www.wikidata.de-de.nina.az
Die Bibliotheca chalcographica ist eine Portratgalerie mit anfangs 100 und schliesslich 438 Kupferstichen und Lebensbeschreibungen von Humanisten und Reformatoren und ein Gemeinschaftswerk des Humanisten Antiquitatensammlers und lateinischen Dichters Jean Jacques Boissard 1528 1602 und des Kupferstechers und Verlegers Theodor de Bry 1528 1598 Theodor de BrySelbstbildnis Detail Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung 2 Entstehung 3 Auswahl 4 Qualitat 5 Struktur 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseUrsprung BearbeitenDie Sammlung der 438 Gelehrtenbildnisse druckt das Selbstverstandnis von Humanisten und Reformatoren in charakteristischer Weise aus Eine ihrer Wurzeln ist das spatmittelalterliche Stifterbildnis das dem liturgischen Gedachtnis diente und das damit verwandte Grabdenkmal Der deutsche Erzhumanist Konrad Celtis 1459 1508 hat zuerst mit Hilfe des Kunstlers Hans Burgkmair 1473 1531 im Medium des Holzschnitts ein ortsunabhangiges vervielfaltigtes Gedachtnisbild geschaffen das nach seinem Tod in seinem grossen Freundeskreis verbreitet wurde Anders als viele Stifterbildnisse in denen zur Bestimmung der Identitat der dargestellten Person der hinzugesetzte Name genugte ohne dass physiognomische Ahnlichkeit gefordert war halt das Burgkmairsche Bildnis von Celtis dessen individuelle Gesichtszuge fest Zugleich weisen die hinzugefugten Worte darauf hin dass Geist und Charakter des Dargestellten in seinen unverganglichen Werken besser zu erkennen seien als an seinem verganglichen Ausseren Portal MATEO MAnnheimer TExte Online Bibliotheca Chalcographica in der Editionsreihe MARABU MAnnheimer Reihe Altes BUch der Universitat Mannheim Fur das starke Interesse der zeitgenossischen Offentlichkeit an den Lebensbeschreibungen und lebensahnlichen Bildnissen von Humanisten und Reformatoren geben Fachleute mehrere Grunde an Die Gelehrten traten immer mehr aus dem Verband der Korporationen der geistlichen Orden und der Universitaten heraus und gewannen individuelles Profil Sie verkehrten durch handgeschriebene und gedruckte Briefe und haufige personliche Zusammenkunfte miteinander und kultivierten Freundschaften die durch den Austausch von Bildnissen und anderen Erinnerungszeichen bestatigt wurden Sie waren schliesslich als im Druck verbreitete Autoren sowie als Berater von Fursten und Stadten in geistlichen und weltlichen Angelegenheiten Gegenstand eines verbreiteten Interesses das durch die Techniken des Buchdrucks des Holzschnitts und des Kupferstichs leicht befriedigt werden konnte Portal MATEO MAnnheimer TExte Online Bibliotheca Chalcographica in der Editionsreihe MARABU MAnnheimer Reihe Altes BUch der Universitat MannheimEntstehung BearbeitenDer junge Humanist Jean Jacques Boissard 1528 1602 aus Besancon hatte auf seinen Reisen mit seinem Onkel dem Humanisten und Privatlehrer junger Adliger Hugues Babet Hugo Babelus 1474 1556 und bei mehrjahrigen Studienaufenthalten in Italien viele Gelehrte innerhalb und ausserhalb der Universitaten personlich kennengelernt und eigenhandig portratiert Er tat sich mit dem ebenfalls weit gereisten calvinistischen Kupferstecher und Verleger Theodor de Bry 1528 1598 zusammen der sich inzwischen in Frankfurt niedergelassen hatte und der die Zeichnungen Boissards in hochwertige Kupferstiche umsetzte Gemeinsam mit den von Boissard verfassten Lebensbeschreibungen erschienen 100 Gelehrtenviten in zwei Teilen mit je 50 Kupferstichportrats 1597 1598 unter dem Titel Icones virorum illustrium doctrina et eruditione praestantium ad vivum effictae cum eorum vitis Nach dem Tod des Vaters 1598 erweiterten die Sohne Johann Theodor de Bry 1561 1623 und Johann Israel de Bry vor 1570 1611 das Werk 1598 1599 um 2 mal 50 Portrats Teile 3 und 4 Die Texte hierzu verfasste der Frankfurter Literat Johann Adam Lonicer 1 Teil 5 gab spater die Teile 1 bis 4 mit ungefahr 40 neuen Portrats wieder 2 Als Kupferstecher folgte den Brudern de Bry Sebastian Furck ca 1600 1655 der 1628 Teil 6 mit 50 Portrats beisteuerte 1 Als Kupferstecher und Verleger