Die Buchzensur in der Volksrepublik China (VR China) wird durch die herrschende Partei der Volksrepublik, die Kommunistische Partei Chinas, implementiert oder angeordnet.
Von Anfang der 1980er Jahre bis im Jahre 2013 war in China das Staatliche Hauptamt für Presse- und Verlagswesen (GAPP) für die laufende Überwachung des Pressewesens zuständig. Im März 2013 wurden das GAPP und das Staatliche Amt für Rundfunk, Film und Fernsehen (SARFT) zum Staatlichen Hauptamt für Presse, Publikation, Radio, Film und Fernsehen (SAPPRFT) zusammengeschlossen. Das SAPPRFT ist direkt dem Staatsrat untergeordnet und untersteht der ideologischen Leitung der Zentralen Propagandaabteilung (ZPA). Die Überprüfung sämtlicher chinesischer Literatur, die auf dem freien Markt verkauft werden soll, unterliegt dieser Administration. Das SAPPRFT hat die rechtliche Befugnis, jeden Druck und jede elektronische beziehungsweise Internet-Publikation zu durchleuchten, zu zensieren und zu verbieten. Da alle Verlage in der VR China durch die SAPPRFT lizenziert werden müssen, hat dieses Amt auch die Macht, einer Person das Recht auf Publikation zu verweigern, und kann jeden Verlag vollständig schließen, der seinen Befehlen nicht Folge leistet.
Die Verlagsindustrie ist einer der vom Staat am stärksten kontrollierten Industriezweige. Gemäß BIZ Peking gibt es in China 580 offizielle Buchverlage (2014), die allesamt staatlich sind, und eine große, kontinuierlich wachsende Anzahl privater Verlage, die bis heute offiziell nicht erlaubt sind. Nach einem Bericht in ZonaEuropa gibt es in ganz China mehr als 4.000 Untergrundfabriken, die Bücher veröffentlichen. Es wird angenommen, dass das Verhältnis von offiziellen zu unlizenzierten Büchern bei 40 % zu 60 % liegt. Die chinesische Regierung hält bei nicht genehmigter, doch beliebter Literatur sogenannter geistiger Verschmutzung weiterhin öffentliche Bücherverbrennungen ab, obwohl Kritiker behaupten, dass die dadurch entstehende Aufmerksamkeit auf einzelne Titel nur dabei hilft, diese Bücher zu verkaufen. Gemäß den geltenden Zollbestimmungen ist die Einfuhr von Drucksachen verboten, die schädlich für Chinas Politik, Wirtschaft, Kultur und Moral sind.
Hongkong Bearbeiten
Gemäß Grundgesetz, Artikel 27 der Sonderverwaltungszone, herrscht in Hongkong unter anderem Redefreiheit, Presse- und Publikationsfreiheit. Verlage wie New Century Press veröffentlichen ihre Bücher unbehindert, unter anderem reißerische erdichtete Darstellungen über chinesische Beamte und verbotene Episoden der chinesischen Geschichte. Bücher, die in Festlandchina verboten sind, werden in Buchhandlungen wie der Causeway Bay Books oder der People’s Commune bookstore (Volkskommune Buchhandlung) verkauft. Letztere importiert auch Bücher, die die Buchhandlung Mirror Books in New York City veröffentlicht. Oft sind die Kunden Parteikader, die das kaufen, was sie in Festlandchina verboten haben.
Im Herbst 2015 wurde die Sonderverwaltungszone durch das Verschwinden von fünf Hongkonger Buchhändlern erschüttert. Allesamt arbeiteten für den der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) kritisch eingestellten Verlag Mighty Current Publishing und dessen Buchhandlung Causeway Bay Books. Nach seiner Rückkehr im Juni 2016 trat Lam Wing-kee, einer der Entführten, an die Öffentlichkeit. In einer Pressekonferenz berichtete er von seiner Entführung und dass sein im Februar im Phoenix TV ausgestrahltes Geständnis inszeniert gewesen sei; man habe ihm einen Text vorgelegt, den er ablesen musste.
Liste verbotener Bücher Bearbeiten
Die ist ein Auszug aus mutmaßlich mehreren Tausend Büchern, die in China verboten waren oder noch verboten sind.
