Calvin Demarest

Calvin W. Demarest (* 20. Juni 1888 in Illinois; † 12. Juli 1925 Elgin, Illinois, USA) war Anfang des 20. Jahrhunderts ein US-amerikanischer Amateur-/Profi-Karambolage- und Pool-Billardspieler, der für seinen offenen, publikumswirksamen Spielstil bekannt war. Demarest gewann 1907 und 1908 die wichtigsten Amateurmeisterschaften. Später erlangte er Bekanntheit, weil er während einer suizidalen, psychotischen Episode seine Frau erstach und seine Mutter verletzte.

Calvin Demarest
Calvin Demarest (Datum unbekannt)
Personalien
Geburtstag	20. Juni 1888
Geburtsort	Illinois, Vereinigte Staaten
Sterbedatum	12. Juli 1925 (37 Jahre)
Sterbeort	Elgin, Illinois
Nationalität	Vereinigte Staaten
Aktive Zeit	1905 bis ca. 1915
Erfolge Wenn nicht anders ausgewiesen, beziehen sich die Angaben auf die Disziplin „Dreiband“.
Andere Turniere:
s. Erfolge

Demarest am 26. März 1912

Karriere

Seine Mutter Ida B. Demarest (1862–?) stammte aus Ohio. Sein aus New York stammender Vater verstarb bereits 1910. Er hatte einen Bruder namens Dean L. Demarest (1889–?) Als Kind studierte er Musik, sein Vater war Organist in Chicago und seine Mutter eine Sängerin. Schon früh interessierte er sich für Poolbillard und Cadre. Am 9. März 1907 stellte er während des nationalen Turniers der Amateurmeisterschaften in New York City einen neuen Rekord im Cadre 35/2 im Generaldurchschnitt (GD) auf und übertraf damit den Rekord von Justus Ferdinand Poggenburg III. Am 14. März 1908 brach er im Eröffnungsspiel gegen Clarence Jackson aus Chicago beim nationalen Amateurturnier im Cadre 35/2 mit einer beeindruckenden Höchstserie (HS) von 168 Punkten den Amateur-Weltrekord für die Höchstserie. Bei der Cadre-45/2-Weltmeisterschaft 1908 besiegte er den renommierten französischen Meister Lucien Rérolle und gewann die internationale Amateurmeisterschaft, direkt danach wechselte er zu den Profispielern. Ab 1909 nahm er sowohl an Profi- als auch an Amateurturnieren teil und gewann mindestens drei Profimeisterschaften.

Krankheit

Mitte der 1910er Jahre begann sich Demarests Geisteszustand zu verschlechtern. Unter anderem hatte er Halluzinationen in Bezug auf seine Frau, von der er dachte, dass sie ihn oft ausraubte. Am 16. Juni 1915 stach Demarest mit einem Taschenmesser seiner Frau mehrmals in den Hals, wobei er sie schwer verletzte, und versuchte dann, sich selbst die Kehle durchzuschneiden. Seine Mutter versuchte ihn davon abzuhalten und wurde dabei selbst an der Hand verletzt. Seine Frau verstarb an den Verletzungen.

Er wurde als verhandlungsunfähig eingestuft und in das Heim für Geisteskranke in Elgin eingewiesen. Dort soll er acht Monate später, am 22. Februar 1916, verstorben sein, aber die New York Times vom nächsten Tag titelte: „Calvin Demarest nicht tot“, und schrieb: „Dr. Hawley, stellvertretender Leiter der Anstalt, kann sich nicht erklären, wie es zu der Meldung von Demarests Tod kam.“

Demarest verstarb erst ca. neun Jahre später, am 12. Juli 1925, in besagtem Heim.

Erfolge

• FSFAB Weltmeisterschaften im Cadre 35/2 und 45/2: 1908/2
• Cadre-35/2-Nationalmeisterschaft: 1907; 3 weitere Turniere

Weblinks

Commons: Calvin Demarest – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

• Calvin Demarest auf Flickr.com.
• OnCue: A True Billiards Horror Story by Andrew Bullis.

