der Arbeitsmediziner Ernst Wilhelm Baader und der Sozialpadiater Fritz Rott wollten ihn plotzlich nicht mehr kennen 1938 wanderte er nach England aus wo er von Quakern unterstutzt wurde Nach dem Ersten Weltkrieg war er Quaker geworden Nachdem er aus Deutschland ausgeburgert wurde stand er mittellos da Ein Quaker stellte ihm sein Haus zur Verfugung und durch Vermittlung des Tropenmediziners Philip Henry Manson Bahr 1881 1966 fand er eine Stellung fur Tropenhygiene in London Er erhielt eine Berufung nach New Orleans als Ass Prof fur Tropenhygiene Als er nach New Orleans kam war die Stelle bereits besetzt Schliesslich fand er eine Stelle als Medizinal Praktikant in einem der zwei katholischen Krankenhauser von Chicago Es gelang ihm eine Ausnahmeregelung zu nutzen nach der Arzte mit Doktortitel bis zu einem bestimmten Termin nach erfolgreich abgelegtem Sprachexamen eine beschrankte Arbeitserlaubnis erhielten 1947 erwog Georg Lowenstein nach Deutschland zuruckzukehren An der Schweizer Grenze bei Stein am Rhein nahm er jedoch Abstand von diesem Ansinnen Seine Privatpraxis verlegte er Ende der 1950er Jahre von Chicago nach Dark Harbor in Maine 8 1923 heiratete er Johanna Sabat geboren am 11 Juli 1898 Am 19 August 1924 wurden die Kinder Ruth Gallagher und Peter Lu Lansing geboren Drei seiner Bruder fielen im Ersten Weltkrieg ein weiterer Bruder wurde in Berlin samt seiner Familie von einem Nationalsozialisten erschossen Im Mai 1980 nahm er am Berliner Gesundheitstag teil 9 Im Oktober 2006 wurde in Berlin Lichtenberg die Georg Lowenstein Strasse nach ihm benannt 10 Schriften Auswahl BearbeitenKritische Betrachtungen und Beitrage zur Statistik der Geschlechtskrankheiten 1910 1921 In Zeitschrift zur Bekampfung der Geschlechtskrankheiten 20 1922 S 138 187 Diss med Berlin 27 Juli 1922 Die Deutsche Gesellschaft zur Bekampfung der Geschlechtskrankheiten Deutsche Gesellsch zur Bekampfung d Geschlechtskrankheiten Berlin 1923 Welche praktischen Massnahmen konnen getroffen werden um vom reglementierten System zu e System uberzugehen das d Gerechtigkeit u d Ergebnissen d Wissenschaft besser entspricht Bericht F A Herbig Berlin 1924 Geschlechtsleben und Geschlechts Krankheiten G Birk Munchen 1928 Heirats und Eheberatung Verlagsanstalt E Deleiter Dresden 1930Zeitschriftenbeitrage Auswahl BearbeitenIn Der sozialistische Arzt Das Gesetz zur Bekampfung der Geschlechtskrankheiten Band I Jg 1925 Heft 2 3 Juli S 24 Textarchiv Internet Archive Kritische Betrachtungen zur arztlichen Stellungnahme Band I Jg 1925 Heft 4 Dezember S 33 Das neue Gesetz zur Bekampfung der Geschlechtskrankheiten Band II Jg 1927 Heft 4 Marz S 22 23 Textarchiv Internet Archive Gesundheitspolitische Forderungen des VSA Band IV Jg 1928 Heft 1 2 August S 29 32 Textarchiv Internet Archive Gesundheitspolitische Forderungen des VSA Band V Jg 1929 Heft 4 Dezember S 153 157 Textarchiv Internet Archive Leitsatze des VSA zur Studienreform Band VI Jg 1930 Heft 2 Mai S 72 Textarchiv Internet Archive 4 Sitzung der Reichskommission Gesundheitswesen des Gesamtverbandes der Arbeitnehmer der offentlichen Betriebe Band VI Jg 1930 Heft 4 Oktober S 182 184 Textarchiv Internet Archive Zum Bewahrungsproblem Band VII Jg 1931 Heft 3 Marz S 74 75 Textarchiv Internet ArchiveLiteratur BearbeitenStephan Leibfried Florian Tennstedt Hrsg Berufsverbote und Sozialpolitik 1933 Die Auswirkungen der nationalsozialistischen Machtergreifung auf die Krankenkassenverwaltung