Der Begriff Elektronisches Kundenbeziehungsmanagement (englisch electronic customer relationship management) bezeichnet ein Kundenbeziehungsmanagement, das eine Spezialisierung auf elektronische Komponenten erfährt.
Einordnung und Begriffsabgrenzung Bearbeiten
Mit der Unterstützung des Customer-Relationship-Management (CRM) durch Informationstechnologien (IT) wurde der Begriff des Electronic-Customer-Relationship-Management (E-CRM) geprägt. Da dieser noch deutlich jünger ist als der des CRM, besteht selbst in der Fachwelt wenig Einigkeit darüber, welche Bedeutung er verfolgt. Es finden sich vielfältige und unterschiedliche Definitionen und Begriffsabgrenzungen in der Literatur. ECRM umfasst dabei einerseits die Prüfung, Planung und Steuerung von Kundenbeziehungen mit Hilfe elektronischer Medien unter dem Ziel einer umfassenden Ausrichtung des Unternehmens auf ausgewählte Kunden.
ECRM-Systeme dienen generell der Integration sowie der Analyse und Darstellung von Kundendaten aus multiplen Kundenkontaktgruppen sowie dem Einsatz solcher Kundendaten zum Zwecke der Gestaltung von Kundenbindungsmaßnahmen über unterschiedliche Kommunikationskanäle. ECRM verknüpft somit CRM mit E-Commerce, E-Business und Internettechnologien.
Konzeptionelle Grundlagen Bearbeiten
ECRM als Ausprägung des CRM Bearbeiten
Auch ein durch den Einsatz von Informationstechnologie gestütztes Kundenbeziehungsmanagement zielt auf eine individualisierte Kundenbindung als entscheidenden Erfolgsfaktor von Unternehmen in Zeiten des Hyperwettbewerbs. Im Mittelpunkt steht dabei eine Weiterführung von Segmentierungsansätzen:
- Von der Zielgruppe zur Zielperson (One-to-one Marketing)
- Identifikation langfristig profitabler Geschäftsbeziehungen (bspw. durch die Ermittlung des Customer (Lifetime) Value)
- Lückenlose Sammlung, Pflege und zweckmäßige Auswertung kundenbezogener Daten
Unternehmenserfolg und Kundenzufriedenheit können nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Die Identifikation langfristig profitabler Geschäftsbeziehungen (Customer Value) und die gezielte Sammlung und Auswertung von kundenbezogenen Daten im Rahmen eines Database Marketings sind Ziele des elektronischen Kundenbeziehungsmanagements.
Ordnet man die Pflege der Kundenbeziehungen in ein Geschäftsmodell ein, so erkennt man neben dem bereits angesprochenen Bezug zum Marketing den Stellenwert solcher Maßnahmen.
Historie Bearbeiten
ECRM ist heute gleichermaßen ein integriertes Instrument des modernen B2C-Marketings als auch eine Unternehmensphilosophie. Schon lange kann Marketing nicht mehr nur als reine vertriebsunterstützende Absatzpolitik eines Unternehmens verstanden werden. Dabei zeichnet sich Bedeutungsgewinn des Kundenbeziehungsmanagements für das Marketing in einer zunehmend marktorientierten Unternehmensführung ab. Märkte selbst sind zu Engpässen geworden, es besteht heute deutlich mehr Angebot als Nachfrage; Ansprüche von Kunden sind gestiegen, ihre Informationsmöglichkeiten haben sich durch neue Medien schlagartig verbessert. Globalisierung, Deregulierung und Liberalisierung bestimmen Marktzutritt und Marktverhalten. Allein die Markttransparenz, die das Internet potentiellen Nachfrager bietet, ermöglicht einen schnellen und unkomplizierten Anbieterwechsel per Mausklick. Veranschaulicht man sich zudem die weltweit stark steigenden Zahlen der Internetnutzer, so unterstreicht auch dies die Bedeutung eines Managements von Kundenbeziehungen auf der Basis von Informationstechnologie.
