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Am 5 Juli 1970 sturzte eine Douglas DC 8 63 auf dem Air Canada Flug 621 ab nachdem mehrere Explosionen die Treibstofftanks in der rechten Tragflache aufgerissen hatten Vorausgegangen war ein Durchstartmanover auf dem Flughafen Toronto International wobei die Maschine so hart aufsetzte dass ein Triebwerk abbrach und ein Tragflachentank leck schlug Bei dem Unfall kamen alle 109 Insassen ums Leben Air Canada Flug 621Ein baugleiches Flugzeug der GesellschaftUnfall ZusammenfassungUnfallart strukturelles Versagen nach TriebwerksabrissOrt nahe Brampton Ontario Datum 5 Juli 1970Todesopfer 109Uberlebende 0LuftfahrzeugLuftfahrzeugtyp Douglas DC 8 63Betreiber Air CanadaKennzeichen CF TIWAbflughafen Kanada Flughafen Montreal Dorval Quebec KanadaZwischenlandung Kanada Flughafen Toronto International Ontario KanadaZielflughafen Vereinigte Staaten Los Angeles International Airport Vereinigte StaatenPassagiere 100Besatzung 9Listen von FlugunfallenFlugverlauf BearbeitenDie am 29 April 1970 ausgelieferte Douglas DC 8 Kennzeichen CF TIW der Air Canada befand sich auf einem Linienflug vom Flughafen Montreal Dorval uber den Flughafen Toronto International zum Los Angeles International Airport Bis kurz vor der Zwischenlandung in Toronto verlief der Flug ohne besondere Vorkommnisse 1 Die beiden Piloten waren bereits haufig miteinander geflogen und hatten sich auf Drangen des Kapitans dabei angewohnt den in der Lande Checkliste vorgeschriebenen Schritt Storklappen entsichern auszulassen Erst als die Maschine die Befeuerung der Landebahn 32 in einer Hohe von rund 18 Metern 60 Fuss uberflog forderte der Kapitan den Kopiloten zur Entriegelung der Storklappen auf Der Kopilot fuhr die Klappen versehentlich komplett aus anstatt sie lediglich zu entsichern Die Maschine verlor dadurch schlagartig an Auftrieb Obwohl der Kapitan umgehend ein Durchstartmanover einleitete konnte er nicht verhindern dass das Flugzeug durchsackte und mit dem Hauptfahrwerk sehr hart auf der Bahn aufsetzte Dabei fuhrte der hohe Anstellwinkel der Maschine zu einem Tailstrike Der Aufprall erfolgte mit einer Sinkrate von etwa sechs Metern pro Sekunde und uberstieg die strukturellen Belastungsgrenzen des Flugzeugs wodurch das rechte aussere Triebwerk Triebwerk Nr 4 mitsamt seiner Aufhangung von der Tragflache abriss 1 Nur eine halbe Sekunde spater hob die Maschine wieder ab Die Besatzung fuhr die Storklappen sowie das Fahrwerk ein und stieg auf eine Hohe von knapp 850 Metern 3 100 Fuss Die Piloten teilten der Flugsicherung mit dass sie in eine Platzrunde eindrehen wurden um einen erneuten Anflug auf die Landebahn 32 auszufuhren Durch den Abriss des Triebwerkspylons war die untere Hulle des rechten Reservetanks beschadigt worden Das auslaufende Kerosin entzundete sich vermutlich an den zerrissenen elektrischen Leitungen Augenzeugen am Boden gaben an dass die Maschine wahrend des Steigflugs eine dunkle Rauchfahne hinter sich herzog und Flammen zu sehen waren Etwa zweieinhalb Minuten nach dem Abheben wurde der aussere Abschnitt der rechten Tragflache durch eine Explosion der Treibstoffgase im Reservetank aufgerissen Eine zweite Explosion erfolgte acht Sekunden spater im weiter rumpfseitig gelegenen Haupttank wodurch das rechte innere Triebwerk Triebwerk Nr 3 abbrach Weitere sechseinhalb Sekunden spater verursachte eine dritte Explosion grossflachige Schaden an der Tragflachenstruktur die zum vollstandigen Abriss des ausseren Tragflachendrittels fuhrten Daraufhin rollte die Maschine um ihre Langsachse nach rechts und ging in einen unkontrollierten Sturzflug uber Die brennende Douglas DC 8 schlug rund zehn Kilometer nordwestlich des Flughafens nahe der Stadt Brampton mit einer Geschwindigkeit von circa 410 km h 220 Knoten in einem Feld auf 1 Unfalluntersuchung Bearbeiten nbsp Kleinere Trummerteile der Maschine die nicht geborgen wurden und an der Unfallstelle verblieben warenDer kanadische Abschlussbericht entspricht nicht den Vorgaben der ICAO und enthalt keine explizite Angabe zur wahrscheinlichen Unfallursache 2 Aus dem Bericht wird aber deutlich dass der Unfall durch die vom Kapitan geforderte Nichteinhaltung des verbindlichen Checklisten Verfahrens durch seine unklaren Anweisungen und den daraus folgenden Bedienungsfehler des Kopiloten verursacht wurde 1 Laut Betriebshandbuch aircraft operating manual der Fluggesellschaft sollten die Storklappen beim Abarbeiten der Lande Checkliste entsichert werden so dass diese nach dem Aufsetzen automatisch gesetzt wurden Der