Einzelnachweise

1. Dieter Haase, Heinrich Weingartner: Enzyklopädie des Billardsports. 1. Auflage. Band 1. Verlag Heinrich Weingartner, Wien 2009, ISBN 978-3-200-01489-3, S. 153, 166. 
2. Willie Hoppe, the 18.2 balkline billiard champion, successfully defended his title by defeating Calvin W. Demarest of Chicago last night 500 to 440 before an enthusiastic assemblage in the ballroom of the Hotel Astor. The New York Times, 12. April 1912, archiviert vom Original am 26. Juli 2018; abgerufen am 28. April 2008 (englisch, kostenpflichtige Abfrage des ganzen Artikels). 
3. Calvin Demarest, former national amateur billiard champion, attacked his wife with a pocket knife today and then slashed his own throat. His mother, who attempted to restrain him, was cut on the hand. Husband and wife were taken to a hospital. The New York Times, 17. Juni 1915, archiviert vom Original am 26. Juli 2018; abgerufen am 29. April 2008 (englisch, kostenpflichtige Abfrage des gesamten Artikels). 
4. Calvin W. Demarest in der Volkszählung von 1910 in Chicago, Illinois. Seine Mutter war 1910 Witwe und er hatte einen Bruder, Dean L. Demarest (1889–?). Der Vater wurde in New York geboren.
5. Interest in billiards among local enthusiasts received an impetus last week by the initial appearance here, in the role of a professional, of Calvin Demarest, the young Chicagoan who for a year or more held the amateur championship of the world. The New York Times, 10. Januar 1909, archiviert vom Original am 26. Juli 2018; abgerufen am 28. April 2008 (englisch). 
6. Amateur Figures Are Surpassed First by Poggenburg and Then by Demarest. AVERAGES 27 3–11; RUNS 115 New York Entrant Runs Out String In 14 Innings and Makes 101 In Afternoon Game. New York Times, 9. März 1907, archiviert vom Original am 23. Juli 2018; abgerufen am 28. April 2008 (kostenpflichtige Abfrage des gesamten Artikels): „Records for amateur 14.2 balk-line billiards were created under the masterful cue-work of Calvin Demarest and J. Ferdinand Poggenburg yesterday in the continuation of the National championship tournament. The genius of the young Westerner’s billiards was demonstrated in no uncertain way, and he held a big crowd of spectators thoroughly interested in the concert hall of the Liederkranz Club, Fifty-eighth Street, near Park Avenue.“ 
7. Chicago Billiardist Makes Run of 168 and Defeats Jackson. The New York Times, 15. März 1908, archiviert vom Original am 26. Juli 2018; abgerufen am 28. April 2008 (englisch, kostenpflichtige Abfrage des gesamten Artikels): „Calvin Demarest of Chicago to-night broke the world’s amateur record for the high run in the opening game of the National amateur 14.2 billiard tournament at the Chicago Athletic Club, making 168 in his seventeenth inning. Demarest won the game, defeating Clarence Jackson of Chicago by the score of 400 to 165. Demarest’s average was 21 1–19, and Jackson’s 9 3–18.“ 
8. Demarest’s High-class Billiards Gives Him the Lead in Tournament. The New York Times, 11. März 1907, archiviert vom Original am 26. Juli 2018; abgerufen am 11. Oktober 2021 (englisch, kostenpflichtige Abfrage des gesamten Artikels): „Among all the followers of billiards yesterday there was not one who was not ready to concede the amateur championship title to the young player from the West, Calvin Demarest. That this youth had displayed the most perfect 14.2 balk line billiards ever played in an amateur tournament was the verdict of all.“ 
9. Noted Billiard Player Expires in Illinois Insane Asylum. The New York Times, 23. Februar 1916, archiviert vom Original am 26. Juli 2018; abgerufen am 28. April 2008 (englisch, kostenpflichtige Abfrage des gesamten Artikels): „Calvin S. [sic] Demarest, former amateur Champion billiard player and later professional, died at the Elgin Asylum for the insane last night, it was learned …“ 
10. The New York Times, 24. Februar 1916, archiviert vom Original am 2. März 2021; abgerufen am 11. Oktober 2021 (englisch, kostenpflichtige Abfrage des gesamten Artikels). 
11. Calvin W. Demarest. Birth: June 1886 (1888) in Illinois. Death: June/Juli 12, 1925 in Chicago, Cook, Illinois, United States, von ancestry.com
12. Spielerprofil. Kozoom, abgerufen am 11. Oktober 2021. 

V

FSFAB Weltmeisterschaften im Cadre 35/2 und 45/2 und deren Sieger

Die ersten beiden Weltmeisterschaften wurden noch im Cadre 35/2 auf dem Turnierbillard austragen, ab 1906 dann als 45/2 auf dem Matchbillard

Cadre 35/2	1904 (Frankreich Lucien Rérolle) • 1905 (Frankreich Lucien Rérolle)
Cadre 45/2	1906 (Frankreich Lucien Rérolle) • 1907 (Frankreich Lucien Rérolle) • 1908/1 (Frankreich Alfred Mortier) • 1908/2 (Vereinigte Staaten Calvin Demarest) • 1909 (Frankreich Lucien Rérolle) • 1910 (Frankreich Edouard Roudil) • 1911/1 (Vereinigte Staaten Charles Frederick Conklin) • 1911/2 (Frankreich Alfred Mortier) • 1912/1 (Vereinigte Staaten Justus Ferdinand Poggenburg) • 1912/2 (Frankreich Alfred Mortier) • 1913 (Frankreich Alfred Mortier)