und die Kassenarzte Analyse Materialien zu Angriff und Selbsthilfe Erinnerungen Arbeitspapiere des Forschungsschwerpunktes Reproduktionsrisiken soziale Bewegungen und Sozialpolitik Nr 2 Universitat Bremen Forschungsschwerpunkt Reproduktionsrisiken soziale Bewegungen und Sozialpolitik Universitat Bremen Bremen 1979 S 106 128 Berufsverbote und der Verein sozialistischer Arzte Hier S 120 Georg Loewenstein Kommunale Gesundheitsfursorge und sozialistische Arztepolitik zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus Autobiographische biographische und gesundheitspolitische Anmerkungen Arbeitsberichte zu verschutteten Alternativen in der Gesundheitspolitik 3 Univ Bremen Bremen 1980 S 1 30 Lebenserinnerungen von Dr med Georg Lowenstein Georg Loewenstein Biography of Medicinaldirector a d Dr George W Loewenstein Germany under Kaiser William II the first German republic and life in the beginning of the Hitler regime the new beginning in U S A Clearwater FL 1990 Weimarer gesundheitspolitische Reformen und ihre Zerstorung Erinnerungen eines leitenden Medizinalbeamten In Arbeitsberichte zu verschuetteten Alternativen in der Gesundheitspolitik Band 10 Bremen 1987 Rudolf Vierhaus Hrsg Deutsche Biographische Enzyklopadie Band 6 Kraatz Menges 2 uberarbeitete und erweiterte Ausgabe Saur Munchen 2006 ISBN 3 598 25036 3 S 528 Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Vol II 2 Saur Munchen 1983 ISBN 3 598 10089 2 S 743Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Georg Loewenstein im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten charite de Kritische Betrachtungen und Beitrage zur Statistik der Geschlechtskrankheiten 1910 1921 In Zeitschrift zur Bekampfung der Geschlechtskrankheiten 20 1922 S 138 187 Diss med Berlin 27 Juli 1922 Alfons Labisch Florian Tennstedt Der Weg zum Gesetz uber die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens vom 3 Juli 1934 Entwicklungslinien und momente des staatlichen und kommunalen Gesundheitswesens in Deutschland Teil 2 Akademie fur offentliches Gesundheitswesen in Dusseldorf 1985 S 456 Lowenstein 1980 S 18 Georg Loewenstein Das Gesetz zur Bekampfung der Geschlechtskrankheiten In Der sozialistische Arzt 1 Jg 1925 Heft 2 3 Juli S 24 Textarchiv Internet Archive Georg Loewenstein Franz E Rosenthal Das neue Gesetz zur Bekampfung der Geschlechtskrankheiten In Der sozialistische Arzt 2 Jg 1927 Heft 4 Marz S 22 23 Textarchiv Internet Archive Georg Loewenstein Zum Bewahrungsproblem In Der sozialistische Arzt 7 Jg 1931 Heft 3 Marz S 74 75 Textarchiv Internet Archive a b Deutsche Biographische Enzyklopadie Band 6 Kraatz Menges Munchen 2006 S 528 Stephan Leibfried Berufsverbote nach 1933 In Gerhard Baader Ulrich Schultz Medizin und Nationalsozialismus Tabuisierte Vergangenheit ungebrochene Tradition Dokumentation des Gesundheitstages Berlin 1980 Band 1 Verlagsgesellschaft Gesundheit Berlin 1980 ISBN 3 922866 00 X S 165 179 Georg Lowenstein Strasse In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert Normdaten Person GND 128618817 lobid OGND AKS LCCN n90712541 VIAF 54709215 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Loewenstein GeorgALTERNATIVNAMEN Loewenstein Georg Wolfgang vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Mediziner und StadtarztGEBURTSDATUM 18 April 1890GEBURTSORT BreslauSTERBEDATUM 27 Mai 1998STERBEORT Largo Florida Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Loewenstein amp oldid 228929600