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In der Zwolftontechnik steht combinatoriality fur eine Eigenschaft von Zwolftonreihen wobei jeder Abschnitt einer Reihe sich mit dem entsprechenden Abschnitt einer Reihentransformationen zum chromatischen Total erganzt Das Prinzip wurde erstmals systematisch von Milton Babbitt beschrieben und als konstruktives Prinzip eines seriellen Tonsatzes etabliert 1 Hexachordkomplementaritat Bearbeiten nbsp Arnold Schonberg Concerto for Violin op 36 Grundreihe und Quinttransposition der UmkehrungParallele Hexachorde ermoglichen die Kombination von mehreren Reihenvarianten zugleich ohne dass sich Tonwiederholungen und Oktavparallelen ergeben Sie erleichtern damit auch die Organisation der Harmonik Bereits Arnold Schonberg beschreibt die Hexachordkomplementaritat in seinem Aufsatz Composition with Twelve Tones der auf zwei in Princeton und Washington gehaltene Vortrage aus dem Jahr 1934 zuruckgeht Schonberg fuhrt den Ursprung dieser Gestaltungsidee auf die aus Kompositionstechnischen Grunden notwendige Anpassung erster Reihenentwurfe zuruck Die Umkehrung der ersten sechs Tone des Vordersatzes auf der Quint tiefer sollte keine Wiederholung eines dieser sechs Tone hervorbringen sondern die bisher unbekannten sechs Tone der chromatischen Skala ergeben 2 Das hat den Vorteil dass man Melodieteile aus den ersten sechs Tonen durch Harmonien aus den zweiten sechs Tonen begleiten kann ohne Verdopplungen zu erhalten 3 Im Grunde verhalten sich die Hexachorde aller Zwolftonreihen in irgendeiner Weise komplementar zueinander In Schonbergs Blaserquintett op 26 beispielsweise verhalt sich die erste Reihenhalfte in der Originalgestalt komplementar zur ersten Reihenhalfte der Umkehrung eine kleine Sekund nach unten transponiert Diese Ausgangssituation ist jedoch zur Kombination der Reihenhalften musikalisch nicht immer gunstig Beim Concerto for Violin op 36 liegt die von Schonberg bevorzugte Hexachordkomplementaritat im Quintabstand vor nbsp Arnold Schonberg Concerto for Violin op 36 vereinfachte Darstellung Rot Originalgestalt a Blau Umkehrung eDie Entfaltung der komplementaren Reihenzuge lasst sich in den Takten 8 bis 14 des Violinkonzerts gut nachvollziehen Der erste Satz beginnt mit der Einfuhrung eines Mottos das auf einer kleinen Sekunde beruht und in Violine und Orchester durch eine Auswahl bestimmter Reihentone prasentiert wird zunachst mit der Grundreihe von a ausgehend dann mit der Umkehrung von e ausgehend also transponiert um eine Quint nach oben Ab T 8 spielt sich die Violine melodisch frei und durchlauft bis T 11 einmal die Originalgestalt der Grundreihe wieder ausgehend von a Das Orchester begleitet die ersten 6 Tone der Violine mit den ersten 6 Tonen der Umkehrung von e ausgehend Die Weiterfuhrung der Melodie mit den Reihentonen 7 12 der Grundreihe wird mit den entsprechenden Tonen der Umkehrung im Orchester erganzt In T 11 bis 14 wiederholt sich die Konstellation umgekehrt die Solo Violine setzt die Melodie mit einem vollstandigen Durchlauf der Umkehrung fort wahrend das Orchester mit den jeweils komplementaren Hexachorden der Originalgestalt begleitet Einen Algorithmus zum Auffinden von Hexachordkomplentaritat entwickelte Johannes Sollner und bewies dessen mathematisch vollstandige Funktion Dieser ist auf jede beliebige Reihe applizierbar und funktioniert auch rein graphisch 4 Trichordkomplementaritat Bearbeiten nbsp Anton Webern Konzert Op 24 Grundreihe 5 Eine Reihe in der alle vier Trichorde Ableitungen des ersten Trichords sind Als trichordkomplementar bezeichnet man die Reihen bei der das chromatische Total durch regulare Transformation der ersten drei Reihentone erreicht wird Die Grundreihe von Weberns Konzert op 24 beispielsweise beginnt mit der Tonfolge h b d Das zweite Trichord entsteht durch Krebsumkehrung des ersten vom Ton es ausgehen das dritte ist dessen Krebs vom gis ausgehend Das letzte Trichord ist die Umkehrung des ersten von c ausgehend Einzelnachweise Bearbeiten Andrew Mead An Introduction to the Music of Milton Babbitt Princeton Princeton University Press 1994 S 20 38 Arnold Schonberg Komposition mit zwolf Tonen in ders Stil und Gedanke Aufsatze zur Musik Hg von Ivan Vojtech Frankfurt am Main 1992 S 75 Arnold Schonberg Brief an Josef Rufer 8 April 1950 Digitalisat Johannes Sollner Zwolftonimprovisation Zum improvisatorischen Potential der Dodekaphonie mit Hilfe von hexachordal combinatoriality In Jurgen Blume Konrad Georgi Hrsg Musiktheorie und Improvisation 1 Auflage Schott Mainz 2015 ISBN 978 3 7957 0731 6 Arnold Whittall The Cambridge Introduction to Serialism Cambridge Introductions to Music New York Cambridge University Press 2008 p 97 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Combinatoriality amp oldid 218641983