- Wilde Schwäne (1991) von Jung Chang, Autobiografie
- Großer Strom, großes Meer (2009) von Lung Ying-tai, Sachbuch
- Verschiedene Werke von Shen Congwen (1902–1988), Romane
- Grünes Ei mit Speck (1960) von Theodor Seuss Geisel, Roman
- Zhuan Falun (1995) von Li Hongzhi, spirituell
- Neun Kommentare über die Kommunistische Partei, Zeitungsverlag Epoch Times Europa, Sachbuch
- Blutige Ernte: Untersuchungsbericht zu den Anschuldigungen der Organentnahmen an Falun Gong Praktizierenden in China (2006) von David Kilgour und David Matas
Siehe auch Bearbeiten
Einzelnachweise Bearbeiten
- Agencies Responsible for Censorship in China, Congressional Executive Commission on China, abgerufen 26. August 2017.
- ↑ Informationen zum Buchmarkt in China, BIZ Peking - Buchmarkt China 2014, April 2014, abgerufen 26. August 2017.
- ↑ Lea Shih: (Memento des vom 26. Juli 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , chinapolitik.de, Juni 2008, abgerufen 26. August 2017.
- The Underground Publishing Industry in China, ZonaEuropa.com, abgerufen 26. August 2017.
- Tom Carter: Naughty CHINA | "Spiritual Pollution" Essential Reading List, Amazon.com, abgerufen 26. August 2017.
- China Zollbestimmungen, chinarundreisen.com abgerufen 26. August 2017.
- GTAI GERMANY TRADE & INVEST: (Memento des vom 27. August 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , gtai.de, abgerufen 26. August 2017.
- Chris Buckley: On Hong Kong Shelves, Illicit Dirt on China’s Elite, The New York Times, 18. Mai 2013, abgerufen 30. Juli 2016.
- Kai Strittmatter: Bücher über Sex, über Maos Verbrechen, über 1989, Tagesanzeiger, 2. Dezember 2014, abgerufen 27. Juli 2016.
- China: Verbotene Bücher sind begehrte Geschenke für Beamte EPOCH TIMES, 25. Mai 2013, abgerufen 27. Juli 2016.
- Katharin Tai: Sie sagten, ich hätte ein Verbrechen begangen, ZEIT ONLINE, 12. Juli 2016, abgerufen 28. Juli 2016.
- Matthias Müller, Peking: In Pekings Würgegriff, Neue Zürcher Zeitung, 17. Juni 2016, abgerufen 29. Juli 2016.
- Felicity Capon and Catherine Scott: Top 20 books they tried to ban, The Telegraph, 20. Oktober 2014, abgerufen 28. Juli 2016.
- EDWARD A. GARGAN: Shen Congwen, 85, a Champion Of Freedom for Writers in China, The New York Times, 13. Mai 1988, abgerufen 29. Juli 2016.
- Sherri Machlin, Mulberry Street Library: Banned Books Week: Green Eggs and Ham, New York Public Library, 24. September 2013, abgerufen 29. Juli 2016.
- Das Wachstum von Falun Gong in China, Falun Dafa Informationszentrum, abgerufen 3. August 2016.
- Die Anfangsphase der Verfolgung von Falun Gong, Falun Dafa Informationszentrum, abgerufen 3. August 2016.
- Klemens Ludwig: Vielvölkerstaat China: die nationalen Minderheiten im Reich der Mitte, Seite 161, 2009, abgerufen 30. Juli 2016.
- Nearly 10,000 in New York Support 237 Million Chinese Who Have Quit the Chinese Communist Party, Epoch Times, 26. Mai 2016, abgerufen am 28. Juni 2017.
- BStU-Fachbibliothek OPAC
- David Kilgour und David Matas, BLUTIGE ERNTE: Untersuchungsbericht zu den Anschuldigungen der Organentnahmen an Falun-Gong-Praktizierenden in China - 31. Januar 2007, November 2007, organharvestinvestigation.net, 31. Januar 2007, abgerufen am 10. Juni 2017
- David Kilgour, David Matas: Bloody Harvest – The killing of Falun Gong for their organs. Seraphim Editions, 2009, ISBN 978-0-9808879-7-6