setzte 1645 1652 also ein halbes Jahrhundert nach der Erstveroffentlichung Klemens Ammon 3 mit den Teilen 7 und 8 sowie 1664 Teil 9 die Serien in der Bibliotheca Chalcographica fort 1 An Teil 9 war der niederlandische Kupferstecher Mathias van Somer beteiligt sowie ein weiterer Kunstler der mit Heim F vermutlich Wilhelm C Heim signierte 4 Bis 1664 war die Portratgalerie in Buchform auf 9 Teile mit insgesamt 438 Bildnissen angewachsen 1669 folgte die hier vom Portal Mateo der Uni Mannheim Online bereitgestellte Gesamtausgabe die auch die Restauflagen des 8 und 9 Teils von 1652 und 1664 enthalt Die Lebensbeschreibungen der fruheren Teile wurden leider nicht mehr ubernommen So ist aus der ursprunglichen Gelehrtenvita Boissards eine Sammlung von Kupferstichportrats von Theodor de Bry und Nachfolgern geworden Diese Erscheinung ist allerdings nicht neu denn bei vielen bebilderten Buchern des 16 und 17 Jahrhunderts stehen heute die wertvollen Kupferstiche aus jener Zeit im Vordergrund 5 Auswahl BearbeitenDie reformierte Weltanschauung der Schopfer der Bibliotheca Chalcographica zeigt sich bei der Auswahl der dargestellten Personen Sie beschrankten sich jedoch nicht auf Konfessionsgenossen und nahmen neben der uberwiegenden Zahl von zeitgenossischen Gelehrten des 16 und 17 Jahrhunderts auch einige des 13 bis 15 Jahrhunderts auf Naturlich mussten Vorlagen zur Verfugung stehen insofern ein bestimmender Faktor Einige Papste sind als gelehrte Schriftsteller berucksichtigt sowie Fursten und Gelehrte die Boissard in seiner Zeit als Privatlehrer kennengelernt und gezeichnet hatte 5 Ob die Personen ihren Portrats glichen war schon damals eine wichtige Frage die man zutreffendenfalls durch die Formulierung ad vivum effictae bestatigte Experten halten das daruber hinaus bei den Personen des 16 und 17 Jahrhunderts fur wahrscheinlich wobei zu bedenken ist dass die Transposition Zeichnung Olgemalde in den Kupferstich seitenverkehrtes Nachschneiden manche Anderung im Detail und im Gesamteindruck mit sich bringen konnte 5 Qualitat BearbeitenBezuglich der kunstlerischen Qualitat der Bildnisse unterscheidet man zwischen den fruheren Teilen die dank der Zeichnungen Boissards und anderer guter Vorlagen sowie durch die Kunstfertigkeit der Kupferstecher de Bry im Allgemeinen ein hohes Niveau erreichen Blute der Bildniskunst im 16 und fruhen 17 Jahrhundert und den spateren Teilen die auch zahlreiche Bildnisse geringerer Qualitat enthalten Den Qualitatsschwund fuhrt man weniger auf die tatigen Kupferstecher als auf die Note des Dreissigjahrigen Kriegs zuruck 5 Struktur BearbeitenDie Reihenfolge der Portrats in der Bibliotheca Chalcographica ist unsystematisch und nur teilweise eine Gruppenbildung erkennbar Namensformen und Berufs sowie Standesangaben wurden aus verschiedenen Quellen entnommen und nicht konsequent vereinheitlicht 5 Literatur BearbeitenJean Jacques Boissard und Theodor de Bry Bibliotheca chalcographica hoc est Virtute et eruditione clarorum Virorum Imagines Heidelberg Clemens Ammon 1669 Partes 1 5 1669 Pars 6 Frankfurt am Main Johann Ammon o J Pars 7 Frankfurt am Main Clemens Ammon 1669 Pars 8 Frankfurt am Main Johann Ammon 1652 Pars 9 Heidelberg Johann Ammon 1664 4 1 Online bereitgestellt vom Portal MATEO MAnnheimer TExte Online der Universitat MannheimWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Bibliotheca chalcographica Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Digitalisat in der Uni MannheimEinzelnachweise Bearbeiten a b c History of Classical Scholarship 2 Band englisch Das Portal Meteo fasst in den Abbildungsverzeichnissen die Teile 1 bis 5 zusammen deren Kupferstiche somit einem Mitglied der Familie de Bry Theodor Johann Theodor oder Johann Israel zuzuordnen sind bedeutsam wegen Stil Zeit und Qualitat hier als Schwiegersohn von Johann Theodor de Bry bezeichnet was wohl nicht er sondern sein Vater war Bibliotheksverzeichnis der Stanford University a b c d e siehe Beschreibung auf Portal Mateo Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bibliotheca chalcographica amp oldid 234433659