Vor- und Nachteile von Onlinemärkten Bearbeiten
Die Nutzung von Onlinemärkten bietet dem Nutzer dabei zahlreiche Vorteile:
- Zeitersparnis
- Einfache Vergleichsmöglichkeiten (Preis und Qualität)
- Bequemlichkeit
- 24 Stunden "geöffnet"
- keine geografische Bindung/Entfernung
- Ideal für digitale Produkte
- Meist preisgünstiger
- Meist großes Sortiment (Produkttiefe und -breite)
Aber es gibt auch genug Hemmungen von Teilnehmern an Online Märkten, die überwunden werden wollen:
- Wahrnehmbarkeit der Produkte fehlt
- Ansprechpartner fehlt
- Unsicherheit bzgl. Risiko (Betrug)
- Bedenken beim Datenschutz
- Benutzbarkeit der Internetplattform
- generelle Eignung des Produktes zum Onlinekauf
- Umtauschproblematik
- Lieferkosten
Phasen des ECRM Bearbeiten
Vier Prozessstufen des ECRM determinieren den folgenden Ablauf:
Kundendatensammlung → Kundendatenanalyse → (e)CRM-Maßnahmen → Performancecontrolling
Alternativ ist eine Darstellung folgender drei Phasen bei der Kundenbindung möglich:
- Identifizierung (Kunden anhand von Merkmalen und Präferenzen erkennen)
- Differenzierung (Kundenbewertung auf der Basis von Analysen)
- Personalisierung (Kundenspezifische Maßnahmen)
Implementierung von ECRM-Werkzeugen Bearbeiten
Seine elektronische Unterstützung erfährt ECRM auf vielfältige Art und Weise. Als problematisch stellt sich dabei immer die sinnvolle Auswertung kundenbezogener Daten im Rahmen der Kundendatenanalyse bzw. der Differenzierung dar. Verschiedene Technologien und Applikationen ermöglichen eine systematische Bewältigung der Datenvielfalt und -komplexität. Reporting, OLAP und Data-Mining setzen an bereits sinnvoll aggregierten Datenbeständen an. Als höchste Analyse-Disziplin stellt das Data-Mining entscheidungsunterstützend Methoden und Verfahren zum Aufspüren von Mustern in Datenbeständen zur Verfügung. Ziel ist dabei, auf der Basis von Merkmalen aussagekräftige Prognosen zu konkreten Fragestellungen modellhaft aufstellen zu können und Input-Output-Relationen zu erkennen.
Grundlagen von Datenbanksystemen und Anforderungen aus betriebswirtschaftlicher Sicht prägen die Realisierungen in der Praxis. Im Data-Warehouse werden Informationen aus zahlreichen Datenmengen sinnvoll zusammengefasst und aggregiert. Data Warehouse Systeme stellen darüber hinaus Tools zur Analyse der Daten zur Verfügung. Es sind Informationssysteme für Manager, Fachabteilungen und alle anderen Stellen mit Entscheidungskompetenz. ECRM-Komplettlösungen beinhalten entsprechende Implementierungen der einzelnen Module.
Neben der technischen Umsetzung von ECRM kann dieses auch als Unternehmensphilosophie verstanden werden.
Vorteile gegenüber 'klassischem' CRM Bearbeiten
Informationstechnologien und die mit ihnen eng verbundenen elektronischen Medien sind prädestiniert für die Unterstützung von Customer-Relationship-Management, weil sie viele Kernaspekte des CRM praktisch automatisch implementieren.
Diese Vorteile sind im Folgenden einzeln beschrieben:
Quellenangaben Bearbeiten
- Vgl. Eggert/Fassot (2001), S. 5.
- Vgl. Krause (2008), S. 22.
- Vgl. Fritz/von der Oelsnitz (2006), S. 128.
- Vgl. Gay/Charlesworth/Esen (2007), S. 239 f.
- Vgl. Maaß (2003), S. 32.
- Vgl. Eggert/Fassot (2001), S. 4.
- Vgl. Fritz/von der Oelsnitz (2004), S. 23 f.
- Vgl. Wisotzky (2001), S. 2.
- Vgl. Fritz (2004), S. 175.
- Vgl. Bromberger(2004), S. 123 f.
- Vgl. Pertersohn (2005), S. 1.
- Vgl. Bauer/Günzel (2004), S. 5.
- Vgl. Bauer/Günzel (2004), S. 526.
- Vgl. Eggert/Fassot (2001), S. 7.
- Vgl. Kaiser (2003)
Literatur Bearbeiten
- A. Bauer, H. Günzel (Hrsg.): Data Warehouse Systeme. Heidelberg 2004.
- J. Bromberger: Internetgestütztes Customer Relationship Management. Wiesbaden 2004.
- A. Eggert, G. Fassot (Hrsg.): Electronic Customer Relationship Management. Stuttgart 2001.
- W. Fritz: Internet-Marketing und Electronic Commerce. 3. Auflage. Wiesbaden 2004.
- W. Fritz, D. von der Oelsnitz: Marketing – Elemente marktorientierter Unternehmensführung. 4. Auflage. Wiesbaden 2006.
- R. Gay, A. Charlesworth, R. Esen: Onlinemarketing – A customer-led approach. New York 2007.
- Felix Kaiser: E-CRM für den Mittelstand. selbstverlegte Diplomarbeit. 2003.
- R. Krause: Kundenbindung durch Personalisierung im Internet. Hamburg 2008.
- S. Lütje: Kundenbeziehungsfähigkeit. Wiesbaden 2009.
- C. Maaß: E-Business Management. Stuttgart 2008.
- H. Petersohn: Data Mining – Verfahren, Prozesse, Anwendungsarchitektur. München 2005.
- P.-A. Wisotzky: Digitale Kundenbindung. Köln 2001.