Kapitan hatte sich angewohnt den in der Lande Checkliste verbindlich festgelegten Schritt Storklappen entsichern auszulassen weil er befurchtete dass die Klappen im Fall einer Storung noch im Flug unbeabsichtigt ausfahren konnten Auch von seinen Ersten Offizieren verlangte der Kapitan die Umsetzung des abweichenden Verfahrens Der Kopilot dieses Fluges hatte sich bei fruheren gemeinsamen Flugen zunachst klar gegen die vom Kapitan gewunschte Nichteinhaltung der Vorschriften ausgesprochen und gefordert dass die Storklappen wie im Betriebshandbuch vorgeschrieben betatigt werden sollten Dieser Konflikt wurde schliesslich durch einen Kompromiss zwischen den beiden Auffassungen gelost Wenn der Kopilot die Maschine flog pilot flying entriegelte der Kapitan pilot not flying die Storklappen auf Zuruf im Endanflug Steuerte dagegen der Kapitan das Flugzeug pilot flying so wurden die Storklappen vor der Landung nicht entsichert sondern vom Kopiloten unmittelbar nach dem Aufsetzen manuell ausgefahren Am Unfalltag wich die Besatzung von ihrer selbst gewahlten Vorgehensweise ab Der Kapitan hatte zwar angekundigt dass die Klappen diesmal bereits kurz vor dem Aufsetzen auf seinen Zuruf hin entsichert werden sollten als er hierzu wenige Minuten spater das knappe und nicht standardisierte Kommando OK gab fuhr der Kopilot pilot not flying die Klappen aber wie gewohnt manuell aus Der Kopilot erkannte seinen Fehler sofort und entschuldigte sich Parallel dazu erhohte der Kapitan die Leistung der Triebwerke maximal und zog die Flugzeugnase nach oben um durchzustarten Bevor die Triebwerke ihre Startleistung erreichten prallte das Flugzeug hart auf die Landebahn 1 Es gab keine Hinweise darauf dass den Piloten die Schwere der Schaden bewusst war die das Flugzeug beim Aufsetzen erlitten hatte Sie registrierten erst 107 Sekunden nach dem Abheben dass das Triebwerk Nr 4 keine Leistung mehr lieferte gingen wahrscheinlich aber von einem Triebwerksausfall und nicht von einem vollstandigen Abriss des Motors aus Ebenso bemerkten die Piloten nicht dass Kerosin austrat und die Tragflache in Brand geraten war Die Besatzung erwahnte keine technischen Probleme wahrend sie mit der Flugsicherung sprach und die Platzrunde ankundigte Auch die vom Cockpit Voice Recorder aufgezeichneten Gesprache deuteten nicht darauf hin dass die Piloten bis zur ersten Tankexplosion von ernsten Problemen ausgingen 1 Nach Ansicht der Ermittler waren die Konsequenzen nicht so verheerend gewesen wenn der Kapitan sich gegen das Durchstarten und fur die Fortsetzung der Landung entschieden hatte Allerdings wurde ihm kein Fehlverhalten vorgeworfen weil er durch das Manover einen Aufprall auf die Landebahn verhindern wollte und die sich daraus entwickelnden Folgen kaum absehen konnte 1 Der Unfall resultierte aus der Nichteinhaltung des Checklisten Verfahrens Das ohnehin massiv vom Standard abweichende Vorgehen der Besatzung wurde beim Unfallflug erneut grundlegend geandert und das fatale Ausfahren der Storklappen durch das hochst missverstandliche Kommando OK des Kapitans ausgelost Daraufhin zog der Kopilot den Hebel fur die Storklappen wie gewohnt in die untere statt in die obere Position und fuhr die Klappen somit versehentlich aus Weder in den Betriebshandbuchern des Herstellers Douglas noch in denen der Air Canada war dokumentiert worden dass ein manuelles Setzen der Storklappen nach dem Ausfahren des Fahrwerks uberhaupt moglich war Auch den Schulungspiloten der Air Canada war dies nicht bekannt Die kanadische Untersuchungskommission bemangelte dass der Hersteller es versaumt hatte einen Sicherheitsmechanismus einzubauen der ein unbeabsichtigtes Ausfahren der Storklappen im Landeanflug verhinderte 1 Nachdem am 23 Juni 1973 eine Douglas DC 8 61 der islandischen Fluggesellschaft Loftleidir durch einen ahnlichen Bedienungsfehler der Storklappen bei einer Landung auf dem John F Kennedy International Airport beschadigt wurde ordnete die US amerikanische Luftfahrtbehorde Federal Aviation Administration FAA eine entsprechende sicherheitstechnische Nachrustung aller Flugzeuge der Serien DC 8 50 und DC 8 60 verbindlich an 2 3 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Offizieller Abschlussbericht der kanadischen Untersuchungskommission PDF Memento vom 29 Mai 2005 im Internet Archive a b Aviation Safety Network 5 Juli 1970 Flugzeugkatastrophen David Gero Stuttgart 199443 779722222222 79 691111111111 Koordinaten 43 46 47 N 79 41 28 W Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Air Canada Flug 621 amp oldid 237141412